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Auf der Inhorgenta 2024 haben mich zwei Neuheiten des im unterfränkischen Alzenau ansässigen Uhrenherstellers Alexander Shorokhoff besonders fasziniert: Die Cadamomo, ein vergleichsweise erschwinglicher mechanischer Vollkalender mit dreierlei Hilfszifferblätter für Wochentag, Monat und Mondphase, und die Regulator Automatic mit spezieller, dreigeteilter Zeitanzeige. Die Modelle könnten unterschiedlicher kaum sein, gleichzeitig steckt in beiden die klare Designsprache von Alexander Shorokhoff…

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Alexander Shorokhoff Cadamomo: Avantgardistischer Vollkalender

Die Cadamomo ist – so viel wird schon auf den ersten Blick klar – eine Shorokhoff in Reinkultur. Der Modellname wurde dabei nicht willkürlich gewählt – es handelt sich um ein Akronym: CA steht für “calendar”, DA für “day”, MO für “month” und das zweite MO für “moon”. Und genau diese Anzeigen findet man wenig überraschend auf dem Zifferblatt: Auf dem champagnerfarbenen und mit Sonnenschliff ausgestatteten Grundblatt sind die symmetrisch angeordneten Hilfszifferblätter für Wochentag, Monat und Mondphase mit Shorokhoff-typischer, avantgardistischer Farbgebung hervorgehoben. Der Avantgardismus ist jene künstlerische (und auch politische) internationale Strömung der frühen Moderne, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Expressionismus in Deutschland niedergeschlagen hat. Wenig überraschend erinnert die Gestaltung der Hilfszifferblätter an Kreationen des (genau wie Herr Shorokhov) in Moskau geborenen Wassily Kandinsky wie Komposition X aus dem Jahr 1939. Das Hilfszifferblatt für die Monate beispielsweise ist in vier Felder eingeteilt, angelehnt an die vier Jahreszeiten.

Der Wochentag im Hilfszifferblatt oben links wird durch einen weißen Kreis angezeigt, während der Monat im Hilfszifferblatt oben rechts mittels eines weißen Pfeils markiert wird. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich der Kalendertag an der Außenskala befindet und über einen zentralen gelben Zeiger mit blauer Spitze angezeigt wird.

Und das war noch nicht alles: Auch eine Mondphasenanzeige, wenig zurückhaltend durch einen skelettierten “MOON”-Schriftzug, der über der Mondscheibe liegt, ist an Bord. Um alle Phasen wie beispielsweise Halbmond zu durchlaufen, braucht der Mond einen knappen Monat – genauer: die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden gleichen Mondphasen beträgt 29 ½ Tage (diese Zahl ist auch bei der CADAMOMO Teil der Mondphasenanzeige, es handelt sich um den sogenannten synodischen Monat).

Und warum das Ganze? Nun, dass der Mond auf die Erde einwirkt, ist unstrittig: Mond und Erde ziehen einander an und dieser “Schwerkrafteffekt” führt zu Ebbe und Flut. Auch der Einfluss der Mondphasen auf unser alltägliches Leben wird von vielen Menschen zelebriert – die am weitesten verbreitete Mondthese lautet sinngemäß: Alles, was zunehmen soll, tue man bei zunehmendem Mond – so wie die Investition von Geld. Alles, was abnehmen soll, tue man dagegen bei abnehmendem Mond, zum Beispiel das Beginnen einer Diät. Über die Sinnhaftigkeit einer solchen “spirituellen” Lebensweise kann man sich aber natürlich vortrefflich streiten.

