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Marc & Sons – das ist sicherlich nicht die bekannteste Marke in der Uhren-Landschaft und auch die eher nüchterne Website der südlich von München ansässigen Uhrenmarke ist nicht grade betörend schön.

Dennoch: In nur wenigen Jahren seit der Gründung hat sich die Marke unter Kennern eine ordentliche Fangemeinde erarbeitet – das Preis-Leistungs-Verhältnis scheint diversen Erfahrungsberichten zufolge jedenfalls mehr als zu stimmen. Ein guter Grund also einen intensiven Blick auf Marc & Sons aktuelles Spitzenmodell (Stand 12/2016) zu werfen – die „Leuchtkeks“-Taucheruhr MSD-027…

Kooperation

Hintergründe zu Marc & Sons

Eine wichtige Sache vorweg: Der Markenname Marc & Sons sorgt ggf. für Irritationen bei Leuten, die schon mal schlechte Erfahrungen mit ähnlich klingenden, adelig-anmutenden Uhrenmarken gemacht hat: Shopping-Portale wie ebay & Co. sind nahezu überschwemmt mit Modellen, die mit fetten Rabatten um die 70% auf den UVP angeboten werden und feinste Uhrmacher-Tradition versprechen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei oftmals um Massenware aus China. Ein in Hong Kong ansässige Hersteller ist einer der größten Auftrags-Produzenten in diesem Bereich. Marc & Sons entstammt selbstverständlich nicht dieser eher fragwürdigen Massenproduktion und setzt z.B. ausschließlich auf namhafte Zulieferer und zuverlässige automatische Uhrwerke von Miyota bzw. früher auch ETA (Randnotiz: Uhren aus chinesischer Produktion sind natürlich nicht per se schlecht, was mein Review der Seagull 1963 zeigt).

Marc & Sons wurde 2007 gegründet und ist ein sogenanntes Private Label, d.h. ähnlich wie z.B. die Marke Steinhart lässt die bei München ansässige Marke produzieren und konzentriert sich voll auf Design, Service und Direktvertrieb über die eigene Website und einige wenige Partner. Auch Amazon wird als Handelsplattform genutzt. Das ist ein durchaus gängiger Ansatz kleinerer Uhrenmarken bzw. Micro-Brands, denn Investitionen in Maschinen und Anlagen, die Fixkosten für Personal etc. pp. haben ein nicht zu verachtendes Risiko-Potential.

Marc & Sons hat wie viele andere Micro-Brands einen Fokus auf die sehr beliebten Taucheruhren, hat daneben aber z.B. auch noch einige Fliegeruhren im Portfolio. Preislich bewegen sich die Modelle im Bereich zwischen 229€ und 449€.

Marc & Sons Fliegeruhr

Das Design der Uhren ist eher klassisch bis sportlich gehalten – allzu große Design-Experimente traut man sich bei Marc & Sons (noch?) nicht zu, weshalb dieses Zitat von der Website von Marc & Sons vielleicht etwas übertrieben wirkt und eher zu ausgefallenen Uhrenmarken wie Alexander Shorokhoff passt:

Wir und viele unserer Kunden sind der Meinung, dass eine Uhr ihrem Träger ein besonderes und individuelles Lebensgefühl verleiht. […] MARC & SONS hat es sich zur Aufgabe gemacht, den hohen Nutzwert eines Messinstruments mit der Ästhetik so zu verbinden, dass die Individualität des Trägers unterstrichen wird.

