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รœber 30 Jahre nach der Wende kann man Nomos ohne zu zรถgern als deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte bezeichnen: Nomos gehรถrt zwar zu den vergleichsweise „jungen“ Herstellern in der traditionsreichen Kleinstadt Glashรผtte im Ost-Erzgebirge. Mit einem modernen und sympathischen Markenauftritt, stringentem Design und hauseigenen, besonders flachen Manufakturkalibern grenzt sich Nomos aber auf erfrischende Art und Weise vom Wettbewerb ab. Das wichtigste Modell der Glashรผtter ist die minimalistische Nomos Tangente neomatik, die Anfang 2022 in einer neuen, platingrauen Zifferblatt-Variante in den Durchmessern 35 mm und 39 mm aufgelegt wurde und hier ausfรผhrlich auf Herz und Nieren getestet wird.

Eckdaten Nomos Tangente neomatik 39 platingrau (Referenz 143/144):

  • Hauseigenes Manufaktur-Kaliber DUW 3001 mit Nomos-Swing-System
  • Durchmesser 38,5 mm (auch in 35 mm erhรคltlich)
  • Hรถhe 6,9 mm
  • Horn-zu-Horn 47,3 mm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter (zum Duschen geeignet)
  • Gewicht: 51 Gramm (am Lederband)
  • Zeiger und Zifferblatt rhodiniert
  • Saphirglas, plan
  • Gehรคuseboden mit Saphirglassichtfenster oder aus Edelstahl
  • Preis: ab 2580โ‚ฌ
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รœber Nomos: der Weg zur Tangente neomatik

Glashรผtte ist zweifellos das bedeutendste und traditionsreichste Uhren-Cluster Deutschlands – nicht ohne Grund ist „Made in Glashรผtte“ mittlerweile auch (endlich) offiziell als geografische Herkunftsangabe geschรผtzt. Rund 1700 Menschen bauen im Mรผglitztal nahe der Grenze zu Tschechien heute hochwertige Uhren zusammen (der Ort selbst hat grade mal 1600 Einwohner).

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Mit Blick auf die fast 180-jรคhrige Geschichte von Glashรผtte ist die NOMOS Glashรผtte/SA – Roland Schwertner KG vergleichsweise jung: Zwar gab es auch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Uhren unter dem Namen Nomos (griechisch fรผr Recht, Gesetz, Ordnung), mit der damaligen Marke hat das heutige Nomos aber รผberhaupt nichts zu tun: 1906 importierten zwei geschรคftstรผchtige Herren Schweizer Uhren nach Deutschland und versahen sie kurzerhand einfach mit dem klingenden Namen des Traditionsstandortes „Glashรผtte“ – eine Herkunftsschummelei, die damals glatt nach hinten losging: nach einem Prozess wurde Nomos im Jahr 1910 schon wieder liquidiert.

Nomos Glashuette Bahnhof
Glashรผtte in Sachsen heute: Im Vordergrund der ehemalige Bahnhof des Ortes, heute Stammsitz von Nomos Glashรผtte.
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Nomos-Uhrmacher bei der Arbeit

Nur der Markenname wurde รผber 80 Jahre spรคter wiederbelebt: Wenige Monate nach dem Mauerfall hat der Buchhalter, Fotograf und EDV-Experte Roland Schwertner einen Abstecher nach Glashรผtte gemacht – dort erkannte er das hohe Potential aus der sรคchsischen Armbanduhrenfertigung und meldete daher in Berlin mehrere Marken an, darunter – na klar – โ€žNomosโ€œ.

Roland Schwertner grรผndete Nomos Glashรผtte kurz darauf im Jahre 1990 vom ReiรŸbrett und begann damit von seinem Ersparten hochwertige, aber erschwingliche Uhren zu gestalten und zu fertigen. Nomos war damit die erste Uhrenmarke, die nach der Wende neu in Glashรผtte startete. Dabei zรคhlte jeder Euro Kapital: Das Firmentelefon teilte sich Schwertner anfangs mit „Heidi’s Imbiss“ – von dort aus akquirierte er die ersten 50 Hรคndler.