Kalendertag, Monat, Wochentag und Mondphase – das ergibt in der Summe einen sogenannten Vollkalender. Für den Antrieb all dieser Komplikationen sorgt das Automatikkaliber DD9000 der Manufaktur Dubois Dépraz SA, ein alteingesessenes, seit 1902 in Le Lieu (beim Genfersee) tätiges Traditionsunternehmen, welches mit Breitling, Omega, Jaeger-LeCoultre, Patek Philippe, Richard Mille etc. einen überaus prominenten Kundenstamm hat. Das DD9000 ist allerdings streng genommen kein eigenständiges Kaliber, sondern ein Modul, das in Verbindung mit einem klassischen Dreizeigerkaliber von ETA (ETA 2824 oder ETA 2892) die beschriebenen Vollkalender-Funktionalitäten ermöglicht. Bei der mir vorliegenden Review-Uhr beträgt die Ganggenauigkeit des Kalibers ganz hervorragende +1 Sekunden pro Tag – Chronometer-Niveau.

So wie das Modul vom Hersteller kommt, sieht es alles andere als spektakulär aus. Alexander Shorokhoff tobt sich aber mit ziemlich genialen Gravuren aus: Während man sich bei mechanischen Kalibern ja schon über gebläute Schrauben und die eine oder andere Perlage freut, da fängt bei Alexander Shorokhoff der ganze Spaß erst an: Die mit sehr sauberen und tiefen händischen (!) Gravuren veredelte Schwungmasse macht extrem viel her und ist sowas wie das Markenzeichen von Alexander Shorokhoff.

Für alle vier Komplikationen, die das DD9000 mitbringt, gibt es manuelle Korrektorhebel, die unscheinbar in das Gehäuse eingebettet sind und beispielsweise mit einem Zahnstocher betätigt werden können – das geht leicht von der Hand, ohne großen Druck ausüben zu müssen. Dank der vollintegrierten Machart läuft man aber keine Gefahr irgendetwas versehentlich zu verstellen:

  • Unten rechts: Datum (zentraler Zeiger)
  • Oben rechts: Monat
  • Unten links: Mondphase
  • Oben links: Wochentag
  • Über die Krone: Minute und Stunden

Das Einstellen ist durch die Korrektoren alles andere als eine Raketenwissenschaft, benötigt aber dennoch etwas Zeit. Die Anschaffung eines Uhrenbewegers ist für eine Vollkalenderuhr wie die Alexander Shorokhoff Cadamomo also sicherlich keine schlechte Idee, sofern man die Uhr im Wechsel mit anderen Uhren trägt (die Gangreserve beträgt 42 Stunden).

Von den insgesamt 50 Stück der Cadamomo sind Stand Mitte Mai 2024 nur noch 14 Stück erwerbbar. Natürlich ist das farbenfrohe, avantgardistische Design hochgradig Geschmackssache – dass im Rahmen des Vorverkaufs (die Auslieferung startet Ende Mai 2024) schon fast alle 50 Stück vergriffen sind, wundert mich aber kaum, denn auch der Preis in Höhe von 3599€ ist für einen Vollkalender-Zeitmesser in dieser Qualität, mit diesem hochgradig eigenständigen Design und mit Blick auf die genialen Gravuren mehr als fair.

Eckdaten Alexander Shorokhoff Cadamomo (Ref. AS.VK-CDMM2)

  • Vollkalender-Modul DD9000, handgravierte und veredelte Schwungmasse, gebläute Schrauben, Gangreserve 42 Stunden
  • Stunden, Minuten, Zentralsekunde, Datum (Anzeige über die Außenlünette und zentralen gelben Datumszeiger), Wochentag bei 10 Uhr, Monat bei 2 Uhr, Mondphase bei 6 Uhr
  • Gehäuse aus Edelstahl mit Saphirglasboden
  • Durchmesser 43,5mm
  • Horn-zu-Horn 50mm
  • Höhe 11,6mm
  • Gewicht: 87 Gramm (am Leder)
  • Saphirglas beidseitig, auf der Vorderseite entspiegelt
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Bandanstoß 22mm
  • Kalbslederband mit gravierter Massivedelstahl-Dornschließe, wasserbeständig
  • Limitiert auf 50 Stück
  • Listenpreis: 3599€, direkt über Alexander Shorokhoff oder diverse Fachhändler
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Alexander Shorokhoff Regulator Automatic: Technik trifft Avantgardismus

Für Shorokhoff-Verhältnisse ist das Modell Regulator Automatic deutlich zurückhaltender und dezenter – aber alles andere als langweilig: Auch, wenn die Funktionen nicht so üppig ausgeprägt sind wie bei der Cadamomo, so ist das Zifferblatt dennoch sehr gut gefüllt, denn die klassische aus dem Zentrum kommende Dreizeiger-Anzeige mit Sekunden, Minuten und Stunden “fächert” sich auf zwei zusätzliche dezentrale Hilfszifferblätter auf: Eines für die Stunden und eines für die Sekunden (der Minutenzeiger kommt ganz klassisch aus dem Zentrum).

