Mit dem limitierten AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon Chronographen in Cockpit-Optik, der in Zusammenarbeit mit den Flugzeug-Restauratoren von Jet Art Aviation entstanden ist, will die britische Marke allen Fans der Luftfahrt-Geschichte etwas bieten – konkret durfte das Daily Mail Trans-Atlantic Air Race als Thema herhalten. Warum der Chronograph allerdings trotz einiger liebevoller Details (darunter ein original Rumpfteil des Harrier XV741 Jump Jets im Gehรคuseboden) nur etwas fรผr echte Fans ist, zeige ich in diesem Test…
Eckdaten des AVI8 Hawker Harrier II „Blue Nylon“ Limited Edition Chronographen (Ref. AV-4056-XV741):
- Original Harrier XV741 Jump Jet Rumpfteil auf der Innenseite des Gehรคusebodens
- Limitiert auf 300 Stรผck
- Durchmesser 45 mm, Gehรคusehรถhe 12 mm
- Band aus Nylon/Leder, Bandanstoร 22 mm
- Mineralglas
- Miyota FS80 Quarzwerk (Retrograde, kleine Sekunde, Wochentag, Chrono-Zรคhler / Batterie SR626SW)
- Gewicht 120 Gramm
- Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 m (spritzwassergeschรผtzt)
- Zwei Jahre internationale Garantie
- Inklusive Aufsteller
- UVP: 295 britische Pfund (ca. 270โฌ inkl. Versand aus Groรbritannien bei Nutzung des Rabatt-Codes CHRONO20)
- Vorbestellung ab sofort mรถglich / Verkauf startet am 11. Mai 2019
Test: AVI-8 Hawker Harrier Retrograde Chronograph Blue Nylon Limited Edition Uhr
Die AVI-8 Hawker Harrier Retrograde Chronograph Blue Nylon Limited Edition, Referenz AV-4056-XV741 (ja, sorry, das ist nun mal der vollstรคndige Name des Modells ;-)) steht im Zeichen des sogenannten Daily Mail Trans-Atlantic Air Race, einem Flugzeug-Rennen vom Londoner Fernsehturm (Post Office Tower) zum New Yorker Empire State Building, welches vom 4. bis 11. Mai 1969 statt fand.
Das Daily Mail Trans-Atlantic Air Race wiederum fand damals zu Ehren von John Alcock und Lt. Arthur Brown statt, die 50 Jahre zuvor – im Jahre 1919 – den ersten transatlantischen Non-Stop Flug in rund 16 Stunden schafften (von Kanada nach Irland).
Eine Limited Edition wรคre natรผrlich keine Limited Edition, wenn AVI-8 in den Fliegerchronographen nicht auch eine Menge Hinweise auf dieses vor 50 Jahren stattgefundene Rennen packen wรผrde. Und das geht schon beim Namen los: Die Vorbereitungen fรผr das zivile, transatlantische Flugrennen liefen bei der britischen Luftwaffe, der Royal Air Force (RAF), unter dem Codenamen „Blue Nylon“ – das ist auch gleichzeitig der Modellname des hier getesteten Chronographen.
Der Hawker Harrier Blue Nylon Chrono enthรคlt auch viele weitere Hinweise auf dieses historische Flugrennen – wenden wir den Blick beispielsweise auf die grรคulich-schimmernde Gehรคuseseite, wo sich die dezent gravierten Koordinaten der Start- und Lande-Destinationen St. Pancras Bahnhof, London, und Birstol Basin, New York, zeigen:
Des Weiteren finden sich die Hinweise „11.29 Miles“ bei der Sekundenscheibe und „XV741“ beim Chronozรคhler auf dem Zifferblatt des Chronographen:
„11.29 Miles“ und „XV741“ deuten auf einen ganz bestimmten Teilnehmer des Daily Mail Trans-Atlantic Air Race hin, den Royal Air Force (RAF) Piloten Tom Lecky-Thompson (ich verkneife mir an dieser Stelle Wortwitze) mit seinem Hawker Harrier Senkrechtstarter (okay, es fรคllt mir echt schwer…).
