Auf der Baselworld konnte ich die Neuheiten des traditionsreichen Uhrenherstellers Mühle-Glashütte begutachten. Neben dem Modell “Mühle-Glashütte Teutonia Weltzeit” hat es mir insbesondere auch die Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum (M1-25-34-NB) angetan. Auch, wenn die Dresswatch mit sportlichem Gehäuse auf den ersten Blick recht schlicht wirkt, hat sie einige Besonderheiten auf Lager. Schauen wir in diesem Test also mal genauer auf die neueste Ergänzung in Mühles 29er-Modellreihe…
Eckdaten der Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum (M1-25-34-NB)
- Automatikwerk Sellita SW 220-1 mit patentierter Spechthalsregulierung, dekoriertem Rotor, Schnellkorrektur für Datum und Wochentag (deutsch und englisch), 38 Stunden Gangreserve,
- Gehäuse aus Edelstahl gebürstet/poliert,
- Durchmesser 42,4 mm; Höhe 12,2 mm,
- Zifferblatt Titangrau, applizierte Indizes, Stundenmarkierungen und Zeiger mit Super-LumiNova belegt,
- Entspiegeltes, kratzfestes Saphirglas,
- Boden mit Sichtfenster,
- verschraubte Krone,
- wasserdicht bis 10 bar (zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet),
- Textilband mit Dornschließe aus Edelstahl oder Edelstahlband mit Doppelfaltschließe,
- verfügbar ab: Juni 2018,
- Preis: 1590€ (mit Textilband) bzw. 1740€ (mit Edelstahlband)
Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum im Test
Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit Steuermann Thilo Mühle, seinen Sohn und seinen Vater Hans-Jürgen Mühle sowie einige Mitarbeiter des 100% unabhängigen Familienbetriebes im Rahmen der Vorstellung einer limitierten Edition persönlich kennenzulernen. Das Treffen hat mich in meiner positiven Meinung über den bodenständig-sympatischen Glashütter Uhrenhersteller mit Nautik-Image mehr als bestärkt. “Schickimicki” sucht man hier vergebens 😉
Die Mühle-Crew konzentriert sich mit knapp 60 Mitarbeitern voll und ganz auf das, was sie am besten kann: Hochwertige Uhren mit dem klaren Schwerpunkt auf Robustheit und gute Ablesbarkeit zu bauen. Mühle-Glashütte lebt das (historisch geprägte) nautische Marken-Image außerdem glaubwürdig in Form von Kooperationen (wie z.B. die mittlerweile 15-jährige Zusammenarbeit mit den Seenotrettern der DGzRS).
Mehr über den sympatischen Familienbetrieb Mühle-Glashütte gibt’s in meinem Review des Teutonia Sport I Chronographen.
Auch mit den Modellnamen pflegt Mühle-Glashütte das Nautik-Image: Die 29er Modellreihe verdankt ihren Namen der gleichnamigen leichten Segeljolle.
Eine Mühle-Uhr sollte entsprechend nicht wasserscheu sein – ist die 29er Tag/Datum auch nicht: Die Wasserdichtigkeit beträgt alltagstaugliche 10 bar (100 Meter), das Modell ist also zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet (nicht aber zum Tauchen). Solltet ihr mit der Uhr am Arm also mal über Bord gehen – kein Problem 😉
Meinen Seetauglichkeitstest im Indischen Ozean gibt’s in diesem kurzen Video:
(zum Abspielen des Videos bitte klicken)
Keine Überraschung, es soll aber nicht unerwähnt bleiben: Das (im übrigen sehr weiche und optisch perfekt passende) Band ist durch die Textiloberfläche nicht für regelmäßigen Kontakt mit Wasser geeignet und zeigt in meinem Test nach fast täglichen Schwimmeinlagen über einen Zeitraum von zwei Wochen bereits ein paar Abnutzungserscheinungen – nichts Dramatisches, ein Kautschuk-Wechselband oder beispielsweise das wasserfeste Leder-/Kautschuk-Band “Hirsch Performance” sind aber sehr empfehlenswert, wenn man öfter mit der 29er Tag/Datum ins kühle Nass möchte.
