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Squale mit Sitz in der Schweizer Gemeinde Chiasso, kurz vor der italienischen Grenze, versteht es wie kaum eine andere Uhren-Marke Modelle aus der eigenen Firmenhistorie am Leben zu erhalten oder wiederzubeleben. Gleichzeitig finde ich es durchaus beachtlich mit welcher Beharrlichkeit Squale bei seinem Schwerpunkt bleibt: Während kaum ein Uhrenhersteller andere beliebte Uhrentypen wie Fliegeruhren, Field Watches und dergleichen links liegen lässt, bleibt Squale stoisch innerhalb des Taucheruhren-Segments. Der neueste Wurf ist dabei die Squale Super-Squale, ein (relativ originalgetreues) Reissue einer eher zierlichen sogenannten “Skin Diver”-Taucheruhr aus den 1960er Jahren

Eckdaten Super-Squale:

  • Sellita SW200-1 Elaboré, 28.800 bph, Gangreserve 38 Stunden
  • Super-LumiNova Old Radium, teilweise applizierte Indexe
  • Wasserdichtigkeit 200 Meter
  • Gewicht 72 Gramm (am Lederband)
  • Gehäusedurchmesser 38 mm
  • Horn-zu-Horn 46 mm
  • Höhe 12,5 mm
  • Bandanstoß 18 mm
  • Lederband oder “Beads of Rice”-Band
  • Gehäuse aus Edelstahl, gebürstet und poliert
  • Verschraubte Krone
  • Hochgewölbtes Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
  • Lünette aus Edelstahl, unidirektional, 120 Klicks
  • Preis: ab 1099€ (am Lederband) beim offiziellen Squale-Händler Chronofactum
*Hinweis / Reklame
Die hier gezeigte Super-Squale wurde für diesen Test von Chronofactum, dem offiziellen Händler für Squale in Deutschland und der EU, zur Verfügung gestellt.
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Super-Squale damals: Skin Diver der 60er Jahre

Der unerschütterliche Fokus von Squale auf Taucheruhren hat sicher insbesondere historische Gründe, denn Squale mischt seit den Anfängen des Berufs- und Freizeittauchens im Markt mit. Der “Delfin-Mann” Jacques Mayol und der dreizehnmalige Weltrekordhalter in der No-Limit-Disziplin Enzo Maiorca in den 60er und 70er Jahren zum Beispiel trugen Squale-Uhren bei ihren vielzähligen Rekorden – und zwar in Ermangelung an digitalen Tauchcomputern als funktionale Instrumente, die das Überleben sicherten. 

Ein wesentlicher Faktor für die heute riesige Beliebtheit von Taucheruhren ist sicherlich genau diese ursprüngliche Idee purer Funktionalität – man versenke das Teil mehrere Hundert Meter im Ozean und es funktioniert trotzdem noch wie am ersten Tag. Das führt aber bis heute auch zu wasserdichten Gehäusen, die oftmals eher klobig sind – obwohl mechanische Taucheruhren mit hoher Wasserdichtigkeit heute eigentlich niemand mehr braucht (höchstens als Notfall-Backup für den Tauchcomputer). Richtig skurril wird es beispielsweise mit Blick auf absurd große Modelle wie die jüngst auf den Markt gebrachte Rolex Deepsea Challenge, die zweifellos alles mitmacht, aber mit 50 mm Durchmesser und irren 23 mm Höhe eben auch keine Taucheruhr ist, die man mal eben unter dem Hemdärmel verschwinden lassen kann – Alltagstauglichkeit: gering.

Mehr: Taucheruhren nach DIN/ISO: Die Normen ISO 6425 / DIN 8306 leicht verdaulich erklärt

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Ergänzend zu eher wuchtigen Taucheruhren, die sich ab den 1950er Jahren vor allem im professionellen Bereich durchgesetzt haben, kamen später sogenannte Skin Diver-Uhren auf den Markt – so wie die Super-Squale. Der Begriff leitet sich vom Wort skin-dive ab, englisch für Freitauchen. Gemeint sind damit Tauchsportaktivitäten, bei denen der Taucher vor dem Abtauchen einatmet und (im Gegensatz zum Gerätetauchen) für den Tauchgang nur diesen einen Atemzug nutzt.

Skin Diver Magazin July 1958

Beim Freitauchen hat man logischerweise keine schwere Taucherausrüstung dabei (wie man auch an der leicht bekleideten Dame, die für das Skin Diver Magazin posiert, sehen kann) – und in diesem Geiste sind auch Skin Diver-Uhren gehalten, die als günstigere “Leichtgewicht”-Alternativen zu klassisch-wuchtigen Profi-Taucheruhren positioniert wurden.

