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Die Marke Breitling stand lange Zeit für geballte Maskulinität und pures Testosteron. Die im Jahre 2002 ins Leben gerufene Uhren-Kooperation Breitling for Bentley zwischen der Uhrenmanufaktur Breitling 1884 und dem britischen Autobauer Bentley Motors passt da gut ins Bild. Und das liegt nicht nur an den Logos der beiden Traditionsunternehmen, die sich recht stark ähneln (ein geflügeltes “B”) – auch das Luxus-Segment, in dem sich beide Marken bewegen, ist zweifellos eine entscheidende Gemeinsamkeit.

Okay zugegeben: Eine Breitling ist nach einer gewissen Zeit disziplinierten Sparens auch für Otto-Normalbürger halbwegs erschwinglich (z.B. Einsteigermodelle wie die SuperOcean Taucheruhr mit “Straßenpreisen” ab rund 2500€) – das ist bei Bentley kaum der Fall: Die britische Edelmarke richtet sich vor allem an Superreiche. Wer gut eine Viertelmillion Euro für einen Bentley-Boliden auf den Tisch knallen kann verfügt üblicherweise über ein satt gefülltes Konto, denn die meisten würden solche Beträge wohl eher in Wohneigentum stecken 😉

Der ehemalige deutsche Bentley-Chef Stefan Brungs sagte mal dazu: “Bislang waren vor allem Menschen mit einem Vermögen von 30 Millionen Euro oder mehr unsere Zielgruppe.” Bentley hat mittlerweile aber auch ein Herz für “Normalreiche”: Von jenen Menschen mit einem verfügbaren Vermögen von mindestens fünf Millionen Euro gibt es weltweit rund 1,5 Millionen – und genau für diese Kundschaft ist das “günstige” Modell Bentley Continental GT gedacht. Ein “Low Budget”-Bentley quasi. Ist doch voll nett, oder? 😉

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Breitling for Bentley: Über die Kooperation

Der Motorsport ist historisch betrachtet nicht grade die Kerndisziplin von Breitling. Mit Modellen wie der Breitling Navitimer richteten sich die Schweizer schon früh in in ihrer Firmengeschichte auf die fliegende Zielgruppe aus. Ganz unbeleckt im Bereich Motorsport ist Breitling aber nicht: Der 1931 für Flugzeuge lancierte Bordchronograph beispielsweise war gleichzeitig auch für den Einsatz im Armaturenbrett von Automobilen konzipiert.

Breitling Cockpit-Uhr: “Chronographe pour avions, autos, etc.”

Obendrein war Willy Breitling, Enkel des Firmengründers Léon Breitling und Markenoberhaupt ab 1932, großer Bentley-Fan: Ab den späten 1940er-Jahren düste der flotte Willy zwischen Genf und La Chaux-de-Fonds hin und her, immer am Steuer eines seiner vielen Bentley-Boliden.

Die erste offizielle und bis heute andauernde Breitling for Bentley-Kooperation startete im Jahre 2002 als die Briten in der Schweiz anriefen und Breitling damit beauftragten eine Borduhr für den allerersten Continental GT zu entwerfen. Kein Zufall: Im Jahr 2003 war Breitling außerdem Hauptsponsor des Team Bentley beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans, welches zum 71. mal statt fand. Die Fahrer Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Guy Smith düsten insgesamt 377 Runden über den Asphalt und konnten in ihrem Bentley Speed 8 mit der Startnummer 7 sogar das Rennen für sich entscheiden…

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Breitling for Bentley: Modelle früher und heute

Uhren, die der Kooperation Breitling for Bentley entsprungen sind, waren seit jeher vor allem eins: Auffällig und über die Maßen extrovertiert – und das sogar für Breitling-Maßstäbe. Charakteristisch für frühere Breitling for Bentley-Modelle waren vor allem Merkmale wie eine strukturierte Lünette, die an ein Reifenprofil erinnert, Carbon-Zifferblätter, Zifferblatt-Skelettierungen, aufwendige Gerhäuseböden und XXL-Durchmesser von 48 mm oder mehr. Krank: Der 2004 lancierte Chronograph Breitling for Bentley Le Mans war mit einem Durchmesser von 48,7 mm damals das größte jemals von Breitling auf den Markt gebrachte Modell. Für solch einen Klopper braucht man schon Arme wie Popeye, damit die Uhr nicht irgendwie seltsam wirkt.

