Das Müsli nach eigenem Rezept, selbst designte Turnschuhe, Nivea-Creme in einer persönlichen Fotodose – immer mehr Marken setzen auf personalisierte bzw. individualisierte Produkte. Bei Uhren sind die Hersteller bisher leider sehr zurückhaltend: Die Wahl zwischen einem Armband aus Stahl, Leder, Textil oder Kautschuk ist bisher meistens das höchste der Gefühle.
Eine Uhr kann aber durch eine persönliche Gravur (Datum, Initialen, Symbol, Logo, Name etc.) individualisiert werden – insbesondere als Geschenk zum Hochzeitstag, zum Geburtstag, zu Weihnachten oder zum Schulabschluss etc. wird dieses Angebot diverser Juweliere und auch Uhrenhersteller gerne genutzt…
Welche Möglichkeiten gibt es eine Uhr (nachträglich) gravieren zu lassen?
Eine Uhr (nachträglich) mit einem Namen, einem Datum, einem Symbol oder dergleichen gravieren zu lassen ist mitunter schwierig, insbesondere bietet sich dafür aber natürlich der Gehäuseboden an. Das Problem: Ist der Gehäuseboden schon umfangreich verziert, kann der Platz für eine Gravur schlicht nicht ausreichend sein. Auch ein Glasboden, der den Blick auf das Werk bietet, verringert den möglichen Platz für eine Individualisierung deutlich.
Prädestiniert für nachträglich hinzugefügte Gravuren sind Modelle mit einem schlichten Gehäuseboden wie zum Beispiel von der Rolex Submariner:
Uhren können natürlich in der Regel auch an der Seite des Gehäuses oder sogar auf dem Frontglas graviert werden, was ich persönlich allerdings als optische Todsünde empfinde 😉
Aber auch weitere, bessere Stellen sind möglich…
Die Lasergravur von Uhren
Eine nachträgliche Gravur von Buchstaben, Zahlen oder auch stilisierten Bildern kostet nicht die Welt und kann von vielen Juwelieren für deutlich unter 100€ umgesetzt werden. Das Verfahren dahinter ist oftmals die sogenannte Lasergravur, die mit einer PC-Software gesteuert wird und die Oberfläche im Prinzip “verbrennt”. Eine Lasergravur liefert eine konstante Qualität, da kein besonderes handwerkliches Geschick des Gravierenden erforderlich ist und es kein Werkzeug gibt, das Verschließen kann (das Verfahren ist berührungslos bzw. kontaktfrei).
Hier im Video wird die Lasergravur einer Tissot Taschenuhr gezeigt:
Die in der Nähe von Pforzheim ansässige Traditionsmarke STOWA beispielsweise bietet dem Kunden beim Kauf einer Uhr individuelle Lasergravuren an: Sogar der Rotor von Automatikkalibern und das Zahnrad von Handaufzugskalibern kann in einem Design-Konfigurator selbst erstellt und später durch den Glasboden bewundert werden (ab 49€). Auch die Gravur von Dornschließen ist möglich, komplexere Logos oder Familienwappen können auf Nachfrage umgesetzt werden…
(Bilder: Stowa)
Auch in Glashütte schläft man nicht: Der Uhrenhersteller NOMOS setzte 2017 mit seinem Einsteigermodell Campus (Herrenvariante 1100€) auf den gut von der Zunge gehenden Slogan “Die Uhr zum Abitur – und für andere Meilensteine”: Vier Zeilen (á 22 Zeichen) stehen für die Gravur zur Verfügung, um zum Schulabschluss oder sonstigen Anlässen zu gratulieren. Beim Modell Campus ist die Gravur kostenlos, für andere Modelle (Tangente, Ahoi, Metro) sind faire 48€ fällig.
Diamantgravur von Uhren (Handgravur und maschinell)
Die schönste (da plastischste) Variante ist grundsätzlich die Handgravur. Das Gravieren (vom frz. Wort “graver” für “eine Furche ziehen”) ist eine echte Traditionskunst und wurde im 14. Jahrhundert mit Albrecht Dürer und dem Kupferstich bekannt. Das Gravieren per Hand ist anspruchsvoll und damit recht teuer – Preise von über 100€ pro Wort sind in Anbetracht des Aufwandes keine Seltenheit.
Insbesondere Edelstahl ist (im Vergleich zu beispielsweise Gold) recht hart, was eine Handgravur herausfordernd macht. Die traditionelle Gravur per Hand erfolgt mit Hilfe eines kleinen Stichels mit Diamantspitze und ohne den Einsatz digitaler Technologien. Man kann sich gut vorstellen, dass dabei eine absolut ruhige Hand unabdingbar ist – ich rate entsprechend dringend davon ab mit günstigen Gravur-Geräten von Amazon & Co. selbst herumzuexperimentieren!
