Die Spinnaker Dumas schlug Anfang 2019 ordentlich ein, Uhrenfreunde waren in einschlägigen Foren und sozialen Netzwerken äußerst positiv angetan. Kein Wunder also, dass die erste Charge der Dumas ratzfatz ausverkauft war. Leider hat sich Spinnaker für den zweiten Wurf eine ganze Weile Zeit gelassen. Nun ist sie aber wieder da – in insgesamt vier Farben, darunter eine quietschgelbe Variante. Und mit demselben tollen Preis-Leistungs-Verhältnis wie die Dumas 1.0? Schauen wir es uns an…
- Wasserdichtigkeit 30 bar / 300 Meter (zum Tauchen geeignet)
- Seiko NH35 Automatikwerk
- Uhrglas: Kratzunempfindliches Saphirglas
- Leuchtmasse: SuperLuminova
- Krone verschraubt, mit Mineralglas überzogen
- Mesh bzw. Milanaise-Band, 4 mm dick, Bandanstoß 22 mm, voll ins Gehäuse integriert
- Gehäuse 43 x 47 x 16 mm (Lünetten-Durchmesser 42 mm)
- 2 Jahre Herstellergarantie
- UVP: 400 US-Dollar (effektiver Endpreis inklusive Rabatt-Code = rund 360 Euro / Vorbesteller-Rabatt oder Code CHRONO20 verwenden).
- Die Sign-Up-Phase läuft ab 23. September 2019, der Verkauf startet am 11. Oktober 2019
Die quietschgelbe Spinnaker Dumas im Test
Was ein Oschi! So oder so ähnlich schoss es mir durch den Kopf als ich die Spinnaker Dumas das erste mal in den Händen hielt. Erste Amtshandlung: Ab mit dem Brocken auf die Küchenwaage. Ich halte fest: Über 200 Gramm Kampfgewicht wirft die Spinnaker Dumas am Meshband in den Ring. Respekt! „Geschuldet“ ist das Gewicht zum einen der allgemein sehr massiven Verarbeitung, insbesondere dem maskulin-kantigen Gehäuse. Der Gehäuse-Klotz ist vorrangig matt, die Gehäuse-Satinierung für meinen Geschmack aber einen Tick zu „grobschlächtig“. Die an den Kanten entlanglaufende Polierung ist aber ein echter Blickfang und reißt es wieder raus.
Das massive Gehäuse sorgt für eine satte Wasserdichtigkeit von 30 bar bzw. 300 Metern. Die Spinnaker Dumas ist damit tatsächlich als „echte“ Taucheruhr zu kategorisieren und darf damit auch ohne Bedenken mit auf Tauchstation genommen werden. Passenderweise ist die Dumas nach dem gleichnamigen Taucher Frédéric Dumas benannt, der zusammen mit seinem Kumpel Jacques-Yves Cousteau sowie Philippe Tailliez den Weg für den modernen Tauchsport in Europa ebnete.
Die Taucher-Lünette rastet satt mit 120 Klicks pro Umdrehung. Sie ist mit Mineralglas überzogen, was für eine tolle, „tiefe“ Retro-Optik sorgt. Ärgerlich: Die Lünette der mir vorliegenden Test-Uhr ist nicht 100% zentriert – zwar ist die Abweichung nicht so groß wie bei der kürzlich von mir getesteten Seiko 5, nervig finde ich das allerdings trotzdem 😉 Wenn ihr in dieser Hinsicht genau so ein Korinthenkacker wie ich seid, könnt ihr aber Spinnaker um einen Austausch bitten: Der Hersteller versendet zwar aus Hong Kong, ist aber hinsichtlich Kundenfreundlichkeit absolut vorbildlich unterwegs und organisiert den Rückversand inklusive aller Zoll-Formalitäten für euch. Quasi das „Rundum-Sorglos-Paket“…
Die Optik der Lünette passt hervorragend zur Krone, die das Spinnaker-Logo, ein stilisiertes Segel, beinhaltet und ebenfalls mit Mineralglas überzogen zu sein scheint. Das Weiß passt allerdings nur bedingt… Ich hätte es mir gut vorstellen können, wenn die Krone die Farbe des Zifferblattes aufgegriffen hätte.