Im Jahre 1992 dann stellte Schwertner in Dรผsseldorf die erste Kollektion mit Handaufzugskaliber und dem puristischen Bauhaus-Design vor, fรผr das Nomos bis heute bekannt ist: Die Tangente.

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Nomos-Preisliste/-Katalog aus 1995
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Tangente heute: Modell neomatik platingrau

Im Jahre 2000 erhielt der Nomos-Grรผnder Unterstรผtzung: der Werkzeugmacher und studierte Betriebswirt Uwe Ahrendt stieg nach Stationen bei IWC und A. Lange & Sรถhne als Chef der Manufaktur ein. 2002 wurde der gebรผrtige Glashรผtter Gesellschafter. Die studierte Journalistin Judith Borowski, die sich auf die Themen Marketing und Design konzentriert, komplettiert das Geschรคftfรผhrungs-Trio.

Apropos Marketing: Nomos macht (zum Glรผck!) keinen Handstand, um auf Teufel komm raus Glashรผtter Tradition oder „Heritage“ vorzugaukeln – der Markenauftritt ist erfrischend jung und modern.

Nomos schreckt auch vor politischem Engagement nicht zurรผck: Als der Fremdenhass aufgrund der Flรผchtlingskrise 2015/2016 zunahm, hisste Judith Borowski vor der Firmenzentrale am alten Bahnhof ein Banner mit klarem Statement: โ€žWir ticken international. Nein zu rechtem Gedankengut.“ Uwe Ahrendt ist auรŸerdem seit Mitte 2021 Vizebรผrgermeister von Glashรผtte und sitzt fรผr die Grรผnen-Fraktion im Stadtrat.

Seit Jahren schon unterstรผtzt Nomos darรผber hinaus die nobelpreisgekrรถnte Hilfsorganisation ร„rzte ohne Grenzen, die beispielsweise im derzeitigen Angriffskrieg auf die Ukraine direkt vor Ort in Lwiw und Odessa Hilfe leistet.

Nomos Banner Fluechtlinkgskrise Wir ticken international

Heute beschรคftigt Nomos insgesamt rund 200 Mitarbeiter, darunter nicht nur die Kollegen in Glashรผtte, sondern beispielsweise auch in Berlin, wo um die 40 kreative Kรถpfe fรผr Nomos tรคtig sind (Produkt-Designer, aber auch Grafiker, Autoren, Fotografen, Programmierer und Projektmanager). Eine stattliche Mitarbeiteranzahl, die fรผr den durchaus beachtlichen Erfolg von Nomos spricht.

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Paul-Lincke-Ufer, Berlin-Kreuzberg: Hier, in einem Fabrikloft im zweiten Hof, werden die NOMOS-Uhren entworfen.

Test: Nomos Tangente neomatik 39 in der neuen platingrauen Variante

Nomos setzt seit je her auf ein stringentes Markengesicht, eine minimalistische, „dressige“ Gestaltung, die von Uhrenfreunden gerne als „Bauhaus“-Design bezeichnet wird. Auch viele Hersteller selbst rรผcken ihre Uhren gerne in die Nรคhe der gleichnamigen, von Walter Gropius 1919 ins Leben gerufenen Gestaltungsschule in Weimar.

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So ganz korrekt ist der Begriff Bauhaus im Zusammenhang mit Uhren streng genommen aber nicht: Unter den vielen Gegenstรคnden, die von den Lehrern und Schรผlern am Bauhaus neu gedacht und gestaltet wurden, waren ursprรผnglich keine Uhren. Erst der Schweizer Architekt, Designer und Theoretiker Max Bill, der Ende der 1920er Jahre selbst Schรผler am Bauhaus war, entwarf Mitte der 50er zusammen mit Studenten schlieรŸlich auch eine Wanduhr fรผr die Kรผche. Im Jahre 1961 brachte Max Bill dann in Zusammenarbeit mit Junghans schlichte mechanische Armbanduhren auf den Markt.

Heute ist der Begriff Bauhaus im Zusammenhang mit Uhren ziemlich ausgelutscht und wird fast schon inflationรคr von Herstellern genutzt – und das weiรŸ auch Nomos, weshalb die Glashรผtter den Begriff in ihrer Kommunikation weitgehend vermeiden.