Das runde Datumsfenster auf “6 Uhr” fügt sich wunderbar harmonisch in das Zifferblatt ein. Ein sehr cooles Detail dabei ist, dass das Datumsfenster mit einer Lupe kommt – und zwar nicht etwa aufgesetzt auf dem Saphirglas, sondern integriert im Zifferblatt, in den Ausschnitt für das Datum. Eine pfiffige Idee, die ich in der Form so noch nirgends gesehen habe und die mir persönlich deutlich lieber ist als ein “Datumspickel” auf dem Glas.

Die üppig dimensionierte “60” – ein weiteres charakteristisches Markenzeichen von Alexander Shorokhoff, das wir auch bei der Cadamomo gesehen haben – füllt den oberen Bereich des Blattes der Regulator Automatic aus.

Auf den ersten Blick ist ein Regulator-Zifferblatt für Uneingeweihte vermutlich etwas verwirrend: Seine schiere Unkonventionalität lässt Uhrenfreunde vielleicht vermuten, dass es sich um eine neumodische Idee eines experimentierfreudigen Uhrendesigners handelt. Dabei handelt es sich aber tatsächlich um die Fortsetzung einer Tradition, die bis in die Anfänge der Uhrmacherei im 18. Jahrhundert zurückreicht: Die früheren sogenannten Regulatoruhren waren so konstruiert, dass alle Zeiger unabhängig voneinander arbeiteten; Der Minutenzeiger war der größte und prominent in der Mitte platziert, während die Stunden und Sekunden auf separaten Hilfszifferblättern tickten, normalerweise auf einer Achse bei “12” und “6 Uhr”. Solche Uhren, die oft in Uhrmacherwerkstätten und sogar auf Bahnhöfen zu finden waren, ermöglichten es die Zeiger so einzustellen, dass alle Zeitmesser mit derselben zentralen “regulierten” Zeit arbeiteten (siehe auch Reglage). Auch wenn diese Art der Zeitanzeige weder damals noch heute die intuitivste Art war, legt sie Wert auf Genauigkeit und Präzision: Der Minutenzeiger steht bei einem Regulator im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da er für die meisten von uns der wichtigste Zeiger ist, wenn wir auf die Uhr schauen.

In jedem Fall kann man festhalten, dass die Optik einer modernen Regulator-Armbanduhr wie der von Alexander Shorokhoff sehr toolig daher kommt und an ein Messgerät in einer Instrumententafel erinnert. Das Ablesen der Uhrzeit von einer Regulator-Uhr ist im Allgemeinen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach etwas Tragezeit keine Raketenwissenschaft. Hier beispielsweise zeigen der große zentrale Minutenzeiger und der kleine Stundenzeiger knapp 11.07 Uhr an:

Für den Antrieb der Alexander Shorokhoff Regulator Automatic sorgt das Schweizer Automatikkaliber ETA 2892-A2, das mit 3,6 mm etwas flacher konstruiert ist als das ETA 2824 (4,6mm), wodurch auch das Gehäuse angenehm flach daher kommen kann (11,7mm). Mit einem Durchmesser von 43,5mm ist die Regulator Automatic aber dennoch äußerst präsent am Handgelenk und eher nichts für sehr schmale Herrenhandgelenke. Hinsichtlich Gestaltung und Oberflächenbearbeitung ist das Gehäuse ferner identisch zur Cadamomo – insbesondere die schön fein satinierten Flanken in Verbindung mit der auf Hochglanz polierten Oberseite der Hörner ist sehr gefällig.