Aber Schwamm drüber: Ich bin ein Fan kleinerer Uhrenmarken, die mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten können, also schauen wir uns die 449€ teure Leuchtkeks-Taucheruhr MSD-027 von Marc & Sons mal genauer an…

 

Test zur Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks-Taucheruhr

Gehäuse und Lünette

Mit einem Kampfgewicht von 250 Gramm, verteilt auf 46mm Durchmesser und 16mm Bauhöhe, ist die Marc & Sons Taucheruhr MSD-027 ein massiver Brummer am Handgelenk. Das praktische: Im Büro kann man ganz unauffällig Bizeps-Curls machen ohne Hanteln an seinen Arbeitsplatz schmuggeln zu müssen. Aber Spaß bei Seite: Die Taucheruhr ist zwar groß und schwer, hat dadurch aber eine enorme Präsenz am Handgelenk (mein Handgelenkumfang beträgt 18,5cm):

Die massive Optik wird auch durch die große Krone und das Heliumventil unterstrichen, die durch die (untypische) Anordnung auf zwei und vier Uhr aber nicht unangenehm in den Handrücken drücken (wie das leider oft bei großen Uhren der Fall ist). Das kommt dem Tragekomfort zu Gute.

Alles in allem würde ich die Marc & Sons Taucheruhr MSD-027 dennoch definitiv nur für Handgelenkumfänge ab 18cm empfehlen.

Toll und ganz und gar keine Selbstverständlichkeit in der Preisklasse ist der Einsatz einer kratzfesten Keramik-Lünette, die zusammen mit dem kratzfesten Saphirglas eine plane Ebene bildet:

Zum Vergleich: Die optisch sehr ähnliche Shark Diver 40mm von der Micro-Brand Helson hat zwar ein etwas teureres ETA 2824 an Bord, bietet aber für umgerechnet knapp unter 600€ nur eine kratzanfällige Aluminium-Lünette.

Die Verarbeitung des gebürsteten Gehäuses kann problemlos mit anderen Uhren in der Preisregion mithalten. Auch die optisch und handlich sehr gelungene Riffelung der Lünette möchte ich positiv hervorheben. Der Edelstahlboden hingegen ist verschraubt und nicht besonders aufwendig graviert. Aber seht selbst:

Darüber hinaus hat mich das satte Rasten beim Drehen der Lünette positiv überrascht – ich persönlich finde es sogar fast besser als beispielsweise bei der TAG Heuer Aquaracer.

Eine Wasserdichtigkeit von 100 bar (1000m) rundet den wirklich guten Gesamteindruck von Gehäuse und Lünette ab – vor Profi-Tauchgängen braucht sich das Modell jedenfalls nicht zu scheuen.

Ziffernblatt und Zeiger

Mein erster Leuchtkeks! Das Krümelmonster würde sich zwar die Zähne an der Marc & Sons Taucheruhr MSD-027 ausbeißen, lecker sieht es aber trotzdem aus: Das prall fluoreszierende Ziffernblatt, powered by der Leuchtfarbe BGW9 Superluminova der japanischen Firma Nemoto – nur noch die Leuchtfarbe C3 ist etwas heller.

Leuchtkeks-Uhren sind anders als gängige Taucheruhren nicht mit fluoreszierenden Indizes und Zeigern ausgestattet, sondern mit einem komplett fluoreszierenden Ziffernblatt. Die sehr sauber verarbeiteten Zeiger und Indizes der MSD-027 sind Leuchtkeks-typisch komplett schwarz gehalten, um den Kontrast zu gewährleisten. Durch den hohen Anteil Leuchtfarbe kann man mit der Uhr bei geringer Distanz problemlos im Dunkeln Gegenstände anleuchten…

Lumen bei Nacht der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr

Der geneigte Swiss Made oder Made in Germany Fan vermisst bei der Marc & Sons Taucheruhr wohlmöglich den entsprechenden Mini-Schriftzug auf dem Ziffernblatt. So viel vorweg: Die Lupe braucht man gar nicht erst rausholen – anders als in früheren Kollektionen mit Schweizer Automatikwerken aus dem Hause ETA, erfüllen die aktuellen Modelle (Stand 12/2016) von Marc & Sons nicht die Swissness– bzw. Made in Germany-Anforderungen. Aus zuverlässiger Quelle wurde mir allerdings zugetragen, dass die zukünftigen Kollektionen von Marc & Sons wieder die Kriterien für Made in Germany erfüllen werden.

