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Vor einiger Zeit habe ich mich bereits mit dem wiederbelebten Pforzheimer Uhren-Hersteller Circula 1955 beschรคftigt – trotz der Tatsache, dass die erste Modellreihe “nur” mit Quarz-Kalibern kam, gefiel mir der sympathische Auftritt und das Konzept von Circula. Die Pforzheimer brauchen dabei keine zusammengesponnene Geschichte fantasieren bzw. vorgaukeln (zum Beispiel von einem “britischen Gentleman, getroffen auf einer Weltreise” – *Hust* Daniel Wellington *Hust*) – hinter dem Circula-Relaunch steckt tatsรคchlich der Enkel des Firmengrรผnders Heinz Huber, sprich dessen Enkel Cornelius Huber. Mit der nun 2019 herausgebrachten neuen Mechanik-Uhren-Kollektion hat sich Cornelius etwas ausgedacht, was man als echtes Alleinstellungsmerkmal bezeichnen kann: Die Heritage-Modellreihe wird von original Werken (Automatik und Handaufzug) von der Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (P.U.W.) angetrieben. Es handelt sich dabei um brandneue 100% Made in GermanyNew Old Stock” (NOS)-Werke, die seit den 70ern ungenutzt im Lager schlummerten und von Circula zusammengebaut, geรถlt und feinreguliert wurden …

Eckdaten der Circula Heritage-Kollektion mit PUW-Kaliber:

Kooperation

Circula Uhren – quo vadis? In die richtige Richtung!

In meinem Bericht รผber die Circula 50s Heritage Quarz-Uhr im Jahre 2018 bin ich bereits auf den Relaunch der Pforzheimer Uhrenmarke durch den Enkel des Grรผnders eingegangen. An dieser Stelle noch mal ein kurzer Abriss: Hinter Circula steckt die Familie Huber, die mit der Firma Huber & Co seit 1926 in Pforzheim einen GroรŸhandel fรผr Uhren und Schmuck betrieben hat und somit Teil der Erfolgsgeschichte der โ€žSchmuck- und Goldstadt Pforzheimโ€œ war. Selbst eine im zweiten Weltkrieg komplett zerstรถrte Stadt Pforzheim beendete nicht das Kapitel Huber & Co.: Firmengrรผnder Heinz Huber baute das Familiengeschรคft wieder auf, zehn Jahre spรคter entschied er sich auรŸerdem dazu seine eigenen Uhren herzustellen und zu vertreiben โ€“ Circula (benannt nach der Zirkulation der Unruh) war geboren.

Circula-Uhren aus den 50er Jahren

Nachdem es nun ein paar Jahrzehnte keine Circula-Uhren mehr aus Pforzheimer Produktion gab, ging Cornelius Huber, Enkel des Firmengrรผnders Heinz Huber, mit einem sympatischen Konzept an den Start – eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne im Jahre 2018 war der Startschuss fรผr den Relaunch des Traditionsunternehmen.

Zugegeben: Echte Uhren-Liebhaber locken die verbauten batteriebetriebenen Werke in Circulas erster Kollektion nur bedingt hinter dem Ofen hervor – Schweizer Herkunft (Ronda) hin oder her ๐Ÿ˜‰ In meinem Fazit zur Circula 50s Heritage Quarz-Uhr habe ich geschrieben: “Meiner Meinung nach muss sich Circula mittelfristig fรผr einen Weg entscheiden: Will man eher den Casual-Kรคufer ansprechen (d.h. in eine รคhnliche Richtung gehen wie die โ€žDaniel Wellingtonsโ€œ dieser Welt) oder will man auf besser informierte Kreise setzen, die neben der Markengeschichte auch Modelleigenschaften wie […] insbesondere ein Automatikwerk zu schรคtzen wissen?”