Aber Schluss mit der Dibbelschisserei: Fakt ist, dass Nomos mit Uhren in puristischer Formgebung und weitgehend streng funktionaler ร„sthetik groรŸ geworden ist. Insbesondere die Nomos Tangente, das allererste Modell von Nomos, das optisch seit der 90er Jahren weitgehend unangetastet blieb, darf mittlerweile als eine Art Neoklassiker und das Gesicht der Marke bezeichnet werden.

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Wesentliche Designmerkmale der Nomos Tangente neomatik sind die gestochen scharf gedruckten Indizes und Ziffern in ihrer charakteristischen, lรคnglich-schlanken Typopgraphie, die eine Art รคsthetische Geistesverwandtschaft mit den Bauhaus-Leitgedanken aus Weimar herstellen.

Bei genauem Hinsehen entdeckt man bei der 2022 lancierten Platingrau-Variante der Tangente auรŸerdem ein schรถnes Detail, nรคmlich, dass die arabischen Ziffern tiefschwarz sind, wรคhrend die Minuterie am รคuรŸeren Rand in einem dunklen Grau gehalten ist. 

Nomos steht neben einem streng geometrischen Erscheinungsbild auch fรผr den gezielten Einsatz von Farbakzenten – das ist auch bei der platingrauen Tangente so, wenn auch extrem dezent: der โ€žneomatikโ€œ-Schriftzug unter dem Nomos Glashรผtte-Logo ist vergoldet.

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Typisch fรผr so gut wie alle Nomos-Uhren ist auch die kleine Sekunde in zentraler Position, die bei der platingrauen Tangente mit einem feinen „Schallplattenmuster“ kommt. Dadurch hebt sich die kleine Sekunde mit einem etwas dunkleren Erscheinungsbild vom Rest des Zifferblattes ab:

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Wie der Name schon verrรคt, kommt die Nomos Tangente neomatik 39 platingrau mit einer speziellen, metallischen Zifferblattfarbe, die auf einen Rhodium-Galvanisierungsprozess zurรผckzufรผhren ist. 

Das Verfahren der Galvanisierung ist so einfach wie genial: Das Rhodium liegt in flรผssiger Form vor, dem sogenannten Elektrolyt. Jetzt braucht man nur noch einen Minuspol (Kathode) und einen Pluspol (Anode), die beide im Elektrolyt versenkt werden. Die Kathode ist dabei das zu beschichtende, leitende Material, zum Beispiel ein Zifferblatt. Nun muss nur noch Saft รผber die Spannungsquelle gegeben werden โ€“ et voilร : Wie von Zauberhand wird das Zifferblatt gleichmรครŸig mit einer feinen Rhodium-Schicht รผberzogen.

Rhodium ist รผbrigens ein silberweiรŸes Edelmetall und eines der seltensten Metalle auf der Welt. Es besitzt ร„hnlichkeiten zu Platin und Palladium. Gegenรผber Platin wirkt Rhodium allerdings deutlich heller und glรคnzt stรคrker, die Optik wirkt alles in allem sehr hochwertig.

Das Ergebnis bei der Nomos Tangente Platingrau ist ein gefรคlliger, schieferfarbener Farbton mit metallischem Glanz und einer feinen Oberflรคchenstruktur.

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Das Gehรคuse der Nomos Tangente Platingrau setzt das puristische Erscheinungsbild des Zifferblattes mit einer Mischung aus organischen und scharfen Linien fort.

Die Hรถrner sind sehr schmal und angewinkelt bzw. recht stark nach unten gezogen, um dem Verlauf des Handgelenkes zu folgen. Die Lรผnette bzw. der Glasrand sind extrem schmal, die Gehรคuseflanke ist schnรถrkellos grade – „Tricksereien“ wie nach unten hin zulaufende Flanken, um das Gehรคuse kleiner wirken zu lassen, hat Nomos gar nicht nรถtig, da das extra-flache Kaliber DUW 3001 (dazu spรคter mehr) auch eine รผberdurchschnittlich flache Gehรคusekonstruktion erlaubt (6.9 mm). Die Gehรคuseoberflรคche ist durchgรคngig poliert, nur ein schmaler Zierstreifen durchbricht die Hochglanzveredelung.

