Die TAG Heuer Monaco gehรถrt sicherlich nicht zur Gattung Uhr, die den Geschmack der Massen anspricht – das charakteristische, quadratische Gehรคuse ist schon sehr speziell und spaltet die Gemรผter. Und dennoch ist der Heuer Monaco Chronograph unter Uhrenfreunden bis heute รผberaus beliebt und darf daher durchaus in einer Reihe mit anderen Chronographen-Klassikern wie Breitling Navitimer, Omega Speedmaster Moonwatch, Rolex Daytona, Heuer Carrera & Co. genannt werden…
รber Steve McQueen, den Film Le Mans und die Heuer Monaco
Bekannt wurde die Heuer Monaco insbesondere durch einen Mann: Der fรผr sein „ungebremstes Leben“ bekannte Steve McQueen, seines Zeichens einer der grรถรten Hollywoodstars der 60er- und 70er-Jahre. Wie in den meisten seiner Filme war der „King of Cool“ auch privat ein Draufgรคnger, der den Adrenalinkick bei Autorennen und der Eroberung von Frauen suchte.
Steve McQueens Hollywood-Durchbruch gelang mit dem Western „Die glorreichen Sieben“ (1961) und dem genialen Kriegsdrama „Gesprengte Ketten“ (1963). Es folgten weitere Klassiker wie das Gangster-Actiondrama „Bullitt“ (1968).
Neben der Schauspielerei begeisterte sich McQueen insbesondere fรผr den Motorsport – wie auch seine Schauspielkollegen James Dean und Paul Newman. Kein Zufall also, dass Steve McQueen die Hauptrolle des Rennfahrers Michael Delaney im Film Le Mans spielte, der 1971 in die Kinos kam und das traditionsreiche 24-Stunden-Rennen von Le Mans behandelt, welches in der gleichnamigen franzรถsischen Stadt ausgetragen wird.
Der Film Le Mans war allerdings kein besonders groรer Kassenschlager: Weit รผber die Hรคlfte des Films besteht aus Rennszenen, Dialoge oder gar Charakterentwicklung sind Mangelware. Das kam offenbar bei der breiten Kinomasse nicht besonders gut an. Dennoch gilt der Film als ein Meilenstein im Genre des Rennsportfilms – insbesondere wegen der eindrucksvollen Bilder und der rasanten Schnitte.
Tipp am Rande: Der Film Le Mans 66 – Gegen jede Chance aus dem Jahre 2019 ist – vor allem dank eines genialen Christian Bale in der Hauptrolle – quasi Pflichtprogramm fรผr Filmfreunde, selbst wenn man das Genre nicht mag.
Steve McQueen: Heuer Monaco aus „Le Mans“ unter’m Hammer
Die Heuer Monaco erlangte am Arm von Steve McQueen in Le Mans eine gewisse Bekanntheit und fand viel Anklang bei Motorsportbegeisterten – die Produktplatzierung war dabei alles andere als Zufall: Der Schweizer Uhrenhersteller Heuer war bei etlichen Motorsportveranstaltungen als Zeitnehmer tรคtig und investierte fรผr damalige Verhรคltnisse irre Summen in das Sponsoring (das ist auch heute nicht anders).
Mit dem extravaganten Monaco Chronographen dรผrfte Heuer bei McQueen so oder so offene Tรผren eingerannt haben – denn der Schauspieler galt als groรer Uhrenfreund: Insbesondere die Rolex Submariner Taucheruhr (Ref. 5512) galt als McQueens unangefochtene Lieblingsuhr. Aber auch andere Modelle wie der Hanhart 417 ES Chronograph kamen an sein Handgelenk. Letzterer wurde vom Schwarzwรคlder Uhrenhersteller im Jahre 2020 neu aufgelegt.
Aber zurรผck zur Heuer Monaco im Film Le Mans: Diversen Quellen zufolge gab es zwei Modelle der Monaco mit der Referenz 1133B mit charakteristischem, blau-mattem Zifferblatt, die Steve McQueen faktisch im Film getragen hat. Eine davon schenkte der Schauspieler dem Chefmechaniker Haig Alltounian, der auch McQueens persรถnlicher Mechaniker war, am letzten Tag der Dreharbeiten. Und so kommt auch die Gravur โTO HAIG LE MANS 1970โ zustande, die den Gehรคuseboden der Heuer Monaco ziert, welche Ende 2020 versteigert wird:
Haig soll die original Filmuhr nur wenige Jahre getragen haben und dann fรผr fast fรผnf Jahrzehnte im Schlieรfach verstaut haben – entsprechend gut ist der Zustand der Vintage-Monaco, die am 12. Dezember 2020 beim Auktionshaus Phillips unter den Hammer kam, letztendlich wurde nach einem 7-minรผtigen Bieterwettstreit eine Summe von 1,8 Millionen US-Dollar (2,2 Millionen USD inkl. Gebรผhren) erzielt. Damit erzielte die Uhr das hรถchste Gebot, das je bei einer Auktion fรผr eine Heuer abgegeben wurde, und ist damit die teuerste Heuer Armbanduhr, die jemals verkauft wurde.