Die Leuchtkraft der Spinnaker Dumas ist „solala“ – nicht desaströs schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Auf eine „12 Uhr“-Markierung über eine Leuchtperle hat Spinnaker verzichtet, da die Lünetten-Indizes mit SuperLuminova beschichtet sind.
Auch das satte 4 mm dicke Mesh- bzw. Milanese-Band unterstreicht das massive Erscheinungsbild der Spinnaker Dumas. Ich war positiv von dem Band überrascht – die Verarbeitung ist deutlich besser als bei Stahlbändern, die ich schon an Uhren in dieser Preisklasse in der Hand hatte. Schließe und Mesh-„Webung“ sind sehr massiv, die Idee mit dem losen Stahl-Keeper ist gut. Toll ist auch die nahtlose Integration in das kantige Gehäuse der Spinnaker Dumas. Kleiner Wermutstropfen: Konstruktionsbedingt trägt das Band an der Unterseite stark auf – im Büroalltag kann so ein fettes Band an der Handgelenk-Unterseite auf Dauer ganz schön nerven.
Im Detail ist das Mesh der Dumas allerdings nicht ganz so perfekt verarbeitet wie beispielsweise die beliebten „Made in Germany“ Staib-Milanaisebänder. So bemerkt man beim Spinnaker-Mesh beispielsweise ein paar minimal „raue“ Stellen am Rand, wenn man mit dem Finger drüber fährt. Außerdem empfinde ich die Butterfly-Schließen der Staib-Bänder zwar optisch als weniger ansprechend als die Spinnaker-Schließe samt Stahl-Keeper, deutlich praktischer ist aber definitiv die Staib-Lösung, da flacher…
Mit Blick auf die Preise verwundern die (kleineren) Qualitätsunterschiede aber kaum: Einzeln kostet das Spinnaker-Mesh grade mal 80 US-Dollar (UVP), das Staib Mesh gibt’s ab ca. 140€. In dem Sinne ist das Spinnaker-Mesh fast schon der Kategorie „Schnäppchen“ zuzuordnen (zumindest, wenn man sich mit dem konstruktionsbedingt hohen Profil an der Unterseite anfreunden kann).
Der Tragekomfort der Dumas ist trotz des hohen Gewichtes in Ordnung. Die Maße sind mit 43 x 47 mm (Lünetten-Durchmesser 43 mm) in einem vertretbaren Bereich. Alles in allem sorgt insbesondere die Gehäuseform in Verbindung mit der knackigen Höhe (16 mm) für eine enorme Präsenz am Handgelenk (zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt rund 19 cm). Understatement haben die Spinnaker-Designer bei der Konzeptionierung der Dumas sicherlich nicht als Überschrift gehabt. Aber von Understatement kann bei der neuen Zifferblatt-Variante „Signal-Gelb“ ohnehin nicht die Rede sein… 😉
Alles in allem ist die Spinnaker Dumas trotz kleinerer Wermutstropfen (z.B. Gehäuse-Satinierung, „nur“ Mineralglas als Lünettenüberzug) einen Blick wert. Den Hype um die Version 1.0 kann ich – zumindest ein Stück weit – nachvollziehen. Nicht zuletzt ist auch das Design erfrischend anders als beim 08/15-Taucheruhren-Allerlei der vielen Micro-Brands dort draußen: Zwar sind Design-Anleihen an die Omega Ploprof augenscheinlich (z.B. Schwertzeiger, Sekundenzeiger, die Gehäuseform), Spinnaker schafft es aber genug Eigenständigkeit einzubringen, um hier nicht die „Pöse, pöse Hommage“-Keule auspacken zu müssen (man beachte zum Beispiel das detaillierte und sehr plastisch verarbeitete Zifferblatt).
Der UVP der Spinnaker Dumas 2.0 beträgt immerhin 400 US-Dollar und ist damit 50 Dollar höher als bei der Dumas 1.0. Einerseits, bzw. auf den ersten Blick, wirkt das wie eine ziemliche Preiserhöhung – insbesondere, da Spinnaker offenbar auch noch die Rabatt-Schraube deutlich zurückdreht (bei der 1.0 waren 30% drin, nun kann man mit dem nur noch 15% sparen, Rabatt-Code CHRONO20 / alternativ könnt ihr aber auch den Vorbesteller-Rabatt verwenden, der ggf. höher ausfällt).
