Auch über 50 Jahre, nachdem der Moonwatch-Mythos geboren wurde, hat die Schweizer Uhren-Manufaktur Omega ganz offenbar noch immer einen heißen Draht zum US-amerikanischen Weltraumprogramm bzw. zur NASA: Die Omega X33 ist fester Ausrüstungsgegenstand der Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley an Bord der Crew Dragon-Kapsel, die von der Falcon 9-Trägerrakete am 30. Mai 2020 erfolgreich Richtung Weltall katapultiert wurden. Fast 2 Millionen Zuschauer verfolgten den Live-Stream der NASA.
In diesem Artikel werfen wir daher einen kleinen Blick auf die SpaceX Demo-2-Mission und den Nachfolger der Omega Speedmaster Professional Moonwatch, die Omega X33, die auf Basis der Anforderungen der NASA Ende der 90er Jahre entstanden ist und bis heute genutzt wird…
Omega X33 trifft SpaceX: Demo-2-Mission
Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat den Start der SpaceX Demonstration Mission 2, kurz SpX-DM2 oder SpaceX Demo-2, mit viel Tamtam angekündigt. Kein Wunder: Das US-amerikanische Programm für die bemannte Raumfahrt wurde vor fast 10 Jahren aus Kostengründen eingestellt – mit der Raumfähre Atlantis ist damals das (vorerst) letzte US-amerikanische Space-Shuttle von Cape Canaveral aus ins All gestartet (nach immerhin insgesamt 135 Missionen). Danach mottete die NASA ihre Space-Shuttle-Flotte ein.
Auch der US-amerikanische Zugang zur internationalen Raumstation ISS war damit Geschichte: seit dem Ende der Spaceshuttle-Ära mussten die USA teure Plätze für ihre Astronauten in russischen Sojus-Kapseln mieten.
Mit SpaceX wurde am Samstag, 30. Mai 2020 um 21:22 Uhr (MESZ) das erste mal seit Jahren wieder eine bemannte US-Rakete von Cape Canaveral zur ISS katapultiert. Eine Falcon 9-Trägerrakete beförderte eine Kapsel vom Typ Crew Dragon mit bis zu 27.000 km/h (!) in den Orbit.
Ursprünglich wollte die NASA die beiden Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley bereits am 28. Mai losschicken, allerdings musste der Start kurz vor knapp wegen schwieriger Wetterbedingungen verschoben werden.
Ganz überraschend war der Abbruch aber nicht: Der NASA war bewusst, dass die Chancen für einen Schönwetter-Start nicht besonders gut standen. Dennoch wollte es die NASA probieren, da es nur sehr enge Zeitfenster gibt, in denen die Crew an der ISS andocken kann – logisch, schließlich ist die ISS ja kein fixer Punkt im Weltraum, sondern in einer kreisförmigen Umlaufbahn mit acht Kilometern pro Sekunde unterwegs. Oder mit anderen Worten: Das Raumschiff kann die ISS verfehlen, wenn der Start von Cape Canaveral zu früh oder zu spät beginnt. Gutes Timing ist das A und O (das erklärt auch die “krummen”, geplanten Startzeiten).
Entscheidender Faktor für die Wiederaufnahme des Weltraumprogramms war SpaceX, ein Unternehmen aus der Privatwirtschaft: Niemand geringeres als Tesla-Oberhaupt Elon Musk macht die Geldbörse ganz schön weit auf, wenn es um die Erkundung des Weltalls geht. Elon Musk ist als Visionär bekannt – oder (je nach Betrachtungsweise) als Geist skurriler Tech-Fantasien. So will Musk beispielsweise Hyperloop-Röhren bauen, die Passagiere unterirdisch mit bis zu 1.200 km/h befördern. Auch für die Weltraumerkundung hat Musk ambitionierte Pläne: In rund 20 Jahren soll es sogar die erste SpaceX-Stadt auf dem Mars geben.
Bitter: Schätzungen zu Folge macht Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX durch den abgebrochenen Demo-2-Start Verluste von rund 200.000 US-Dollar…
Omega X33 an Bord der SpaceX-Dragon-Kapsel
Auf der Demo-2-Mission dürfen sich die beiden NASA-Astronauten über Omega-Uhren freuen: Die Omega X33 wird im Rahmen der SpaceX Demo-2-Mission als offizieller Ausrüstungsgegenstand ausgegeben – nach der Wiederkehr zur Erde müssen die Uhren aber entsprechend wieder zurückgegeben werden (den Raumanzug nehmen die Astronauten ja schließlich auch nicht mit nach Haus’ 😉 ). Omega bietet den Piloten aber an, eine X33 mit persönlicher Gravur zu bekommen.
Blicken wir aber noch kurz auf die Entstehung der X33: tatsächlich entstand das Hybrid-Modell mit digitaler LCD- und Analoganzeige komplett “vom Reißbrett” auf Basis der Anforderungen der NASA. Die US-Raumfahrtbehörde formulierte dabei beispielsweise Anforderungen hinsichtlich Robustheit, aber auch hinsichtlich der Möglichkeiten zur Zeitmessung (dazu gleich mehr). Denn: Im Weltraum müssen dauernd irgendwelche Dinge “getimed” werden, zum Beispiel das Andocken an die ISS, das Schließen der Luftschleuse, die maximale Dauer von Weltraumspaziergängen (EVA, extra–vehicular activity) etc.
