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Hautschuppen, Talg, Schweiß und viele andere unappetitliche Dinge, die das Leben so bereit hält wie zum Beispiel Lebensmittelreste oder Erde von der Gartenarbeit, sammeln sich in allen möglichen Ritzen von Uhren-Gehäusen. Auch zwischen den Bandgliedern eines Stahlbandes oder in der Schließe können sich mit der Zeit hässliche Schmutzablagerungen bilden. Nun kann man natürlich schnell auf die Idee kommen einen Ultraschallreiniger für die Reinigung einer kompletten Uhr einzusetzen – in vielen Anleitungen wird dies sogar empfohlen. Warum das auf keinen Fall empfehlenswert ist, erläute ich in diesem Artikel. Aber der Reihe nach! Hier zunächst einige hochauflösende Schocker-Bilder von ziemlich siffigen Uhren-Bereichen (zaghafte Gemüter mögen bitte weiterscrollen):

Fossil Stahlband PVD schwarz dreckig schmutzig reinigen
Starke Schmutzansammlungen im inneren Teil der Edelstahl-Faltschließe einer Fossil Quarz-Uhr

 

Panerai PAM Schmutz Kronenschutzbügel reinigen abschrauben
Schmutzfänger Nummer 1: Der Kronenschutzbügel einer Panerai Taucheruhr
Dreck Schmutz Edelstahlband
Schmutz am Bandanstoß und zwischen den Gliedern eines Edelstahlbandes (Laco Beobachtungsuhr)
Schmutz Ablagerung Gehäuse Uhr Boden Seiko
Schmutz am Gehäuseboden einer Seiko Turtle

Die dreckig-krustigen Mischungen in den Bildern sehen nicht nur unappetitlich aus, sondern können auch unangenehm für den Träger werden: Die Ritzen von Uhren und Bändern bieten Bakterien und Pilzen bei menschlicher Körpertemperatur einen idealen Nährboden.

Die menschliche Haut ist unter normalen Umständen zwar ein optimaler Schutzschild, sodass beispielsweise Bakterien der Gattung Streptococcus für den Menschen in der Regel ungefährlich sind, bei Schürf- oder Schnittwunden (und insbesondere in Kombination mit einem geschwächten Immunsystem) können Streptokokken aber böse Infektionen verursachen (Wundrose, Erysipel).

Unangenehm: Wundrose in einer (noch) harmloseren Variante, Bild: Poupou l’quourouce via Wikimedia Commons, CC 2.5 

Auch nicht besonders erstrebenswert ist eine Staphylokokken-Infektion: Wissenschaftler haben vor einigen Jahren die Bakterien und Pilze auf Festivalbändchen, die von Wacken-, Rock am Ring-Besuchern & Co. gerne über einen längeren Zeitraum getragen werden, untersucht: Gegenüber normaler Kleidung ergab sich eine 20 mal höhere Ansammlung der bakteriellen Biester. Gelangen Staphylokokken mit der Nahrung in den Verdauungstrakt, können zum Beispiel Lebensmittelvergiftungen ausgelöst werden.

Das alles ist zwar kein Grund zur Panik – wozu hat man schließlich ein Immunsystem? Dennoch kann man mit ein paar einfachen Tricks die gerne und oft getragenen Lieblingsuhren sauber halten, wodurch die beschriebenen Risiken minimiert werden können…

Sind Ultraschallreiniger für Uhren empfehlenswert?

Die Reinigung von Uhren per Ultraschallreiniger wird heiß diskutiert. Sollte man seiner Lieblingsuhr ein Vollbad im Ultraschallreiniger gönnen? Kommen wir aber zunächst zur Funktionsweise: Ultraschallreiniger für den Hausgebrauch haben zwar nicht die Leistung wie Profigeräte (z.B. in der Medizin), funktionieren aber nach demselben Prinzip der sogenannten Kavitation: Die Ultraschallwellen lassen dabei Bereiche mit Über- und Unterdruck entstehen. Dadurch bilden sich kleine Dampfbläschen (Kavitationsbläschen), welche implodieren. Hierdurch entstehen lokal extrem hohe Drücke. Praktisch wird in einem Ultraschallreiniger der Dreck also auch in den hintersten Ecken weggesprengt und im Wasser gebunden.

