Die Micro-Brand UNDONE ist seit einigen Jahren erfolgreich mit einem Individualisierungs- bzw. Personalisierungs-Konzept unterwegs: In einem Online-Konfigurator kann man sich seine Wunsch-Uhr selbst gestalten und so den Charakter der Basis-Uhr grundlegend verรคndern – das ist auch bei der neuen UNDONE Basecamp mรถglich, einer vergleichsweise gรผnstigen Toolwatch mit einer ordentlichen Portion Retro-Flair. Schauen wir uns das neue Modell also mal genauer an…
Eckdaten der UNDONE Basecamp Retro-Tool Watch in der รbersicht:
- Stark gewรถlbtes Plexiglas (Lexan)
- Durchmesser 40 mm (ohne Krone)
- Horn-zu-Horn 48 mm
- Gehรคusehรถhe 15 mm inklusive Glas
- Gewicht: 66 Gramm
- Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter (laut UNDONE getestet bis 18 bar / 180 m)
- japanisches Seiko NH35 Automatikwerk
- Bandanstoร 20 mm
- Diverse Individualisierungs- bzw. Konfigurationsmรถglichkeiten (Zifferblatt, Gehรคuse-Beschichtung etc.)
- UVP: Ab 295 US-Dollar (umgerechnet ca. 280โฌ inkl. Einfuhrumsatzsteuer/Zoll und inkl. Versand bei Verwendung des Gutschein-Codes โCHRONO10โ) / Bezahlung per Kreditkarte oder PayPal mรถglich
UNDONE Basecamp im Test
Die UNDONE Basecamp basiert auf der individualisierbaren UNDONE Aqua Taucheruhr und sieht auch aus wie eine Taucheruhr – ist aber keine. UNDONE bewirbt das neueste Modell als einfach ablesbare Vintage- bzw. Retro-Toolwatch, was den einfachen Grund hat, dass die Wasserdichtigkeit auf dem Papier eher schmal ausgelegt ist (5 bar / 50 Meter = Spritzwasserschutz). Das wirkt auf den ersten Blick etwas skurril, hat aber nachvollziehbare Grรผnde (hierzu gleich mehr).
Kommen wir aber zunรคchst zur Optik und dem Design: Die UNDONE Basecamp bewegt sich ohne Zweifel im Dunstkreis klassischer Taucheruhren der 70er Jahre wie zum Beispiel die Blancpain Fifty Fathoms 3H BUND, deren charakteristische, sterile Lรผnette Einzug in die UNDONE Basecamp genommen hat. Dieses, bei Sammlern sehr beliebte, Modell wurde 1975 von den Kampfschwimmern der Bundeswehr geordert. Die explizite Anforderung damals: keine Minuten-Indizes auf der Lรผnette! Der Grund: Die Kampfschwimmer konnten durch Spezialausrรผstung stundenlang unter Wasser bleiben, weshalb nur eine ungefรคhre Zeitmessung (in Stunden) nรถtig und sinnvoll war. Ein einziger Lรผnetten-Marker in Form eines Dreiecks reichte also entsprechend aus. Eine weitere Besonderheit: Die Lรผnette konnte stufenlos in beide Richtungen gedreht werden – bei Taucheruhren ist normalerweise nur eine Drehrichtung mit Rastwiderstand mรถglich.
Toll: UNDONE hat diese Eigenschaft รผbernommen – die Lรผnette lรคsst sich bei der Basecamp ebenfalls stufenlos (ohne „Klicks“) mit perfektem Widerstand und 100% „rund“ in beide Richtungen drehen. Das spricht dafรผr, dass UNDONE auf geringe Fertigungstoleranzen und eine gute Qualitรคtskontrolle bedacht ist.
Die glรคnzende Optik der Lรผnette der UNDONE Basecamp erinnert auรerdem an sogenannte Bakelite-Einlagen, die zum Beispiel bei der beliebten Rolex GMT Ref. 6542 in den 50er Jahren zum Einsatz kam. Benannt wurde die Bakelite-Lรผnetteneinlage nach dem gleichnamigen Hersteller, der deutschen Bakelite GmbH bzw. spรคter Bakelite AG, die von 1910 bis 2004 Kunststoffe produzierte. UNDONE erzeugt die Bakelite-Optik durch einen Acrylglas-รberzug mit darunter liegender Leuchtmasse (in diesem Fall hier das Dreieck).