Zum Vergleich: Im Jahre 2017 wurde die von Paul Newman hรถchstpersรถnlich getragene Rolex Daytona Ref. 6239 beim Auktionshaus Phillips innerhalb nur weniger Minuten versteigert โ fรผr sage und schreibe 15,5 Millionen US-Dollar. Das macht den Chronographen zur teuersten Rolex der Welt.
TAG Heuer Monaco und das Calibre 11
Die von Steve McQueen im Film Le Mans getragene Heuer Monaco kommt mit dem im Jahre 1969 patentierten Chronomatic Calibre 11. Das Werk ist ein durchaus nennenswerter Meilenstein in der Geschichte mechanischer Uhren.
Gehen wir zunรคchst mit der Zeitmaschine ein paar Jahre zurรผck: Anfang der 1960er Jahre war die Zeit langsam reif fรผr den allerersten Automatik-Chronographen, weshalb die Crรจme de la Crรจme der Uhrenindustrie in das Rennen um die Entwicklung einstieg. Zenith (mit dem Kaliber El Primero), Seiko (mit dem Kaliber 6139) und ein mysteriรถses Konsortium mit dem Codenamen โProjekt 99โ (bestehend aus den Schweizer Schwergewichten Breitling, Buren Watch S.A., Dubois-Dรฉpraz S.A. und spรคter auch Hamilton) investierten krรคftig, denn jeder wollte natรผrlich der Erste sein.
Im August 1969 konnte das besagte Konsortium das automatische, sogenannte Chrono-Matic-Calibre 11 mit Mikro-Rotor der Welt prรคsentieren โ allerdings waren die Schweizer nicht die ersten – der Preis fรผr das allererste Automatikkaliber mit Chronographen-Komplikation der Welt geht an die Japaner: Seiko produzierte schon Anfang 1969 mehrere Tausend โSpeed Timerโ mit dem Schaltrad-Kaliber 6139. Der Vertrieb startete im Mai 1969, also einige Monate bevor die Schweizer ihre Serienmodelle wie Heuer Autavia, Carrera und Monaco oder Breitling Navitimer Chrono-Matic auf den Markt brachten.
Ganz getreu dem Design-Leitsatz „Form Follows Function“ beachte man die linksseitige Anordnung der Krone bei allen Chronographen mit Caliber 11. Das war schlicht und ergreifend technisch bedingt, da das Dubois-Dรฉpraz Chronographen-Modul nur gegenรผber von den Chronographendrรผckern implementiert werden konnte:
TAG Heuer Monaco heute: Einfรผhrung des Manufakturkalibers Heuer 02
Auch heute noch ist der Monaco Chronograph fester Bestandteil des TAG Heuer-Sortiments – fast jedes Jahr kommen neue Varianten hinzu, was es nicht grade einfach macht, den รberblick zu behalten.
An dieser Stelle sei daher auf ein ganz besonderes Modell hingewiesen: Ende 2020 gab’s endlich das รผberfรคllige Upgrade der Monaco auf das hauseigene Manufakturkaliber Heuer 02 (Modell-Referenzen CBL2111 und CBL2113). Ein neu gestaltetes, H-fรถrmiges Stahlband, welches seine Inspiration bei den Archivstรผcken des TAG Heuer Museums in La Chaux-de-Fonds fand, gibt’s oben drauf.
Im Gegensatz zum Vorgรคnger-Kaliber, dem Heuer 01 (ein Kooperationsprodukt zwischen Seiko und TAG Heuer) hat TAG Heuer das Heuer 02 von Grund auf neu konstruiert. Die Produktion der allermeisten Werkskomponenten wie die Platinen, Brรผcken und Kloben findet in-house bei TAG Heuer in Chevenez und in La Chaux-de-Fonds statt. Nur wenige Teile wie die Hemmung sowie die Rรคder und Stahlteile stammen von Zulieferern.
Mit dem Kaliber Heuer 02 macht sich TAG Heuer unabhรคngig(er) vom quasi ubiquitรคren ETA Valjoux 7750, welches vom groรen Konkurrenten Swatch Group stammt und unter dem Namen Calibre 16 nach wie vor in Einsteiger-Modellen von TAG Heuer zu finden ist.
Die technischen Eckdaten des Heuer 02 sind auf jeden Fall mehr als ordentlich:
- Nur 6,9 mm hoch, erlaubt daher eine flachere Gehรคusekonstruktion (gegenรผber 7,9 mm beim ETA 7750),
- Sehr hohe Gangreserve von 80 Stunden (zum Vergleich: ETA 7750 = 48 Stunden),
- Frequenz von 28800 bph
- Aufwendiger Schaltradmechanismus, der fรผr ein knackiges Schalten der Chronographen-Drรผcker sorgt
- COSC- bzw. Chronometer-Zertifizierung / Ganggenauigkeit von 0 bis +8 Sekunden pro Tag
Abschlieรend noch einige Eindrรผcke aus der Produktion des mit 168 Bauteilen effizient und schlank konstruierten Manufakturkalibers Heuer 02 (Schweizer Produktionsstandorte: Chevenez und La Chaux-de-Fonds):
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