Aber warum grade Lecky-Thompson als einer von insgesamt 360 (!) Teilnehmern? Nun, AVI-8 ist eine britische Marke mit dem Fokus auf Fliegeruhren und auch die Muttergesellschaft hat ihren administrativen Hauptsitz in Groรbritannien – da werden natรผrlich in den Kollektionen die RAF-Piloten entsprechend gerne berรผcksichtigt ๐ Mehr รผber Lecky-Thompson und seinen Flug รผber den Atlantik gibt’s in dieser Dokumentation:
Aber zurรผck zu den aufgedruckten Werten – diese sind schnell erklรคrt: Der Schriftzug 11.29 Miles weist auf die Durchschnittsgeschwindigkeit pro Minute hin, die Lecky-Thompson auf seinem Weg nach New York zurรผcklegte. XV741 wiederum ist die Bezeichnung des Hawker Siddeley Harrier GR Mk. 1 Senkrechtstarters (Jump Jet), mit dem Lecky-Thompson das Rennen bestritt.
Mehr Infos รผber die XV741 gibt’s bei Jet Art Aviation, einem Flugzeug-Restaurator mit Sitz in der Nรคhe von Leeds. Jet Art Aviation Ltd. war auch beim Design des Chronographen beteiligt und hat sich auf der Innenseite des Bodendeckels verewigen dรผrfen. Denn: Jeder der auf 300 Stรผck limitierten Blue Nylon-Chronos kommt mit einem original Teil des Flugzeugrumpfs der Hawker Harrier XV741, mit dem Lecky-Thompson รผber den Atlantik heizte. Das Teil ist auf der Innenseite des Bodendeckels befestigt – offenbar sind sind bei der Restauration der Maschine ein paar Teile รผbrig geblieben… ๐
Schauen wir also mal rein in die gute Stube! Mit dem entsprechenden Uhrmacherwerkzeug ging das รffnen des Deckels flott von der Hand, sodass sich das Rumpfteil problemlos begutachten lรคsst:
Ich bin ein Freund von solchen Idee und mag das Gefรผhl ein echtes kleines Stรผck Geschichte an meinem Handgelenk durch die Gegend spazieren tragen zu kรถnnen. Die Idee echte Teile zu verbauen, um eine Marke oder ein Modell „emotional aufzuladen“, ist aber an sich nichts neues: Die Marke Werenbach beispielsweise fertigt sogar komplette Zifferblรคtter aus Sojus-Weltraumraketenschrott, den der Eigentรผmer Patrick Hohmann hรถchstpersรถnlich in der kasachischen Steppe, in der Nรคhe der Raumstation Baikonur, aufsammelt. Mit der Werenbach MACH33 hat das Schweizer Unternehmen vor nicht allzu langer Zeit auรerdem eine Low-Budget-Variante rausgebracht, bei der ein kleines Raketen-Teil in das Zifferblatt eingelassen ist.
Einen รคhnlichen Ansatz wie Werenbach fรคhrt der Hersteller REC, der mit der Fliegeruhr RJM beim Datumsfeld ein kleines Stรผck unbehandeltes Aluminium direkt aus einem Flugzeug des Modells PT879 MK IX Spitfire enthรคlt. Nun kann man sich natรผrlich drรผber streiten, ob ein klitzekleines Stรผckchen von „irgendwas echtem“ auf dem Zifferblatt nun wirklich den Aufpreis Wert ist, den solche Hersteller aufgrund des Mehraufwandes bei Beschaffung und Produktion fรผr ihre Konzepte verlangen – der Erfolg gibt ihnen aber irgendwo Recht.
Allerdings frage ich mich schon, warum AVI-8 das Stรผckchen des Harrier XV741 Jets heimlich unter dem Gehรคuseboden versteckt, anstelle es irgendwo im Sichtfeld des Uhreninteressierten unterzubringen. Zumindest ein „Glas-Guckloch“ auf dem Gehรคuseboden wรคre doch ein praktikabler Ansatz gewesen – die Gehรคusebodengravur ist zwar gelungen, aber meiner Meinung nach nicht die beste Lรถsung…
Neben den vielen Anspielungen auf das Daily Mail Transatlantic Air Race gibt es aber auch sonst eine Menge zu entdecken – so kommt die AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon beispielsweise mit einer tickenden Sekundenscheibe anstelle eines Sekundenzeigers. Das innere der Scheibe wiederum beherbergt das Emblem der Royal Air Force (rot-weiร-blaue RAF „Roundels“)
(zum Abspielen des kurzen Videos bitte klicken).