Cornelius Huber Circula
Klaus-Dieter Huber (rechts), Sohn des Firmengrรผnders Heinz, und dessen Sohnemann Cornelius

Mein Wunsch wurde erhรถrt. Und wie! Cornelius Huber bringt nicht einfach nur eine neue Kollektion mit 08/15 Mechanikwerken raus – er hat einen Bestand mechanischer Werke der Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (PUW), konkret das PUW 561 Handaufzugswerk und das PUW 1661S Automatikwerk aus den 70ern in ungebrauchten Neuteilen erwerben kรถnnen – es handelt sich anders gesagt um New Old Stock-Ware, kurz NOS, das heiรŸt neue Ware aus altem Lagerbestand. Und genau diese Werke finden natรผrlich Einzug in Circulas neue Mechanik-Modellreihe…

Retro pur: Circula Uhren und die New Old Stock (NOS)-Kaliber PUW 561 bzw. PUW 1661s

Eine kleine Geschichtsstunde zu P.U.W. (Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH)

So gut wie alle gestandenen, heute noch tรคtigen deutschen Uhrenhersteller wie SINN, Mรผhle-Glashรผtte, Laco, Stowa, Junghans & Co. setzen auf bewรคhrte Schweizer Kost aus dem Hause ETA oder Sellita und schalen diese “nur” ein (mal mit mehr, mal mit weniger Modifikationen). Ausnahmen bestรคtigen die Regel: Insbesondere im sรคchsischen Glashรผtte purzeln noch mechanische Werke “Made in Germany” aus der Produktion, zum Beispiel bei NOMOS Glashรผtte. Natรผrlich werden aber dort nicht mal ansatzweise die Produktionszahlen der Dauerbrenner ETA 2824, ETA Valjoux 7750, Sellita SW200 & Co. erreicht.

Kurzum: Mechanische Uhrwerke aus deutscher Produktion? Das war im Wesentlichen leider ein mal! War die deutsche Uhrwerksproduktion vor mehreren Jahrzehnten noch eine durchaus ernstzunehmende Konkurrenz fรผr die Schweizer, so muss man heute leider festhalten, dass im Prinzip รผberhaupt nichts mehr รผbrig ist von diesem deutschen Industriezweig.

Das ist definitiv sehr schade, denn Werke aus deutscher Produktion konnten es durchaus mit den Schweizern aufnehmen – so zum Beispiel die als robust und zuverlรคssig geltenden mechanischen Kaliber von der Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (kurz: PUW oder P.U.W.), einem der grรถรŸten deutschen Uhrwerkehersteller – lang lang ist’s her!

Gegrรผndet wurde P.U.W. bereits 1932 vom Uhrmachermeister Rudolf Wehner. Das Kaliber PUW 500 war das erste Kaliber aus der Goldstadt und der Startschuss fรผr eine grรถรŸere Unabhรคngigkeit von den Schweizer Herstellern.

PUW-Werbung 1966

Wรคhrend des zweiten Weltkrieges wurde PUW – wie viele andere Betriebe – zwangsweise zum Rรผstungsbetrieb umfunktioniert und musste primรคr Zeitzรผnder herstellen. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb bei einem alliierten Bombenangriff auf Pforzheim vรถllig zerstรถrt – kein Stein blieb auf dem anderen. Rudolf Wehner baute die Produktion allen Widrigkeiten zum Trotz aber in den folgenden Jahren wieder auf – PUW wurde erfolgreicher denn je und avancierte zum grรถรŸten Uhrenrohwerkehersteller in Nachkriegs-Deutschland. Im Jahre 1948 rief PUW-Grรผnder Rudolf Wehner auรŸerdem zusรคtzlich die Uhrenfabrik “Porta” ins Leben, welche Komplettuhren fertigte, die ausnahmslos von PUW-Werken angetrieben wurden. 1950 legte Wehner die beiden Betriebe, Porta und PUW, in Pforzheim zusammen.

Die Geschรคfte liefen gut. Ende der 60er Jahre zรคhlte PUW immerhin rund 600 Mitarbeiter und war bis in die spรคten 70er Jahre insbesondere Lieferant fรผr fast alle Pforzheimer Uhrenhersteller – darunter auch Circula.