Auf der anderen Seite kam die erste Dumas ohne das genial-fette Mesh-Band, welches allein schon 80 US-Dollar kostet und seinen Preis absolut wert ist. In der Summe landet ihr aber so oder so bei deutlich über 300 Euro inklusive Zoll / Einfuhrumsatzsteuer.
Trotz des höheren Preises gibt’s von mir eine Kaufempfehlung – wenn euch das Design gefällt und ihr eine massive Taucheruhr am Mesh-Band sucht, holt euch die Dumas, solange sie verfügbar ist. Alternativ lohnt sich auch der Blick auf zwei echte Taucher-Klassiker aus Japan: Die Seiko Turtle und die Citizen Promaster Automatik …
Neue Bänder-Kollektion von Spinnaker
Ein paar meiner Leser haben mich auf die Spinnaker Bänderauswahl angesprochen, die in den letzten Monaten deutlich erhöht wurde. Und tatsächlich waren auch mir die vielen Optionen, die Spinnaker im „Strap Guide“ anbietet, nicht bewusst.
Mit Blick auf die Preise der Bänder scheint Spinnaker dabei vor allem auf das Premium-Segment abzuzielen. Passt das zusammen mit einer Marke, die primär in Fernost produziert und viele Uhrenfreunde vor allem aufgrund der günstigen Preise von ca. 200-300€ pro Uhr begeistert? (siehe hierzu auch meinen kritischen Artikel zu Spinnakers Swiss Made Ausflug mit der Spinnaker Tesei Bronze) …
Der Klassiker: Spinnaker Lederband, Handmade in Italy
Das „Handmade in Italy“-Lederband von Spinnaker ist weich und flexibel und riecht sehr natürlich. Der dezente Braun-Ton gefällt. Das Band ist mir allerdings etwas zu schlicht, die Ziernaht am Anstoß einen Tick zu grob. Für 85 US-Dollar (ca. 62€ inklusive Rabatt-Code CHRONO20) ist das Band eher kein Schnapper…
Der Hybrid: Lederband mit Kautschuk-Unterseite
Praktisch im Sommer: Durch eine Kautschuk-Unterseite kann der Schweiß nicht eklig ins Band durchsiffen. Ich habe seit einiger Zeit das Hirsch Performance Robby (89€) und bin von dieser Art Band durchaus angetan. Kann das Spinnaker-Hybrid-Band da mithalten? Erst dachte ich: Jop! Dann: Hmmm! Die Optik ist zwar sehr sehr hochwertig, allerdings zeigt das Band im Bereich der Löcher für die Dornschließe zu schnell Abnutzungsspuren, die einfach unschön aussehen. Das Hirsch Performance hat sich hingegen im Dauertest bewährt und ist deutlich abriebfester. Auch, wenn das Spinnaker-Hybrid-Band mit rund 50€ (inkl. Rabatt-Code) einiges günstiger ist, würde ich wohl eher zum Hirsch Performance greifen.
Nato-Band in Seatbelt-Qualität
Das in Nato-Bändern in aller Regel verarbeitete, gewebte Nylon ist wasserfest und trocknet daher sehr schnell. Leicht, schmutzabweisend und reißfest ist das Material noch dazu. Für den Sommer ist das ebenfalls perfekt. Spinnaker bietet Nato-Bänder in sogenannter Seatbelt-Qualität, welche hinsichtlich Optik und Haptik an robuste Sicherheitsgurte erinnern. Naturgemäß haben solche Seatbelt-Natos – anders als normale Natos – eine dezent glänzende Oberfläche. Dadurch sehen die Seatbelt-Natos meiner Meinung nach hochwertiger aus, wenngleich die optische Erscheinung natürlich Geschmackssache ist.
Die Seatbelt-Natos von Spinnaker sind qualitativ tip top – die Versiegelung ist tadellos, die Hardware (Keeper, Schließe) massiv. Mit 30€ (inkl. Rabatt) sind die Bänder aber auch nicht ganz günstig. Wer bei Spinnaker seine Traumfarbe findet (das hier von mir bebilderte Nato mit orangen Highlights finde ich beispielsweise genial), macht definitiv nichts falsch. Ansonsten lohnt sich auch der Blick in Richtung eines etablierten deutschen Händlers, der auf sehr fair bepreiste Nato-Bänder spezialisiert ist: Miro’s Time.
