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Als Uhren-Blogger beschäftige ich mich fast täglich mit Uhren – und wenn ich grade denke, ich hätte schon alles gesehen, kommen doch wieder Uhrenhersteller mit neuen Ideen um die Ecke, die sicherlich nicht weltbewegend sind und die Disruption der Uhrenindustrie herbeiführen, aber dennoch eine nette Abwechslung darstellen. Ideen wie die hier vorgestellten neuen Uhren von Panerai und Bell & Ross mit der Extraportion SuperLuminova, um einen Neon-artigen Effekt zu erschaffen. Tron Legacy lässt grüßen! 😉

Der Effekt erinnert an Retro-Wanduhren, die beispielsweise häufig in Dinern oder in Partykellern hängen. Panerai und Bell & Ross hauen dem geneigten Uhrenfreund den Neon-Effekt aber nicht einfach nur um die Ohren, sondern betten diese natürlich noch in ihr eigenes Markenimage ein (emotional aufgeladener Schnickschnack verkauft sich halt doch einfach besser 😉 ).

Neon-Uhr #1: Bell & Ross BR 03-92 HUD im Head Up Display-Stil

Der in Paris ansässige, in der Schweiz produzierende Uhrenhersteller Bell & Ross, 1992 gegründet von Bruno Belamich (“Bell”) und Carlos Rosillo (“Ross”), ist vor allem für markant-eckige Uhren bekannt, die an Bordinstrumente von Flugzeug-Cockpits erinnern.

Fun Fact am Rande: Die ersten Uhren von Bell & Ross wurden von niemand geringerem als Uhren-Legende Helmut Sinn finanziert (“Bell & Ross by Sinn”). “Der schnelle Helmut” nahm Belamich 1993 als Praktikant unter seine Fittiche. Fluch und Segen zugleich: Belamich sprudelte nur so vor neuen Ideen. Helmut Sinn konnte sich für diese Ideen zwar auch durchaus begeistern, legte dem Franzosen dann aber doch nahe sich vielleicht besser mit einer eigenen Marke zu verwirklichen.

So oder so muss man Bell & Ross eines lassen: Die beiden Köpfe hinter der Marke sind mit einer eigenständigen Design-Sprache unterwegs und bauen ihr Avionik-Image konsequent und nachhaltig auf – das schafft wahrlich nicht jede junge Uhrenmarke.

Voll im Einklang mit diesem Markenimage steht auch die neue Bell & Ross BR03-92 HUD mit vier eckigen SuperluminovaKlammern in den Ecken: Diese sind nicht etwa auf dem Zifferblatt aufgebracht, sondern auf dem Saphirglas. Dadurch wirkt es so, als würden die Klammern schweben. Um den Effekt zu unterstreichen ist das Saphirglas darüber hinaus entspiegelt und grün getönt.

Der Effekt soll an sogenannte Head Up Displays erinnern – kurz HUD. Bei einem Head Up Display werden dem Kampfpiloten zusätzliche Informationen im Sichtfeld angezeigt, z.B. der künstliche Horizont. Seit ein paar Jahren gibt es solche Head Up Displays auch im zivilen Bereich, beispielsweise in Fahrzeugen – ich selbst habe dieses Gimmick seit ein paar Jahren in meinem Auto und möchte es nicht mehr missen, da man zusätzliche Informationen angezeigt bekommt ohne den Blick von der Straße abwenden zu müssen.

Um das HUD-Thema gedanklich fortzuspinnen, hat sich Bell & Ross noch ein Gimmick ausgedacht: Die BR 03-92 HUD kommt nur mit zwei “normalen” Zeigern (Minute und Sekunde), die Stundenanzeige wiederum erfolgt durch eine zentral rotierende Scheibe mit grüner Dreiecks-Markierung.

Das mattschwarze Keramik-Gehäuse unterstreicht den hohen, schwarz-grün Kontrast. Man beachte: Das Gehäuse hat eine Größe von 42 x 42 mm – grundsätzlich wirken eckige Gehäuse immer deutlich größer und wuchtiger am Handgelenk als “normale” runde Uhren.

Ich verstehe jeden Uhrenfreund, der stirnrunzelnd bei der Bell & Ross HUD-Uhr abwinkt. Das Design ist doch schon sehr speziell. Ich persönlich finde das Modell aber ziemlich genial.