Schick sind auch die farblichen Highlights wie zum Beispiel die gelben Zeiger (Wochentagsanzeige, Sekundenzeiger, Chronzรคhler) samt gelb-schwarzer Tigerenten-Umrandung des Datumsfeldes…
… sowie die roten Chronographendrรผcker:
Der Farbmix (teilweise grรผnes Zifferblatt, rote Drรผcker, gelbe Zeiger) ist zwar Geschmackssache, harmoniert aber gut und passt zur sportlichen Gesamtoptik des Chronographen. Nur das (qualitativ hochwertig wirkende) blaue Nylon-Leder-Mix-Band ist mir persรถnlich doch etwas zu viel des Guten. Okay okay, wenn das Modell schon „Blue Nylon“ heiรt, muss natรผrlich auch das Band entsprechend gefรคrbt sein. Aber ein primรคr grรผnes Zifferblatt gepaart mit einem blauen Band („grรผn und blau schmรผckt die Sau“)??? Hmmm…!
Wenn ich nun aber die Augen schlieรe und mir das farblich nicht wirklich passende Band einfach wegdenke, ist die moderne Optik des AVI-8 Chronographen meiner Meinung nach in der Summe aber definitiv gelungen: AVI-8 schafft es wie kaum eine andere Marke einen genialen Cockpit- bzw. Instrumententafel-Look in seine Uhren zu verpacken.
Die Optik ist aber auch gleichzeitig einer meiner grรถรten Kritikpunkte – das klingt zwar widersprรผchlich, aber jetzt mal ehrlich: Wieso wird ein Chronograph, der zum Jubilรคum eines vor 50 Jahre stattgefundenen Rennens rausgebracht wird, in ein solch hypermodernes Gewand gepackt? So richtig passen will das irgendwie nicht und es ist schade, dass AVI-8 hier nicht die guten Ideen der klassischeren Flyboy Centenary Automatikmodelle fortgefรผhrt hat. Wie cool wรคre zum Beispiel ein Jubilรคums-Chrono im klassischen Design von Flieger-Chronographen der 1960er bzw. 1970er gewesen? Und um diese Idee fortzuspinnen hรคtte es anstelle eines soliden, aber unspektakulรคren Miyota-Quarzwerkes und eines (gut entspiegelten) Mineralglases gerne auch ein Seiko Mecaquarz Hybrid-Werk und ein gewรถlbtes Plexiglas mit viel Retro-Charme sein dรผrfen. Schade!
Fazit zur AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon
Ich bin hin- und hergerissen: An sich ist die limitierte AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon eine Uhr mit sehr guter Verarbeitungsqualitรคt und gleichzeitig saucooler Cockpit-Optik, der man die Liebe zum Detail anmerkt. Genial ist zum Beispiel auch der kostenlose, recht schwere Aufsteller, der jeder Uhr beiliegt – Produktprรคsentation: Eins mit Sternchen!
Aber wiesooooo nur hat AVI-8 kein Retro-Thema gewรคhlt? Retro mag zwar mittlerweile fast schon wieder „out“ sein, aber hier wurde einfach eine Menge Potential fรผr eine geniale Limited Edition verschenkt, die auch in die Zeit des Daily Mail Transatlantic Air Race, nรคmlich die 60er Jahre, gepasst hรคtte (in Der Schule wรผrde man auch sagen „Thema verfehlt“).
Und noch mal: Wieeesooooo nur versteckt AVI-8 das original Rumpfteil des Harrier Jets unter dem Gehรคusedeckel?
Auch der Preis in Hรถhe von 270โฌ inkl. Gutschein-Code CHRONO20 ist in Anbetracht der harten Fakten (Mineralglas, Miyota-Quarzer) nicht unbedingt schnรคppchenverdรคchtig.
Dennoch glaube ich, dass sich die 300 Stรผck des Chronos relativ schnell verkaufen dรผrften. Denn auch, wenn das Modell alles andere als perfekt ist, gibt es sicherlich einige Hardcore-Fans der Luftfahrt-Geschichte, denen es ziemlich Wurscht ist, das man das Rumpfteil der XV741 nicht immer direkt sehen kann und dass es sich „nur“ um ein einfaches Quarzmodell handelt. Uhrenfans mit einer entsprechenden Begeisterung fรผr die Hintergrรผnde zur AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon machen aber auch nicht viel falsch mit dem Chrono – einen explodierenden Sammlerwert sollte man allerdings nicht erwarten.
Chrononautix-Fazit: Kein gรผnstiger Spaร, fรผr Fans der Luftfahrt-Geschichte aber einen Blick wert.
