Auf Titan folgt Carbon: Die „Hausmarke“ des Selbstleuchttechnologie-Spezialisten mb-microtec ag bekommt Nachwuchs innerhalb der P99-Modellreihe: Nach der traser P99 T Tactical bietet die traser P99 A Tactical Carbon aber nicht nur einen Wechsel beim Gehäusematerial, sondern auch beim Innenleben: Schweizer Automatik statt Quarz lautet die Devise. Die eigentliche Besonderheit ist aber eine Art Exoskelett aus Carbon für das Gehäuse…


Eckdaten traser P99 A Tactical Carbon:
- Sellita SW200-1 Automatikwerk
- trigalight und Super-LumiNova
- Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
- Zifferblatt aus Forged Carbon
- Kautschuk- oder Nato-Band
- Durchmesser 46 mm
- Höhe 13,4 mm
- Horn-zu-Horn 53,3 mm
- Verschraubte Krone
- Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
- Kohlefaserverstärktes Gehäuse mit Edelstahlcontainer
- ab 1160€, direkt über traser oder verschiedene Fachhändler


traser P99 A Tactical Carbon im Test
Die neue P99 trägt – wie alle anderen Modelle in der Reihe auch – den Begriff „Tactical“ im Namen. Und das nicht zufällig: 1969 wurde die in Niederwangen bei Bern ansässige Firma mb-microtec ag von Oskar Thüler gegründet, dem Erfinder und Entwickler der Selbstleucht-Technologie trigalight (dazu gleich mehr). Der Durchbruch erfolgte 1989 mit einem echten Meilenstein: Nach intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit konnte die erste selbstleuchtende Armbanduhr der Welt gemäß den MIL-W-46374F-Spezifikationen der US Army, die P6500 Type 6 fertiggestellt und an die US Army ausgeliefert werden. traser hat seine Wurzeln also glasklar im taktisch-professionellen Bereich. Entsprechend ist auch das Sortiment bis heute unmissverständlich ausgerichtet.


Die traser P99 A Tactical Carbon ist der neueste Spross der P99-Modellreihe. Mit dem Wort „Tactical“ verbinden Uhrenfreunde sicherlich voll auf Funktionalität gebürstete Uhren, vor allem – wie ausgeführt – in Verbindung mit dem Markennamen traser. Allerdings muss man auch sagen, dass die traser P99 A Tactical Carbon hier etwas aus dem Rahmen fällt und insbesondere ein charakteristisches Merkmal, der weit ausgeschnittene bzw. „langgezogene“ Datumsbereich, der ein Viertel der roten Datumsscheibe freigibt und das aktuelle Datum (die zentrale Ziffer) über ein rotes Dreieck anzeigt, eigentlich eher eine Spielerei ist. Eine Spielerei, die der P99 A Tactical einen eigenständigen, noch etwas moderneren und wegen des „ausgedehnten“ roten Farbakzentes sehr markanten Look verleiht, der aber gleichzeitig (streng genommen) nicht im Einklang mit einer taktisch-funktionalen Natur ist.
Aber genug der „Dibbelschisserei“: Mir gefällt dieses ungewöhnliche Element ziemlich gut, insbesondere in Verbindung mit dem intensiv rot gefärbten Stunden- und Minutenzeiger, die sich beide sich kontrastreich von dem strukturierten Carbonzifferblatt und mattschwarzen Gehäuse abheben und auf die Ablesbarkeit einzahlen. Insgesamt stört das Datums-Viertel die Ablesbarkeit praktisch überhaupt nicht.
Ansonsten entspricht der Zifferblattaufbau weitestgehend dem, den wir von der traser P99 T Tactical (aus Titan mit Ronda-Quarzwerk) kennen – mit einer wesentlichen Ausnahme: Bei der Carbon-Variante sind die selbstleuchtenden trigalight-Stundenindizes (dazu gleich mehr) nicht mehr quer im Rehaut eingelassen, sondern längs.