Der Knackpunkt: Die (vielleicht etwas sinnlosen, aber durchaus coolen) Ideen lässt sich Bell & Ross ordentlich bezahlen – der Listenpreis beträgt immerhin 3700€. Damit bin ich persönlich leider raus 😉

Eckdaten Bell & Ross BR 03-92 HUD:

  • Gehäuse aus mattschwarzer Keramik
  • Gehäuse-Größe 42 x 42 mm
  • Wasserdichtigkeit: 100 m
  • Werk: BR-CAL.302 (Sellita SW300-1), Gangreserve: 42 Stunden
  • Zentrale Scheibe zur Anzeige der Stunden mit Superluminova-Markierung. Ziffern, Indizes und Zeiger ebenfalls mit Superluminova.
  • Armbänder: Schwarzer Kautschuk und schwarzes Synthetikgewebe
  • Limitiert auf 999 Stück
  • Preis: 3.700 €

Neon-Uhr #2: Panerai 70 Jahre Luminor Limited Edition

Von den luftigen Höhen geht es Image-technisch Richtung Tiefen der Weltmeere: Der italienische Uhrenhersteller Panerai baute schon früh in der (sehr) langen Unternehmensgeschichte Expertise im Bereich Taucheruhren auf. Schon im Jahre 1864 tüftelte die Panerai-Familie an Ausrüstungsgegenständen für die italienische Marine, der Marina Militare: Kompasse, Tiefenmessgeräte und Taschenlampen gehörten zum voll auf militärische Bedürfnisse ausgerichteten Portfolio der fleißigen Italiener.

Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte die italienische Marine natürlich schlecht einfach die Hintergrundbeleuchtung von digitalen Instrumenten anmachen – und so wurde Panerai damit beauftragt eine hohe Ablesbarkeit in den dunklen Tiefen des Meeres zu ermöglichen. So entstand das Leuchtmittel Radiomir auf Radium-Basis, welches Panerai 1916 patentierte. Die Gesundheitsgefahr (Knochenmarksschädigungen, Tumore), die von Radium-basierter Leuchtmasse ausgingen waren damals noch völlig unbekannt, weshalb diese nicht nur in der Uhrenherstellung, sondern auch in allen möglichen anderen Alltagsgegenständen wie beispielsweise Spielzeug oder Plüschtiere Einzug erhalten hat.

Panerai-3646-Typ-D-Ehlers-Wiegmann
Panerai 3646 Typ D mit Radium-Leuchtmasse

Erst nach Ende des zweiten Weltkrieges, mit der 1949 von Panerai patentierten, tritiumbasierten Leuchtmasse Luminor konnte das gefährliche Radium ersetzt werden.

Luminor Marina Panerai (PAM 127 „Fiddy“)

Wie ihr seht, spielten Leuchtmittel in der Geschichte von Panerai eine gewichtige Rolle. Kein Zufall: Radiomir und Luminor sind auch heute noch namensgebend für die Eckpfeiler der Panerai-Kollektion.

Auf der (virtuellen) Messe Watches & Wonders 2020 präsentierte Panerai zum Anlass des 70-jährigen Jubiläums der Panerai Luminor Marina die drei neuen Modelle …

  • DMLS 44mm (PAM1117),
  • Carbotech 44mm (PAM1118) und die
  • Prima Assoluta Fibratech 44mm (PAM1119).

Die Panerai-Designer haben für die drei Jubiläumsmodelle offenbar die strikte Anweisung bekommen: Nicht mit Leuchtmasse kleckern, sondern klotzen! Kreisrund (und völlig funktionslos) um das Zifferblatt und auf dem charakteristischen Kronenschutzbügel befindet sich eine Extraportion-SuperLumiNova X1. Und sogar die Nähte des Bandes wurden üppig im SuperLuminova-Topf versenkt (eine ähnliche Idee hatte Erika von Erika’s Original mit dem Lumed MN Strap). Die Optik erinnert an Knicklichter, die Taucher bei sich führen.

Jede Modellvariante ist auf 270 Stück limitiert und wird exklusiv über Panerai-Boutiquen (z.B. in München) verkauft. Die Garantiezeit beträgt 70 Jahre (sic!). Neben der speziellen Unterbringung der Leuchtmasse, sind auch die Gehäusematerialien etwas speziellerer Natur – zum Einsatz kommen Titan, Carbotech (Karbonfaser) und Fibratech (ein Kunststoff-Basalt-Gemisch).

Ein sehr gut gefüllter Geldbeutel ist bei diesen Sondermodellen obligatorisch: Die Panerai Luminor Marina PAM1117 Titanium kostet 19.000€, die Luminor Marina PAM1118 Carbotech 16.000€ und die Luminor Marina PAM1119 Fibratech 19.000€. 

Ganz ehrlich: Das ist für ein paar zusätzliche SuperLuminova-Kleckse einfach völlig unverhältnismäßig (ich spare mir an dieser Stelle die Mühe auf Euro pro Liter SuperLuminova umzurechnen, um nicht vom Stuhl zu kippen) – da können meiner Meinung nach auch die “High-Tech”-Gehäusematerialien, die XXL-Garantie und das Manufakturkaliber nicht mehr retten…

Eine umfangreiche Zeitreise und Hintergrundinformationen Panerai gibt’s in diesem Artikel.

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Fruhmano
3 Jahre zurück

Ich bin gerade über Deinen Blog gestolpert. Richtig, richtig interessant und gut gemacht. Da ist ein gratis News-Letter ein richtiges Schnäppchen! Danke

Humble
3 Jahre zurück

Die B&R sieht ja schon scharf aus…wenn der Preis nicht wäre. 🙂