Im Prinzip ist die Anwendung eines handelsüblichen Ultraschallreinigers ganz einfach:

  • Man nehme etwas Wasser und Ultraschallreiniger-Konzentrat (oder einfach Spülmittel – der Gegenstand muss vollständig mit Wasser bedeckt sein!),
  • kippe die Mischung in den Ultraschallreiniger und
  • drücke das Knöpfchen.

Die Reinigungsleistung von Ulraschallreinigern ist insbesondere bei metallischen Gegenständen in der Regel mehr als ordentlich – auch die verstecktesten Ecken werden im Ultraschall-Bad erreicht. Die Verlockung ist also durchaus da, eine ganze Uhr im Ultraschallgerät auf Tauchstation zu schicken. Auch, wenn das laut einiger Berichte im Internet auch durchaus gut gehen kann und in einigen Produktbeschreibungen auf Amazon & Co. sowie in Anleitungen suggeriert wird, ist dringend davon abzuraten (außer man liebt die Gefahr)!

Uten Ultraschallreiniger Anleitung
Eine Uhr komplett in ein Ultraschallbad zu geben, wie hier in der Anleitung angegeben, kann schnell in die Hose gehen.

Denn: Durch die Implosionen im Ultraschallbad können sich beispielsweise verschraubte Kronen lösen, wodurch Wasser in die Uhr eintritt und das Werk beschädigt wird. Aber auch beschichtete Oberflächen (insbesondere mit bereits vorhanden leichten Abplatzern) können im Ultraschallreiniger beschädigt werden. Besonders schlimm hat es laut diesem Erfahrungsbericht die Lünette einer Omega Speedmaster Moonwatch erwischt. Auch Lünetten mit eingelassenen, lackierten Zahlen kommen gerne mal blank aus dem Ultraschallbad.

Das hier ist also die denkbar schlechteste Variante seine Uhr im Ultraschallbad zu reinigen – bitte nicht nachmachen, es handelt sich hier um eine ohnehin defekte Quarz-Uhr!

Uten Ultraschallreiniger Uhr Bad

Kurzum: Wer nicht grade mit Geldscheinchen um sich werfen oder gut und gerne auf Adrenalin-Kicks verzichten kann, sollte definitiv allerhöchstens (unbeschichtete) Stahlbänder (getrennt von der Uhr!) im Ultraschall-Bad versenken. Das Trennen und Wiederanbringen eines Edelstahlbandes an der Uhr erfordert – je nach Bandtyp – allerdings mal mehr mal weniger Geschicklichkeit. Tollpatschige und ungeduldige Gemüter wie ich sollten sich also ggf. Hilfe dazu holen.

Bitte beachten: Nach der Reinigung eines Edelstahlbandes im Ultraschallreiniger sollte man dringend noch mal die Schrauben nachziehen, da sich diese gelöst haben könnten (falls das Band nur gestiftet ist, ist dies natürlich nicht nötig – das ist insbesondere bei günstigeren Uhren der Fall).

Hier einige Bilder von der Anwendung meines Ultraschallreinigers, welches mit 750 ml auch etwas mehr Fassungsvermögen bietet als andere Geräte.

Unter “Implosionen” stellt man sich natürlich ein ziemliches Reinigungs-Spektakel vor – die dreiminütige Reinigung der defekten Fossil-Testuhr ist aber vergleichsweise unspektakulär: Nur ein leises Brummen weist auf die Tätigkeit des Ultraschallreinigers hin. Macht man den Deckel während des Betriebes auf, sieht man nur feine Blubberblasen rund um die Uhr. Schaut man nicht genau hin, könnte man denken, dass das Gerät gar nichts tut.

Das Reinigungsergebnis des Ultraschallreinigers hat mich aber auf jeden Fall positiv überrascht. Hier noch mal zur Erinnerung das Vorher-Bild…

Fossil Stahlband PVD schwarz dreckig schmutzig reinigen

… und Nachher: die Schließe ist merkbar sauberer geworden:

Fossil Stahlband UV-Reiniger

Die Beschichtung der Fossil-Testuhr hat das Ultraschallbad zwar soweit überstanden, aber wie gesagt: Bei einer liebgewonnen Uhr würde ich es nicht drauf ankommen lassen…

Im Ultraschallbad sieht man (neben dem Schaum) auch deutliche Schmutzrückstände, das Wasser hat eine gräuliche Farbe angenommen:

Ultraschallbad Uten Schmutz

 

Um das Gehäuse einer Uhr sauber zu machen, rühre ich normalerweise einfach eine warme Seifenlauge (mit Spülmittel) an und bekämpfe schmutzige Ecken mit einer weichen Zahnbürste (Vorsicht bei weichem Plexiglas, welches eventuell zerkratzen kann!). Ergänzend helfen auch Zahnstocher und Wattestäbchen. Auf gar keinen Fall sollten Spülschwämme benutzt werden: Die rauen Seiten können insbesondere empfindliche, polierte Oberflächen schnell zerkratzen! Abgetrocknet werden sollte die Uhr abschließend mit einem weichen Mikrofasertuch.

