โBitte โฆ zeichne mir ein Schaf!โ Mit diesem etwas seltsamen Wunsch startet die Bekanntschaft mit dem kleinen Prinzen im gleichnamigen Bestseller mit dem franzรถsischen Originaltitel „Le Petit Prince“ von Antoine de Saint-Exupรฉry. Doch was hat ein Jugendbuch mit dem (historisch spannenden) Fliegeruhren-Klassiker IWC Pilot’s Watch Chronograph zu tun? Das (neben den qualitativen Aspekten natรผrlich) schauen wir uns in diesem ausfรผhrlichen Test an…
Eckdaten IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince (IW377714): *
- Swiss Made
- Durchmesser 43 mm, Hรถhe 15,4 mm, Horn-zu-Horn 51 mm
- Verschraubte Krone
- Wasserdichtheit 6 bar
- Kaliber 79320, Genfer Streifen, Perlage, 44 Stunden Gangreseve (Basis: ETA 7750)
- Braunes Kalbslederarmband, Bandanstoร 21 mm
- Weicheisen-Innengehรคuse zum Schutz gegen Magnetfeldstrahlung
- Saphirglas widersteht Druckabfall
- Saphirglas, gewรถlbt, beidseitig entspiegelt
- Listenpreis: 5900โฌ
INHALT
IWC Schaffhausen und der Weg zum Pilot Watch Chronograph
International Watch Company, oder kurz IWC*, ist nicht grade ein typischer Name fรผr einen Schweizer Uhrenhersteller. Dass es den US-amerikanischen Ingenieur Florentine Ariosto Jones aus Boston im Jahre 1868 ausgerechnet in das (bis dato uhrmacherisch jungfrรคuliche) Schaffhausen verschlagen hat, um sein Unternehmen zu grรผnden, war allerdings kein Zufall: Schweizer Taschenuhren wurden in Jones Heimatland immer beliebter, doch die Preise waren noch vergleichsweise hoch.
Wir erinnern uns: Die industrielle Revolution setzte in den USA zwar vergleichsweise spรคt ein, ab 1850 und insbesondere nach dem Bรผrgerkrieg ab 1865 kam aber ordentlich Tempo in die Industrialisierungsbestrebungen der USA. Vor diesem Hintergrund fand Jones in Schaffhausen gute Voraussetzungen, um sein Wissen um die Industrialisierung einzubringen und die Wasserkraft des Rheinfalls zum Antrieb moderner Produktionsmaschinen zu nutzen.
Innerhalb kรผrzester Zeit konnte Jones ein eigenes Handaufzugkaliber fรผr Taschenuhren auf den Markt bringen. Rund 25.000 IWC-Taschenuhren sind unter der Jones-รgide produziert worden, Schรคtzungen zu folge existieren davon heute weltweit nur noch rund 500 Stรผck. Entsprechend begehrt sind diese unter Vintage-Sammlern.
Und auch, wenn IWC-Taschenuhren mit „Jones-Kaliber“ (in den drei Typen Schlรผsselaufzug, Lรฉpine und Savonette) als zuverlรคssig und robust galten, stellte sich kein kommerzieller Erfolg auf den Hauptzielmรคrkten Groรbritannien und USA ein: Nur wenige Jahre nach der Grรผndung, Ende 1875, musste der US-Amerikaner Bankrott anmelden. Auch Jones‘ Nachfolger, Frederick Ferdinand Seeland, hatte kein glรผckliches Hรคndchen und fuhr IWC 1879 direkt nochmal an die Wand. Erst mit der anschlieรenden รbernahme des Schweizer Industriellen Johannes Rauschenbach ging es nachhaltig bergauf. Insbesondere das in groรen Mengen produzierte Kaliber 52/53 (auch schlicht โKaliber Schaffhausenโ genannt) war ab 1893 ein wesentlicher Baustein fรผr den Erfolg von IWC in den folgenden Jahrzehnten.
Startschuss fรผr Fliegeruhren aus dem Hause IWC
Die erste echte Fliegeruhr aus Schaffhausen war die „Spezialuhr fรผr Flieger“ (Referenz IW436) mit dem Handaufzugkaliber 83 aus dem Jahre 1936. An Bord das Modells war ein kontrastreiches Zifferblatt mit XL-Ziffern und kleiner Sekunde, eine amagnetische Hemmung, Temperaturresistenz von -40 bis +40 Grad Celsius und eine kannelierte, drehbare Lรผnette mit Merkpfeil.