Ungewöhnlich: Kautschuk-Nato / Tropical Kautschuk-Band
Die Lederbänder waren qualitativ etwas ernüchternd, die Kautschuk-Bänder von Spinnaker sind hingegen umso genialer: Besonders das Nato aus Fluorkautschuk bzw. FKN hat es mir mehr als angetan. FKN gilt als sehr robust, das Band ist trotzdem sehr flexibel. Die Hardware ist außerdem sehr massiv. Das Kautschuk-Nato von Spinnaker ist insbesondere für Taucheruhren wie die Seiko Turtle einen Blick Wert. Mit 58€ ist das Band auf den ersten Blick kein Schnäppchen, aber glaubt mir – die Qualität lohnt sich. Kaufempfehlung!
Auch das Tropical Rubber Band von Spinnaker sollte man sich genauer angucken: Die Verarbeitung, die Flexibilität, das feine Muster – genial! Die luftigen Tropical-Kautschukbänder wurden zuerst in den 60er und 70er Jahren in der Schweiz hergestellt und waren häufig an Taucheruhren von Rolex, Tudor, Blancpain & Co. zu sehen. Mit umgerechnet rund 36€ inklusive Rabatt „CHRONO20“ ist das Band fair bepreist. Auch hier: Kaufempfehlung!
Fazit zur Spinnaker-Bänderkollektion
Licht und Schatten – das fasst die Spinnaker-Bänderkollektion kurz und knackig zusammen: Während die Lederbänder okay, aber keine echten Kracher, sind, haben mich die Kautschuk-Bänder absolut überzeugt. Beachtet, dass die meisten Bänder nur in 22 mm Größe verfügbar sind (außer: Lederband auch in 24 mm verfügbar / Troppic Rubber auch in 20 mm verfügbar). Das ist einerseits logisch, da die allermeisten Spinnaker-Modelle mit einem Bandanstoß von 22 mm kommen. Andererseits ist das schade, da ich finde, dass insbesondere die Kautschuk-Bänder alles in allem auch eine hervorragende Alternative für Nicht-Spinnaker-Uhren sind.
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Vielen Dank für den äußerst informativen Artikel, Mario!
Wer bereits eine Dumas besitzt, muss meistens nicht mehr überzeugt werden. Für einen vernünftigen Preis (vor allem gebraucht) erhält man eine solide Uhr mit Charakter. Mittlerweile befinden sich mehrere Dumas in allen Farben von Schwarz bis Weiß in meinem Uhrenkasten. Montiert habe ich hochwertige BoR-und Lederbänder, beide passen für meinen Geschmack optisch besser als die mitgelieferten Bänder. Das originale Mesh-Band sieht sehr gut aus, aber die ganze Verschlusskonstruktion hängt an einem hauchdünn Stift, damit hatte ich schon Probleme.
Insgesamt lohnt sich generell der Blick auf Spinnaker Uhren. Der Microbrand hat aktuell sehr attraktive Modelle im Portfolio. Im gehobenen Low Budget Bereich bieten die Briten tolle Alltagsuhren.
Ein kleines Update von mir. Ich habe soeben meine „quietschgelbe“ Dumas erhalten. Es scheint als versendet Spinnaker inwischen für den UK/EU Markt aus einem Lager in UK. Ich musste also nicht zum Zoll und /oder Zollgebühren nachzahlen.
Der Trick ist es wohl über spinnaker-watches.co.uk zu bestellen und nicht über spinnaker-watches.com (Es gibt einen versteckten Hinweis auf der spinnaker homepage unter „shipping policy“). Ich vermute, je nach dem wird selektiert aus welchem Lager versandt wird.
Ich bin sehr zufrieden mit meiner DUMAS und auf diesem Weg auch ein herzliches Dankeschön für den ausführlichen Test!
Danke für die Ergänzung, Benjamin!
Wie immer ein sehr interessanter Artikel, vor allem auch die Infos zu den verschiedenen Bändern.