Natürlich solltet ihr vor dem Putzen die Wasserdichtigkeit (eigentlich: Druckfestigkeit) der Uhr prüfen. Nach DIN 8310 wasserdichte Uhren können zum Beispiel auch vor der Zahnbürsten-Behandlung in Wasser eingelegt werden, während man bei nur spritzwassergeschützten Uhren extrem Vorsichtig sein sollte.

Hier die gängigen Wasserdichtigkeits-Werte gemäß DIN 8310:

3 bar/atm = 30 m Spritzwassergeschützt (zum Beispiel Regen, Spritzer beim Hände waschen)
5 bar/atm = 50 m Spritzwassergeschützt (zum Beispiel Regen, Spritzer beim Hände waschen)
10 bar/atm = 100 m Wasserdicht, d.h. zum Duschen, Baden, Schwimmen geeignet
20 bar/atm = 200 m Zum Tauchen geeignet
 
Sollte im Zweifelsfall vor einer Reinigung geprüft werden: Die in der Regel auf dem Gehäuse angegebene Wasserdichtigkeit (hier am Beispiel einer bis 200 m / 20 bar wasserdichten Seiko Turtle).

Uhren, die schon lange keinen fachmännischen Service mehr über sich ergehen lassen mussten, sollten auf jeden Fall hinsichtlich Wasserdichtigkeit geprüft werden, bevor man anfängt zu schrubben. Der Grund: Dichtungsringe im inneren der Uhr können mit der Zeit angegriffen werden, zum Beispiel zum Beispiel durch Salzwasser oder starke Temperaturschwankungen. Dadurch wird die Wasserdichtigkeit logischerweise beeinträchtigt. Ein Wasserdichtigkeitstest beim Juwelier kostet nur wenige Euro und sollte alle 1-2 Jahre durchgeführt werden.

Leder, Kautschuk, Stahl & Co.: Welche Materialen von Armbändern sind für die Reinigung ungeeignet?

Wie bereits erwähnt werden allerdings nur Stahlbänder ordentlich im Ultraschallreiniger sauber. Leder und Textilien sind für das Ultraschallbad nicht geeignet. Selbiges gilt auch für Holz (siehe Holzuhren von Cari etc.).

Im letzten Sommerurlaub hatte ich die „grandiose“ Idee, eine Uhr am Lederband Tag ein Tag aus bei deutlich über 30 Grad Celsius und extremer Luftfeuchtigkeit zu tragen. So wurde aus dem Lederband nach ziemlich kurzer Zeit dieser jämmerliche und nicht besonders lecker riechende DNA-Schwamm:

Lederband Schweiß

Lederbänder sind alles in allem sicherlich die unhygienischste Variante unter den Uhrenbändern, da vom Auswaschen mit Seife dringend abzuraten ist (das Leder trocknet aus). Grundsätzlich hygienischer sind da natürlich abwaschbare Materialien wie zum Beispiel Kautschuk oder natürlich natürlich Stahlbänder. Auch Textilbänder können ggf. vorsichtig mit Seife ausgewaschen werden, sofern die Unterseite nicht mit Leder überzogen ist.

Kautschukbänder reinige ich immer ganz simpel mit einer warmen Seifenlauge und ggf. einem Zahnstocher, da diese häufig eine feine Perforation oder dergleichen haben. Toll ist beispielweise die Möglichkeit das Katuschukband der TAG Heuer Connected mit einem simplen Clip-Verfahren abnehmen zu können – das erleichtert die Reinigung enorm.

Eine vorsichtige Behandlung der Perforation mit einem Zahnstocher kann bei Bedarf nicht schaden.

Hier einige Tipps für relativ hygienische Uhrenbänder.