Das Gehรคuse ist bis 50 m bzw. 5 bar wasserdicht und damit zum Duschen geeignet – das ist nicht unรผblich fรผr diesen Uhrentyp, fรผr den Strandurlaub ist die Nomos Tangente neomatik aber sicher nicht geeignet.

Die Nomos Glashรผtte Tangente platingrau kommt in den GrรถรŸen 35 mm und 39 mm. An meinem Handgelenk mit einem Umfang von 19 cm empfinde ich die hier gezeigte 39 mm-Variante als etwas zu klein, vor allem, da ich eher sportlicher Uhren jenseits der 42 mm gewohnt bin (Diver & Co.). Am Ende des Tages geht der Trend aber wieder Richtung kleinerer Uhren und bei einer dressigen Uhr wie der Nomos Tangente wรคre ein allzu bulliges Gehรคuse auch irgendwie deplatziert.

Der Tragekomfort ist jedenfalls phรคnomenal – im Alltag vergisst man die Tangente schnell mal am Handgelenk. Das liegt aber nicht nur an der zurรผckhaltenden GrรถรŸe, sondern auch an dem qualitativ hochwertigen Lederband aus Horween Genuine Shell Cordovan.

Horween gehรถrt zu den berรผhmtesten Gerbereien der Welt: Der seit 1905 in Chicago tรคtige Familienbetrieb ist insbesondere bekannt fรผr das auch bei der Nomos Tangente platingrau zum Einsatz kommende Shell Corยญdoยญvan – ein Pferdeleder, das beispielsweise in sehr hochpreisigen Schuhen und Gรผrteln verarbeitet wird.

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Manufakturkaliber: Nomos DUW 3001 

Uhrwerke aus deutscher Produktion? Die Zeiten sind (fast) vorbei. Stand die deutsche Uhrwerksproduktion vor mehreren Jahrzehnten noch in einem durchaus ernstzunehmenden Wettbewerb mit der Schweizerischen, so muss man leider festhalten, dass heute fast nichts mehr von diesem deutschen Industriezweig รผbrig ist: Auch die meisten Glashรผtter Uhrenhersteller wie Mรผhle-Glashรผtte, Tutima etc. setzen daher auf bewรคhrte Schweizer Kost aus dem Hause Sellita und nehmen bestimmte produktionstechnische Schritte vor, um den „Made in Glashรผtte“-Regeln zu entsprechen.

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Ausnahmen bestรคtigen die Regel: Nomos lancierte bereits 2005, nach รผber sieben Jahren Forschung und Entwicklung, das erste Modell mit hauseigenem Manufakturkaliber. Heute hat Nomos eine Vielzahl von Manufakturkalibern mit unterschiedlichen Komplikationen in petto, darunter das Weltzeitkaliber DUW 5201. Das ist auf der einen Seite ein beachtlicher Prestige-Faktor, denn nur sehr wenige Uhrenhersteller haben das nรถtige Wissen, um ein eigenes Assortiment (Hemmung) fertigen zu kรถnnen, also die Einheit aus Anker, Ankerrad und Unruhspiralfeder.

Auf der anderen Seite bedeutet ein eigenes Manufakturkaliber eben auch Unabhรคngigkeit von den Schweizern. Vor allem in Hinblick auf die Querelen zwischen der Swatch Group/ETA und der Schweizer Wettbewerbskommission sollte sich Nomos millionenschwere Investition in ein Manufakturkaliber als strategischer kluger Schachzug herausstellen.

Nomos kann fรผr die Produktion der Manufakturkaliber auf einen eigenen Werkzeugmaschinenpark zurรผckgreifen: Im Glashรผtter Ortsteil Schlottwitz steht die moderne Industriehalle, in der sich CNC-gesteuerte Dreh- und Frรคsmaschinen aneinanderreihen. Spannendes Detail am Rande: Die Temperatur in der Halle ist jahrein, jahraus gleich, um Toleranzen auf ein Minimum zu reduzieren. Die strengsten Toleranzen liegen bei 2 tausendstel Millimetern, also 2 My tolerierter Abweichung vom vorgegebenen MaรŸ.