Alles in allem unterstreicht die Lรผnette den Retro-Charakter der UNDONE Basecamp ganz ausgezeichnet…
Ein weiteres, augenscheinliches Merkmal der UNDONE Basecamp ist der wuchtige orange Stundenzeiger in Form eines fetten Pfeils. Dieser ist laut UNDONE eine Hommage an den Stundenzeiger der Rolex Explorer II. Optisch passt der orange-farbene Hingucker sehr gut zur vintage-braunen Leuchtmasse der UNDONE Basecamp. Falls ihr euch aber fragt, ob ich vielleicht bei der Bildbearbeitung auf dem Sรคttigungs-Knopf ausgerutscht bin: Nein, bin ich nicht – die Farbe des Zeigers knallt in Realitรคt wirklich so wie auf den Bildern ๐
Auch, wenn die UNDONE Basecamp wie eine Taucheruhr aussieht und – fรผr Taucheruhren typisch – eine verschraubte Krone mitbringt, darf sie laut offizieller Spezifikation nicht ins kรผhle Nass ausgefรผhrt werden: die Wasserdichtigkeit ist laut Angaben mit 5 bar bzw. 50 Meter eher mager und Schwimm- oder gar Tauchgรคnge sollten lieber vermieden werden – eigentlich!
Auf Nachfrage bei UNDONE sagte man mir, dass jede einzelne Basecamp bis 180 Meter / 18 bar geprรผft wird und das รhrchen somit auch zum Schwimmen am Arm bleiben darf. Die hรถhere Wasserdichtigkeit ist mรถglich, da laut UNDONE das Dichtungssystem doch noch kurzfristig verbessert wurde – nur da waren die Gehรคusedeckel mit der Gravur „Pressure Tested to 50 Meters“ leider schon fertig gestellt… ๐
Zum Vergleich: Die UNDONE Aqua, auf der die UNDONE Basecamp basiert, kommt mit 10 bar (Konfiguration mit Glasboden) bzw. 20 bar (Konfiguration mit Stahlboden) Wasserdichtigkeit und ist somit auch mindestens fรผr’s Schwimmen geeignet. Getestet wird die UNDONE Aqua aber de facto bis 20 bar bzw. 30 bar. Der Preis fรผr die Aqua ist mit einem UVP ab 475 US-Dollar aber auch deutlich hรถher als der der Basecamp (UVP 295 US-Dollar).
Ich gehe davon aus, dass UNDONE das Modell Basecamp bewusst als gรผnstigere Alternative anbietet und eine Wasserdichtigkeit auf dem Niveau der UNDONE Aqua dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Die meisten Interessenten wird’s wahrscheinlich nicht stรถren und ich persรถnlich finde die Entscheidung nachvollziehbar. Und wie gesagt: Die Basecamp wird laut UNDONE de facto bis deutlich รผber 5 bar getestet…
Gegenรผber dem verbauten Saphirglas in der UNDONE Aqua kommt die Basecamp auรerdem mit einem Plexiglas, welches sich viel leichter stark gewรถlbt herstellen lรคsst und daher ebenfalls gรผnstiger in der Produktion ist. UNDONE bewirbt das Plexiglas mit dem Hinweis auf die Marke Lexan: Das in der Basecamp verbaute, satte 3 mm hohe Plexiglas ist genauer gesagt ein Polycarbonat bzw. Thermoplast, welches beispielsweise in Motorradhelmen zum Einsatz kommt und als sehr schlagfest gilt.
Ob die Kratzfestigkeit gegenรผber von anderen Herstellern verbauten Plexiglรคsern nun auch besser ist, konnte ich leider nicht herausfinden. So oder so sehe ich das verbaute Plexiglas keineswegs als „Downgrade“ zum Saphirglas der UNDONE Aqua: Schon bei meinen letzten Tests diverser UNDONE-Chronographen habe ich mir anstelle gewรถlbten Mineralglases immer wieder stark gewรถlbtes Plexiglas gewรผnscht. Und mein Wunsch wurde erhรถrt! Ich wรผrde Plexiglas so gut wie immer Mineralglas vorziehen, da die Reflexionseigenschaften und die Ablesbarkeit einfach genial sind (Mineralglas und Saphirglas wirken im Vergleich immer sehr milchig).
