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Hallo liebe Chrononautix-Leser! Heute möchten wir uns einer immer mal wieder gestellten Frage der Datumschaltung widmen und mit den damit verbundenen Mythen aufräumen. Es geht um Armbanduhren mit Datum und Wochentagsanzeige. Immer wieder fragen sich Leser oder auch Kunden nach einer Revision, warum der Wochentag später schaltet als das Datum. Dies hat, wie fast alles in einer mechanischen Uhr, technische Hintergründe, die ich heute anhand des ETA Valjoux 7750 beleuchten möchte.

[Beitrag von Leon Zihang,
Uhrmacher und Kopf hinter ChronoRestore.com]
Leon Zihang Uhrmacher ChronoRestore

In dem Bericht „Kleine Komplikationen: Uhren mit Datumsschaltung“ habe ich bereits die allgemeine Datumschaltung erklärt. Ich gehe hier auch noch einmal auf den Kraftverlauf in der Datumschaltung ein. Wer aber noch genauere Infos über die allgemeine Funktion der Datumschaltung haben möchte, der kann dort nochmal genauer nachlesen.

Grundlegend funktioniert die Datumschaltung bei einer Uhr mit Wochentag nach dem gleichen Prinzip wie bei einer Uhr ohne Wochentag. Ich möchte euch den Aufbau anhand eines ETA 7750 erklären, da dieses Werk die Möglichkeit besitzt, sowohl einen Wochentag als auch das Datum zu verbauen.

In Abbildung 1 unten könnt ihr die Zifferblattseite des genannten Werkes erkennen. Im Zentrum ist auch ganz deutlich das große goldene Stundenrad zu erkennen. In dieses Stundenrad greift das daneben liegende Zwischenrad ein. Dieses Zwischenrad gibt seine Drehbewegung über das kleine Trieb an das sogenannte Datumschaltrad weiter. Das Datumschaltrad ist beim ETA 7750 sehr schön an seinem starren Datumschaltfinger erkennbar. Dieser Schaltfinger greift dann auch in die Verzahnung der Datumscheibe ein und dreht sie um einen Zahn und somit um einen Tag weiter. Um die Datumscheibe montieren zu können, muss beim 7750 noch eine zusätzliche Zwischenplatine verbaut werden.

In Abbildung 2 kann man nun die montierte Zwischenplatte erkennen, durch welche das Datumschaltrad durch eine Bohrung durchragt und die Datumscheibe eingelegt wurde. Wenn sich das Datumschaltrad nun drehen würde, ist sehr schön nachvollziehbar, dass der Schaltfinger in die Innenverzahnung der Datumscheibe eingreift und sie somit immer nach einer Umdrehung des Schaltrades um einen Zahn weiterdreht.

Natürlich wurde die Übersetzung vom Stundenrad zum Datumschaltrad so gewählt, dass das Datumschaltrad genau eine Umdrehung in 24 Stunden vollzieht. Wenn man nun noch eine Datumraste mit Feder verbauen würde, wäre die Datumschaltung auch schon komplett und die Uhr könnte das aktuelle Datum anzeigen.

Um nun die Wochentagsanzeige zusätzlich mit einzubauen, nehmen wir die Zwischenplatte mit der Datumscheibe nochmal ab. In Abbildung 3 unten seht ihr nochmal die erste Abbildung mit anderen Beschriftungen. Leider hatte ich in der letzten Zeit kein 7750 mit Tagesanzeige mehr da, aber das Ganze ist recht einfach aufgebaut und kann über die Erklärungen auch ganz gut verstanden werden.

Für die Wochentagsanzeige benötigen wir ein weiteres Schaltrad mit Schaltfinger. Dieses ist identisch mit dem Datumschaltrad und wird auf den Butzen für Tagesschaltrad gesteckt. Es wird genau wie das Datumschaltrad vom Trieb des Zwischenrades angetrieben und dreht sich somit einmal in 24 Stunden.