Noch bekannter als die IWC Spezialuhr fรผr Flieger waren die IWC-Beobachtungsuhren mit A-Muster-Zifferblatt (ohne Innenring): Das Deutsche Reichsluftfahrtministerium (RLM) formulierte Anfang der 1940er im Dokument Fl. 23883 haargenaueย Vorgaben zur Herstellung von Fliegeruhren – charakteristisch war insbesondere die Grรถรe von satten 55 mm Durchmesser und extralange Bรคnder, die es ermรถglichten, diese Zeitmesser รผber der dicken Pilotenausrรผstung zu tragen.
Der Zweck dieser sogenannten Beobachtungsuhren (B-Uhren) war simpel: Da GPS-Satelliten erst rund 50 Jahre spรคter in den Orbit geschossen wurden, um die Navigation zu erleichtern, mussten auf Langstreckenflรผgen damals Uhren herhalten, um in Kombination mit einem Libellenoktanten (Winkelmesser) Standortbestimmungen zu ermรถglichen. Die Sterne und die Sonne dienten dabei als Anhaltspunkte fรผr die Berechnungen.
Die deutschen Hersteller Laco, Stowa, Wempe und Lange & Sรถhne wurden damals per Beschluss in die Pflicht genommen diese Uhren fรผr die deutsche Luftwaffe zu bauen. Die Produktionskapazitรคten waren allerdings begrenzt und konnten nicht mit dem groรen Bedarf mithalten – und so kam es, dass auch ein Schweizer Uhrenhersteller B-Uhren an das RLM lieferte: IWC. So wurden im Jahre 1940 rund 1200 Stรผck der IWC-Beobachtungsuhren im A-Muster mit dem Kaliber 52 hergestellt. Weitere 1000 Stรผck wurden im selben Jahr an den deutschen Hรคndler Siegfried Heindorf Berlin geliefert. IWC belieferte รผbrigens nicht nur die Deutschen: Die Schaffhauser waren einer von zwรถlf Lieferanten der Dirty Dozen W.W.W. Field Watch fรผr die Alliierten von der British Army (ob die berรผhmte Schweizer Neutralitรคt damals so angebracht war, steht auf einem anderen Blatt).
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte IWC den Schwerpunkt auf Fliegeruhren: Die IWC Mark XI mit Weicheisenkern zwecks Abschirmung von Magnetfeldern, die typischerweise von Bordinstrumeten ausgingen, kamen bei der britischen RAF (Royal Air Force) und der FAA (Fleet Air Arm) ab 1949 und bei der RAAF (Royal Australian Air Force) ab 1950 zum Einsatz.
Wie quasi alle traditionellen Schweizer Uhrenhersteller hatte auch IWC in den 70er Jahren ordentlich an der รberflutung westlicher Mรคrkte mit Billig-Quarzern aus Japan zu knabbern (sogenannte Quarzkrise). Rettung versprach ein Investor: die Instek AG, eine Tochter des deutschen Tachometer-Herstellers VDO. 1994 wanderte VDO in den Schoร von Mannesmann, die wiederum IWC in die „Les Manufactures Horlogรจres“ (LMH) รผberfรผhrten. Im Jahre 2000 dann kam der Paukenschlag: LMH (neben IWC auch Jaeger-Lecoultre und A. Lange & Sรถhne) wurde fรผr fast 2 Milliarden Euro vom Tabak- und Luxusgรผterkonzern Compagnie Financiรจre Richemont ersteigert. รbrigens: Auch die Swatch-Gruppe und der Luxusgรผterkonzern LVMH Louis Vuitton Moรซt-Hennessy waren stark an IWC & Co. interessiert. Im Facebook-Jargon wรผrde man auch sagen: Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
Auch heute noch sind Fliegeruhren ein wesentlicher Eckpfeiler des IWC-Sortiments. IWC-Modelle im Geiste der frรผheren Flieger- und Beobachtungsuhren finden sich beispielsweise in der 2002 auf den Markt gebrachten Big Pilot-Kollektion sowie in den Pilot’s Watch Chronographen wieder…
Test: IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince
Das Grunddesign des Zifferblattes der IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince hat einige Gemeinsamkeiten mit dem Zifferblatt der oben beschriebenen IWC A-Muster-Beobachtungsuhren: Charakteristisch sind vor allem das „Flieger“-Dreieck mit zwei Punkten auf „12 Uhr“, der die Ablesbarkeit im hektischen (Flieger-)Alltag verbessern soll, sowie die rundum laufenden Ziffern und Indizes. Was besonders auffรคllt ist die Perfektion im Detail: Die Zifferblatt-Drucke haben selbst unter der Lupe knackscharfe, perfekte Rรคnder. Man beachte: Nur die Indizes auf 3-6-9-12 Uhr sind mit Super-Luminova belegt (neben Stunden- und Minutenzeiger natรผrlich).
