Der Vintro Le Mans 1952 „Made in Germany“ Retro-Chronograph erfreut sich mit Blick auf einschlägige Foren einer durchaus beachtlichen Beliebtheit. Der Einstand des Gründers Uli Baka scheint gelungen – mit meinem Test-Urteil lag ich also offenbar nicht ganz so daneben 😉 Ein guter Grund Uli um ein Interview zu bitten, um mehr über ihn persönlich sowie die neue deutsche Micro-Brand Vintro zu erfahren. Frisches Bildfutter der roségold-farbenen Variante des Le Mans 1952 Automatik-Chronos mit dem Kaliber Seagull ST1940 (Basis: Venus 175) gibt’s oben drauf …
Interview mit Vintro-Gründer Uli Baka
Über Uli Baka persönlich:
Angenommen du hättest eine Zeitmaschine – in welches Jahr würdest du reisen und warum?
Ich würde gerne in die Zukunft reisen, um zu sehen wie sich die Technologie in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird und was die Menschheit aus dem Planeten gemacht hat. Am Besten in das Jahr 2070, da ich davon ausgehe, dass ich dann nicht mehr lebe und gleichzeitig sehen könnte, ob es meinem Sohn gut geht.
Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hätte – für was würdest du die zusätzliche Zeit nutzen?
In erster Linie mehr Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie verbringen, da dies in den vergangenen Monaten deutlich zu kurz gekommen ist.
Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit wirst du nie vergessen?
Da brauche ich nicht lange überlegen, das ist der 16. Januar 2009 um 13:42. Hier ist mein Sohn Maximilian auf die Welt gekommen, mein ganzer Stolz – was kann es Schöneres geben.
Was war deine allererste Armbanduhr? Zu welchem Anlass hast du diese gekauft/geschenkt bekommen?
Meine allererste Armbanduhr, an welche ich mich erinnern kann, war eine Scuba Happy Fish von Swatch. Mit dieser Uhr hat alles angefangen. Damals hatte ich mein Erspartes genommen und bin mit meiner Mutter in die Stadt gefahren, um diese Uhr zu kaufen. Kurze Zeit darauf hatte ich dann bereits meine erste Sammlung von Swatch Uhren.
Darf auch mal eine andere Uhrenmarke als die eigene ans Handgelenk? Wenn ja, welche?
Selbstverständlich. Zugegeben, in jüngster Vergangenheit seltener, da ich ja auch meine eigenen Uhren ausführlich getestet habe, aber dennoch trage ich als Sammler natürlich auch andere Marken. Hauptsächlich Vintage Uhren aus den 60iger bis 80iger Jahren aus dem Hause Eterna, Heuer, Omega, Rolex, Sinn, Zenith und noch weitere, aber das würde den Rahmen sprengen. Üblicherweise trage ich selten die gleiche Uhr auf zwei aufeinanderfolgenden Tagen – Abwechslung muss sein.
Über Vintro und den Uhrenmarkt
Wann bzw. bei welcher Gelegenheit hat es dich ganz konkret gepackt, mit Vintro eigene Uhren auf den Markt zu bringen?
Der Plan liegt eigentlich schon seit Jahren in der Schublade, aber irgendwie hat immer etwas gefehlt: Während des Studiums das Geld, später die Zeit. An Weihnachten 2017 sind wir im Kreise der Familie wieder zusammengekommen und als meine Schwester Susanne und ihr Partner Udo ebenfalls Lust darauf hatten und mich unterstützen wollten, haben wir die Chance ergriffen und seitdem jede freie Minute daran gearbeitet.
Was waren die größten Herausforderungen beim Aufbau von Vintro?
Das schwierigste war sicherlich die Spreu vom Weizen zu trennen und die richtigen Partner und Zulieferer zu finden. Durch die starke Internationalisierung der Uhrenbranche und die hohen Herstellungskosten in Deutschland war es nicht ganz einfach eine Uhr – Made in Germany – herzustellen und dennoch dem Kunden einen erschwinglichen Preis anbieten zu können.
Was sind deine wichtigsten Ziele für Vintro innerhalb der nächsten fünf Jahre?
Fünf Jahre sind in der heutigen, schnelllebigen Zeit sehr viel – es kann alles sehr schnell gehen, positiv wie auch negativ. Wir haben uns für die nächsten 12-18 Monate vorgenommen, die Marke zu etablieren und unseren Direktvertrieb zu perfektionieren. Wir arbeiten aktuell bereits an weiteren Modellen und hoffen in den nächsten 12-18 Monaten noch zwei bis drei weitere auf den Markt zu bringen.
