Die bisher auf den Markt gebrachten Modelle der in Singapur ansässigen Microbrand RZE waren allesamt eher kleiner im Durchmesser – das leichte Gehäuse- und Bandmaterial Titan, das RZE seit je her stringent in allen Modellen verwendet, konnte seine Stärke daher bisher nie gänzlich ausspielen. Das ändert RZE nun mit der klassischen, wuchtigen Taucheruhr Aspirare, die einen stattlichen Durchmesser von 44 mm mitbringt. Neu ist auch, dass RZE nun eine zusätzliche Lünette anbietet, die man in Eigenregie wechseln kann…
- Gehäuse aus perlgestrahltem Titan Grad 2 mit UltraHex-Beschichtung (bis zu ~1200HV Härte)
- Durchmesser: 44mm
- Höhe: 13mm
- Gewicht (am Titanband, gekürzt auf einen Handgelenkumfang von ca. 19 cm): 150 Gramm
- Bandanstoß: 22mm
- Horn-zu-Horn: 53mm
- Miyota 9015 Automatikwerk
- Wasserdichtigkeit 30 bar / 300 Meter (zum Tauchen geeignet)
- Lünette mit 120 Klicks, Einlage aus mattschwarzer Keramik / Wechsellünette aus Titan
- Krone verschraubt
- Zifferblatt mit körniger Struktur, Zeiger und applizierte Indizes mit Super-LumiNova
- Saphirglas mit Antireflexbeschichtung auf der Innenseite
- Titanband mit UltraHex-Beschichtung
- Schließe mit werkzeugfreier Feinjustierung
- Gehäuseboden verschraubt, aus Titan
- Preis: 659€ im Rahmen der Vorbestellerphase bei Anmeldung über den RZE-Newsletter / inklusive einer gratis Wechsellünette aus Titan (später: 699€ inklusive Code chrononautix30 und ohne gratis Wechsellünette)
RZE Aspirare: Klassischer Diver mit Titangehäuse, Wechsellünette und werkzeugloser Feinjustierung
Einatmen, ausatmen – diese Fähigkeit ist für unser Überleben so essenziell, dass der Körper diese Tätigkeit ohne unser bewusstes Zutun steuert. Vielleicht liegt auch darin die Faszination, sich selbst beim sogenannten Freitauchen bzw. Apnoetauchen das Notwendigste zu verweigern, bis alles “fluffig” wirkt – am Rande der Ohnmacht. Denn beim Apnoetauchen geht der Taucher den Tauchgang ohne Ausrüstung, also nur mit einem Atemzug, an. Für fortgeschrittene Apnoetaucher spielt das Ausatmen eine besondere Rolle, denn kurz vor Durchbrechen der Wasseroberfläche atmet der Freitaucher noch mal aus, um Lungenschäden zu vermeiden – daher auch der Name der neuen Taucheruhr, RZE Aspirare, von lateinisch a-spīrāre für Ausatmen.
Das Zifferblatt der RZE Aspirare ist deutlich weniger verspielt als bei der zuletzt auf den Markt gebrachten RZE Endeavour mit Glacier-Strukturblatt: Nur bei genauem Hinsehen und im direkten Licht erkennt man eine feine Körnung – das zeigt, dass die Aspirare als toolige bzw. professionelle Taucheruhr positioniert ist und allzu viel Schnickschnack wäre da einfach fehl am Platz.
Und so sind auch die Farbvarianten übersichtlich: Schwarz und weiß (und Meteorit-blau, allerdings limitiert). Das schwarze Blatt kommt dabei mit kantigen, applizierten und mit weißer Super-LumiNova gefüllter Leuchtmasse. Mehr Kontrast geht nicht. Eine kleine Besonderheit wartet im Dunkeln: Zeigersatz und Indizes auf Lünette und Zifferblatt leuchten unterschiedlich grün bzw. blau. Die Ablesbarkeit ist in jedem Fall tiptop, auch bei schlechten Sichtverhältnissen (egal, ob beim Höhlentauchen oder im Kinosaal).