Im Jahre 1983 waren von den einst 600 Mitarbeitern allerdings nur noch 300 รผbrig. 1979 wurde die Produktion der Automatik- und Handaufzugskaliber aus Pforzheim gar komplett eingestellt, um sich auf die Herstellung von Quarz-Werken รผber die Tochterfirma Porta Mikromechanik AG zu konzentrieren. Der Grund: Die Produktion mechanischer Werke lohnte sich einfach nicht mehr, da insbesondere japanische Hersteller den Markt mit Abermillionen gรผnstigen Quarzern fluteten und aus Sicht der deutschen und Schweizer Hersteller die sogenannte “Quarz-Krise” auslรถsten. Fรผr Porta-Geschรคftsfรผhrer Klaus Wehner war es “das Ende einer Epoche”.

PUW-Werbung 1969 – die Automatikserie โ€žAutorotorโ€œ zรคhlt zu den erfolgreichsten Uhrwerken aus dem Hause PUW

Wo die meisten deutschen (und auch Schweizer) Hersteller den Trend verpennt haben, hat Wehner mit der Quarz-Werke-Produktion bei Porta Mikromechanik AG einige Arbeitsplรคtze retten kรถnnen. Immerhin 18.000 batteriebetriebene Rohwerke verlieรŸen 1983 tรคglich die Pforzheimer Produktion. Damit war PUW als einziger deutscher Produzent von Armbanduhrwerken รผbrig geblieben. Einer der prominentesten Kunden von Porta war รผbrigens der einstige Branchenfรผhrer Junghans. Trotzdem: gegenรผber der รผbermรคchtig wirkenden Konkurrenz aus Fernost (Seiko, Casio, Citizen) wirkte die Unternehmung Wehners eher wie das Gallische Dorf im rรถmischen Reich.

Es half am Ende alles nichts, die Verluste zwangen auch PUW einige Jahre spรคter in die Knie: 1990 wurde der Pforzheimer Traditionshersteller von der Schweizer SMH (heute Swatch-Group) รผbernommen. Mittlerweile ist PUW sogar ganz verschwunden…

PUW-Werbung 1971

Circula Uhren treffen auf Pforzheimer New old Stock-Kaliber: Das Handaufzugswerk P.U.W. 560 und das Automatikwerk P.U.W. 1661s

Die von Circula aufgekauften Lagerbestรคnde des Handaufzugs-Kalibers PUW 560 und des Automatik-Kalibers PUW 1661S liegen seit der Quarz-Krise ungenutzt rum und wurden nie zusammengebaut, da PUW keine Verwendung mehr fรผr die Teile hatte (wir erinnern uns: PUW-Grรผnder Wehner konzentrierte sich notgedrungen mit Porta auf Quarz-Werke). Daher vermachte PUW den Bestand einem Uhrmacher, der zu dieser Zeit als Kurator tausende Uhrwerke zahlreicher Fabriken einsammelte.

Die neuwertigen mechanischen Kaliber aus dem alten Lagerbestand wurden natรผrlich noch mal einzeln von Circula รผberholt: Die Einzelteile wurden von einem Uhrmacher…

Es handelt sich also quasi um neue Werke, die nie benutzt wurden und auch nie mit ร–l verunreinigt gewesen sind.

Trotzdem war das Projekt ein echtes Geduldsspiel, wie Cornelius Huber zugibt: “Es war gar nicht so einfach einen Uhrmacher in Pforzheim zu finden, der solche Werke zusammenbauen kann. Die anderen Pforzheimer Hersteller schalen ja auch nur ein, bei mir fing es aber ja ein paar Schritte vorher mit dem Werkzusammenbau und der Regulierung an.”

Die PUW-Werke sind zu 100% in Deutschland gefertigt und nach meinen Recherchen vielleicht kein Wunderwerk der Technik, brauchen sich aber hinsichtlich Zuverlรคssigkeit und Robustheit keinesfalls hinter den namhaften Schweizer Werken wie dem ETA 2824 zu verstecken (welches bekanntermaรŸen ja ebenfalls aus den 70ern stammt).