Die eigentliche Montage der Nomos-Uhren findet ein Stรผckchen weiter hangaufwรคrts, in der hauseigenen Chronometrie, statt.

In der Nomos Tangente neomatik platingrau tickt das 2015 lancierte, hauseigene Kaliber DUW 3001 (die selbstbewusste Abkรผrzung fรผr „Deutsche Uhrenwerke“) – ein mechanisches Kaliber mit Automatikaufzug und Schwerpunkt auf eine flache Bauweise, da Teile der Mechanik zwischen Werkplatte und Dreiviertelplatine gepackt wurden, statt wie รผblich „oben drauf“. Theodor Prenzel, Uhrwerkskonstrukteur bei Nomos, verringerte gleichzeitig die Dicke der Komponenten auf ein Minimum und die Sicherheitsabstรคnde zwischen den Zahnrรคdern und der Zugfeder. Viele der Neuerungen sind durch moderne, prรคzisere Fertigungstechniken mรถglich geworden, manche Bauteile werden รคhnlich wie Computerchips fotolithografisch hergestellt.

Zum Vergleich: Das DUW 3001 kommt auf 3,2 mm, das Standardkaliber Sellita SW 200 auf 4,6 mm. Grade bei einer dressigen Uhr wie der Nomos Tangente ist das ein entscheidender Faktor, damit die Uhr an sich mรถglichst flach konstruiert werden kann.

Die Gangreserve des DUW 3001 ist mit 43 Stunden auf dem Papier eher durchschnittlich – mit Blick auf die flache Konstruktion aber erstaunlich gut. Das Kaliber DUW 3001 kommt ferner mit einer Frequenz von 21.600 bph, was eher unรผblich fรผr ein modernes Kaliber ist (รผblich sind 28.800 bph) – der sich daraus ergebende Nachteil eines nicht ganz so schรถn flรผssig laufenden Sekundenzeigers kommt aber nicht zum Tragen, da man die Bewegung des Zeigers in der kleinen Sekunde auf „6 Uhr“ ohnehin deutlich weniger wahrnimmt.

Insbesondere bei der Ganggenauigkeit lรคsst das DUW 3001 die Muskeln spielen: trotz der รผberaus flachen Bauweise tickt das Kaliber in der mir vorliegenden Testuhr mit quasi perfekten +1 Sekunden pro Tag.

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Auch optisch kann sich das DUW 3001 sehen lassen: Prรคgend fรผr die Gesamtoptik des Kalibers ist die sogenannte Glashรผtter Dreiviertelplatine, die das Federhaus und das gesamte Rรคderwerk bis hin zum Ankerrad รผberspannt โ€“ und damit circa drei Viertel des gesamten Kalibers. Nur die Unruh und der Anker sind direkt sichtbar. Die Glashรผtter Dreiviertel-Platine ist ein typisches Merkmal traditioneller Glashรผtter Uhrmacherei und verleiht dem Uhrwerk zusรคtzliche Stabilitรคt.

Die Dreiviertelplatine kommt mit einem feinen Zierschliff, dem sogenannten Glashรผtter Streifenschliff, der auf die Anfangstage der Glashรผtter Uhrmacherei zurรผckgeht und das Pendant zum Genfer Streifenschliff darstellt. Thermisch geblรคute Schrauben und eine Perlage am รคuรŸeren Rand runden die Optik ab.

Schรถn: Der Rotor des DUW 3001 ist sinnvollerweise skelettiert, damit die Sicht auf die dahinterliegende Finissage nicht verbaut wird.

รœbrigens: Wer anstelle des Saphirglasbodens den Stahlboden wรคhlt, kann 300โ‚ฌ sparen – ehrlich gesagt wรผrde ich aber definitiv zum Saphirglasboden raten. Die optional mรถgliche Gravur mit bis zu 88 Zeichen lรคsst sich bei beiden Varianten unterbringen (+48โ‚ฌ).