Der Nachteil ist aber grundsรคtzlich, dass Plexiglas anfรคlliger fรผr Kratzer ist. Mit einer Tube Polywatch fรผr ein paar Euro lassen sich die Kratzer aber wiederum sehr leicht rauspolieren (bei Mineralglas oder Saphirglas ist das schlicht unmรถglich).
Auf jeden Fall aber gehรถrt ein stark gewรถlbtes Glas zu einer Retro-Toolwatch wie der Basecamp nun mal einfach dazu und da ist ein Plexiglas meiner Meinung nach immer die beste Wahl – man schaue nur mal auf die Omega Speedmaster Moonwatch, die in der Basisversion auch heute noch mit einem charmanten Hesalitglas kommt, um den Retro-Charakter zu unterstreichen. Also: Alles richtig gemacht, UNDONE!
Uhrenkonfigurator von UNDONE / Seiko NH35 Automatikwerk
UNDONE wรคre nicht UNDONE, wenn sich das Modell Basecamp nicht auch individualisieren lieรe – das ist schlieรlich die Spezialitรคt des Herstellers, die ihn von vielen anderen Micro-Brands abhebt. Die Mรถglichkeiten fangen bei Standard-Individualisierungsmรถglichkeiten wie der vielfรคltigen Bรคnderauswahl an (hier im Bild ein farblich perfekt passendes Zulu-Band und ein Cordura-Band) …
… und hรถren auch nicht bei deutlich darรผber hinaus gehenden Konfigurationen auf, darunter zum Beispiel die Gehรคusefarbe (Edelstahl, schwarz beschichtet, rosรฉgold beschichtet, gelbgold beschichtet), …
… der Wahl einer anderen Lรผnette (klasssische 60 Minuten-Lรผnette anstelle steriler Retro-Lรผnette sowie weitere Zifferblattvarianten (zum Beispiel ein California Dial sowie Farbvarianten รคhnlich wie bei der UNDONE Aqua) – Achtung: Die zusรคtzliche Lรผnetten-Option und die Zifferblatt-Varianten kommen voraussichtlich erst im Mai 2019 dazu) …
… sowie weiterer Personalisierungsmรถglichkeiten auf dem Gehรคuseboden und dem Zifferblatt (z.B. Initialen in passenden Schriftarten wie zum Beispiel Font „Platoon“ / Bild auf dem Glas-Gehรคuseboden).
Durch die Konfigurationsmรถglichkeiten entsteht schnell eine Uhr mit einer komplett anderen Optik. Aber egal fรผr welche Konfiguration ihr euch entscheidet: Die Detailverarbeitung von UNDONE ist unter Berรผcksichtigung der Preisklasse wirklich exquisit – auch bei Nahaufnahmen gibt sich die UNDONE Basecamp keine Blรถรe. Besonders hervorheben mรถchte ich die tadellosen Drucke bzw. die perfekt aufgebrachte vintage-braune Leuchtmasse und die sehr hochwertige Gehรคuseverarbeitung…
Das Uhrwerk lรคsst sich allerdings leider nicht konfigurieren: In der UNDONE Basecamp tickt das bewรคhrte und robuste Kaliber NH35A aus dem japanischen Hause Seiko – eine sehr gute Wahl in dieser Preisklasse, allerdings wรคre eine (aufpreispflichtige) Upgrade-Mรถglichkeit, zum Beispiel auf ein hรถherwertigeres Miyota 9015, auf jeden Fall eine coole Sache.
Mit +3,2 Sekunden pro Tag lรคuft das verbaute Seiko NH35A in einem exzellenten Bereich. Auf meine Nachfrage hin bestรคtigte man mir, dass UNDONE eine Basis-Feinregulierung vornimmt (denn die Ganggenauigkeit des Seiko NH35 „ab Werk“ ist mit -20 bis +40 Sekunden pro Tag alles andere als berauschend).