Skin Diver-Uhren kamen klassischerweise aufgrund eines schlankeren Gehäuses mit geringerer, aber absolut alltagstauglicher Wasserdichtigkeit (10 bar oder 20 bar). Charakteristisch war auch der dynamische “Schwung” des Gehäuses, ein hohes Acrylglas sowie eine eher schmale Taucher-Lünette aus poliertem oder lackiertem Edelstahl.

Federführend bei der Entwicklung von wasserdichten Skin Diver-Gehäuse waren spezialisierte Gehäusehersteller wie Erwin Piquerez SA (EPSA), Georges Monnin oder – na klar – Squale. Diese wiederum belieferten andere Uhrenmarken wie Longines, Zodiac, Darwil oder Eaglestar.

Squale nutzte in den 60ern das Skin Diver-Gehäuse auch für ein hauseigenes Modell – die Super-Squale. Und dieses Modell hat Squale nun 2022 aus den Untiefen der Firmenarchive gehoben und als sogenanntes “Reissue” wiederbelebt…

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Mehr über Squale gibt’s in diesem noch recht neuen Markenvideo:

Super-Squale heute: Das Reissue 2022 im Test

Die 2022er Neuauflage der Super-Squale ist recht nah am damaligen Design der 60er Jahre Super-Squale; so ist insbesondere natürlich auch das prägende Skin Diver-Gehäuse an Bord.

Das dressig wirkende Gehäuse bei der neuen Super-Squale wird vor allem von einem kompakten Durchmesser (38 mm) in Verbindung mit einem kleinen Horn-zu-Horn-Maß von 46 mm, einem schmalen Bandanstoß (18 mm) und einer Skin Diver-typischen Wasserdichtigkeit von 20 bar bzw. 200 Meter geprägt.

Aber nanu, ist die Super-Squale ein Pummelchen? Auf der offiziellen Squale-Website ist (Stand Anfang Dezember) die Rede von einer Höhe von 16 mm (das entspricht etwa der Höhe der wuchtigen Omega Planet Ocean). Offenbar handelt es sich aber nur um einen Copy-Paste-Fehler: Die von mir nachgemessene Höhe ist mit 12,5 mm (inklusive des hochgewölbten Glases wohlgemerkt) angenehm flach. Die dezent gekrümmte Flanke wirkt außerdem sehr schmal, die Hörner schwingen sich Skin Diver-typisch in Fortsetzung zur Flanke geschmeidig um’s Handgelenk.

Die Super-Squale verschwindet problemlos unter dem Hemdärmel, der der Tragekomfort ist alles in allem- vor allem am extrem weichen Lederband – phänomenal (alternativ kommt die Super-Squale an einem Stahlband im Grains-de-Riz-Stil, auch genannt Beads of Rice (BoR). Übersetzt bedeutet das einfach Reiskorn, was es auch auf den Punkt bringt: Mittig angeordnet sind je Bandglied drei feine Komponenten, die an Reiskörner erinnern. Dieser Bandtyp kam passenderweise erstmalig in den 60ern auf den Markt).

Dennoch hätte ich persönlich eine zusätzliche, etwas größere Variante der Super-Squale begrüßt – an meinem 19 cm-Handgelenk sieht das Modell (subjektiv) einfach etwas mickrig aus. Uhrenfreunde mit schmalen Handgelenken dürfen sich aber freuen.

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Das Zifferblatt: Nicht ganz original getreu

Das Zifferblatt der neuen Reissue-Super-Squale bewegt sich sehr nah an der Super-Squale der 60er und ist sehr klassisch gehalten. Dabei kommen sowohl rechteckige, applizierte Indexe auf 12-6-9 Uhr als auch dicke, plastisch wirkende bzw. tropfenartige Kreis-Indizes zum Einsatz. Aber es gibt auch Unterschiede von damals zu heute: Die Super-Squale der 60er kam mit einem Datum samt Datumslupe und deutlich längeren Minutenindizes. Die Zeiger der Neuauflage sind außerdem deutlich zierlicher als bei der Vorlage.

Konkret kommen die Indizes der neuen Super-Squale übrigens mit Super-LumiNova in der Farbe “Old Radium”: Die bräunliche Farbe imitiert die früher zum Einsatz kommenden radium- oder tritiumhaltigen Leuchtfarben, die meistens über die Jahre braun geworden sind.

Zu Retro-Modellen wie der Super-Squale passt Old Radium meiner Meinung nach grundsätzlich ganz hervorragend – auch, wenn es da unter Uhrenfreunden naturgemäß auch andere Meinungen gibt 😉 . Bei der hier gezeigten grauen Variante passt Old Radium außerdem besonders gut, da die warmen Brauntöne einen schönen Kontrast zum eher kalten grauen Zifferblatt herstellen.