Gleichzeitig kann man aber auch einwenden, dass die RZE Aspirare durch das sehr klassische Diver-Design so vielleicht ein wenig Eigenständigkeit vermissen lässt: Zwar sind die Zeiger und Indizes kantig-modern und in einem gewissen Rahmen anders gestaltet (jedenfalls weit weg von Standard-Designs wie dem Rolex’schen Mercedes-Stundenzeiger in der häufig anzutreffenden Kombination mit kreisrunden Indizes). Eine gewisse Brise Nippon-Diver im Dunstkreis von Seiko Prospex Captain Willard oder Citizen Promaster 200M Fujitsubo NB6021 ist aber nicht von der Hand zu weisen – und zwar nicht nur wegen der auf “4 Uhr” hängenden Krone, sondern auch wegen der Zifferblattgestaltung, bei der RZE keine Experimente eingeht.
Neu ist, dass RZE erstmalig eine Wechsellünette anbietet: Neben der standardmäßig vormontierten klassischen, einseitig drehbaren Taucherlünette mit kratzfestem, matt-schwarzem Keramikinlay, kann man auch die kostenlos (im Rahmen der Vorbestellerphase) beiliegende Lünette aus Volltitan montieren – komplett in Eigenregie, also ohne, dass man einen Uhrmacher benötigt. Das geht allerdings leider nicht so genial und werkzeuglos wie bei der Formex REEF GMT, sondern über das Lösen dreier Schrauben an den Seiten mit Hilfe des beiliegenden Schraubendrehers (ähnlich wie bei der Steinhart Apollon).
Der Wechsel ging in meinem Praxistest auf jeden Fall unproblematisch und recht einfach von der Hand (und ich bin wahrlich nicht mit besonders viel Geschicklichkeit gesegnet worden). Gut ist auch, dass die Lünette nach der Montage immer perfekt ausgerichtet ist – man kann im Prinzip gar nichts falsch machen. Dennoch lädt der obligatorische Griff zum Werkzeug natürlich nicht unbedingt zu einem allzu häufigen Wechsel ein. Außerdem empfehle ich nicht, das Wechseln der Lünette mit einer Erkältung anzugehen: Niest man im falschen Moment, so verabschieden sich die drei XS-Schräubchen auf Nimmerwiedersehen.
Dennoch ist die Wechsellünette eine schöne Idee, wenn man hin und wieder seiner Uhr eine doch merkbar andere Optik spendieren will. Schade nur, dass neben schwarzer Keramik und Volltitan keine weiteren Lünettenvarianten zur Auswahl stehen – aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Bleiben wir beim Gehäuse: Das ist – wenig überraschend – RZE durch und durch. Sprich: Es ist (wie alle Uhren von RZE) kantig-modern gestaltet und aus dem besonders korrosionsbeständigen und leichten Alpha-Reintitan (Titan Grade 2). Das Titan kommt außerdem (wie bei allen RZE-Zeitmessern) mit einer Härtebeschichtung mit dem RZE-eigenen Namen UltraHex, die meiner Erfahrung nach zuverlässig feine Kratzer fernhält, die beim Desk Diving oder beim Kontakt mit feinem Sand am Strand auftreten können. Bei allzu grobem Kontakt mit einem Stahl-Türrahmen oder dergleichen hilft eine solche Beschichtung aber natürlich auch nicht viel.
Als ich die auf den ersten Blick doch sehr ausladende Uhr gesehen und in die Hand genommen habe, war ich sofort erstaunt wie leicht diese doch ist – dank Titan ist die RZE Aspirare mit rund 150 Gramm (am Titanband) überdurchschnittlich leicht. Ein mechanischer Stahl-Diver in vergleichbarer Größe, also mit einem durchaus stattlichen Durchmesser von 44mm, kommt schnell mal auf deutlich über 200 Gramm. 50 Gramm klingt nicht grade nach einem riesigen Unterschied, beim mehrstündigen Tragen macht sich solch ein Gewichtsunterschied aber meiner Erfahrung nach absolut bemerkbar. Im Übrigen ist die Gehäusehöhe mit 13mm noch vergleichsweise schmal – zum Vergleich: Die Sinn U1 liegt bei 14,7mm, kommt allerdings auch mit 100 bar Wasserdichtigkeit.
