Mit der Stratoliner Blue Japan S-41-J bringt der Schweizer Uhrenhersteller Fortis eine Variante der neuen Stratoliner-Serie auf den Markt, die nicht direkt online bei Fortis, sondern ausschlieรlich „offline“ รผber offizielle stationรคre Fortis-Hรคndler erworben werden kann. Die Blue Japan-Variante ist dabei etwas dezenter als die „Standard“-Stratoliner, bringt aber dieselben charakteristischen Merkmale mit, die fรผr in einschlรคgigen Foren fรผr eine Menge Gesprรคchsstoff gesorgt haben…
Eckdaten zur Fortis Stratoliner „Blue Japan“:
- Durchmesser: 41 mm
- Hรถhe (inkl. Glas) 14,7 mm
- Horn-zu-Horn: 50 mm
- Bandanstoร 21 mm
- Gewicht (am Stahlband, gekรผrzt auf einen Handgelenkumfang von ca. 19 cm): 206 Gramm
- Wasserdichtigkeit: 200 m / 600 ft / 20 atm
- Gehรคuse aus recyceltem Edelstahl mit schmaler Lรผnetteneinlage aus Kautschuk (โOrbit Bezelโ)
- Saphirglas mit beidseitiger Antireflexbeschichtung
- Boden mit Saphirglas-Sichtfenster, dunkel getรถnt
- Verschraubte Krone mit dreifacher Dichtung und Stoรsicherung
- Zifferblatt mit staubรคhnlicher Struktur (โDust Dialโ)
- SuperLuminova X1
- Leuchtende, mattschwarz umrandete Stunden- und Minutenzeiger. Leuchtender Sekundenzeiger. Geformter Minutenzรคhler-Zeiger
- Stahlband aus recyceltem Edelstahl oder Echtlederband
- Schlieรe mit werkzeugfreier Feinjustierung
- Preis: 4950โฌ (Aviator Strap) bzw. 5300โฌ (Stahlband)
- Nur erhรคltlich bei offiziellen Fortis-Fachhรคndlern
Reissue vs. Komplettรผberarbeitung: Die Fortis Stratoliner Blue Japan S-41-J
Es ist nicht selten zu beobachten, dass ein neuer Chef bei einem Uhrenhersteller lieber erst mal auf Nummer sicher geht, indem er/sie erst mal mรถglichst viele Designvorlagen aus der eigenen Firmenhistorie herauskramt und (mehr oder weniger) authentisch bzw. originalgetreu neu auflegt (sogenannte Reissues oder Re-Editionen). Georges Kern beispielsweise, der seit ein paar Jahren die Geschรคfte bei Breitling leitet, bedient sich gerne in den Archiven des Grenchner Uhrenherstellers. Fรผr einen Uhren-Designer ist der Job, ein altes Design wiederzubeleben, naturgemรคร vergleichsweise bequem: Mit ein paar Anpassungen im homรถopathischen Bereich, zum Beispiel beim Gehรคuse, ist es oftmals schon getan. Kreativitรคt sieht aber natรผrlich anders aus, weshalb ich vor einiger Zeit auch schon fรผr mehr Mut bei Uhren-Designs und zumindest ein paar Innovatiรถnchen plรคdiert habe.
Wenn man so die Kommentare in einschlรคgigen Uhr-Foren verfolgt, dann weiร man schnell warum die Reissue-Strategie gรคngige Praxis ist: Neuauflagen kommen in der Regel ziemlich gut bei potentiellen Kรคufern an, komplett neue Designs hingegen polarisieren hรคufig. So auch bei der neuen, 2022 auf den Markt gebrachten Fortis Stratoliner, bei der hin und wieder von Uhrenfreunden die Frage zu lesen war, warum Fortis „nicht einfach die alte Stratoliner leicht รผberarbeitet und neu aufgelegt hat“.
Grade mal 5 Gehminuten von Breitling entfernt, am Fortis-Stammsitz in Grenchen, schlรคgt ein anderer frischgebackener CEO, der auch erst seit ein paar Jahren im Amt ist, nรคmlich komplett andere Tรถne an: Wie auch schon bei der Fortis Marinemaster und der Fortis Flieger, die beide unter CEO Jupp Philipp entstanden sind, ist auch bei der neuen Stratoliner kein Stein auf dem anderen geblieben. Das Design hat sich gegenรผber frรผheren Stratoliner-Modellen stark gewandelt, vor allem ist es deutlich moderner geworden. Kurzum: Weder mit der „Ur“-Stratoliner, die erstmalig 1965 auf den Markt kam, noch mit den Stratoliner-Modellen der letzten Jahre hat die neue 2022er Stratoliner viel zu tun – weder optisch, noch technisch. Mit dieser Strategie holt man naturgemรคร nicht jeden Uhrenfreund ab, sie ist meiner Meinung nach aber tausend mal erfrischender als das drรถlfmillionste Reissue.
Frische (und polarisierende) Merkmale der neuen Stratoliner sind insbesondere die Markierungen bzw. Linien beim 30-Minuten-Zรคhler (die ersten 15 Minuten) und beim 12-Stunden-Zรคhler (die ersten 1,5 Stunden) sowie hรคlftig entlang der Minutenskala. Anders als bei der bereits im Mai auf den Markt gebrachten Fortis Stratoliner sind die Linien bei der Blue Japan-Variante in einem deutlich dezenteren Grauton gehalten. Das dรผrfte Uhrenfreunde freuen, welche die Markierungen in der Farbe „Space Blue“ bei den am 13. Mai gestarteten S-41-Standard-Modellen optisch zu prรคsent fanden.