Mehr: Studie: So gefährlich ist Radium in Vintage-Uhren wirklich

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Wie ein dicker Tropfen: Die runden Stunden-Indexe

Squale-typisch hält das Zifferblatt gleich zwei Logos parat: Zum einen der „Squale“-Schriftzug auf „12 Uhr“ mit einer stilisierten Krone, die aus einem „v“ geformt ist und an das Logo der früheren Squale-Mutterfirma Von Büren erinnert.

Auf „6 Uhr“ befindet sich ein weiterer „Squale“-Schriftzug, der in den Körper eines gekrümmten Haifisches eingebettet ist – auch dieses Logo ist als Hommage an frühere Squale-Geschäftstätigkeiten untergebracht worden, nämlich die oben bereits erwähnte hochspezialisierte Fertigung von wasserdichten Gehäusen für Taucheruhren anderer Hersteller in den 50er, 60er und 70er Jahren. Viele dieser Taucheruhren von anderen Marken wurden damals mit genau diesem Logo versehen, da es für hohe Qualität stand.

Das Zifferblatt wird von einem Saphirglas geschützt, das auf wunderschöne Art und Weise hochgewölbt ist bzw. deutlich über die Lünette herausragt und dadurch für schöne perspektivische Verzerrungen sorgt (sogenanntes „Box-shaped“ Glas). Das Glas bewegt sich dadurch optisch nah an den in den 60ern und 70ern typischerweise zum Einsatz kommenden, stark gewölbten Kunststoffgläsern, bringt aber gleichzeitig die deutlich höhere Resistenz gegenüber Kratzern in Form von synthetischem Saphir mit. Das Zifferblatt ist zum Rande hin nach unten gewölbt, wodurch der Effekt des Saphirglases unterstrichen wird.

Mehr: Saphirglas vs. K1 Mineralglas/Hardlex vs. Hesalitglas im Bruch- und Kratz-Test

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Vier Varianten der Super-Squale stehen zur Auswahl – zwei mal retro und zwei mal etwas moderner: Die hier im Artikel gezeigte Variante “Sunray Grey” (Ref. SUPERSSG) kommt – wie der Name schon sagt – mit einem charakteristischen Sonnenschliff und grauer Farbgebung. Sowohl die graue als auch die schwarze Retro-Variante sind mit Lünetten aus Edelstahl ausgestattet – so wie die Super-Squale der 60er.

Wer es etwas moderner mag, der greift zur schwarzen oder blauen Variante mit weißer Super-LumiNova und farblich abgestimmter Lünetteneinlage aus Aluminium. Ehrlich gesagt lassen die moderneren Varianten etwas den Charme der Super-Squale vermissen – die Retro-Varianten gefallen mit deutlich besser.

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Keine Überraschung beim Antrieb: In der Super-Squale sorgt das zuverlässige Schweizer Automatikkaliber Sellita SW200-1 mit 28.800 bph und 38 Stunden Gangreserve für das Ticktack – und zwar in der bessere Qualitätsstufe Elaboré (Ganggenauigkeit +/-7 Sekunden pro Tag), was in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit ist. Squale versteckt das Werk hinter einem massiven, verschraubten Boden mit feiner Gravur:

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Fazit zum Super-Squale-Reissue 2022

Ich muss zugeben, dass mich die Super-Squale auf Pressebildern zunächst nicht wirklich abgeholt hat. In Natura wirkt das neue Retro-Modell aber deutlich hochwertiger, facettenreicher und haptisch tiptop und – und ich hoffe, dass ich das mit meinen eigenen Bildern in diesem Artikel auch transportieren konnte 🙂

Dass Retro-Modelle beliebt sind, haben fast alle Uhrenhersteller entdeckt. Leider mündet dieses Wissen oft in nicht wirklich nachvollziehbaren Preisaufschlägen – Beispiele gibt es genug wie ich bereits ausführlich in einem separaten Artikel dargelegt habe. Man vergleiche beispielsweise die Longines Skin Diver, die knapp 2500€ auf dem Preisschild stehen hat, mit der modernen Longines HydroConquest (Keramiklünette, selbes Kaliber), die rund 1000€ weniger kostet.

Vor diesem Hintergrund ist die Super-Squale mit 1099€ fair und (im Vergleich zu den anderen Squale-Taucheruhren) nicht “abgehoben” bepreist – ein Retro-Modell von einer gestandenen, seit Jahrzehnten aktiven Uhren-Marke zu diesem Kurs trifft man jedenfalls nicht allzu häufig an.

*Hinweis / Reklame
Die hier gezeigte Super-Squale wurde für diesen Test von Chronofactum, dem offiziellen Händler für Squale in Deutschland und der EU, zur Verfügung gestellt.

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