Auch wenn ich in meinem vorherigen Review das Preis-Leistungs-Verhältnis der puristischen STERNGLAS NAOS Bauhaus-Uhr positiv hervorgehoben habe, bin ich nicht grade ein riesiger Fan von Quarz-Werken. Umso erfreuter bin ich, dass die junge Hamburger Marke mittlerweile auch Automatik-Uhren im Portfolio hat, darunter die STERNGLAS Topograph. Was das Modell neben dem Innenleben von den Quarz-Varianten unterscheidet, erfahrt ihr in diesem umfangreichen Test…

Eckdaten der STERNGLAS Topograph Automatik-Uhr in der Übersicht:
- Gehäusedurchmesser 42 mm
- Bauhöhe 10 mm
- Horn-zu-Horn: 51 mm
- Gewicht am Lederband: 85 Gramm
- Japanisches Miyota 821A Automatik-Werk mit 42 Stunden Gangreserve
- Gewölbtes, entspiegeltes Saphirglas
- Gehäuseboden mit Saphirglas
- Wasserdichtigkeit 5 bar (spritzwassergeschützt, nicht zum Schwimmen geeignet)
- Bandanstoß 20 mm
- Preis: ab 399€

Zum Nachlesen: Hier geht’s zum Review der STERNGLAS Bauhaus-Uhr mit Quarz-Werk inklusive aller Hintergrundinfos zur in Hamburg ansässigen Marke…
STERNGLAS Automatik-Uhr Topograph im Test
Ein konsequenter Schritt von STERNGLAS ist die Einführung einer Automatik-Variante, die ohne Batterien durch die Bewegung des Handgelenkes angetrieben wird. Löblich: Bei der Entwicklung der STERNGLAS Automatik-Uhr wurden Kunden direkt über Facebook eingebunden und zu den gewünschten Eckdaten der Uhr befragt. Die Abstimmungen waren teilweise deutlich, teilweise aber auch ein knappes Rennen. Insbesondere das Ziffernblatt-Design war bei der Abstimmung heiß diskutiert. Während die mittlerweile aus dem Programm genommene Automatik-STERNGLAS vom Design her fast identisch zur Quartz-STERNGLAS war, kommt die neue, Ende 2018 erschienene STERNGLAS Topograph nun allerdings mit einem deutlich abgewandelten Zifferblatt: Augenscheinlich sind vor allem die ringsum auf dem Rehaut aufgedruckten Sekunden (1 bis 60). Überladen wirkt die STERNGLAS Topograph dadurch aber meiner Meinung nach keineswegs, was insbesondere an der Größe liegt (hierzu gleich mehr).


Etwas irritierend fand ich allerdings die auf dem Zifferblatt aufgedruckten Hinweise: Während „Automatik“ noch sehr gängig ist, ist mir der Hinweis auf den Gehäusedurchmesser (42 mm) und das verbaute Glas (für Kratzer unempfindliches Saphirglas) so noch nie untergekommen. Als störend empfinde ich die Schriftzüge allerdings nicht…

Die Zeiger der STERNGLAS Topograph passen hervorragend zum minimalistischen Bauhaus-Stil des Modells. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass sich der Sekundenzeiger optisch deutlicher von Stunden- und Minutenzeiger unterscheidet – das hätte die Ablesbarkeit im Alltag noch etwas verbessert.

Das Gehäuse der STERNGLAS Topograph ist rundum gebürstet, tadellos verarbeitet und – passend zum Bauhaus-Stil – schnörkellos. Die Form unterscheidet sich allerdings deutlich gegenüber dem aus dem Programm genommenen STERNGLAS-Automatikmodell (hierzu gleich mehr)…


Die STERNGLAS Topograph ist ganz klar auf größere Herrenhandgelenke ausgelegt: Der Durchmesser ist mit 42 mm deutlich größer als bei Bauhaus-Uhren anderer Marken, die oftmals bis maximal 40 mm erhältlich sind. Auch die Bauhöhe ist nicht ohne: Die STERNGLAS Topograph wirkt durch die 10 mm vergleichsweise wuchtig am Arm. Grundsätzlich begrüße ich die größeren, sportlicheren Dimensionen (an meinem Handgelenk mit 19 cm Umfang sehen 40 mm oder weniger schnell ziemlich verloren aus), allerdings lässt die STERNGLAS Topograph etwas Grazilität vermissen, da das Gehäuse nicht wie beim Automatik-Vorgänger nach unten hin zuläuft – das hat beispielsweise Dufa beim Modell Aalto (ebenfalls 42 mm Durchmesser) meiner Meinung nach stimmiger hinbekommen.
(zum Abspielen des Videos bitte klicken)