Mechanik-Fans müssen jetzt ganz tapfer sein: Wie es sich für eine moderne Einsatzuhr gehört kommt in der X33 ein Quarz-Werk zum Einsatz – logisch, denn Quarzwerke sind per se deutlich robuster als mechanische Pendants.
Weitere Anforderungen der NASA an die Omega X33 waren…
- ein geringes Gewicht (daher auch der Einsatz eines leichten Titan-Gehäuses),
- ein besonders lautes Alarm-Geräusch, damit dieser in der oftmals lauten Umgebung im Raumschiff nicht überhört werden kann (immerhin 80 Dezibel – in etwa so viel wie ein Staubsauger)
- Hintergrundbeleuchtung zwecks Ablesbarkeit im Dunkeln
- Saphirglas
- Stoßfestigkeit bis 3500G
- Anti-magnetisch gemäß ISO-Norm 764
- Temperaturbeständigkeit von -20 Grad Celsius bis +70 Grad Celsius
- Anzeige der internationalen Referenzzeit für die Luft- und Seefahrt (die sogenannte koordinierte Weltzeit UTC), damit die Astronauten eine Art “Zeitgefühl” bewahren – denn: klassische Tag- und Nachtzyklen wie wir sie auf der Erde kennen, gibt es im Weltraum logischerweise nicht. Raumfahrer erleben 16 Sonnenaufgänge und 16 Sonnenuntergänge am Tag, da sie die Erde in nur 90 Minuten umrunden!
Die X33 waren übrigens nicht Omegas erste Gehversuche im Bereich Digital-Analog-Hybridmodelle – man denke beispielsweise an die Mitte der 80er lancierte Omega Seamaster 120 M Multifunktion.
Auf der STS-90-Mission im Jahre 1998 wurde ein Prototyp der X33 erstmals im Weltall am Handgelenk von Astronauten getragen und getestet. Bei STS-90 handelte es sich um eine Wissenschaftsmission mit der Bezeichnung NeuroLab, die sich insbesondere auf die Erforschung der Funktionen des Gehirns fokussierte. Auch “irdische” Piloten haben die X33 getestet.
Das Feedback der Astronauten und der Piloten floss in die Weiterentwicklung des Prototypen ein – so wurden beispielsweise die Drücker vergrößert.
Die Omega Speedmaster Professional X33 ist am Ende des Tages der offizielle Nachfolger des mechanischen Omega Speedmaster Professional “Moonwatch” Chronographen (diesen tragen einige Astronauten aber offenbar immer noch).
Im Jahre 2006 nahm Omega die X33 allerdings aus dem Sortiment, sie war fortan nicht mehr für Otto-Normal-Kunden käuflich erwerbbar. Von NASA-Astronauten und auch russischen Kosmonauten wurde das Modell aber freilich weiter verwendet.
Nachfolger für die ESA: Omega X33 Skywalker mit Kaliber 5619
Seit Ende 2014 gibt es den Nachfolger, die Omega X33 Skywalker, die zwar nicht von der NASA, sehr wohl aber von der European Space Agency (ESA) auf bemannten Weltraum-Ausflügen eingesetzt wird. Die X33 Skywalker kommt mit einer Keramik-Lünette und wird vom thermokompensierten Omega-Kaliber 5619 angetrieben. Das Quarzwerk wurde anhand eines ESA-Patents entwickelt, welches auf einer Erfindung des ESA-Astronauten Jean-François Clervoy basiert.
Die X33 Skywalker hat die folgenden Funktionen an Bord:
- Zwei Zeitzonen (T1 und T2)
- Referenzzeit UTC (siehe oben)
- Messung der MET (Mission Elapsed Time), d.h. die abgelaufene Missionszeit mit Bezug zum Missions-Start (Start der Rakete von der Erde).
- Alarm (AL)-Funktion mit Bezug zu einem der vorgenannten Zeiten.
- PET (Phase elapsed time): Die verbliebene Zeit bis zu einem festgelegten Ereignis (Vorwärtszählung)
- Timer (TMR): Count-Down (Rückwärtszählung) für Kurzzeitmessungen
- Chronograph (CHR): Zeitmessung auf 1/100-Genauigkeit.
Einschätzung der Omega X33
Wenn man ehrlich ist, kann die Omega X33 (Skywalker) kaum mehr als eine Casio G-Shock, die einen Bruchteil der Omega X33 kostet 😉 Trotzdem ist es interessant zu sehen, dass Omega offenbar die Verbindungen zur Raumfahrt weiterhin emsig pflegt – Omegas Marketingabteilung dürfte es jedenfalls sehr freuen, dass die X33 die offizielle Mission-Watch von SpaceX Demo-2 ist.
Kaufen würde ich persönlich mir die X33 trotzdem nicht (jedenfalls nicht zum veranschlagten Preis von über 4000€) – da bleibe ich lieber bei meiner klassischen Moonwatch… 😉
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Ich bin da ganz und gar Deiner Meinung, ganz nett, aber für das Geld never ever. Da ist der Klassiker 1000mal schöner und interessanter. Die Astros können das Teil sicher gut brauchen, ich sicher niemals (dann lieber eine G-Shock und den Rest der Kohle für was Schönes ausgeben). Howdy!
Da bin ich 100% bei dir 🙂
Ich nicht