Das NH35 meiner Testuhr ist leider alles andere als eine Augenweide und wirkt sehr trist, da keinerlei Werksverzierungen vorgenommen wurden:
Allerdings haben die fehlenden Werksverzierungen einen bestimmten Grund, schlieรlich kann man auch den Glasboden im UNDONE-Konfigurator mit einem Bild personalisieren – Werksverzierungen wรผrden den Boden nur unruhig wirken lassen. Hier ein schicker Beispiel-Druck anhand der UNDONE Snoopy-Uhr:
Dennoch: Trotz der hochwertig wirkenden Drucke auf dem Glasboden wรผrde ich mir als konfigurierbare Alternative auch noch die Mรถglichkeit wรผnschen den Rotor mit einer Gravur versehen zu lassen.
Mehr รผber das Seiko NH35 Automatikwerk:
Der Tragekomfort der UNDONE Basecamp ist dank eines kompakten Durchmessers von 40 mm und 66 Gramm Fliegengewicht ganz hervorragend. Nur das fรผr den Test mitgelieferte Cordura-Band ist mir persรถnlich etwas zu unflexibel.
Tipp am Rande: Wer die Uhr am Handgelenk etwas prรคsenter tragen mรถchte, dem sei das konfigurierbare Zulu-Band ans Herz gelegt: Die Stahlringe tragen etwas auf und lassen die Uhr damit grรถรer erscheinen:
Weitere Mรถglichkeiten eine Uhr optisch zu vergrรถรern gibt’s in diesem Artikel (ein Unterlagenband wรคre zum Beispiel sicherlich noch eine schicke Option, die den Militรคruhren-Charakter des Modells unterstreichen wรผrde):
Fazit zur UNDONE Basecamp
Mit Blick auf die sehr gute Verarbeitungsqualitรคt, das hervorragend einregulierte Seiko NH35 Automatikwerk und das stimmige Design (Plexiglas, Vintage-Lume, sterile Lรผnette in Bakelite-Optik etc.) kann man der UNDONE Basecamp ohne Bedenken ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhรคltnis bescheinigen.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Optionen im Konfigurator gerne etwas weiter gehen dรผrften. Warum gibt’s keine Option auf ein besseres Miyota 9015 oder gar ein ETA-Automatikwerk? Oder Gravuren direkt auf dem Rotor des Seiko NH35? Hier ist noch eine Menge unausgeschรถpftes Potential fรผr weitere Individualisierungsideen…
Die UNDONE Basecamp lรคsst sich ab 295 US-Dollar direkt auf der Seite des Herstellers konfigurieren. Mit dem Gutscheincode „CHRONO10“ lassen sich noch mal 10% sparen. Mit Einfuhrumsatzsteuer bzw. Zoll landet ihr also bei rund 280โฌ.
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Das ist ne hรผbsche und der Preis ist schon ne Herausforderung ๐
Vom Aussehen her mag ich zwar wegen des Panerei-Kissens die Moana Pacific Waterman von Magrette lieber, aber die ist auch glatt doppelt so teuer. Hier ein Tiki auf den Glasboden gedruckt kommt man da schon verdรคchtig nah dran. Und als Test, ob dieser Gehรคusetyp genug Zeit am Handgelenk bekommt, um zB eine Sinn 104 zu rechtfertigen, taugt die allemal.
Sie kriegt auf jeden Fall einen Platz auf meiner Beobachtungsliste.
Vielen Dank fรผr die ausfรผhrliche Vorstellung!
Die Magrette ist auch sehr hรผbsch! Preis ist zwar hรถher, dafรผr gibt’s aber auch das bessere Miyota 9015 ๐ Leider nur noch als PVD-Variante bestellbar… ๐
Tja – ist ยดne Uhr โ
fรผr die Du Dir sehr viel Mรผhe gegeben hast, sie ins richtige Licht zu stellen.
Meinem Geschmack entspricht sie nicht. Ist nicht Ihm oder Ihr โ halt ยดne Uhr.
Die Zusammenstellerei (m)eines Unikums finde ich nicht so toll, solange nicht wirklich wichtige Dinge gestylt werden kรถnnen. Das was da zusammengemixt werden kann ist Spielkram und ersetzt einzig die teils ellenlangen Versionslisten anderer Brands.
Trotzdem vielen Dank fรผr wieder mal einen guten Text.