Wasserdicht bis 10 atm, 5 atm & Co. sind gängige Angaben auf (fast) jeder Uhr – häufig zu finden auf dem Gehäuseboden, manchmal auch auf dem Zifferblatt. Der Teufel steckt allerdings im Detail: Ob eine wasserdichte Uhr auch tatsächlich beispielsweise beim Duschen oder beim Schwimmen am Arm bleiben darf, ist nicht sofort ersichtlich. Diese Info ist aber entscheidend, da eine Uhr im ungünstigsten Falle durch eindringendes Wasser einen Totalschaden erleiden kann…
Was bedeuten “wasserdicht bis 10 atm” & Co.?
Die Wasserdichtigkeitsangabe von Uhren nach DIN 8310 bzw. ISO 2281 wird in Meter oder bar bzw. atm (= “Atmosphären”) angegeben. Die Umrechnung ist ganz einfach: Pro 10 Meter Wassertiefe herrschen zusätzlich zum atmosphärischen Luftdruck ca. 1 bar Wasserdruck (hydrostatischer Druck). Oder anders gesagt: Eine Uhr wird pro 10 Meter Wassertiefe einem Überdruck von einem zusätzlichen bar ausgesetzt (10 Meter Wassertiefe = 1 bar, 20 Meter Wassertiefe = 2 bar etc.).
Gemäß Norm muss eine Uhr, die sich “wasserdicht” nennen will, für 30 Minuten in 1 Meter Wassertiefe sowie 90 Sekunden in 20 Meter Wassertiefe verweilen und dabei natürlich funktionsfähig bleiben.
So viel zur Theorie. Der Begriff “wasserdicht” ist mit Blick auf diese Minimalanforderungen allerdings hochgradig verwirrend: Es handelt sich bei Angaben wie diesen nämlich um den unter Laborbedingungen (!) bestätigten Prüfdruck. Letztendlich verhält es sich bei der Wasserdichtigkeit von Uhren also ähnlich wie bei den Prüfungen von Verbrauchswerten (Liter pro Kilometer) bei Autos – auch hier sind die erzielten Testergebnisse aus dem Labor keineswegs in den Fahralltag übertragbar.
Hierzu ein Beispiel: Beim Köpper vom 3-Meter-Turm kann schnell Wasser in eine Uhr eindringen, wenn diese nicht mindestens 10 atm Wasserdichtigkeit aufweist, da durch den Aufprall auf dem Wasser eine große Druckspitze entsteht. Lässt man eine eigentlich nicht zum Schwimmen geeignete Uhr beim Sprung ins kühle Nass am Handgelenk, so riskiert man teure Schäden am Uhrwerk (egal ob Quarz oder Automatik).
Ebenfalls ungünstig auswirken können sich große Temperaturgefälle: Ist die Uhr durch direkte Sonneneinstrahlung erhitzt und springt man in kaltes Wasser, so ist das nicht nur eine Belastung für den menschlichen Kreislauf, sondern auch für die Dichtungen einer Uhr – Wasser kann eindringen.
Uhren, die auf 20 Meter (bzw. 2 atm / 2 bar) getestet wurden, sind grade mal spritzwassergeschützt (z.B. Regen, Wassertropfen beim Händewaschen). Nicht mal eine bis 5 bar / atm bzw. 50 Meter getestete Uhr darf zum Schwimmen mitgenommen werden (höchstens Duschen ist erlaubt).
10 atm & Co.: diese Richtwerte gelten für wasserdichte Uhren
Die folgenden Richtwerte für wasserdichte Uhren sind dringend zu beachten:
- 2 bar / 2 atm / 20 m = Uhr ist spritzwassergeschützt (z.B. Spritzer beim Händewaschen)
- 5 bar / 5 atm / 50 m = Uhr darf beim Duschen anbehalten werden
- 10 bar / 10 atm / 100 m = Uhr ist zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet
- 20 bar / 20 atm / 200 m und aufwärts = Uhr darf beim Gerätetauchen am Arm bleiben
Wasserdicht bis 20 atm und aufwärts: Die Taucheruhren-Norm DIN 8306
Die Normen ISO 6425 / DIN 8306 für Taucheruhren gehen noch einige Schritte weiter und beschreiben im Detail, welche Anforderungen an eine Uhr gestellt werden, damit diese “Taucheruhr” genannt werden darf. Das betrifft zum einen praktische Dinge wie zum Beispiel die Möglichkeit Zeitspannen über eine Lünette ablesen oder die Uhr auch bei Dunkelheit bei einem Abstand von 25 cm ablesen zu können.
Zum anderen macht die DIN 8306 natürlich auch Vorgaben hinsichtlich Wasserdichtigkeit: mindestens 20 bar werden verlangt. Hochwertige Taucheruhren halten aber in der Regel noch weit mehr Wasserdruck stand: Die Rolex Submariner beispielsweise ist druckfest bis 300m (= 30 bar). Die Taucheruhr U1 vom beliebten deutschen Uhrenhersteller Sinn Spezialuhren Frankfurt ist sogar bis 1000 Meter bzw. 100 bar wasserdicht.