So viel Lob für das Ziffernblatt – wo ist der Haken? Nunja, einen Faux-pas leistet sich Marc & Sons bei der MSD-027 durchaus: Glaubt man diversen Meinungen im Uhrforum hat sich Marc & Sonst bei der MSD-027 mit dem Datum keinen Gefallen getan. Dadurch, dass das Heliumventil auf 2 Uhr ist, ist im Sinne einer symmetrischen Anordnung die Krone auf die 4 Uhr Position gewandert – und die Datumsanzeige gleich mit:

Datum der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr

Das ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber meiner Meinung nach nicht den sehr guten Gesamteindruck des Ziffernblattes trüben.

Das Werk

In zwei meiner Reviews von Uhren für um die 400€ (Laco Faro und AVI-8 Hawker Harrier) habe ich schon bemängelt, dass nur japanische Automatikwerke aus Miyotas 82er Baureihe verbaut werden. Schlecht ist die 82er Baureihe zwar keineswegs, das Miyota 9015 hat aber z.B. den Vorteil eines Sekundenstopps bei gezogener Krone, eine etwas höhere Gangreserve und ein merkbar geschmeidigeres Laufverhalten des Sekundenzeigers (durch eine höhere Frequenz). Es darf sich also zurecht als eine Alternative zum Schweizer ETA 2824 bezeichnen lassen. Hier und da liest man allerdings, dass das Miyota 9015 gegenüber dem ETA 2824 ein deutlich lauteres Rotorgeräusch macht, wenn sich das Automatikwerk aufzieht. Das kann ich in einem direkten Vergleich mit dem ETA 2824 nicht bestätigen: Das Miyota 9015 in der Marc & Sons MSD-027 war kaum merkbar lauter als das ETA 2824 in meiner Breitling Colt .

Die gute Qualität des Miyota 9015 merkt man auch an der Ganggenauigkeit, welche +0,5 Sekunden pro Tag bei meiner Test-Uhr beträgt – ein hervorragender Wert. Alles in allem beweist Marc & Sons mit der hier getesteten Leuchtkeks-Taucheruhr, dass auch in der Preisklasse um die 400€ ein Miyota 9015 durchaus machbar ist.

Armband und Schließe

Edelstahlarmbänder sind ein Schwachpunkt bei vielen Modellen unter 500€: Nicht sonderlich massive und quietschende Wackel-Armbänder sind mir leider schon zuhauf untergekommen (vielleicht bin ich aber auch etwas verwöhnt). Das Edelstahlarmband der Marc & Sons Taucheruhr (Bandanstoß 22mm) ist zwar immerhin ziemlich massiv (alles andere würde an dem Brummer auch seltsam aussehen), qietscht und wackelt allerdings leider auch etwas vor sich hin. Die Qualität der Schließe ist in Ordnung, aber nichts Besonderes. Insbesondere beim Band ist summa summarum also auf jeden Fall noch Verbesserungspotential vorhanden.

Schließe und Band der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr Schließe und Band der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr

Box und Inhalt

Die Marc & Sons Taucheruhr MSD-027 kam in einer eher schlichten Box mit Anleitung und Garantiekarte: Nichts Besonderes, für die Preisklasse aber in Ordnung. Aufmerksame Leser meines Blogs wissen, dass ich keinen Wert darauf lege meine Räume mit Uhrenboxen zu drapieren – von daher geht’s weiter zum Fazit.

Box der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr Box der Marc & Sons MSD-027 Leuchtkeks Taucheruhr

 

Marc & Sons Taucheruhr MSD-027: Bezugsmöglichkeiten, Einschätzung & Preis-Leistungs-Verhältnis

Ob man nun unbedingt wert auf den Swiss Made-Schriftzug legt oder nicht – was Marc & Sons mit diesem Leuchtkeks-Taucher hier abliefert ist durchaus beachtenswert: Eine gute Gehäuseverarbeitung, eine satt rastende Keramik-Lünette mit schicker Riffelung und ein hervorragend reguliertes Miyota 9015 sind die Highlights dieser massiven Leuchtkeks-Taucheruhr.