Auch der Zeigersatz in der sogenannten Losange-Form hat groรer รhnlichkeit mit dem historischen Vorbild – nur, dass dieser bei der IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince eben auf Hochglanz poliert und nicht geblรคut ist. Auch bei den Zeigern ist die Detailverarbeitung absolut makellos und wird in dieser Preisklasse nur von wenigen anderen Herstellern erreicht oder รผbertroffen (Grand Seiko ist einer davon). Durch die polierte Oberflรคchenbearbeitung ergibt sich darรผber hinaus ein schรถnes Lichtspiel. Ein Blickfang ist auch die rote Lackierung der kleinen Sekunde.
Die tolle Verarbeitung und die Details kรถnnen durch das gewรถlbte, grandios beidseitig entspiegelte Saphirglas in Augenschein genommen werden – es wirkt fast so, als sei gar kein Glas verbaut. Das (wegen der Entspiegelungsschicht) blรคulich schimmernde Saphirglas ist auรerdem speziell gegen Abploppen durch plรถtzlichen Druckabfall im Cockpit gesichert (dass man als Pilot bei plรถtzlichem Druckabfall wahrscheinlich andere Sorgen als das Uhrenglas hat, steht auf einem anderen Blatt).
Der IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince kommt mit einem Weicheisenkรคfig – durch diesen haben Magnetfelder deutlich weniger negativen Einfluss auf die Ganggenauigkeit des mechanischen Uhrwerkes. Bis zu 1000 Gauร (bzw. 100.000 Mikrotesla) werden typischerweise durch solche Weicheisenkรคfige abgeschirmt. Und das hat nicht nur einen Nutzen im Flugzeugcockpit: Wie ich in einem praktischen Experiment festgestellt habe, sind auch alltรคgliche Gegenstรคnde nicht zu unterschรคtzen, wenn es um Magnetismus geht – so gehen von einem handelsรผblichen iPad beispielsweise (im Bereich der Lautsprecher) ca. 1500 ฮผT aus, die eine Uhr ohne magnetische Abschirmung in ihrer Ganggenauigkeit massiv beeintrรคchtigen kรถnnen.
Kommen wir vom Inneren zum รuรeren – denn auch das macht einen richtig guten Eindruck: Das Gehรคuse ist รผberwiegend satiniert – und das auf eine sehr feine, hochwertige Art, die an Omega erinnert. Polierte Nuancen in Verbindung mit dem beidseitig entspiegelten Saphirglas machen aus der IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince fast schon sowas wie eine Dress-Fliegeruhr.
Schรถnes Detail: Auf der Krone ist „Probus Scafusia“ (lateinisch fรผr „Bewรคhrtes aus Schaffhausen“) eingraviert – das ab 1903 im Innendeckel von IWC-Taschenuhren geprรคgte Qualitรคtsversprechen, das auch auf den B-Uhren wiederzufinden ist (siehe Bilder oben). Ein Wermutstropfen ist aber die Wasserdichtigkeit: 6 bar / atm bzw. 60 Meter sind irgendwo zwischen Badewanne und Dusche angesiedelt – und das ist doch etwas mager (Fliegeruhr hin oder her).