Das Zifferblatt ist konkret aus „Forged Carbon”, also geschmiedetem Carbon. Der Begriff leitet dabei sich vom Herstellungsprozess ab, bei dem kleine Kohlefaserfragmente zusammen mit Epoxidharz in Formen gelegt, dann unter Druck komprimiert und bei hohen Temperaturen „geschmiedet“ werden. Anschließend werden die Carbon-Blöcke mit Hilfe von Werkzeugmaschinen in Form gebracht (z.B. Fräsen). Da die Kohlenstoffflocken während des Produktionsvorgangs zufällig positioniert sind, entsteht während der Produktion eine charakteristische, fein-marmorierte Struktur, von der ich persönlich ein großer Fan bin.

Ins Auge springt auch sofort das Gehäuse, eine Art Exoskelett mit einem Durchmesser von 46 mm, das einen bis zu 20 bar wasserdichten Innencontainer (zum Tauchen geeignet) ummantelt. Etwas Vergleichbares haben wir beispielsweise bei Kieser Design gesehen. Das Exoskelett der traser P99 ist dabei ein kohlefaserverstärktes Polymer, umgangssprachlich auch Carbon genannt, also Kohlenstofffasern, die in einer Kunststoff-Matrix, die die Fasern verbindet, eingebettet sind. Fun Fact: Kohlenstofffasern werden seit den 1970er Jahren industriell gefertigt und als Verstärkungsfasern in Kunststoffen eingesetzt. Heute sind sie aus vielen Industrien nicht mehr wegzudenken.
Das Besondere: Carbon-Fasern besitzen eine hohe Festigkeit und gleichzeitig ein geringes Gewicht (Festigkeits-Gewicht-Verhältnis), was das Material besonders vorteilhaft für große Uhren macht, bei denen eine Reduzierung des Gewichtes den Tragekomfort besonders begünstigt. Schade nur, dass der Innencontainer aus Edelstahl und nicht aus Titan ist – das hätte noch ein paar weitere Gramm eingespart.



Die beidseitig drehbare, mit perfektem Widerstand satt rastende, optisch überaus markante Lünette definiert zu beachtlichen Teilen die Gesamtoptik der P99 A Tactical – sie ist groß, griffig, brachial und erinnert ein Stück weit an die historische P6500 Type 6.
Das Gehäuse an sich ist traser-typisch mit 46 mm Durchmesser ziemlich üppig dimensioniert, der Tragekomfort ist wegen des vergleichsweise geringen Gewichtes von knapp über 100 Gramm (dank Carbon) aber dennoch gut. Am Rande: Wie Head of traser Christian Leiggener in unserem Livestream kürzlich bestätigte erwartet uns 2025 auch ein kleineres traser-Modell – wer also mit Blick auf die Gehäusegröße Zweifel hat, kann sich ggf. auf nächstes Jahr freuen.
Mehr: Auf die Größe kommt es an: Die richtige Uhrengröße für jeden Handgelenkumfang



Die traser P99 A kommt – wie sollte es auch anders sein – mit der selbstleuchtenden trigalight-Technologie – kein Knopfdruck, keine Batterie, kein Aufladen. Stattdessen ein konstantes, selbstleuchtendes System, das Tag und Nacht – ganz ohne Energiequelle – immer für eine klare Ablesbarkeit sorgt. Möglich wird das durch Tritiumgas, das in kleinen Röhrchen aus Glas eingeschlossen ist. In diesen Röhrchen befindet sich wiederum eine spezielle Leuchtschicht, die durch den radioaktiven Zerfall des Tritiums zum Leuchten angeregt wird.
Mehr: Tritium H3-Uhren (trigalight): Hersteller, Funktionsprinzip, Sicherheit


Besonders beeindruckt bin ich ja immer von den ganz kleinen trigalight-Röhrchen – eines davon befindet sich auf dem Sekundenzeiger. Weitere zwei befinden sich innerhalb der Lünette, geschützt hinter einem kleinen, runden Glasfenster, die ein Kreuz bilden und die zentrale Markierung der Lünette abbilden – eine ziemlich geniale Umsetzung und etwas, das ich beispielsweise bei der traser P67 Diver Automatic vermisst habe, was laut Head of traser Christian Leiggener aber aus produktionstechnischer Sicht wegen der Keramikeinlage leider (noch) nicht möglich war umzusetzen.
Abgerundet wird das Leuchtspektakel von einer nachleuchtenden Glasringdichtung, die das Zifferblatt „einrahmt“ sowie einer Leuchtmarkierung an der Krone.