Mehr: Ab auf die Waage: Das Gewicht von Uhren – Schwer- und Leichtgewichte im Vergleich
RZE hat lobenswerterweise verstanden, dass ein haptisch angenehmes, massives Band eine Uhr enorm aufwerten kann – und so hat die Microbrand ein komplett neues gefrästes Ultra-Link-Titanband mit verschraubten Bandgliedern speziell für die Aspirare entwickelt – das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit in der Welt der Microbrands, die die Bänder gerne etwas stiefmütterlich behandeln und optisch dann selten mehr als Oyster- oder Beads of Rice-Stil dabei rauskommt.
Schön: Bei der RZE Aspirare kommt auch wieder die erst vor Kurzem in der RZE Endeavour eingeführte massive Titanschließe mit werkzeugloser Feinjustierung mit – die funktioniert im Prinzip genauso wie die Omega Seamaster “PUSH”-Schließe, also durch einfaches Betätigen eines unscheinbaren Drückers an der Unterseite (siehe Bild unten). Grade bei einer wuchtigeren Uhr wie der Aspirare ist dieses Feature vor allem im Sommer mehr als sinnvoll (jeder Uhrenfreund kennt das: das Handgelenk schwillt an und der Schweiß macht das Band an der Unterseite “klebrig”, wodurch man dem Band mehr Luft verschaffen will – und das ist dank einer solchen Schließe kein Problem).
RZE Aspirare und das Miyota 9015
Mein Wunsch wurde erhört: Für die Aspirare hat sich RZE dazu entschlossen das Kaliber 9015 zu verbauen – ein nüchtern betrachtet besseres Werk als die Seiko NH35-Kaliberbasis, die Everybody’s Darling im Bereich der Microbrands ist.
Das Kaliber 9015 kommt aus der Fertigung der 1959 ins Leben gerufenen Citizen-Tochter Miyota aus der Präfektur Nagano. Es handelt sich dabei um ein Upgrade der Vorgänger-Baureihe Miyota 8000 (Marktstart: 1977), die Miyota als Konkurrenz zum Sellita SW200-1 ins Rennen schickt – kein Zufall daher, dass die Miyota 9000er-Reihe technisch auf Augenhöhe mit dem Sellita SW 200-1 (28.800 bph Frequenz, 42 Stunden Gangreserve und Handaufzugsmöglichkeit, Sekundenstopp etc.), gleichzeitig aber im Einkauf deutlich günstiger ist. Das Miyota 9015 ist daher eine so ziemlich optimale Wahl in der Preisklasse der Aspirare.
Fazit zur RZE Aspirare
Allen Uhrenfreunden, denen die bisherigen Zeitmesser von RZE zu klein waren, finden im Modell Aspirare nun eine Alternative in stattlicher Größe bei gleichzeitig hohem Tragekomfort dank Titangehäuse und werkzeugfreier Feinjustierung innerhalb der Schließe. Die Wechsellünette ist sicherlich nicht das Killerargument, aber auf jeden Fall ein nettes “Gutsel”.
Der Preis für die RZE Aspirare beträgt 659€ im Rahmen der Vorbestellerphase bei Anmeldung über den RZE-Newsletter. “On top” gibt es noch eine kostenlose Wechsellünette aus Titan (nach der Vorbestellerphase: 699€ inklusive Code chrononautix30 und die Wechsellünette muss für 59€ separat erworben werden). Es wird auch eine auf 100 Stück limitierte und preislich etwas höher angesetzte Variante mit Meteorit-Zifferblatt geben.
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