Mit einem Durchmesser von 43 mm, einem Horn-zu-Horn-Maร von ca. 51 mm, einer Hรถhe von รผber 15 mm und einem Gewicht von 120 Gramm (am Lederband mit schรถner Kontrastnaht und abgestuftem Schnitt) ist die IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince eher sportlicher Natur (was nicht unรผblich ist fรผr Chronographen auf Basis des ETA 7750). Man sollte durchaus einen Handgelenkumfang von mindestens 18 cm mitbringen, damit das Modell optisch stimmig wirkt:
IWC x Le Petit Prince
Mit โBitte โฆ zeichne mir ein Schaf!โ beginnt nicht nur die Freundschaft zwischen einem notgelandeten Piloten und dem kleinen Prinzen, sondern auch die Geschichte des gleichnamigen Buches von Antoine de Saint-Exupรฉry, das zu einem Welterfolg geworden ist. Der Bestseller „Le Petit Prince“ ist in Frankreich erstmals am 6.โ Aprilโ 1946 erschienen und mit 200โ Millionen verkauften Exemplaren heute das populรคrste, meistรผbersetzte und meistgelesene Werk der franzรถsischen Literatur.
Doch was hat ein Jugendbuch (das รผbrigens auch Erwachsenen ans Herz gelegt sei) mit einer Fliegeruhr von IWC zu tun? Nun, ganz einfach: der franzรถsische Autor Antoine de Saint-Exupรฉry war leidenschaftlicher Pilot. Die Idee zu „Le Petit Prince“ kam Saint-Exupรฉry bei einer Nahtod-Erfahrung: Der Franzose musste 1935 in der Sahara notlanden – mehrere Tage vergingen, bis ihn Beduinen retteten. Am 31.โ Juliโ 1944 ging es nicht so glรผcklich aus: Saint-Exupรฉry stรผrzte wรคhrend eines Aufklรคrungsfluges ins Mittelmeer und kam mit nur 44 Jahren ums Leben. Teile der Maschine wurden erst viele Jahre spรคter im Meer in der Nรคhe von Marseille entdeckt.
Und so ist es natรผrlich nicht weit hergeholt, dass IWC seit 2013 in Zusammenarbeit mit den Nachfahren von Antoine de Saint-Exupรฉry „Le Petit Prince“-Sondereditionen anbietet. Typisch fรผr die „Le Petit Prince“-Uhren ist insbesondere das tiefblaue, durch einen feinen Sonnenschliff metallisch wirkende Zifferblatt und eine originalgetreue Bodengravur, die den kleinen Prinzen zeigt:
IWC Kaliber 79320 – wie lange noch an Bord des Pilot Watch Chronographen?
Im IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince (Ref. IW377714) tickt das Kaliber 79320. Es handelt sich dabei um das Schweizer Basis-Kaliber Vajloux 7750 von ETA. Die Schaffhauser haben sich eine ganze Weile geziert ein echtes eigenes Manufakturkaliber zu lancieren – trotz hรคufig zu lesender Kritik von Uhrenfreunden, dass ein ETA 7750, das man auch im Preisbereich von >1500โฌ findet (z.B. Laco Mรผnchen Chronograph), nichts in einer Uhr fรผr rund 6000โฌ zu suchen hat.
Ganz von der Hand zu weisen ist die Kritik freilich nicht, wenngleich man natรผrlich grundsรคtzlich immer hinterfragen sollte, welche handfesten Vorteile ein Manufakturkaliber gegenรผber einem langjรคhrig bewรคhrten Kaliber wie dem ETA 7750 hat – beim Tudor-Manufaktur Kaliber MT5813 ist es beispielsweise eine deutlich erhรถhte Gangreserve (70 Stunden; siehe Test des Tudor Black Bay Panda-Chrono). Auf dieselbe Gangautonomie kommt auch das Breitling-Manufakturkaliber B01 (siehe Test der Breitling Chronomat B01 42).
Mit Standard-ETA-Ware haben die in IWC-Uhren verbauten Kaliber allerdings nicht viel zu tun: Nach eigenen Aussagen beziehen die Schaffhauser von ETA keine kompletten Werke, sondern nur die Rรคder, Grundplatinen und Brรผcken im (undekorierten) Rohzustand. Die fรผr die Funktion einer mechanischen Uhr wichtigsten Teile kauft IWC gesondert bei anderen Lieferanten ein, um dem Werk einen eigenen Stempel aufzudrรผcken (Zugfeder, Federhaustrommel, Ankerrad, Anker, Unruh mit Welle und Doppelrolle, Spirale). Alle Platinen und Brรผcken werden bei IWC graviert, dekoriert (Genfer Streifen, Perlage) und vernickelt oder vergoldet – davon sieht man wegen des „Le Petit Prince“-Bodens allerdings leider nichts. Auch verschiedene Fertigungstoleranzen seien bei IWC deutlich geringer als bei ETA – beim sogenannten Palettenschieben beispielsweise verwendet IWC Gerรคte mit einer Genauigkeit von 1ยต (=> 1 Tausendstel Millimeter).