Schwachstellen von wasserdichten Uhren
Eine Uhr hat naturgemäß diverse Schwachstellen, durch die Wasser ins Innere gelangen und somit die Funktionalität beeinträchtigt werden kann. Das sind insbesondere der Gehäuseboden, das Uhrglas und natürlich die Krone.
Insbesondere die Krone ist eine kritische Komponente, da diese naturgemäß über ein kleines Röhrchen, den sogenannten Tubus, eine direkte Verbindung zum Uhrwerk herstellt, um die Uhrzeit einstellen zu können. Dichtungsringe, z.B. O-Ringe aus Silikon, sorgen dafür, dass Wasser diese Schwachstellen nicht passieren kann.
Man beachte allerdings, dass Kunststoff-Dichtungen natürlich nicht ewig halten und zum Beispiel durch äußere Einflüsse wie Schweiß, Salzwasser, Chlorwasser, Sonnencreme, Parfüm (wegen des Alkoholgehaltes) oder feinste Schmutzpartikel angegriffen werden können und somit nach einer gewissen Zeit nicht mehr richtig abdichten.
Aus diesem Grund sollte man wasserdichte Uhren zum Beispiel vor einem Strandurlaub oder vor einem gemütlichen Tag am Baggersee noch mal vom Uhrmacher auf Wasserdichtigkeit checken lassen – Uhrmacher empfehlen in der Regel eine jährliche Prüfung. Im Zweifelsfall hilft nur der Tausch der Dichtung…
Prüfgeräte für Taucheruhren und wasserdichte Uhren
Uhrenhersteller und Uhrmacher überprüfen die Wasserdichtigkeit von Uhren natürlich nicht, indem sie diese mit auf Tauchstation nehmen 😉 Zu diesem zweck gibt es natürlich Prüfgeräte. Spannend: Schon in den 1930er-Jahren meldete Rolex eine Testapparatur zum Patent an, mit der die Wasserdichtheit geprüft werden konnte.
Bei Laco in Pforzheim beispielsweise konnte ich eine Test-Maschine von hormec, bei der jede einzelne Laco-Uhr auf Wasserdichtigkeit getestet wird, unter die Lupe nehmen. Zehn Uhren lassen sich hier parallel gemäß den Normen NIHS 92-10 bzw. ISO 2281 / ISO 22810:2010 testen. Bei solchen Tests wird natürlich nicht die Uhr geflutet, um zu schauen, ob sie danach noch funktioniert – das wäre auf Dauer dann doch ein ziemlich teurer Spaß für den Hersteller 😉 Prüfgeräte wie die bei Laco arbeiten ganz einfach mit Druckluft (Pneumatik): Entweicht durch den künstlich erzeugten Druck im Prüfgerät Luft aus einer undichten Uhr, so kann man das am Flüssigkeits-Stand der Reagenzglas-artigen Säulen ablesen (im Bild unten: die rote Flüssigkeit).
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Betreff “Wasserdichtigkeit” von Armbanduhren:
Als junger, unwissender, aber uhrenbegeisteterter Bursche hatte ich vor ca. 4 Jahrzehnten eine neue Tissot PR 516, Stahlausführung, Handaufzug, gekauft. Sie wurde mit dem Werbespruch “wasserdicht” angepriesen.
Infolge plantschte und schwamm ich damit auch stolz im Schwimmbad und hoffte, dass auch viele hübsche Mädchen das bemerkten. Ich selbst bemerkte nur am Abend, dass das Uhrenglas von innen mit Wassertropfen beschlagen, die Uhr also undicht war 🙁
Anstandslos wurde der Schaden – nach Reklamation – vom Tissot im Werk “auf Garantie” kostenfrei behoben.
Ich wollte es wissen. Hartnäckig ging ich immer wieder mit der als “wasserdicht” ausgelobten Uhr ins flache Schwimmbadwasser. Insgesamt dreimal. Und dreimal war die Tissot undicht – und wurde eingesandr und auch dreimal kostenlos von Tissot instandgesetzt.
Doch hatte ich die Nase voll von dieser “wasserdichten” Uhr und ließ sie forthin in der Schublade vergammeln.
Für 499.-DM erstand ich dann zu einem Sonderpreis eine Eterna-Kontiki. Automatik mit verschraubter Krone, verschraubtem Boden. Die hat sich dann wirklich über viele Jahre hinweg, als wasserdicht im Schwimmbad bewährt.
Nur bewundernde Blicke habe ich damit, mit diesem “dicken Eisenklotz” am Handgelenk, nicht geerntet…
Danke Ulrich 🙂
Kleiner Fehler im Bild der Rolex Deep Sea. 3900 m entsprechen nicht 39 sondern 390 bar.
Und soviel ich weiß, können/dürfen Rolex Uhren wie die Sea Dweller und die Deep Sea auch nur von Rolex in der Schweiz geöffnet werden, da nur dort eine Apparatur zur Dichtheitsprüfung nach dem Zusammenbau vorhanden ist,
Ansonsten ein informativer Artikel.
Gruß, Michael
Danke für den Hinweis!
Für den Laien, sehr kurz und knapp, als auch informativ erklärt. Danke.