• Beitrags-Kategorie:Tests
  • Beitrags-Kommentare:7 Kommentare
  • Beitrags-Autor:
  • Lesedauer:24 min Lesezeit

Mit dem limitierten AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon Chronographen in Cockpit-Optik, der in Zusammenarbeit mit den Flugzeug-Restauratoren von Jet Art Aviation entstanden ist, will die britische Marke allen Fans der Luftfahrt-Geschichte etwas bieten – konkret durfte das Daily Mail Trans-Atlantic Air Race als Thema herhalten. Warum der Chronograph allerdings trotz einiger liebevoller Details (darunter ein original Rumpfteil des Harrier XV741 Jump Jets im Gehäuseboden) nur etwas für echte Fans ist, zeige ich in diesem Test…

Eckdaten des AVI8 Hawker Harrier II “Blue Nylon” Limited Edition Chronographen (Ref. AV-4056-XV741):

  • Original Harrier XV741 Jump Jet Rumpfteil auf der Innenseite des Gehäusebodens
  • Limitiert auf 300 Stück
  • Durchmesser 45 mm, Gehäusehöhe 12 mm
  • Band aus Nylon/Leder, Bandanstoß 22 mm
  • Mineralglas
  • Miyota FS80 Quarzwerk (Retrograde, kleine Sekunde, Wochentag, Chrono-Zähler / Batterie SR626SW)
  • Gewicht 120 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 m (spritzwassergeschützt)
  • Zwei Jahre internationale Garantie
  • Inklusive Aufsteller
  • UVP: 295 britische Pfund (ca. 270€ inkl. Versand aus Großbritannien bei Nutzung des Rabatt-Codes CHRONO20)
  • Vorbestellung ab sofort möglich / Verkauf startet am 11. Mai 2019

Test: AVI-8 Hawker Harrier Retrograde Chronograph Blue Nylon Limited Edition Uhr

Die AVI-8 Hawker Harrier Retrograde Chronograph Blue Nylon Limited Edition, Referenz AV-4056-XV741 (ja, sorry, das ist nun mal der vollständige Name des Modells ;-)) steht im Zeichen des sogenannten Daily Mail Trans-Atlantic Air Race, einem Flugzeug-Rennen vom Londoner Fernsehturm (Post Office Tower) zum New Yorker Empire State Building, welches vom 4. bis 11. Mai 1969 statt fand.

Einmal über den Atlantik bitte!

Das Daily Mail Trans-Atlantic Air Race wiederum fand damals zu Ehren von John Alcock und Lt. Arthur Brown statt, die 50 Jahre zuvor – im Jahre 1919 – den ersten transatlantischen Non-Stop Flug in rund 16 Stunden schafften (von Kanada nach Irland).

Eine Limited Edition wäre natürlich keine Limited Edition, wenn AVI-8 in den Fliegerchronographen nicht auch eine Menge Hinweise auf dieses vor 50 Jahren stattgefundene Rennen packen würde. Und das geht schon beim Namen los: Die Vorbereitungen für das zivile, transatlantische Flugrennen liefen bei der britischen Luftwaffe, der Royal Air Force (RAF), unter dem Codenamen “Blue Nylon” – das ist auch gleichzeitig der Modellname des hier getesteten Chronographen.

Der Hawker Harrier Blue Nylon Chrono enthält auch viele weitere Hinweise auf dieses historische Flugrennen – wenden wir den Blick beispielsweise auf die gräulich-schimmernde Gehäuseseite, wo sich die dezent gravierten Koordinaten der Start- und Lande-Destinationen St. Pancras Bahnhof, London, und Birstol Basin, New York, zeigen:

Des Weiteren finden sich die Hinweise “11.29 Miles” bei der Sekundenscheibe und “XV741” beim Chronozähler auf dem Zifferblatt des Chronographen:

“11.29 Miles” und “XV741” deuten auf einen ganz bestimmten Teilnehmer des Daily Mail Trans-Atlantic Air Race hin, den Royal Air Force (RAF) Piloten Tom Lecky-Thompson (ich verkneife mir an dieser Stelle Wortwitze) mit seinem Hawker Harrier Senkrechtstarter (okay, es fällt mir echt schwer…).

