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Viele Uhrenfreunde kennen das vielleicht: Das Kunststoff-Band an der neuen Lieblingsuhr sieht zwar gut aus, ist aber irgendwie steif und unflexibel und will sich nicht so recht dem Arm anpassen. So ging es mir mit dem original Breitling Diver Pro Kautschukband, das sich einfach etwas unbequem anfühlte und von links und rechts auf die Seiten des Handgelenks drückte. Man sieht das auch im Bild unten ganz gut: Das Band ist (trotz Faltschließe, die ein Rundbiegen des Bandes ja naturgemäß forciert) stark “nach unten gezogen” und damit nicht grade ergonomisch geformt (zumindest kenne ich niemanden, der so eine Handgelenkform hat 😉 ).

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Da ich nicht darauf warten wollte bis sich das Band irgendwann mal “eingetragen” hat, habe ich zu “Trick 17” gegriffen: Eine Tasse und kochendes Wasser.

Zunächst aber ein paar wichtige Grundlagen: Viele Uhrenbänder sind aus sogenannten Elastomeren, die genau wie Thermoplaste und Duroplaste zu den Polymeren gehören. Elastomere sind formfeste, aber elastisch verformbare Kunststoffe. Diese Kunststoffe können sich bei Zug- und Druckbelastung verformen, finden aber danach wieder in ihre ursprüngliche, unverformte Gestalt zurück. Elastomere finden auch Verwendung als Material für Reifen, Dichtungsringe und dergleichen.

Verschiedene Elastomertypen weisen auch verschiedene Temperaturbeständigkeiten auf: Standardmäßig schaffen nahezu alle eine Temperaturbeständigkeit bis zu 100°C. Fluorkautschuk (FKM), ein für Uhrenbänder besonders gerne genommenes Elastomer, ist bis über 200°C temperaturbeständig; Silikon packt sogar 250°C und mehr.

In der Regel sind Elastomere also grundsätzlich hitzebeständig, aber es ist wichtig zu beachten, dass sie sich bei hohen Temperaturen dennoch verformen können. Das Ausmaß der Verformung hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem die genaue Zusammensetzung des Elastomers.

Diesen Effekt können wir ausnutzen, um das Uhrenband gezielt zu verformen bzw. ergonomischer zu formen – und zwar, indem wir

  • das Band in eine Tasse oder in ein anderes rundes Gefäß einklemmen
  • kochendes Wasser draufkippen und
  • einige Minuten warten bzw. das Band wieder auskühlen lassen.

Wichtig: Vorher sollte man das Band natürlich von der Uhr befreien und auch alle Federstege entfernen, damit sich die feinen Federn innerhalb der Stege nicht verformen und so an Spannkraft verlieren.

IMG 1421
IMG 1422

Bevor man aber kochendes Wasser auf das Band kippt, sollte man natürlich immer zur Sicherheit nochmal das genaue Material des Bandes recherchieren oder beim Support des Uhrenherstellers nachfragen – schließlich wollen wir das Band nur gezielt verformen und nicht wegschmelzen.

Beim Breitling Diver Pro ist es nach Angabe auf der Breitling-Website Kautschuk:

image 1

Kautschuk ist aber nicht gleich Kautschuk: Es ist beispielsweise wichtig zu beachten, dass Naturkautschuk, also Kautschuk aus dem Milchsaft des Gummibaums, im Vergleich zu vielen synthetischen Kautschuktypen eine geringere Hitzebeständigkeit aufweisen kann. Das gilt insbesondere für Kunststoff-Bänder von Vintage-Uhren: Bänder für Taucheruhren waren früher aus einfachem Naturkautschuk – die waren zwar wasserfest, neigten mit der Zeit aber zu Rissen und Bläschenbildung. Denn: Naturkautschuk ist empfindlich und kann insbesondere durch Wärmequellen porös werden und brechen, sich verformen, verkleben oder verfärben (genau in diese Marktlücke sprang übrigens damals ISOfrane mit Bändern aus Isopren, ein farbloser und niedrigsiedender Grundrohstoff, der bei der Verarbeitung von Erdöl anfällt).

Ein Band aus Naturkautschuk mit kochendem Wasser zu behandeln, ist also nicht die cleverste Idee.

Omega 1974 Isofrane
Vintage-Omega mit ISOfrane-Band

Uhrenbänder bestehen heutzutage aber in der Regel nicht mehr aus Naturkautschuk, sondern synthetischem Kautschuk, bei dem wir für unseren Trick 17 in aller Regel keine Angst haben brauchen (trotzdem nochmal der Hinweis, dass Nachmachen natürlich auf eigene Gefahr ist!). Gängig im Bereich Uhrenbänder sind nach meinen Recherchen folgende synthetische Kautschuk-Typen:

Aber ihr seid bestimmt noch neugierig auf das Ergebnis nach der Behandlung des Breitling-Kautschukbandes mit kochendem Wasser. Kurz gesagt: das Band hat eine leichte Krümmung erhalten, die aber merkbar auf den Tragekomfort einzahlt – ich bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden:

IMG 1426

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3 Kommentare
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THOR
2 Monate zurück

Oh Mann Mario!!!
Ich glaube “Ihr”müsstest Euch mal zuhören!!!
…Ein Uhrenarmband kochen,damit es besser passt!?! :-/
Wenn ICH ein Uhrenarmband erwerbe,und “Es”nicht passt:”Wird es umgetauscht!”
Gilt die “Regel”denn auch für :”Ehepartner!?!”
Mann,Mann.Mann…bleib Klingone! 🙂
Qapla`!
THOR

Dlanor Lepov
6 Monate zurück

Ich habe ein Band mit Tesafilm rund gemacht und mit dem Fön bearbeitet. Klappt auch und hat den Vorteil, dass man mehr Krümmung erzeugen kann.

U.H.
6 Monate zurück

Toller Test, somit hat sich auch bei dir einer von dutzenden YT-“Bandkochtipps” bewahrheitet – bei mir vor 1 Jahr auch bei meinem steifen, grünem Longines-Armband, das vorher wie eine Tackernadel vom Arm abstand. Die Uhrenhersteller haben leider keine Ahnung, was Trage-ergonomie bedeutet – Hauptsache deftig Preise erhöhen! Zum Beispiel: Jeder Strumpf wird vor dem Verpacken/Verkauf mit Druck und Dampf in Form gedämpft, warum kann man das nicht gleich auch bei 400€ teuren Armbändern machen..( oder man macht die gleich softig flexibel…) Danke für deinen Haushaltstipp – weiter so. Hasta pronto.