Ich habe noch einen Experten um seine Meinung zu den PUW-Werken gebeten, den Uhrmachermeister und Blogger-Kollegen Uli Kriescher, bekannt aus der ZDF-Sendung kaputt und zugenรคht. Uli hat viel Erfahrung mit PUW-Werken, da er wรคhrend seiner Ausbildungszeit zum Uhrmacher in den 90er Jahren oft mit diesen gearbeitet hat. Damals waren die Werke noch weit verbreitet, zum Beispiel in Modellen von Dugena oder Zentra. Laut Uli sind die Werke der Pforzheimer Uhren-Rohrwerke GmbH gรคnzlich ohne “Schnickschnack” und erreichen ordentliche Gangergebnisse – laut Circula-Angaben -10 bis +30 Sekunden pro Tag. De facto ist der mir vorliegende Prototyp mit +5 Sekunden pro Tag schon mal hervorragend einreguliert. Da hat der Uhrmacher in Pforzheim offenbar eine ruhige Hand und viel Geduld ๐Ÿ˜‰

Circula hebt einen weiteren Vorteil der Werke heraus: Wรคhrend moderne Klinkenrรคder nach fรผnf bis zehn Jahren verschlissen sind, hรคlt der Wippenwechsler der verbauten PUW-Werke ein Leben lang.

Heutzutage kommen aber nur noch wenige Uhren mit PUW-Kaliber in Uli Krieschers Werkstatt. Er ergรคnzt: “Mein Uhrmacherlehrling hat im letzten Monat zwei Uhren mit PUW Kalibern wieder zum Laufen gebracht. Die Aufzugfedern bei beiden Uhrwerken waren defekt. Ich muรŸte bei der Bestellung der Aufzugfedern feststellen, dass die Ersatzteile fรผr diese Uhrwerke rar und teuer geworden sind.”

Wegen eventueller Reparaturen, Ersatzteile oder einer irgendwann mal fรคlligen Revision muss man sich allerdings beim Kauf einer Circula-Uhr mit PUW-Kaliber – obwohl die PUW-Werke ja gar nicht mehr produziert werden – keine Gedanken machen: Auf Nachfrage bestรคtigte mir Cornelius, dass er mehr als genug Ersatzteile an Lager hat, um bei eventuell nรถtigen Reparaturen gewappnet zu sein. Auch nach dem Garantie- bzw. Gewรคhrleistungszeitraum sind zum Beispiel kostengรผnstige Revisionen kein Problem: Der Circula-Uhrmacher, der die PUW-Werke zusammengebaut hat, hat bei der Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH seine Lehre gemacht – er kennt die Werke daher in- und auswendig und wird auch weiterhin den Service fรผr Circula kostengรผnstig vornehmen.

Test: Circula Heritage mit New Old Stock P.U.W.-Automatik-Werk

Nachdem wir uns nun ausfรผhrlich das Innenleben der neuen Circula-Uhren angeschaut haben, darf natรผrlich auch das ร„uรŸere nicht fehlen. Das Design des Zifferblattes ist dabei klassisch-schlicht im Stil der ursprรผnglichen Circula-Modelle aus den 50er Jahren gehalten. Augenscheinlich sind insbesondere die plastischen, polierten Ziffern, die das Licht genial reflektieren…

Die Ziffern harmonieren auรŸerdem sehr gut mit den schlichten Zeigern. Ein feiner Sonnenschliff rundet das unaufgeregte Erscheinungsbild des Zifferblattes ab. Auch der Farbton weiรŸ zu gefallen – das Blau zeigt in Abhรคngigkeit der Lichtverhรคltnisse immer neue Nuancen.