Im Preisumfeld von Vintro tummeln sich viele Micro-Brands. Wöchentlich kommen neue dazu. Genauso schnell verschwinden viele aber auch wieder von der Bildfläche. Warum sollte sich ein Uhrenfreund grade für Vintro entscheiden?
Weil ich glaube, dass wir authentisch sind. Wir sind keine Marketingexperten, welche mit dem Import von Uhren auf das schnelle Geld aus sind. Seit über 20 Jahren bin ich leidenschaftlicher Sammler von Vintage-Armbanduhren und das werde ich auch noch in 20 Jahren sein und VINTRO wird es ebenfalls in 20 Jahren noch geben. Wir machen sicherlich nicht alles perfekt, aber wir wollen uns täglich verbessern und werden an den Herausforderungen wachsen, gemeinsam mit unseren Kunden.
Im ersten Vintro-Modell, dem Le Mans 1952 Chrongraphen, tickt das Kaliber Seagull ST19 aus chinesischer Produktion, welches auf dem Schweizer Venus 175 basiert (die ganze Geschichte gibt’s hier). Warum fiel die Wahl grade auf das eher exotische ST19?
Wir haben mehrere Werke getestet und dennoch fiel die Wahl relativ schnell auf das ST1940 von Seagull. Unser Le Mans 1952 Chronograph soll die 50iger Jahre widerspiegeln – welches Werk hätte hier besser passen können als das Seagull, das auf dem Schweizer Venus 175 basiert und eben in den 50iger Jahren in sehr vielen Chronographen verbaut war. Auch, dass es ein Schaltradkaliber und eben keine Nockensteuerung hat, war uns hier besonders wichtig. Durch unsere Ersatzteilbevorratung ist auch gewährleistet, dass zukünftige Reparaturen und Revisionen schnell erledigt werden können, ohne auf den Hersteller in China zurückgreifen zu müssen.
Hat sich der Status der Uhr in den vergangenen Jahrzehnten nach deinem Empfinden verändert?
Aus meiner Sicht nur in geringem Umfang. Eine Armbanduhr ist heute, genauso wie vor 50 Jahren, für die einen ein Statussymbol, für die anderen ein modisches Accessoire und für die nächsten einfach ein Zeitmessinstrument. Ich glaube auch nicht, dass sich dies irgendwann mal ändern wird.
Smartwatches: Chance oder Gefahr für traditionelle Hersteller mechanischer Uhren?
Ich denke beides. Aus meiner Sicht wird eine Smartwatch niemals die mechanische Uhr ersetzen können. In bestimmten Phasen werden sich die Absätze in gewissem Maße verschieben, aber das wird auch wieder nachlassen, wie es damals in den 80iger Jahren mit den Quarzuhren ebenfalls war. Eine mechanische Uhr ist eben nicht nur ein Zeitmessinstrument, sondern auch immer ein Spiegelbild jeder Person, die sie trägt.
Wie ist aus deiner Sicht die anhaltende Begeisterung für mechanische Uhren zu erklären?
Rational sicherlich sehr schwer zu erklären, wer eine genaue Uhr will, der sollte eine Quarzuhr vorziehen. Aber wozu überhaupt eine Armbanduhr, die Zeit können wir am Smartphone ablesen. Aber Kaufentscheidungen werden nicht immer rational, sondern auch emotional getroffen. Oder warum sollte jemand einen Oldtimer kaufen? In allen Belangen sollte dieser den modernen Fahrzeugen von heute unterlegen sein, außer in einem, dem Gefühl beim Fahren. Gleiches können wir bei mechanischen Uhren beobachten. Hier spielen die Historie und Tradition, sowie die Handwerkskunst eine große Rolle. Hunderte von Einzelteilen, die ineinandergreifen und perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen, um überhaupt zu funktionieren. Die Werthaltigkeit ist natürlich ebenfalls zu berücksichtigen, welche durch die Langlebigkeit der mechanischen Uhren deutlich höher ist, als bei Quarzuhren.
Made in Pforzheim: Vintro Le Mans 1952 Chronograph Automatik Roségold
An dieser Stelle möchte ich euch noch mit etwas Bildfutter zur roségoldfarbenen Variante des Le Mans 1952 Retro-Chronographen versorgen (zum umfangreichen Test der baugleichen Variante mit weißem Zifferblatt geht’s hier entlang). Unbeschichtete Edelstahlgehäuse sind mir persönlich zwar eigentlich lieber, ich muss aber sagen, dass die Gold-Beschichtung sehr gut mit dem schwarzen Zifferblatt und den roten Highlights harmoniert und den Retro-Charakter des Modells wirklich gut unterstreicht.