Es ist aber davon auszugehen, dass IWC in Zukunft verstรคrkt auf die hauseigenen Manufakturkaliber setzen wird: Auf der digitalen Uhrenmesse Watches & Wonders 2021 hat IWC Schaffhausen beispielsweise den neuen Pilotโs Watch Chronograph 41 lanciert – an Bord: das IWC-Manufakturkaliber aus der 69000er-Reihe mit einem (gegenรผber der typischen Kulissensteuerung) aufwendigeren Schaltradmechanismus (auch Kolonnenrad genannt). Die Gangreserve ist gegenรผber dem ETA 7750 allerdings nur leicht erhรถht (46 statt 44 Stunden).
Nun kann man natรผrlich kritisch hinterfragen, was das IWC-Manufakturkaliber fรผr handfeste Vorteile gegenรผber dem ETA 7750 hat. Auf dem Papier halten sich die Vorteile doch stark in Grenzen – da haben Tudor und Breitling bessere Argumente auf ihrer Seite (siehe oben). Am ehesten noch ist das Schaltrad ein nettes Feature, das dafรผr sorgt, dass das Auslรถsen der Chronographendrรผcker etwas satter funktioniert. Man beachte: Der Listenpreis des Pilot’s Watch Chronograph 41 mit Manufakturkaliber betrรคgt immerhin rund 1000โฌ mehr als beim hier getesteten Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince mit ETA 7750-Basis.
IWC hat die Entwicklung von Manufakturkalibern sicherlich vor allem aus strategischen รberlegungen heraus angestoรen, um sich unabhรคngig(er) von der Swatch Group zu machen: Wegen der Querelen zwischen der Schweizer Wettbewerbskommission und der Swatch Group bzw. ETA hat sich herauskristallisiert, dass die Swatch Group nicht besonders erpicht darauf ist die Konkurrenz langfristig mit Kalibern zu versorgen. Irgendwo ist es ja auch nachvollziehbar, dass sich die Swatch Group gegenรผber den beiden grรถรten Wettbewerbern, den Uhren-Konzernen Richemont (IWC, Panerai etc.) und LVMH (TAG Heuer, Zenith etc.), nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will. Es ist also davon auszugehen, dass IWC in Zukunft verstรคrkt auf die Eigenentwicklung setzen wird (mit allen Vor- und Nachteilen) – allein schon, um die Produktionsmengen zu erhรถhen und dadurch Skaleneffekte zu heben.
Fazit: IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince
Eine spannende Unternehmenshistorie (die IWC zweifellos hat) ist heute kein Garant fรผr nachhaltigen Erfolg: Das wusste auch Georges Kern als dieser Anfang 2002 (im Alter von nur 36 Jahren und damit als jรผngster Marken-CEO des Richemont-Konzerns) die Leitung von IWC Schaffhausen รผbernahm. Kern leitete damals bei IWC eine konsequente Internationalisierung und eine massive Erhรถhung der In-House-Wertschรถpfung ein. Auch der (Fliegeruhren-)Markenkern von IWC wurde geschรคrft. Georges Kern war damit in der Summe so erfolgreich, dass er 2017 sogar zum Richemont-Oberhaupt ernannt wurde. Georges Kern ist heute zwar Chef bei Breitling, IWC hat aber nach wie vor eine starke Position im Bereich der Luxus-Fliegeruhren – das verwundert beispielsweise mit Blick auf die ganz hervorragende Haptik und Detailqualitรคt (Zifferblatt, Zeiger, Gehรคuse) keineswegs. Das sorgsam aufgebaute Image und die Verarbeitungsqualitรคt lรคsst sich IWC aber auch ziemlich gut bezahlen: Ein Listenpreis von 5900โฌ fรผr die IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince ist sicherlich kein Pappenstiel. Immerhin ist bei diversen (Online-)Hรคndlern der eine oder andere Rabatt in aller Regel drin…
* Hinweis / Reklame Die IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince wurde fรผr diesen Test von Horando zur Verfรผgung gestellt. |
Alternativen
Deutlich tooliger als die IWC Pilot’s Watch Chronograph Le Petit Prince ist der Chronograph „Mรผnchen“ des Pforzheimer Uhrenherstellers Laco unterwegs: Das Gehรคuse ist mit Titansand gestrahlt und dadurch durchgรคngig matt. Das Besondere an der Laco Mรผnchen ist, dass die Totalisatoren im „Ninja“-Stil komplett schwarz gehalten sind – so wirkt das Modell auf den ersten Blick wie eine A-Muster-Beobachtungsuhr (ohne Chronographen-Komplikation). Im Inneren tickt ein ETA 7750 in der Qualitรคtsstufe Elaborรฉ (Qualitรคtsstufe โTopโ optional mรถglich). Der Preis: Ab 1990โฌ.