Das hervorragend ablesbare Ziffernblatt der 29er Tag/Datum ist auf den allerersten Blick eher unspektakulärer Natur: Auf meinem Instagram-Account fiel in den Kommentaren zu einem Bild des Modells recht schnell der Begriff “Bauhaus-Design”, der für puristisch-schlichten Stil steht. Doch das Design der 29er Tag/Datum ist eigenständig genug und weit weg vom Einheitsbrei diverser Bauhaus-Uhren, die sich allzu stark an der Design-Vorlage von Junghans orientieren. Das liegt unter anderem an der tollen Farbgebung, die man in der Form nicht oft vorfindet: das Titangrau des Ziffernblattes und das Sand-Metallic der Rehaut ergänzen sich einfach hervorragend. Die polierten, applizierten Indizes sorgen außerdem für ein plastisches Erscheinungsbild, der knallig-rote Sekundenzeiger setzt ein farbliches Highlight:
Bei “Day/Date”-Uhren wird die Anzeige von Tag und Datum normalerweise rechtsbündig nebeneinander gestaltet. Mühle geht hier einen anderen Weg und versetzt die Wochentags-Anzeige kurzerhand nach links, mittig zwischen Zeiger-Achse und “9 Uhr”-Index. Das dürfte zweifellos nicht jedem Gefallen – auch ich fand die Anordnung zunächst gewöhnungsbedürftig, allerdings nicht störend. Dennoch hätte mir die rechtsbündige Anordnung wohl noch etwas besser gefallen. Hier entscheidet der persönliche Geschmack.
Passend zum roten Zeiger kommt der Sonntag ebenfalls in rot, was sicherlich viele Freunde finden dürfte 😉 Der Wochentags-Ring kommt in deutscher und englischer Sprache (man hat per Komplikation die Wahl, was man lieber haben möchte).
Neben der Farbe des Ziffernblattes ist die Verarbeitung des sportlichen Gehäuses mein zweites Highlight: Die Mischung aus poliertem Rand und satiniertem Mittelteil spricht die typische Mühle-Designsprache und ist ähnlich charakteristisch wie beim Teutonia Sport I Chronographen – Optik und Haptik sind einfach grandios:
Einziger Unterschied: Im Gegensatz zum Teutonia Sport I Chrono ist die Satinierung der 29er Tag/Datum deutlich feiner. Auch auf durchbohrte Hörner wurde verzichtet – eine gute Entscheidung von Mühle-Glashütte, da die feinere Optik einfach besser zur schlichten Dresswatch-Optik des Modells passt.
Die Größe des Gehäuses entspricht mit exakt 42,4 mm dem Durchmesser der anderen Modelle der 29er-Reihe (z.B. 29er Zeigerdatum, 29er Chronograph, 29er Big). Mit 12,2 mm baut die 29er Tag/Datum für eine Dresswatch vergleichsweise hoch – eine geringere Bauhöhe würde aber auch nicht zum sportlichen Charakter der Uhr passen. Der Tragekomfort am Textil-Band ist hoch.
Der Bordmotor der Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum ist das Schweizer Sellita SW220-1 mit 38 Stunden Gangreserve, welches baugleich und als qualitativ gleichwertig zum aus dem Patentschutz gelaufenen ETA 2836 (Swatch-Gruppe) anzusehen ist.
Das Sellita SW220 wiederum basiert auf dem Sellita SW200 (bzw. dem baugleichen ETA 2824) – mit dem Unterschied einer zusätzlichen Scheibe für die Anzeige des Wochentages. Das Werk gilt als leicht zu revidieren und vergleichsweise wartungsarm.
Das Sellita-Werk wird bei Mühle-Glashütte u.a. mit der Spechthalsregulierung modifiziert (abgeleitet von – wer hätt’s gedacht – der Form des gleichnamigen Vogels). Seit 2003 findet die Spechthalsregulierung Einzug in alle Mühle-Modelle, wodurch die Werke stoßsicherer und robuster werden. Mühle produziert die Komponenten für die Spechthalsregulierung sowie den Unruhkloben in modernen CNC-Bearbeitungszentren selbst. Auch Montage, Finissage und Regulierung werden in Glashütte durchgeführt:
Die Spechthalsregulierung vereinfacht auch die Regulierung der Uhren im Hause Mühle: Eine Gangtoleranz von 0 bis 8 Sekunden hat sich der Glashütter Hersteller auf das Segel geschrieben und orientiert sich damit an der Chronometernorm. Die Gangabweichung jeder Uhr wird u.a. in einer mehrtägigen Endkontrolle geprüft.