Aber warum grade Lecky-Thompson als einer von insgesamt 360 (!) Teilnehmern? Nun, AVI-8 ist eine britische Marke mit dem Fokus auf Fliegeruhren und auch die Muttergesellschaft hat ihren administrativen Hauptsitz in Großbritannien – da werden natürlich in den Kollektionen die RAF-Piloten entsprechend gerne berücksichtigt 😉 Mehr über Lecky-Thompson und seinen Flug über den Atlantik gibt’s in dieser Dokumentation:

Aber zurück zu den aufgedruckten Werten – diese sind schnell erklärt: Der Schriftzug 11.29 Miles weist auf die Durchschnittsgeschwindigkeit pro Minute hin, die Lecky-Thompson auf seinem Weg nach New York zurücklegte. XV741 wiederum ist die Bezeichnung des Hawker Siddeley Harrier GR Mk. 1 Senkrechtstarters (Jump Jet), mit dem Lecky-Thompson das Rennen bestritt.

Mehr Infos über die XV741 gibt’s bei Jet Art Aviation, einem Flugzeug-Restaurator mit Sitz in der Nähe von Leeds. Jet Art Aviation Ltd. war auch beim Design des Chronographen beteiligt und hat sich auf der Innenseite des Bodendeckels verewigen dürfen. Denn: Jeder der auf 300 Stück limitierten Blue Nylon-Chronos kommt mit einem original Teil des Flugzeugrumpfs der Hawker Harrier XV741, mit dem Lecky-Thompson über den Atlantik heizte. Das Teil ist auf der Innenseite des Bodendeckels befestigt – offenbar sind sind bei der Restauration der Maschine ein paar Teile übrig geblieben… 😉

Schauen wir also mal rein in die gute Stube! Mit dem entsprechenden Uhrmacherwerkzeug ging das Öffnen des Deckels flott von der Hand, sodass sich das Rumpfteil problemlos begutachten lässt:

Ich bin ein Freund von solchen Idee und mag das Gefühl ein echtes kleines Stück Geschichte an meinem Handgelenk durch die Gegend spazieren tragen zu können. Die Idee echte Teile zu verbauen, um eine Marke oder ein Modell “emotional aufzuladen”, ist aber an sich nichts neues: Die Marke Werenbach beispielsweise fertigt sogar komplette Zifferblätter aus Sojus-Weltraumraketenschrott, den der Eigentümer Patrick Hohmann höchstpersönlich in der kasachischen Steppe, in der Nähe der Raumstation Baikonur, aufsammelt. Mit der Werenbach MACH33 hat das Schweizer Unternehmen vor nicht allzu langer Zeit außerdem eine Low-Budget-Variante rausgebracht, bei der ein kleines Raketen-Teil in das Zifferblatt eingelassen ist.

Werenbach Planet 9
Echtes Sojus Raketenmaterial auf dem Zifferblatt der Werenbach MACH33, gut zu erkennen am Schriftzug “SOYUZ MAT.”

Einen ähnlichen Ansatz wie Werenbach fährt der Hersteller REC, der mit der Fliegeruhr RJM beim Datumsfeld ein kleines Stück unbehandeltes Aluminium direkt aus einem Flugzeug des Modells PT879 MK IX Spitfire enthält. Nun kann man sich natürlich drüber streiten, ob ein klitzekleines Stückchen von “irgendwas echtem” auf dem Zifferblatt nun wirklich den Aufpreis Wert ist, den solche Hersteller aufgrund des Mehraufwandes bei Beschaffung und Produktion für ihre Konzepte verlangen – der Erfolg gibt ihnen aber irgendwo Recht.

Allerdings frage ich mich schon, warum AVI-8 das Stückchen des Harrier XV741 Jets heimlich unter dem Gehäuseboden versteckt, anstelle es irgendwo im Sichtfeld des Uhreninteressierten unterzubringen. Zumindest ein “Glas-Guckloch” auf dem Gehäuseboden wäre doch ein praktikabler Ansatz gewesen – die Gehäusebodengravur ist zwar gelungen, aber meiner Meinung nach nicht die beste Lösung…

Neben den vielen Anspielungen auf das Daily Mail Transatlantic Air Race gibt es aber auch sonst eine Menge zu entdecken – so kommt die AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon beispielsweise mit einer tickenden Sekundenscheibe anstelle eines Sekundenzeigers. Das innere der Scheibe wiederum beherbergt das Emblem der Royal Air Force (rot-weiß-blaue RAF “Roundels”)

(zum Abspielen des kurzen Videos bitte klicken).