Man beachte, dass das Zifferblatt-Design sich je nach Kaliber unterscheidet: Die Variante mit PUW-Handaufzugswerk kommt mit Strichindexen (auรŸer auf “12” und “6” Uhr), die Variante mit Miyota 9015 kommt ausschlieรŸlich mit Strichindexen. Letztere Variante hat in der Zifferblattfarbe “weiรŸ” ein feines Waffelmuster.

Positiv hervorheben mรถchte ich auch die geniale Gehรคuseverarbeitung: Die Satinierung ist perfekt, polierte Stellen und eine detailreiche, geprรคgte Krone (eine stilisierte Unruh im Sinne der Namensherkunft von Circula) runden das Gehรคuse ab – toll!

Auf der Gehรคuse-Unterseite befindet sich – neben Standard-Informationen wie beispielsweise “Made in Germany” – auch die gravierte Seriennummer: Wegen der begrenzten Anzahl an P.U.W.-Kalibern gibt es von der Handaufzug- und der Automatikvariante jeweils nur 499 Stรผck.

Der (verschraubte) Gehรคuseboden kommt mit einem Sichtfenster aus synthetischem, kratzunempfindlichen Saphirglas – das ist keine Selbstverstรคndlichkeit, viele Hersteller verbauen an der Unterseite nur gรผnstigeres Mineralglas.

Das Gehรคuse ist bis 5 bar bzw. 50 Meter wasserdicht, weshalb die Uhr maximal unter der Dusche Wasserkontakt bekommen sollte (kein Schwimmen oder Tauchen erlaubt). Das ist fรผr diesen Uhren-Typ aber durchaus รผblich und daher nur bedingt ein Kritikpunkt.

Die Bรคnder der Circula Heritage werden in Deutschland hergestellt, das Leder kommt dabei aus einer Gerberei in der Nรคhe von Stuttgart. Qualitativ merkt man das dem Band absolut an – es ist weich, flexibel und riecht sehr natรผrlich. Das Schnellwechselsystem ist auรŸerdem sehr praktisch, damit auch ein Wurstfinger-Spezi wie meine Wenigkeit das Band ohne Werkzeug, und damit kratzerfrei, tauschen kann.

Die Optik des schwarzen Standardbandes ist mir allerdings einen Tick zu schlicht. Die optional von Circula angebotenen Bรคnder mit Kontrastnaht gefallen mir da schon deutlich besser, sind allerdings leider aufpreispflichtig….

Der Tragekomfort ist allemal sehr hoch – mit 41 mm ist die Automatik-Variante der Circula Heritage fรผr einen schlichten Dresser vergleichsweise groรŸ. Circula hat sich auf meine Nachfrage hin fรผr diesen Durchmesser entschieden, um die Proportionen des Modells zu wahren, d.h. damit die Uhr nicht zu “pummelig” wirkt. Denn: Das PUW-Automatikkaliber ist immerhin 5,6 mm hoch, weshalb die Bauhรถhe der Automatik-Uhr mit 11,6 mm (technisch bedingt) auch etwas grรถรŸer ausfรคllt als bei der Handaufzugs-Variante. Mir gefรคllt der sportliche Durchmesser, da ich mit meinem Handgelenkumfang von 19 cm in aller Regel sowieso keine Uhren unter 41 mm trage. Fรผr Interessierte mit einem deutlich kleineren Handgelenkumfang empfehle ich aber den Blick auf die 39 mm groรŸe Handaufzugvariante mit PUW-Kaliber 561. Falls ihr euch unsicher seid, schaut doch auch mal in meinen UhrengrรถรŸe-Guide.

Circula Uhren – Fazit / gรผnstige Alternative mit Miyota 9015

Ich hatte hin und wieder Kontakt mit Cornelius wรคhrend der Entstehung der neuen Heritage-Modellreihe. Dabei habe ich definitiv gemerkt wie viel Herzblut und Aufwand er in das Projekt steckt, um die Familientradition fortfรผhren zu kรถnnen. Und vor allem glaubt er an seinen eingeschlagenen Kurs: Er hat einen ordentlichen Batzen seines Privatvermรถgens investiert, um die Circula-Uhren mit PUW-Kalibern zum Leben zu erwecken. Das ist heutzutage keine Selbstverstรคndlichkeit: Neue Uhrenmarken gehen in der Regel (auch fรผr kleine Summen, um Folge-Kollektionen zu finanzieren) den Umweg รผber Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo. In diesem Sinne finde ich es toll, dass Cornelius kein unternehmerisches Risiko scheut und Cojones zeigt, indem er die zweite Circula-Modellreihe (Klassik und Heritage) ohne Crowdfunding abwickelt.