Auch der Rotor ist eine eigene Konstruktion von Mühle-Glashütte. Der Blick auf das Werk durch den Saphirglasboden ist – wie auch das Design der Uhr selbst – nüchtern-sachlich und durchaus lohnenswert:
Test-Fazit zur Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum
1590€ ruft Mühle-Glashütte für die neue 29er Tag/Datum auf. Und ich kann nach intensivem Probetragen ganz klar sagen: Wem das nüchtern-sachliche und gleichzeitig sportliche Design gefällt und sich für das Modell entscheidet, macht definitiv einen guten Fang! Die Verarbeitungsqualität (insbesondere das Gehäuse in Mühle-typischer Form) ist unter Berücksichtigung der Preisklasse überdurchschnittlich hoch und die toll aufeinander abgestimmten Grau-Töne des Ziffernblattes sind eine echte Augenweide. Die eher untypische Anordnung des Wochentags- und Datumsfensters ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Kommen wir zu guter letzt noch zu einer möglichen Alternative aus dem Hause Union Glashütte. Der zum Swatch-Konzern gehörige Hersteller ist in einem ähnlichen Preisbereich wie Mühle-Glashütte tätig und hat ebenfalls einige schlichte Uhren mit Dresswatch-Charakter im Portfolio, z.B. in der Belisar-Modellreihe. Die Union Glashütte Belisar GMT beispielsweise ist ebenfalls mehr als einen kurzen Blick wert: Der UVP ist mit 1850€zwar recht hoch, das Modell ist aber bei diversen Händlern mit ordentlichen Rabatten zu bekommen und ungefähr preisgleich zur Mühle-Glashütte 29er Tag/Datum.
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Schöne Uhr! Besonders das neue Zifferblatt und die Anordnung von Tag/Datum gefällt mir.
Mit diesem von Dir vorgestellten Armband mag sie sich gut tragen. Das Edelstahlband hingegen ist eine Katastrophe (ich besitze die 29 Big). Die Faltschließe öffnet sich immer unabsichtlich in allen möglichen Situationen. Es sieht hochwertig aus, die Funktionalität ist für eine Uhr dieser Preisklasse unter aller Sau. Der Widerstand der Drücker ist einfach zu gering. Schade.
Seitdem trage ich meine Mühle nur noch im Winter mit Lederband.
Hallo, also ich bin begeistert von dieser Uhr. Es ist eine Glashütte, die dressig und zugleich sportlich wirkt. Man kann sie zu jedem Anlass tragen. Gleichzeitig habe ich nunmehr eine Glashütte in meiner Sammlung. Der Artikel hat mich mehr als überzeugt und der Kauf war nur noch Formsache. Hatte eigentlich mit der Panova geliebäugelt. Diese Uhr ist jedoch die bessere Wahl. Die Firma Mühle ist leider die einzige Firma in Glashütte in der die Sportlichkeit von Uhren besonders hervorgehoben wird. Das lassen die übrigen Glashütter Uhrenbetriebe leider etwas vermissen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist auch top. Da sind die anderen für den Normalbürger leider etwas zu teuer.
Vielen Dank für die Vorstellung über die neue 29er. Mir hat das Modell von Anfang an sehr gut gefallen. Die Gehäuseform, das Band, das Zifferblattdesign, die Farbkombination und auch die Anordnung von Tages- und Datumsanzeige passen sehr gut zusammen. Ich habe schonmal über die 29er in 37mm nachgedacht, da mir die 42mm leider zu groß sind. Wenn es dieses Modell in 37mm geben würde, hätte ich schon eine.
P.S.: Bessere Hintergründe für die Bilder gibts doch bei einer Uhr mit Bezug zum Segeln gar nicht – richtig klasse!
Hallo Frank, danke für deine Gedanken und das Lob 🙂 Viele Grüße, Mario
Hallo, Mario,
ein schöner Test einer schönen Uhr, mit teilweise hervorragenden (wenn auch zu vielen arg ähnlichen) Bildern. Auch – für diese, unsere Zeit der Antialphabeten – mit erstaunlich wenigen Rechtschreibfehlern ;•)
Ein paar Anmerkungen will ich mir aber nicht verkneifen:
– Ganz am Anfang des Tests schreibst du: “Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit Steuermann Thilo Mühle, dessen Sohn, Vater Hans-Jürgen Mühle …” Über diesen Satz musste ich längere Zeit nachdenken, bis mir klar wurde, was du gemeint haben könntest: “Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit Steuermann Thilo Mühle, seinen Sohn und seinen Vater Hans-Jürgen Mühle …”
– Was mir (auch nach mehrmaligem Lesen) nicht klar wurde: Bei den Eckdaten schreibst du: “Wochentag (deutsch und englisch)”, man hat also beides; weiter unten lese ich dann: “Der Wochentags-Ring kommt in deutscher und optional auch englischer Sprache.” Muss ich also, wenn ich englische Wochentage will, das extra bestellen – ist ja “optional”? Lass doch einfach das “optional auch” weg.
– Ja, ja, ich weiß, Groß- und Kleinschreibung sind eine Qual (vor allem in Listen) und manchmal ist sowohl das eine wie auch das andere möglich. Trotzdem: “Applizierte”, “Verschraubte” und “Wasserdicht” würde ich klein schreiben, noch dazu, wo doch ein Komma davor steht.
Grüße aus Mannheim vom
Alf
Hallo Alf,
Danke für die ergänzenden Kommentare!
Viele Grüße und schönen Sonntag noch
Mario