Die Markierungen stellen einen gedanklichen Zusammenhang zu den Stratosphรคrenflugen von Virgin Galactic her und ermรถglichen es die Flugphasen wie beispielsweise den 15-minรผtigen Zeitraum, den man an Bord in der Schwerelosigkeit verbringt, zu messen. Wer das braucht? So gut wie niemand, denn trotz zรผgig voranschreitender Kommerzialisierung der Raumfahrt, werden wohl die allerwenigsten Uhrenfreunde einen Flug bei Richard Bransons privatem Raumfahrtunternehmen im Terminkalender stehen haben. Einerseits verstehe ich jeden, der sagt, dass der Zusammenhang zwischen Stratosphรคreflรผgen und ein paar Linien auf einer Uhr etwas arg weit hergeholt sind. Andererseits: Am Ende des Tages handelt es sich primรคr „nur“ um Designmerkmale. Und hierbei drรคngt sich der Vergleich zu Taucheruhren auf, die hรคufig als Designmerkmal ein farblich abgesetztes Viertel auf der Lรผnette haben – eine Besonderheit, die ebenfalls nur einen theoretischen Nutzen hat und streng genommen heutzutage kein Mensch (mehr) braucht (siehe zum Beispiel Circula SuperSport).
Da die Markierungen auch bei der „Blue Japan“-Variante aus Super-LumiNova bestehen, ist das Erscheinungsbild im Dunkeln wieder ziemlich beeindruckend und futuristisch. Die Leuchtkraft ist, dank Nutzung der hรถchsten Super-LumiNova-Qualitรคtststufe X1, nicht minder intensiv wie bei den Standard-Stratolinern. Das sorgt aber naturgemรคร fรผr eine gewisse Ablenkung beim Ablesen der Uhrzeit bei Nacht.
Auch alle anderen charakteristischen Merkmale der neuen Stratoliner sind bei der Blue Japan wieder an Bord, darunter die schmale Lรผnetteneinlage aus Kautschuk („Orbit Bezel“) oder der Monatstag „13“, der Fortis-typisch farblich hervorgehoben ist. Oder aber natรผrlich auch die Struktur des Zifferblattes selbst (dazu gleich mehr).
Eine Besonderheit (und ein Unterschied gegenรผber der Standard-Variante der neuen Stratoliner) ist die Lackierung des Sekundenzeigers in der Farbe Rot im Zentrum und Weiร an der Spitze. Fans von Big Bang Theory und „Spaร mit Flaggen“ wissen: es handelt sich dabei um die Farben der japanischen Flagge. Um den Effekt zu verdeutlichen, habe ich ein Foto mit rund einer Minute Belichtungszeit geknipst, bei welcher der „Flaggeneffekt“ ganz gut zu erkennen ist, der am Ende des Tages namensgebend fรผr die Fortis Stratoliner „Blue Japan“ ist:
Vereinzelt haben Uhrenfreunde in Foren kritisiert, dass die Optik des Zifferblattes der 2022er Stratoliner zu „platt“ sei und beispielsweise nicht die schรถn plastische Optik der Fortis AMADEE-20 mitbringt. Das ist aus pragmatischer Sicht ja erstmal vรถllig richtig. Und ja, auch ich finde plastische Elemente wie vertiefte Totalisatoren oder applizierte Indexe grundsรคtzlich sexy. Das „Dust Dial“ mit seiner kรถrnigen Struktur hat aber ebenfalls – insbesondere in Verbindung mit dem Fortis-typisch grandios beidseitig entspiegeltem Saphirglas – einen Charme, den man sich auf jeden Fall mal live anschauen sollte (und im Falle der Blue Japan-Variante bei Interesse sogar „muss“, da der Verkauf nur รผber den stationรคren Einzelhandel erfolgt).
Auch in der Stratoliner Blue Japan tickt das neue Kaliber WERK17, das Fortis in Zusammenarbeit mit der Schweizer Firma La Joux-Perret ausgetรผftelt hat, die sich auf spezielle Anforderungen an Uhrwerke spezialisiert hat. An Bord das Kalibers ist eine speziell entwickelte Unruh-Brรผcke, die fรผr zusรคtzliche Robustheit sorgen soll, sehr gute 60 Stunden Gangreserve sowie ein Schaltrad, das dafรผr sorgt, dass die Funktionen โStartโ, โStoppโ und โNullstellungโ butterweich auslรถsen. Um die „Weltraumtauglichkeit“ zu prรผfen hat Fortis das WERK17 in Zusammenarbeit mit dem ESRANGE Space Center in Schweden in die Stratosphรคre befรถrdert und dann fรผr weitere Tests wieder eingesammelt…
Mehr รผber das WERK17 und den Stratosphรคre-Ausflug gibt’s hier.
Die Fortis Stratoliner S-41-J Blue Japan ist ab dem 13. Juli erhรคltlich – allerdings nur im stationรคren Einzelhandel. Der Chronograph ist nicht limitiert und kostet auch nicht mehr als die „Standard“-Stratoliner – was ich sehr lobenswert finde und alles andere als eine Selbstverstรคndlichkeit ist in der heute von Limited Editions รผberfluteten Uhrenwelt.
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Preislich vรถllig daneben. Ob sich da soviele Kรคufer finden werden? Das ist aber ein generelles Problem auch anderer Hersteller.