 

Hier auch noch einige Tipps hinsichtlich des Desinfizierens von Uhren:

https://chrononautix.com/uhr-smartwatch-desinfizieren-arzt/

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14 Kommentare
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JazzDrummer Chris
7 Monate zurück

Danke für den ausführlichen Artikel. Zwei Fragen haben ich aber noch:
1.) Gilt als “Beschichtung” auch eine Vergoldung und sollte somit nicht ins Ultraschallbad?
2.) Was ist mit Uhrengehäusen und montiertem/geklebten Glas?

Vielen Dank!

Anonym
2 Jahre zurück

Ja genau , sehr richtig, deine Ausführungen kann ich als Optiker nur bestätigen.
Die Metallbänder kann man abmontierten und sie schallen, das wird sehr gut.
Auf keinen Fall die Uhr hineinlegen.
Man kann auch eine Brücke bauen über dem Becken und nur den Verschluss und einen Teil des Bandes hineinhalten.

Hans René R.
3 Jahre zurück

Als ich las, dass man auch Uhren reinigen kann, kam mir gleich die Dichtung der Uhr in Sinn, was sich in dem Artikel nun auch bestätigt hat. Deshalb verzichte ich die Reinigung meiner Rolex und meinen 2 Rado Uhren. sondern sende diese zu einem Service in ein Fachgeschäft.

Kompliment für den ausführlichen Bericht

Werner
3 Jahre zurück

Meine Swatch System 51 (Mech. Automat) läuft nur noch wenige Sekunden, dann steht sie still, bis sie wieder etwas bewegt wird usw-usf.

Ich habe die Uhr dann in ein Ultraschallbad gelegt. (im Wasser) Sobald ich dieses einschalte, läuft die Uhr solange genau, bis ich das Ultraschallbad ausschalte. Dann bleibt die Uhr nach ca. 10 sec. stehen. Dies ist wiederholbar. Ich habe aber keine Erklärung für diesen Effekt.

Günter
4 Jahre zurück

Gerade gelesen, ich habe die Diver schön im Ultraschall Gerät gereinigt. War mit dem Ergebnis zufrieden. Allerdings werde ich die Schrauben nachziehen. Guter Tip – wie immer. Gruß ins Schwabenländle

Anonym
4 Jahre zurück
Antworten...  Günter

Mir als Uhrmacher dreht es den Magen um.
Eine komplette Uhr wird niemals im Ultraschall gereinigt!
Die Gefahr das die Uhr absäuft ist extrem hoch.
Wir Uhrmacher geben nur das zerlegte Gehäuse bzw. Band in den Schall.
Wenn ihr hohe Repkosten vermeiden wollt reinigt eure Wasser dichte Uhr mit einer Zahnbürste mit Seifenlauge, mehr nicht! Wenn’s nicht runter geht dann ab zum Fachmann!

Joachim
4 Jahre zurück

Hallo
Ein sehr guter Artikel!
Ich präferiere eine etwas andere Art, ich hänge meine Uhren immer mit in die Geschirrspülmaschine allerdings nur Uhren mit einer Wadi >200m
Meine Tudor Submariner 79090 aus 1989 hat dies 25 Jahre lang problemlos mit gemacht. Auch meine derzeitigen Diver dürfen diese Pflege gelegentlich geniesen.
Bin ich der einzige der es so macht?
Gibt es Gründe das man dies nicht tun sollte?

KSpecht
4 Jahre zurück
Antworten...  Joachim

Von meinem uhrmacher hörte ich, dass die Belastung von Uhren durch Wärme z.B. beim Duschen durchaus erheblich ist und der Wasserdruck, den Ubr abkann, daher durchaus ein anderer ist als beim “kalten” Tauchen. Werte habe ich allerdings keine. Also: wenn’s geklappt hat …

Anonym
2 Jahre zurück
Antworten...  Joachim

Bei wieviel Grad in der Spülmaschine?
Bzw. welches Programm?
MfG Achim

Winfried
4 Jahre zurück

Das Ergebnis der Reinigung kann sich doch echt sehen lassen 🙂

Thomas K.
5 Jahre zurück

Tolle Informationen/Tests, kleiner Tipp zum Aufpolieren/Putzen:
Seit ich ein “Bambus-Tuch” erworben habe, verwende ich keine Microfaser Tücher mehr, die Reinigungsleistung von Bambus ist deutlich besser!

Ida
5 Jahre zurück

Dass die Technologie des Ultraschalls so vielfältig ist und auch für solch feine Reinigung eingesetzt werden kann ist sehr interessant. Da es der Uhr nicht zu schaden scheint, sehe ich keinerlei Nachteile! Die Kronen kann man doch einfach nachziehen?