Genau hier gibt es dann etwas sehr Wichtiges bei der Montage zu beachten! ETA gibt in der Montageanleitung eine genaue Ausrichtung der Schalträder vor: Das Tagesschaltrad muss mit dem Schaltfinger genau auf den, in die Platine gravierten, Strich zeigen. Das Datumschaltrad muss mit dem Schaltfinger gleichzeitig auf die Lagerstellen (also das Zentrum) des Zwischenrades zeigen (siehe Abbildung 4). Nur wenn die Schalträder so angeordnet verbaut wurden, garantiert ETA die sichere Funktion der Datum- und Tagesanzeige sowie des gesamten Uhrwerks. Wenn die Räder wie in der Montageanleitung ausgerichtet sind, schaltet das Datum um 24 Uhr, nachdem die Zeiger richtig gesetzt wurden.

Die Wochentagsumschaltung darf bis zu drei Stunden später stattfinden. Aber Warum? Dies hat einen recht einfachen Grund.

Die Datumscheibe und Tagesscheibe werden von Rasten in Position gehalten, damit sich die Anzeigescheiben nicht verdrehen können, wenn die Uhr einen Stoß erfährt. Dieser Widerstand muss beim Umschalten natürlich überwunden werden. Da beide Schaltungen ihre Drehbewegung vom Stundenrad abnehmen, würde bei gleichzeitigem Eingriff der Schaltfinger in die Anzeigescheiben zu viel Gegenkraft auf das Stundenrad ausgeübt werden und die zur Verfügung gestellte Kraft des Federhauses reicht nicht aus, um beide Schaltungen gleichzeitig durchzuführen und die Uhr am Laufen zu halten. Bei gleichzeitiger Schaltung würde also eine zu große bremsende Kraft wirken und die Uhr würde stehen bleiben.

Dies ist der Grund, warum ETA die Montagereihenfolge vorgibt und somit die Datumschaltung und die Tagesumschaltung nacheinander ausführen lässt. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Kraft gegen den Ablauf der Uhr nicht zur groß wird und die Uhr trotz des zusätzlichen Widerstands weiterläuft. Die Umschaltung der Tagesanzeige beginnt also erst, wenn die Tagesumschaltung vollständig abgeschlossen wurde und keine bremsende Kraft mehr auf das Datumschaltrad wirkt.

Um die Datumschaltung aber komplett zu montieren, muss wieder die Zwischenplatte aus Abbildung 2 mit der Datumscheibe montiert werden. Dann schauen beide Schaltfinger durch die Zwischenplatte durch und können in die Datumscheibe und später auch in die Verzahnung der Tagesscheibe eingreifen. Das Ganze sieht dann aus wie in Abbildung 5. Hier wurden auch schon an den beiden kleinen blauen Pfeilen die Rasten der Anzeigescheiben verbaut.

Diese halten die Anzeigescheiben in Position. Zu guter Letzt wird noch die Tagesanzeigescheibe in der Mitte aufgesteckt, sodass das Werk wie in der Abbildung 6 aussieht. An dieser Stelle sind die Mechanismen für die Tages- und Datumanzeige vollständig montiert und es muss nur noch das Zifferblatt und die Zeiger auf das Werk gesetzt werden.

Ich hoffe, dass meine Ausführungen zu diesem Thema verständlich waren und ihr nun noch einmal besser verstehen könnt, warum die beiden Schaltmechanismen verzögert zueinander ablaufen. 🙂

Ich freue mich natürlich jederzeit über Rückmeldungen oder weitere Fragen in den Kommentaren!

Bis Bald!

Euer Leon von ChronoRestore

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Wladimir
2 Monate zurück

Und wieder ein sehr guter Artikel der, äußerst ausführlich und trotzdem gut verständlich, eine Frage beantwortet die ich mir noch nie gestellt habe. Am Ende des Artikels frage ich mich wieso ich diese Frage eigentlich noch nicht gestellt habe.

Weiter so!

tri-compax
3 Monate zurück

Hallo , absolut fantastisch erklärt und Hammer Detailbilder, nun verstehe ich es zum ersten mal wo die Abhängigkeiten sind. Was ich noch suche ist eine Erklärung wie die Hebel und Rasten stehen müssen damit die Nullstellung der Totalisatorzeiger und des Sekundenzeigers funktionieren. Bei meiner Sinn 7750’ig TI203, springt der Sekundenzeiger immer auf andere Positionen beim Reset aber nie auf die 12:00 Position