Die Größe ist natürlich zum einen Geschmackssache, zum anderen aber muss sie natürlich auch zum eigenen Handgelenkumfang passen. Ein entscheidendes Maß ist – neben Durchmesser und Bauhöhe – auch die Länge vom Ende der oberen Hörner zum Ende der unteren Hörner (Horn-zu-Horn = 51 mm bei der STERNGLAS Topograph). Merke: Grundsätzlich sollten die Hörner nicht über das Handgelenk ragen (das sieht einfach seltsam aus ;-)).

Die Bauhöhe der STERNGLAS Topograph ist insbesondere bedingt durch das japanische Automatikwerk aus dem Hause Miyota, da Mechanik naturgemäß nach mehr Platz verlangt als ein elektronischer Antrieb in Form eines kompakten Ronda Quartz-Werkes wie es bei der STERNGLAS NAOS verbaut wird.
Um genau zu sein kommt die STERNGLAS Tophograph mit einem Miyota 821A: Das Automatikwerk ist eine etwas hübscher dekorierte (z.B. Genfer Streifenschliff), ansonsten aber identische, Variante des Miyota 8215. Das Miyota aus der 8er Reihe wird seit 1977 (!) gebaut und gilt als robust und zuverlässig, hat aber auch ein paar Nachteile gegenüber dem deutlich moderneren Miyota 9015 (Markteinführung 2009). So bietet das Miyota 8215 z.B. leider keinen Sekundenstopp bei gezogener Krone, was Genauigkeits-Fans das Einstellen der exakten Uhrzeit erschwert.
Des weiteren arbeitet das Miyota 8215 mit nur 21600 Halbschwingungen pro Minute (gegenüber 28800 bph beim Miyota 9015 oder gängigen ETA-Werken). Oder anders gesagt: Bei einem Werk mit 28800 bph macht der Sekundenzeiger 8 Schritte pro Sekunde, während es bei einem Werk mit 21600 bph nur 6 Schritte pro Sekunde sind. Dadurch läuft der Sekundenzeiger nicht so flüssig wie bei einem Werk mit 28800 bph. Auch die Ganggenauigkeit ist dadurch geringer (theoretisch jedenfalls) – laut Miyota-Datenblatt bewegt sich diese in einem Rahmen von -20 bis +40 Sekunden pro Tag. Praktisch habe ich mit der Zeitwaage +5 Sekunden pro Tag gemessen, was ein wirklich guter Wert ist.
Letztendlich hat man sich bei STERNGLAS sicherlich aus Preisgründen für das nicht wirklich zeitgemäße Miyota 821A entschieden. Aus der Sicht eines Uhren-Freaks (wie ich) ist das natürlich schade – ich persönlich würde immer lieber ein paar Euro mehr auf den Tisch für ein Miyota 9015 legen. Dennoch ist die Entscheidung von STERNGLAS pro Miyota 821A nachvollziehbar: Die Kunden bewegen sich eher nicht unter den absoluten Uhren-Freaks, sondern eher unter den „Casual“ Käufern.
Dennoch: Eine bessere Alternative wäre meiner Meinung nach das Seiko NH35 Automatikwerk gewesen, welches einige Vorteile gegenüber dem Miyota 8215 bietet und mit dem ich schon einige gute Erfahrungen gemacht habe (z.B. in der Spinnaker Fleuss).
Das Werk in der STERNGLAS Automatik kann durch einen Saphirglas-Boden bei der Arbeit begutachtet werden. Immerhin: Die STERNGLAS Topograph kommt in der neuen Version nun auch mit einer Verzierung des Rotors anstelle eines nüchternen Hinweises zum Hersteller Miyota Co. Besonders spektakulär fällt der Rotor mit STERNGLAS Mini-Gravur aber dennoch nicht aus, insbesondere zum Beispiel im Vergleich mit dem tollen Rotor vom Bauhaus-Konkurrenten Dufa.