Schick sind auch die farblichen Highlights wie zum Beispiel die gelben Zeiger (Wochentagsanzeige, Sekundenzeiger, Chronzähler) samt gelb-schwarzer Tigerenten-Umrandung des Datumsfeldes…

… sowie die roten Chronographendrücker:

Der Farbmix (teilweise grünes Zifferblatt, rote Drücker, gelbe Zeiger) ist zwar Geschmackssache, harmoniert aber gut und passt zur sportlichen Gesamtoptik des Chronographen. Nur das (qualitativ hochwertig wirkende) blaue Nylon-Leder-Mix-Band ist mir persönlich doch etwas zu viel des Guten. Okay okay, wenn das Modell schon “Blue Nylon” heißt, muss natürlich auch das Band entsprechend gefärbt sein. Aber ein primär grünes Zifferblatt gepaart mit einem blauen Band (“grün und blau schmückt die Sau”)??? Hmmm…!

Wenn ich nun aber die Augen schließe und mir das farblich nicht wirklich passende Band einfach wegdenke, ist die moderne Optik des AVI-8 Chronographen meiner Meinung nach in der Summe aber definitiv gelungen: AVI-8 schafft es wie kaum eine andere Marke einen genialen Cockpit- bzw. Instrumententafel-Look in seine Uhren zu verpacken.

Die Optik ist aber auch gleichzeitig einer meiner größten Kritikpunkte – das klingt zwar widersprüchlich, aber jetzt mal ehrlich: Wieso wird ein Chronograph, der zum Jubiläum eines vor 50 Jahre stattgefundenen Rennens rausgebracht wird, in ein solch hypermodernes Gewand gepackt? So richtig passen will das irgendwie nicht und es ist schade, dass AVI-8 hier nicht die guten Ideen der klassischeren Flyboy Centenary Automatikmodelle fortgeführt hat. Wie cool wäre zum Beispiel ein Jubiläums-Chrono im klassischen Design von Flieger-Chronographen der 1960er bzw. 1970er gewesen? Und um diese Idee fortzuspinnen hätte es anstelle eines soliden, aber unspektakulären Miyota-Quarzwerkes und eines (gut entspiegelten) Mineralglases gerne auch ein Seiko Mecaquarz Hybrid-Werk und ein gewölbtes Plexiglas mit viel Retro-Charme sein dürfen. Schade!

Fazit zur AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon

Ich bin hin- und hergerissen: An sich ist die limitierte AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon eine Uhr mit sehr guter Verarbeitungsqualität und gleichzeitig saucooler Cockpit-Optik, der man die Liebe zum Detail anmerkt. Genial ist zum Beispiel auch der kostenlose, recht schwere Aufsteller, der jeder Uhr beiliegt – Produktpräsentation: Eins mit Sternchen!

Aber wiesooooo nur hat AVI-8 kein Retro-Thema gewählt? Retro mag zwar mittlerweile fast schon wieder “out” sein, aber hier wurde einfach eine Menge Potential für eine geniale Limited Edition verschenkt, die auch in die Zeit des Daily Mail Transatlantic Air Race, nämlich die 60er Jahre, gepasst hätte (in Der Schule würde man auch sagen “Thema verfehlt”).

Und noch mal: Wieeesooooo nur versteckt AVI-8 das original Rumpfteil des Harrier Jets unter dem Gehäusedeckel?

Auch der Preis in Höhe von 270€ inkl. Gutschein-Code CHRONO20 ist in Anbetracht der harten Fakten (Mineralglas, Miyota-Quarzer) nicht unbedingt schnäppchenverdächtig.

Dennoch glaube ich, dass sich die 300 Stück des Chronos relativ schnell verkaufen dürften. Denn auch, wenn das Modell alles andere als perfekt ist, gibt es sicherlich einige Hardcore-Fans der Luftfahrt-Geschichte, denen es ziemlich Wurscht ist, das man das Rumpfteil der XV741 nicht immer direkt sehen kann und dass es sich “nur” um ein einfaches Quarzmodell handelt. Uhrenfans mit einer entsprechenden Begeisterung für die Hintergründe zur AVI-8 Hawker Harrier Blue Nylon machen aber auch nicht viel falsch mit dem Chrono – einen explodierenden Sammlerwert sollte man allerdings nicht erwarten.