Die rote Telemeter-Skala sorgt für einen schönen Kontrast auf dem sehr detailreich und sauber verarbeiteten Zifferblatt – man beachte insbesondere die tolle Wölbung des Blattes am Rande. Schick sind auch die applizierten, roségoldfarbenen Ziffern und Indizes, die sich hervorragend mit den polierten Zeigern und dem Gehäuse ergänzen. Dadurch wirkt das Zifferblatt sehr plastisch und hochwertig…
Der Motor des Vintro Le Mans 1952 Chronos ist natürlich wieder das Seagull ST1940 Automatikkaliber, welches durch den Saphirglas-Sichtboden bei der Arbeit beobachtet werden kann. Mit +6 Sekunden pro Tag läuft der mir vorliegende Chrono wieder in einem wirklich guten Ganggenauigkeitsbereich.
An Bänder-Varianten mangelt es auch für die Roségold-Variante nicht: Vintro hat für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei. Das goldfarbene Stahlband wirkt mir allerdings einen Tick zu feminin – am Nato oder den Lederbändern (mit farblich passender Schließen) sieht die Modellvariante aber richtig lecker aus (mehr Bilder unten in der Bildergalerie).
Der Le Mans 1952 Automatik-Chrono ist leider nicht mehr mit Vorbesteller-Rabatt zu bekommen. Mit dem Code „chrononautix10“ lassen sich aber 10% im Shop von Vintro sparen. Wie ich bereits in meinem Test der Variante mit weißem Zifferblatt festgehalten habe ist das ein vergleichsweise günstiger Preis.
Aber genug der Worte – klickt euch doch einfach durch die Bildergalerie unten und seht selbst 🙂
Eckdaten des Vintro Le Mans 1952 Retro-Chrongraphen (Automatik-Variante):
- Made in Germany (Pforzheim)
- Gewölbtes Saphirglas, entspiegelt
- Automatik-Kaliber Sea-Gull ST1940 (Basis: Schweizer Venus 175)
- Saphirglasboden, verschraubt
- Gehäusedurchmesser 40 mm
- Höhe 15 mm
- Gewicht: 75 Gramm
- Wasserdichtigkeit 10 bar / 10 atm / 100 Meter (zum Schwimmen geeignet)
- UVP 599€ (Automatik) bzw. 269€ (Meca-Quarz), direkt bei vintro-watches.de
- Mit 10% Rabatt-Code „chrononautix10“: 539€ für die Automatik-Variante und 242€ für die Meca-Quarz-Variante
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Ziemlich schick die rosegold-Variante!
Moin aus HH,
schreibe hier mal den ersten Kommentar. Schließlich hatte ich mich für das rosegoldfarbene Modell entschieden, was gestern bei mir eintraf!
Wirklich sehr wertige Verarbeitung, die Uhr ist ein perfekter Dresser.
Auch die Chronodrücker rasten mit einem satten Klick ein und schon läuft die Zeitnahme.
Da ich im Retrobereich nicht so bewandert bin, kann ich zu den „Plagiatanwürfen“ nichts beitragen.
Mir gefällt diese Uhr an meinem Arm jedenfalls ausgesprochen gut und der Preis ist nun wirklich ein Schnapper!
Das sichtbare Uhrwerk hebt sich doch sehr von den schweizer Werken ab.
Mich hat auch die Kombination aus rosegold, dem schwarzen Blatt und den roten Zeigern so richtig geflascht!
Besonders baff war ich aber, als ich in den Uhrenkasten schaute!
Zu dem mitbestellten Lederarmband lagen dort auch noch das passende rosegold Stahlarmband, sowie ein weiteres aus Textil. Schrauber UND eine kleine Schatulle mit diversen Wechselstiften für das Schnellwechselsystem, so dass diese Uhr ratzfatz umgerüstet werden kann .
Das Lederarmband ist für mich etwas kurz. Aber auch darauf hat Herr Baka innerhalb von Stunden per Mail persönlich reagiert und für später ein Längeres avisiert.
Dem Kasten lag ebenfalls eine Karte mit persönlicher Widmung bei. Kann mir nicht helfen, aber bei mir kommt Höflichkeit noch immer sehr an.
Alles in allem ein super Angebot!
Danke nochmals an Mario für die ausführlichen Berichte mit Fotos!
Danke für deinen Input Christian und es freut mich sehr, dass sich unsere Eindrücke decken 🙂