Auch der Preis (ab 790 Euro) ist fรผr dieses Retro-Gesamtpaket absolut gerechtfertigt: Allein der Aufwand, um die NOS-Kaliber aus dem Hause PUW wieder zum Leben zu erwecken ist nicht ohne und deutlich hรถher als wenn nur ein ETA oder dergleichen eingeschalt wird (Sortieren, Reinigen, Zusammenbauen, ร–len und Regulieren!). Auch die sonstigen Eckdaten (gewรถlbtes, entspiegeltes Saphirglas, Saphirglasboden, plastische Indexe etc.) sowie die allgemein sehr hohe “Made in Germany” Verarbeitungsqualitรคt รผberzeugen. Kurzum: Wer eine schlichte Uhr bzw. einen Dresser mit einer authentischen Historie und einem 100% Made in Germany-Innenleben sucht, welches man nicht alle Tage findet, liegt mit der Circula Heritage goldrichtig.

Nur ein Kritikpunkt sei erlaubt: Das Design der neuen Circula Automatikuhren ist zweifellos gefรคllig und zeitlos, gleichzeitig aber auch nichts aufregend Neues. Hier hรคtte Circula zumindest ein wenig mehr Mut aufbringen kรถnnen, um das Design noch etwas klarer von der Vielzahl an minimalstischen Bauhaus-Designs abzuheben. AuรŸerdem hรคtte ich es gut gefunden, wenn Circula ein (stark gewรถlbtes) Hesalitglas als Option (anstelle des Saphirglases) anbieten wรผrde – Retro-Fans wรผrde das sicherlich das Herz erwรคrmen ๐Ÿ˜‰

รœbrigens: Fรผr den kleineren Geldbeutel bietet Circula auch noch eine Variante mit Miyota 9015 Automatikwerk an, welches auf Augenhรถhe mit dem ETA 2824 ist – fรผr 390โ‚ฌ kann man mit der “Klassik”-Modellreihe definitiv nichts falsch machen.

Circula Klassik Automatik Retro Bauhaus Made in Pforzheim - Header

Dennoch rate ich, trotz des hรถheren Preises, eher zu den Modellvarianten mit PUW-Kalibern: Circula hat mit den Pforzheimer Werken ein tolles Alleinstellungsmerkmal, nรคmlich Werke, welche man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Und die Uhren wird es auch nicht ewig geben: Wenn der Bestand der PUW-Werke aufgebraucht ist, ist erst mal Schicht im Schacht. Die Modelle der “Heritage”-Linie sind daher naturgemรครŸ limitiert.

Mehr รผber Circula gibt’s in meinem Interview mit Cornelius Huber:

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12 Kommentare
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Dieter R.
3 Jahre zurรผck

Hรคtten die Pforzheimer zusammengehalten hรคtte PUW รผberleben kรถnnen. Aber sie wollten lieber Schweizer. Eben Kleinbรผrger.

Ibrahim
4 Jahre zurรผck

Hallo und super Artikel. Spannend zu lesen.

Ich habe mir eine Circula Heritage Automatik gekauft.

Mich wรผrde mal interessieren, ob jemand hier sich auch eine gekauft hat und mir sagen kann, wieviele Lagersteine in seiner verbaut sind. Bei mir sind es laut Auskunft auf dem Rotor nur 17. Es wird aber รผberall mit 21 geworben.

Kann hier jemand das Geheimnis lรผften?