Chrononautix-Fazit: Kein günstiger Spaß, für Fans der Luftfahrt-Geschichte aber einen Blick wert.

(Unverbindliche) Vorbestellungen sind direkt auf der Seite von AVI-8 möglich. Der Versand erfolgt aus dem Vereinigten Königreich, eine eine Bezahlung über Paypal ist möglich. Wer noch ein paar Euros sparen will, dem sei folgendes ans Herz gelegt: Bei Paypal wird zwar automatisch auf Basis des aktuellen Kurses abgerechnet, bei der automatischen Währungsumrechnung von Paypal kommen allerdings noch Gebühren dazu. Hinterlegt man bei Paypal allerdings Kreditkarten-Daten als Zahlungsmittel, lassen sich diese Gebühren sparen (Anleitung hier / eine kostenlose Kreditkarte gibt es zum Beispiel bei der DKB). Um Zoll oder Einfuhrumsatzsteuer muss man sich keine Gedanken machen, da das Vereinigte Königreich (noch) zur EU gehört.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like bei FacebookInstagram, YouTube oder

Auch über WhatsApp kannst du immer auf dem neuesten Stand bleiben – jetzt abonnieren:

DSxOAUB0raA (1)

Darüber hinaus freue ich mich über Kommentare immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei...
7 Kommentare
Neueste Kommentare
Älteste Kommentare Kommentare mit den meisten Votings
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Rumburak Klötenschneider
4 Jahre zurück

Ja,auch solche Uhren sollten mal irgendwo besprochen werden. Aber muß das hier sein? Sei’s drum, danke für Deine Mühe (und ein gewisses Amusement meine ich auch zu verspüren). Ich glaube, ein solches Design-Ungetüm hätte mir mit 10 – 12 Jahren bestimmt gut gefallen, inzwischen sind ein paar Jahrzehnte ins Land gegangen und es hat sich ein Geschmack und Stil herausgebildet. Heute mag ich es etwas übersichtlicher und einfacher. Über Rene’s Kommentar habe ich mir sehr amüsiert, ich glaube, er ist von der Wahrheit nicht allzu weit entfernt.
Wie dem auch sei, das blaue Band gefällt mir noch am besten. Und langweilig war es diesmal bestimmt nicht :-).

Rene
4 Jahre zurück

Der Stoff, aus dem meine Alpträume sind…
Ein Schräubchen hier, ein Ausbruch da. Das Material mal hochglanz, mal geschliffen, mal glatt – und dazwischen Hammerschlageffekt. Und dazu ein kunterbunter Mix aus mindestens 7 Farben (oder ist da noch ne achte Farbe dabei?).

Jetzt fehlt nur noch, dass es in jeder Ecke ein unterschiedlich farbiges LED gibt, das wie ne Landebahnbeleuchtung blinkt, dann ist der Augenkrebs garantiert.
Garniert mit nem Quarzer, unpassendem Band und einem Mineralglas. Der Designer hat offenbar alles verbaut, was in seiner “Kruschtelkiste” nach der Inventur noch zu finden war.

Ich kenne einen Uhren-Freund, der immer meint “Du mit deinen langweiligen Weckern immer. Bei mir muss auf dem Zifferblatt immer was los sein!” – ich glaube fast, nicht mal der meinte das SO.

Thomas H.
4 Jahre zurück

“Grün und Blau” – ein alter Spruch von mir. Bin aber schon mehrfach eines Besseren belehrt worden, dass Heute alles getragen werden kann, was gefällt. Sogar ´ne Quarzuhr.
Für mich trifft das aber nach wie vor nicht zu. Min. 21600 bpH sollten es schon sein.
Dann ist mir das auch alles etwas wüst verteilt auf dem Zifferblatt. Nachtsichtbarkeit / Ilumination ??
Was mir aber sehr gut gefällt und ich noch nicht bei einer Automatik gesehen habe, ist die Wochentagsanzeige. Die hat was!

Wie bei Ballast auch stören die minimalen, teils nichtssagenden Spezifikationen erheblich und halten einen vom Kauf zurück. Ich hatte das bei Ballast ja schon mal bemängelt und dann in wenigen Sätzen etwas Input bekommen, aber ……
Mario: Mach doch das mal bei der “Mutter” bekannt, dass uns das nicht gefällt !!
Ansonsten : Wieder Super geschrieben. Herzlichen Dank für die Lektüre.