So sieht eine professionelle Handgravur von einem Graveurmeister des Uhrenherstellers Tourby aus (Bilder: Tourby):
Insbesondere sehr hochpreisige Luxusuhrenmarken bieten Gravurservices per Hand an – sicher nicht zu unrecht spricht beispielsweise Blancpain (Swatch-Gruppe) im Zusammenhang mit seinem Gravurateliers von “Kunstwerken in Miniaturformat”. Bei der Gravur per Hand kommen traditioneller Werkzeuge wie zum Beispiel Glättsteine, Feilen, Poliereisen, Schleifstäbchen usw. zum Einsatz, um scharfe Kanten nach der Gravur zu beseitigen. In Blancpains Gravuratelier wird auch die Verzierung der Uhrwerk-Komponenten vorgenommen: Die Verzierung der 70 Komponenten des Kalibers 332 Minutenrepetition erfordert beispielsweise einen Monat (!) filigrane Handarbeit.
Mehr über das Blancpain-Atelier gibt’s in diesem englischsprachigen Video:
Der in der Nähe von Hagen ansässige Uhrenhersteller Tourby ist ebenfalls spezialisiert auf komplizierte Handgravuren: Ein extra für diesen Zweck angestellter Graveur-Meister setzt auf Basis von Zeichnungen oder anderen Vorlagen die Wunsch-Gravur des Kunden, z.B. auf dem Rotor eines Automatikmodells, um. Je nachdem wie kompliziert das Motiv ist, arbeitet der Graveur mehrere Tage an einem einzelnen Zifferblatt oder Uhrwerk.
Was dabei rauskommt, verschlägt einem schon mal den Atem (Bilder: Tourby):
Mehr über Tourby Watches gibt’s in diesem Video:
Das Gravieren von Uhren ist aber auch maschinell bzw. computergestützt möglich (CNC- bzw. Werkzeugmaschine), was natürlich deutlich günstiger ist. Die Qualität der Gravur-Ergebnisses steht und fällt mit den verwendeten sog. Führungen. Sind diese zu schwach ausgelegt, kommt es zu Vibrationen und das Schriftbild wird unsauber und fransig.
Hier ein schönes Video von Juwelier Meiller:
“Ihre Uhr wird […] zum unverwechselbaren Wertgegenstand, den wir in aufwendiger Handarbeit gern für Sie fertigen.” – so bewirbt der Uhrenhersteller Sinn Spezialuhren zu Frankfurt am Main beispielsweise seine Gravuren, welche sich auf Rotor, Werkbrücke oder Gehäuseboden umsetzen lassen. Sogar eine Farbauslegung der Gravur ist möglich – allerdings nur auf dem Rotor und es sind technisch auch nur die Farben Schwarz, Rot und Blau möglich.
Generell gilt natürlich: Wer nach der Scheidung oder dergleichen doch wieder seine Uhr mit dem eingravierten Spruch “Max + Maxi Mustermann in <3 forever” loswerden will, muss damit rechnen, dass der Weiterverkaufswert deutlich gemindert ist. Zwar kostet beispielsweise ein neuer Gehäuseboden nicht die Welt, der Tausch des Rotors oder gar des Gehäuses gestaltet sich allerdings schon etwas komplizierter…
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Vielen Dank für diesen interessanten Artikel zur Gravur einer Uhr. Ich interessiere mich sehr dafür, wie man Schmuck gravieren kann, da ich auch meiner Frau eine Uhr schenken möchte, die mit unserem Hochzeitstag graviert ist. Interessant, dass das Gravieren im 14. Jahrhundert bekannt geworden ist.
Mein Sohn wird dieses Jahr sein Masterstudium abschließen. Wenn er es schafft (und ich bin mir eigentlich sicher, dass er es schafft) bekommt er eine Uhr als Geschenk. Die Uhr soll auch graviert werden, am besten met dem Datum des Abschlusses. Ich werde dann mit €100 Kosten, oder sogar ein bisschen mehr, rechnen. Danke!
Ich habe von meinem Onkel eine Rolex geschenkt bekommen, zusammen mit dem Versprechen, dass ich eine Gravur bekomme. Vielen Dank daher für die Beispiele von verschiedenen Gravuren! Leider hat meine Rolex keinen schlichten Gehäuseboden, aber die erwähnte Lasergravur auf dem Glas ist denke ich meine Wahl!
Da ich gerade entdeckt habe, dass ein Monogramm meine schlichtesten Accessoires aufpeppt, kommt mir Ihr Artikel gerade recht. Für die Gravur unseres Schild und Wappen Symbols über der Tür haben wir eine wunderbare alte Uhr aus Schmiedeeisen bekommen. Eine Gravur mit der beschriebenen Lasertechnologie wäre dafür ideal!
*LINK REMOVED*