Das Lederband ist wie schon bei der Quartz-Variante sehr weich und anschmiegsam, der Tragekomfort ist dadurch hoch. Gut für Wurstfingerlis wie mich: Alle STERNGLAS-Lederbänder kommen mit einem Schnellwechselsystem, mit dem man der Uhr ohne Werkzeug ratz fatz eine neue Optik verpassen kann. Das System funktioniert in der Praxis perfekt und erleichtert den Bandwechsel enorm – Kratzer lassen sich damit auch vermeiden.



Fazit, Bestellmöglichkeiten und Alternativen zur STERNGLAS Topograph Automatik
Zifferblatt, Zeiger, Gehäuse & Co. sind bei der STERNGLAS Topograph auf gewohnt gutem Verarbeitungsniveau – da gibt’s nix zu meckern! Unter Berücksichtigung des Preises in Höhe von 399€ geht der Preis in Ordnung – nicht mehr und nicht weniger. Denn: Es handelt sich insbesondere in Anbetracht des nicht mehr ganz zeitgemäßen Miyota-Werkes um kein Schnäppchen. Wer sich aber nicht an dem eher unspektakulären Miyota 821A stört, findet in der STERNGLAS Automatik-Uhr sicherlich Freude.
STERNGLAS-Uhren sind direkt über die Seite der Herstellers erwerbbar.

Alternativen zur STERNGLAS Topograph Automatik-Uhr
Zwei Alternativen habe ich für euch parat: Zum einen wären da die Einsteiger-Beobachtungsuhren des Pforzheimer Traditionsherstellers Laco: Die Laco Faro B-Muster-Beobachtungsuhr beispielsweise kommt historisch bedingt ebenfalls mit einem sehr schlichten Ziffernblatt, kratzfestem Saphirglas, einem toll verarbeiteten Gehäuse aus deutscher Fertigung und einem Miyota Automatikwerk aus der 8er Baureihe (821A). Der Durchmesser ist mit 42 mm ebenfalls auf größere Handgelenke ausgelegt. Der Preis: ab faire 340€.
Hier geht’s zum Review inklusive weiterer geschichtlicher Details:
Die von der britischen Dartmouth-Gruppe wiederbelebte Marke Dufa (Deutsche Uhrenfabrik Thüringen) hat sich das Bauhaus-Thema ebenfalls auf die Fahne geschrieben: Das von mir getestete Modell Dufa Aalto Regulator kommt in sehr guter Made in Germany Qualität ebenfalls mit einem Miyota Automatikwerk aus der 8er Baureihe (8247), einem Durchmesser von 42 mm und einem super-weichen Lederband. Verbaut ist zwar ein kratzempfindlicheres Hesalitglas, welches allerdings deutlich stärker gewölbt ist als das Saphirglas der STERNGLAS Automatik und der Uhr somit noch etwas mehr Retro-Flair verleiht. Der Preis ist mit einem UVP von 499€ zwar deutlich höher, Dufa-Uhren sind allerdings häufig mit sehr guten Rabatten zu bekommen…

Weitere erschwingliche Design-Klassiker mit Retro-Charme gibt es in diesem Artikel:
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Offenes, ehrliches Review. Als Uhrforums-Nutzer seit 8 Jahren deckt sich meine Einschätzung an Hand der Daten mit deinem Test. Hab trotzdem mal 2 bestellt 😀
Danke für die Bilder und das Video. Cheers
Hi Patrick, vielen Dank 🙂
Falsch machst du damit sicherlich nichts – wenn man bedenkt, dass es gar nicht so irre viele Alternativen im Bereich erschwinglicher Bauhaus-Uhren gibt (ich klammere mal bewusst gewisse „Modeuhren“-Marken aus).
Viele Grüße
Mario
Moin,
vielen Dank für diesen Interessanten Beitrag.
Da ich eh schon ein Auge auf eine erschwingliche Bauhaus Uhr geworfen habe aber keine Batterien mehr tragen will ist das eine interessante Alternative.
Grüße aus dem nassen Oldenburg
Da machst du auf jeden Fall nichts falsch 🙂
Viele Grüße Mario