Cornelius Huber
4 Jahre zurรผck
Antworten...  Ibrahim

Hallo,
Wir hatten einen Mix aus Rotoren vom selben Basiskaliber, auf manchen war 21 und auf anderen 17 Steinen eingraviert. Das von uns verbaute PUW 1661s hat aber 21 Steine. Nur manche Rotoren sagen das nicht…

Anonym
3 Jahre zurรผck
Antworten...  Cornelius Huber

Also ich muss eins sagen: die Reaktionszeit auf Anfragen ist wirklich superb. Der Service ist exzellent. Meine Uhr (Heritage automatik, weiรŸes Ziffernblatt) lรคuft super, die Zeit weicht kaum ab und die Gangreserve รผbersteigt bei mir sogar die angegebenen maximal 30 Stunden. Eine richtig tolle Uhr.

Matthias G.
4 Jahre zurรผck

Die Uhr wirkt massiv unprรคtentiรถs. Insgesamt finde ich das Konzept wirklich auรŸergewรถhnlich gut, schrecke aber davor zurรผck, 800 Euro oder etwas mehr auf den Tisch zu legen, um eine Uhr mit dem Prestige einer Aldi-Uhr zu
erwerben. Das ist ganz klar mein Problem, nicht despektierlich gemeint und soll die Qualitรคt der Circular keinesfalls herabwรผrdigen!

Matthias G.
4 Jahre zurรผck
Antworten...  Mario

Mein Vergleich mit einer Uhr vom Discounter ist blรถdsinnig, da hast vรถllig Recht. Ich habe รผbrigens eine HERITAGE mit Handaufzug erstanden. Sehr nett der Cornelius Huber. Und wie ich bereits sagte: Das Konzept mit den NOS-Kalibern ist wirklich sehr gut.

Leo
5 Jahre zurรผck

Der Bericht ist interessant und informativ geschrieben. Bin neulich dem Cornelius Huber bei Uhren Kriescher in Wรผrselen begegnet und habe mir vor Ort sofort die “Klassik Automatik” gekauft, ohne den Uhrenhersteller Circula zu kennen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass die “Heritage mit Handaufzug” mir mindestens so gut gefรคllt. Besonders das schlichte Design der “Circula Uhren” ist ansprechend.

Gรผnter
5 Jahre zurรผck

Schรถn das der rote Faden โ€žMade in Germanyโ€œ durchgefรผhrt wird. Schlicht und elegant, aber wie ich finde auch casual toll. Dankeschรถn fรผr den Artikel.

Christian
5 Jahre zurรผck

Moin Mario,
finde es sehr gut, dass du viele Berichte รผber Micro-Brands brinst. Die Heritage Automatik hat es mir sofort angetan, wie auch neulich die Certina DS.
รœber Geschmack, gerade bei Uhren, lรครŸt sich natรผrlich trefflich streiten.
Mir gefรคllt gerade, dass es nicht ausufernd viele Varianten dieser Uhr gibt.
Freue mich schon auf deinen nรคchsten Bericht.
Beste GrรผรŸe aus HH

Bjรถrn
5 Jahre zurรผck

Vielen Dank fรผr den sehr informativen Artikel. Ich kam nach dem Lesen nicht umhin, mir ein Exemplar der Handaufzugsvariante zu sichern. Ich liebe diese alten PUW Werke einfach.
Dabei wollte ich doch dieses Jahr keine Geld mehr fรผr Uhren ausgeben, vielen Dank auch… ๐Ÿ˜‰

Matthias
5 Jahre zurรผck

Vielen Dank fรผr den wieder mal super geschriebenen Artikel. Ich gebe dir mit dem Design durchaus Recht, schon alleine der Sekundenzeiger von der Quartz ist ein nettes Detail, das auch hier gut ausgesehen hรคtte. Vielleicht hรคtte mehr Farbauswahl gut ausgesehen, Christopher Ward (gelb) anordain (Serie1) und Farer machen es vor.
Viele GrรผรŸe und ich freu mich schon auf den nรคchsten Beitrag.