Ansonsten nehmen sich das 2892 und das 2824 technisch fast nichts: Mit 26 Steinen tickt es mit einer Geschwindigkeit von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und bietet eine Gangreserve von 42 Stunden. Um die spezielle, dreigeteilte Regulator-Anzeige zu ermöglichen, lässt Alexander Shorokhoff das Kaliber ferner in der Schweiz umbauen. Bei der mir vorliegenden Review-Uhr beträgt die Ganggenauigkeit sehr gute -1 Sekunden pro Tag.

Shorokhoff-typisch ist natürlich auch der Rotor wieder wunderschön per Hand graviert – genau wie bei der oben vorgestellten Cadamomo. Ergänzend kommt noch eine Perlage zum Einsatz.

Alexander Shorokhoff Regulator Automatic im Test 3

Eckdaten Alexander Shorokhoff Regulator Automatic (Ref. AS.R03-4):

  • Automatikkaliber ETA 2892-A2, umgebaut als Regulator in der Schweiz, handgravierte und veredelte Schwungmasse, gebläute Schrauben, 29 Steine, Gangreserve 38 Stunden
  • Regulator-Darstellung
  • Gehäuse aus Edelstahl mit Saphir-Glasboden
  • Durchmesser 43,5mm
  • Horn-zu-Horn 50mm
  • Höhe 11,7mm
  • Gewicht: 95 Gramm (am Leder)
  • Saphirglas beidseitig, auf der Vorderseite entspiegelt
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Bandanstoß 22mm
  • Braunes Kalbslederband hell abgenäht, mit gravierter Massivedelstahl-Dornschließe
  • Limitiert auf 30 Stück
  • Listenpreis: 2790€, direkt über Alexander Shorokhoff oder diverse Fachhändler

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THOR
3 Monate zurück

…Aha….kritische Meinungen sind also gelöscht worden!!! 🙁
Na dann sag doch gleich:”Das es sich um Deine Lieblingsmarke handelt!!! :-(((
THOR

THOR
3 Monate zurück
Antworten...  Mario

…Bei allem gebührenden Respekt,aber A.S.,polarisiert nun einmal dahingehend:”Das
ein Zeitmesser,der ursprünglichen Funktion (ZEITABLESEN)beraubt wurde! 🙁
…Wir leben leider in einem:”Regenbogenzeitalter”,deshalb muss ich selbiges nicht auf meinem Zifferblatt haben!
Klingonisch….iss aber so! :-/
mfG
THOR

THOR
3 Monate zurück
Antworten...  THOR

P.S….Eine”Sonnenuhr”,schmückt man auch nicht mit “Lametta”,damit “Sie”besser aussieht! :-/
mfG
THOR

Alf aus Mannheim
4 Monate zurück

Tolle Uhren, keine Frage, aber wie (fast) immer: Geschmackssache.
Besonders der Regulator gefällt mir, deshalb habe ich ihn mir auch etwas genauer angeschaut. Aufgefallen ist mir dabei, dass die Zeiger äußerst schlampig gesetzt sind. Besonders deutlich auf dem Bild …-03315.jpg zu sehen: Der Minutenzeiger steht auf der 7, der Stundenzeiger auf kurz vor 11? Und auf den folgenden Bildern steht der Stundenzeiger haargenau auf der 11, der Minutenzeiger aber auf der 53 oder der 6. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll …
Ist es Absicht, dass bei den „Eckdaten“ beide Male die Leuchtmasse nicht erwähnt wird?
Apropos Eckdaten: Du schriebst:
„Dezentrale Anzeige der Stunde bei 9 h, Minute bei 3h, Sekunde aus der Mitte, … “ Fällt dir was auf?

Grüßle aus dem sonnigen Monnem vom

Alf

Gunther.
4 Monate zurück

Hallo Mario,
wieder mal ein spannender Artikel zu zwei außergewöhnlichen Uhren.
mich würde noch das lug to lug Maß interessieren.

Viele Grüße
Gunther