(Unverbindliche) Vorbestellungen sind direkt auf der Seite von AVI-8 mรถglich. Der Versand erfolgt aus dem Vereinigten Kรถnigreich, eine eine Bezahlung รผber Paypal ist mรถglich. Wer noch ein paar Euros sparen will, dem sei folgendes ans Herz gelegt: Bei Paypal wird zwar automatisch auf Basis des aktuellen Kurses abgerechnet, bei der automatischen Wรคhrungsumrechnung von Paypal kommen allerdings noch Gebรผhrenย dazu. Hinterlegt man bei Paypal allerdings Kreditkarten-Daten als Zahlungsmittel, lassen sich dieseย Gebรผhrenย sparen (Anleitung hierย / eineย kostenlose Kreditkarte gibt es zum Beispiel bei der DKB). Um Zoll oder Einfuhrumsatzsteuerย muss man sichย keine Gedankenย machen, da das Vereinigte Kรถnigreich (noch) zur EU gehรถrt.
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Man kann sie hassen oder auch lieben – so oder so ist die Uhr bereits ausverkauft ๐
Ja,auch solche Uhren sollten mal irgendwo besprochen werden. Aber muร das hier sein? Sei’s drum, danke fรผr Deine Mรผhe (und ein gewisses Amusement meine ich auch zu verspรผren). Ich glaube, ein solches Design-Ungetรผm hรคtte mir mit 10 – 12 Jahren bestimmt gut gefallen, inzwischen sind ein paar Jahrzehnte ins Land gegangen und es hat sich ein Geschmack und Stil herausgebildet. Heute mag ich es etwas รผbersichtlicher und einfacher. รber Rene’s Kommentar habe ich mir sehr amรผsiert, ich glaube, er ist von der Wahrheit nicht allzu weit entfernt.
Wie dem auch sei, das blaue Band gefรคllt mir noch am besten. Und langweilig war es diesmal bestimmt nicht :-).
„Und langweilig war es diesmal bestimmt nicht“ –> das ist auf jeden Fall mal das wichtigste ๐
Der Stoff, aus dem meine Alptrรคume sind…
Ein Schrรคubchen hier, ein Ausbruch da. Das Material mal hochglanz, mal geschliffen, mal glatt – und dazwischen Hammerschlageffekt. Und dazu ein kunterbunter Mix aus mindestens 7 Farben (oder ist da noch ne achte Farbe dabei?).
Jetzt fehlt nur noch, dass es in jeder Ecke ein unterschiedlich farbiges LED gibt, das wie ne Landebahnbeleuchtung blinkt, dann ist der Augenkrebs garantiert.
Garniert mit nem Quarzer, unpassendem Band und einem Mineralglas. Der Designer hat offenbar alles verbaut, was in seiner „Kruschtelkiste“ nach der Inventur noch zu finden war.
Ich kenne einen Uhren-Freund, der immer meint „Du mit deinen langweiligen Weckern immer. Bei mir muss auf dem Zifferblatt immer was los sein!“ – ich glaube fast, nicht mal der meinte das SO.
Danke Rene, ich versteh deinen Punkt absolut. Ich bin zum Beispiel auch totaler Fan von schlichten Divern. Das Cockpit-Design hier finde ich aber schon durchaus ansprechend (wie gesagt, wenn man sich das Band wegdenkt ๐ ).
„Grรผn und Blau“ – ein alter Spruch von mir. Bin aber schon mehrfach eines Besseren belehrt worden, dass Heute alles getragen werden kann, was gefรคllt. Sogar ยดne Quarzuhr.
Fรผr mich trifft das aber nach wie vor nicht zu. Min. 21600 bpH sollten es schon sein.
Dann ist mir das auch alles etwas wรผst verteilt auf dem Zifferblatt. Nachtsichtbarkeit / Ilumination ??
Was mir aber sehr gut gefรคllt und ich noch nicht bei einer Automatik gesehen habe, ist die Wochentagsanzeige. Die hat was!
Wie bei Ballast auch stรถren die minimalen, teils nichtssagenden Spezifikationen erheblich und halten einen vom Kauf zurรผck. Ich hatte das bei Ballast ja schon mal bemรคngelt und dann in wenigen Sรคtzen etwas Input bekommen, aber ……
Mario: Mach doch das mal bei der „Mutter“ bekannt, dass uns das nicht gefรคllt !!
Ansonsten : Wieder Super geschrieben. Herzlichen Dank fรผr die Lektรผre.
Ja das stimmt Thomas. Habe es auch schon ein paar mal angemerkt, aber irgendwie wollen die nicht auf mich hรถren… ๐