Wie das „A“ im Namen vermuten lässt, wird der Zeitmesser von einem Automatikkaliber angetrieben, konkret vom Schweizer Sellita SW200-1 – keine Überraschung in dieser Preisklasse und die naheliegendste Wahl. Plus 7 Sekunden pro Tag auf der Zeitwaage sprechen auch für eine ordentliche Reglage.
Das Kaliber, das hinter einem Glasfenster bei der Arbeit begutachtet werden kann, ist dabei völlig undekoriert – einen Schönheitswettbewerb gewinnt es also sicher nicht und wie ich finde darf ein nicht weiter dekoriertes Standardkaliber gerne auch hinter einem Stahlboden versteckt bleiben.


Abschließende Gedanken
Die Vorteile von Carbon im Allgemeinen und das Exoskelett im Speziellen passen absolut perfekt zur traser P99. Ferner bin ich immer wieder von den selbstleuchtenden trigalight-Röhrchen fasziniert, die einen signifikanten praktischen Alltagsnutzen gegenüber „normaler“ Leuchtmasse wie Super-LumiNova bieten. Uhrenfreunde, die mit einer traser in martialischer Optik liebäugeln und nicht dogmatisch mit Blick auf das verspielte Datum bei einem designierten taktischen Zeitmesser sind, werden garantiert ihre Freude an der P99 A Tactical Carbon haben – preislich katapultiert der Einsatz eines Automatikkalibers das Modell aber über die 1000€-Marke: Mindestens 1160€ sind (Liste) für die Variante am Nato Strap fällig, wobei ich eher die (geringfügig teurere) Variante mit dem vollintegrierten Kautschukband empfehle.
Mehr über traser auch in unserem Livestream mit dem Head of traser Christian Leiggener:



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Die P66 Automatik Pro (für unter EUR 1k mit Elabore-ETA 2824-2) war übrigens noch bis 30 bar wasserdicht 😉
Hi Mario,
beim Datum bin ich draußen. Das ist mir dann doch too much „unprofessional“. Den Zeigersatz hat traser bei der P99 Automatik glücklicherweise wieder zu einer vernünftigen Ablesbarkeit hin gestaltet und nicht schwarz-auf-schwarz, vermutlich kommt hier der Zeigersatz der schwarzen P69 zum Einsatz. Aber ich bin mit meiner P66 Automatik Pro zufrieden. Diese besitzt ein ETA 2824-2 in der Qualitätsstufe Elabore. Welche Qualitätsstufe ist bei dieser P99 verbaut?
Schönen Gruß & guten Rutsch,
Frank
Hi Frank, ich gehe von „Standard“ aus. Guten Rutsch ins neue Jahr! 🙂
Ich befürchte das fast auch. Herr Chr. Leiggener sollte imo die Ohren an der Community haben. Die Community ist nicht unfachkundig. Die kennt sehr wohl den Unterschied zwischen den Qualitätsstufen „Standard“ und „Elabore“, die verdient ihren Franken auch sehr hart *lach*. Naja, immerhin ist man bei traser wieder zurück beim Slogan „at one glance“, was die Zeiger anbelangt. Ich drücke traser als großer Fan der Marke die Daumen, dass sie die Kehrtwende schaffen und nicht so wie z. B. SINN als überteuerter non-authentischer „wanna-be Einsatzuhren-Ausstatter“ endet.
Dir Mario & Family alles Gute!
Gruß, Frank