Schwächen leistet sich das Modell im Prinzip nur beim Edelstahlarmband. Das macht in Anbetracht des Preises von 449€ in der Summe ein mehr als ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Die 46mm Durchmesser schränken den Käuferkreis allerdings sicherlich ein.

Kurzum: Eine empfehlenswerte Taucheruhr für Männer mit starken Armen oder solchen, die welche kriegen wollen!

Die Bestellung der MSD-027 kann direkt bei Marc & Sons vorgenommen werden. Anders als viele andere Micro-Brands verschickt Marc & Sons direkt aus Deutschland – sonstige Nebenkosten für Zoll etc. können also nicht anfallen. Eine Bestellung über Amazon ist zwar auch möglich, dort sind die Modelle aber aufgrund der Amazon-Gebühren teurer.

 

Günstige Leuchtkeks-Alternativen: Aktuelle Modelle

Leuchtkeks-Taucheruhren sind nicht allzu weit verbreitet und eher bei kleineren oder asiatischen Herstellern zu finden. Die Micro-Brand H2O / Helberg beispielsweise hat die Leuchtkeks-Variante des Modells Kalmar 2 sogar mittlerweile aus dem Programm genommen. H2O hat aber ein Herz für Chrono-Freunde: Der Chronograph Helberg CH2 hat ein Zifferblatt, das komplett mit weißer Super-LumiNova C1 belegt ist – die Leuchtkraft ist allerdings deutlich geringer als bei der Marc & Sons MSD-027.

Schön: Der Chrono kommt mit dem beliebten Schweizer ETA 7750 Automatikkaliber für faire 987€ direkt beim Hersteller. Der Versand erfolgt aus Deutschland. Aber Achtung: Mit satten 47mm Durchmesser ist die Helberg CH2 sogar noch einen Tick größer als die hier getestete Marc & Sons MSD-027.

 

Einige Hersteller aus Fernost, die oftmals unterschätzt werden, setzen auf leuchtende Ziffernblätter. So zum Beispiel die zum japanischen Seiko-Konzern gehörige Marke Orient, dessen Preis-Leistungs-Verhältnis regelmäßig gelobt wird. Die Leuchtkeks-Taucheruhr Automatik Deep Mako XL FEM75005R9 beispielsweise bietet für unter 200€ ein faires Paket bestehend aus 20bar Wasserdichtigkeit, zuverlässigem Automatik-Werk und gut tragbaren 44mm Durchmesser. Leider ist nur Mineralglas verbaut.

 

Bleiben wir in Japan: Das 42mm große Leuchtkeks-Modell Promaster NY0040-09W von Citizen kommt ebenfalls mit einem japanischem Automatikwerk, 20bar Wasserdichtigkeit und Mineralglas. Schön: Der Shop Taucheruhren.de bietet aufpreispflichtig den Einbau eines kratzfesten Saphirglases an. Knapp unter 300€ sind in der Variante mit Mineralglas fällig. 

 

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herku
4 Jahre zurück

Schöne Uhr, wenn auch mittlerweile leider in dieser Variante nicht mehr zu bekommen. Einzig die Zeiger machen einen etwas zu schmalen Eindruck.

Peter P.
7 Jahre zurück

Was für ein Leuchtmonster! Da ist dein Begriff „Leuchtkeks“ eine nette Verniedlichung. Wie immer ein schöner und informativer Beitrag. Auch nochmal der Hinweis auf „ETA vs. Miyota“, es ist eine Glaubens- oder Imagefrage geworden. Beide Werke liegen wohl gleichauf in Sachen Qualität und Ganggenauigkeit. Und jetzt bin ich etwas angefixt vom „Leuchtmnonster“.