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Fazit zur Nomos Tangente neomatik 39 platingrau

Der Blick auf die Nomos-Preisliste aus dem Jahre 1994 (also vor fast 30 Jahren) verrรคt, dass die Tangente im Edelstahlgehรคuse damals knapp 1000 DM gekostet hat. Wenn man dabei noch die Inflation berรผcksichtigt, kann man festhalten, dass Nomos vergleichsweise human unterwegs ist, wenn es um Preissteigerungen geht – denn auch heute noch ist die Tangente mit einem Einstiegspreis von 1460โ‚ฌ (Ref. 101 mit 35 mm) durchaus erschwinglich, vor allem fรผr eine Uhr aus Glashรผtte. Die 38 mm groรŸe Tangente 38 (Ref. 165) liegt bei 1620โ‚ฌ.

Mit einem Preis ab 2580โ‚ฌ fรผr die 39 mm-Variante (Stahlboden, Lederband) ist die hier vorgestellte Tangente Neomatik platingrau allerdings deutlich teurer als die genannte Einsteiger-Tangente 101 bzw. 165, was nicht nur auf das deutlich aufwendiger verarbeitete, rhodinierte Zifferblatt, sondern auch auf das bessere Kaliber zurรผckzufรผhren ist (Handaufzugswerk Alpha ohne Swing-System vs. Automatikkaliber DUW 3001). Ob diese Vorteile den Aufpreis rechtfertigen, muss natรผrlich jeder fรผr sich selbst entscheiden. Mit Blick auf die tadellose Verarbeitungsqualitรคt und die beachtliche Fertigungstiefe auf deutschem Boden ist der Preis aber allemal in einem durchaus fairen Rahmen.

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Michael M.
2 Jahre zurรผck

Als ich irgendwann Anfang der Neunziger mit meiner Liebsten im Schlepptau mir mal wieder die Nase an den Schaufenstern eines Uhrengeschรคft plattdrรผckte, fiel mir sofort eine ganz besondere Uhr auf. Klassisches Bauhaus-Design (damals war diese Bezeichnung noch nicht so inflationรคr), wunderschรถn gestaltet und irgendwie ganz anders als die „normalen“ Uhren. Es war natรผrlich die Tangente, und es war Liebe auf den ersten Blick. Selbst meiner Freundin, die meinen Uhren-Tick nie so recht verstanden hat, gefiel die Uhr ausnehmend gut. Ein absolutes No-Nonsense-Design, alles, wie es sein soll und kein รผberflรผssiger Schnickschnack. Dazu die geblรคuten Zeiger, kleine Sekunde, einfach nur wunderschรถn. Warum ich trotzdem bis heute keine habe? Mit einem Handgelenksumfang von 22cm passt diese Schรถnheit leider gar nicht zu mir, die Uhr sieht aus wie Spielzeug. Schade, sehr schade. Dennoch bin ich seitdem ein sehr groรŸer Fan der Nomos Tangente, die auch aus einem guten und engagierten Haus kommt. Nomos baut wirklich tolle Uhren, aber die Tangente bleibt mir die liebste. Die jetzt vorgestellte Variante gefรคllt mir auch richtig gut und kommt direkt auf Platz zwei (keine Chance gegen blaue Zeiger). Eine sehr elegante Uhr. Vielen Dank fรผr Deinen sehr ausfรผhrlichen Bericht, es hat groรŸe Freude gemacht, ihn zu lesen. Auch wenn so ein Klotz wie ich eher groรŸe und toolige Uhren trรคgt. Well done!

Frank T. aus MZ
2 Jahre zurรผck

Hi Mario, endlich ein Review zu einer NOMOS, besten Dank! Die 38,5 cm wirken an uns etwas verloren. Die Modelle ab 40 bis 41mm Durchmesser besitzen bereits L2L-Abstรคnde von รผber 50mm. Das passt, die 42mm Modelle sind dann aufgrund der sehr langen Hรถrner bereits too much fรผr 19cm Armumfang an der Uhr. Interessant ist die Frequenz des Uhrwerks von 21.600 bph. Die ist auf der Webseite zu keinem Uhrwerk angegeben. Jetzt weiรŸ ich warum ;-). Aber gut, damit kann man leben. Die Uhren hinterlassen bei mir auf jeden Fall einen hochwertigen Eindruck. Schรถnen GruรŸ, Frank