Wie IWC und Laco ist auch Stowa einer der „echten“, historischen Hersteller von Beobachtungsuhren. Die Pforzheimer haben mit dem Flieger Klassik Chrono mit ETA Valjoux 7753 im Monocompax-Design ebenfalls eine Alternative, die einen Blick wert ist. Preis: Ab 2200โฌ.
Wer auf der Suche nach einem etwas peppigeren, moderneren Fliegeruhren-Design ist, der darf in Richtung der neuen Fortis Flieger schielen: Ins Auge stechen insbesondere die orangen Akzente, die dank Effektlack richtig knallen (โBerlac Fluor Orangeโ): Die Sรคttigung des Orange-Farbtons ist extrem hoch, die Farbe wirkt fast schon neonartig. Fortis-Saphirglรคser sind (genau wie bei IWC) hervorragend entspiegelt. Auch eine (kleinere) Dreizeiger-Variante ist erhรคltlich. Preispunkt: Ab 1950โฌ.
Fรผr den deutlich kleineren Geldbeutel empfiehlt sich ein Blick auf den Stuttgarter Uhrenhersteller DEKLA, der mit (in dieser Preisklasse) einer ungewรถhnlichen hohen Fertigungstiefe punktet und beispielsweise die Zifferblรคtter und Gehรคuse in Eigenregie fertigt – im nicht grade fรผr gรผnstige Lohnkosten bekannten Schwabenlรคndle. Die Fliegeruhr DEKLA Turbulenz v.2 beispielsweise kostet mehr als faire 554โฌ. Eine Chronographen-Variante ist derzeit allerdings nicht erhรคltlich.
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Was mich von einem IWC Erwerb abhรคlt ist die Bauhรถhe und die recht geringe Gangreserve. Das kรถnnen andere Firmen auch in dieser Preisregion deutlich besser.
Super Artikel mal wieder!!
Mehr zur Wasserdichtheit von IWC findet man auf der Website: https://www.iwc.com/ch/de/specials/water-resistant.html
Dort steht folgendes: Bei 3 bar lรคsst sich mit der Uhr unbesorgt schwimmen oder Ski fahren, bei 6 bar auch Wassersport treiben und schnorcheln.
Also sind die 6 Bar zum schwimmen vรถllig ausreichend, aber wer geht schon mit einem Lederband schwimmen.
Hi Stefan, danke dir.
Ich kenne den IWC-Link, ehrlich gesagt finde ich es aber etwas verwirrend, dass IWC sich nicht an die รผblichen WaDi-Spezifikationen hรคlt… Hm!
Also: Eine Uhr ist erst ab 10 Bar so wasserdicht, dass man mit ihr bedenkenlos schwimmen kann. Wassersport wรผrde ich nicht mal bei 10 Bar machen, da sollten es dann schon mindestens 20 Bar sein. Alles unter 10 Bar ist ein absoluter Witz und gerade IWC unwรผrdig. Das ist de Hauptgrund, warum ich noch immer keine IWC in meiner Sammlung habe.
Gilt dann aber auch fรผr Breitling – die Navitimer hat sogar nur 3 bar WaDi
Toller Artikel, wie รผblich. Kleine Korrektur zur Alternative Dekla Turbulenz: seit einigen Monaten gehรถrt ein Weicheisenkรคfig nicht mehr zum erhรคltlichen Lieferumfang.
Danke dir fรผr die Info, finde ich natรผrlich schade!