Typisches Breitling for Bentley-Design – zumindest früher mal

Die Preise für damalige Breitling for Bentley-Modelle bewegten sich höchstselten mal bei unter 10.000€ (Listenpreis wohlgemerkt). Die Zielgruppe für diese doch sehr speziellen Modelle war daher nicht besonders groß – kein Zufall, dass auch im Breitling-Outlet Metzingen die stark rabattierten Uhren nicht grade wie geschnitten Brot weggehen.

Schnappschuss aus dem Breitling Outlet in Metzingen (bei Stuttgart)

Seit der neue CEO Georges Kern das Ruder bei Breitling übernommen hat, versuchen die Schweizer von ihrem lauten, testosterongeschwängerten Image ein Stück weit wegzukommen – und das schlägt sich auch direkt in den Breitling for Bentley-Kooperationsmodellen nieder (dazu gleich mehr).

Breitlings neuen Weg kann man gut finden – oder auch nicht. Ich persönlich bin da etwas zwiegespalten: Einerseits sind meiner Meinung nach absolut gelungene Modelle in der Kern-Ära entstanden (wie die neue Breitling Chronomat B01 42). Andererseits darf man durchaus kritisch anmerken, dass viele aktuelle “Kern”-Modelle zu weichgespült und austauschbar sind – auf vielen Varianten der neuen Aviator 8-Modellreihe beispielsweise könnte auch locker-flockig ein völlig anderer Markenname stehen, ohne dass man es bemerken würde. Klopf, Klopf – Breitling-DNA, wo bist du?

Auf der anderen Seite muss man den Schweizern zugutehalten, dass unter der Führung von Georges Kern insbesondere klassische Designs aus der reichhaltigen Firmenhistorie wiederbelebt wurden und Breitling dadurch für viele Uhrenfreunde zu einer deutlich zugänglicheren Uhrenmarke geworden ist – so wie der Breitling Aviator 8 Chronograph, der auf der Breitling 765 AVI (AVI = Aviation) aus den 50er Jahren basiert.

Aber zurück zu Breitling for Bentley: Eines der Kooperationsmodelle in der Kern-Ära ist die Breitling Chronomat B01 42 mit genialem Rouleaux-Stahlband und Manufakturkaliber mit mehr als ordentlichen 70 Stunden Gangreserve. Die Unterschiede zwischen dem Breitling for Bentley-Chronomat und dem Standard-Chronomat bewegen sich allerdings im homöopathischen Bereich und sind (ganz im Gegensatz zu früher) überaus dezent umgesetzt: Auf dem Gehäuseboden befindet sich eine schüchterne “BENTLEY”-Gravur und das Zifferblatt kommt passenderweise mit einem grünen Zifferblatt, welches in Nuancen an die Farbe “British Racing Green” erinnert – es handelt sich dabei um die jahrzehntelang übliche grüne Lackierung von Rennwagen, die für britische Rennställe ihre Runden drehten.

Außer der Gravur und der Zifferblatt-Farbe gibt’s keinerlei Hinweise auf die Breitling for Bentley-Kooperation. Sprich: Keine XXXL-Durchmesser, keine gewöhnungsbedürftigen Zifferblattmuster & Co. Preislich ist die Breitling for Bentley-Variante genauso teuer wie die “normalen” Stahl-Pendants des Modells Chronomat B01 42. Ich sage: Gut so!

Breitling for Bentley Premier Chronograph B01 Mulliner, Centenary und British Racing Green

Anfang 2020 lancierte Breitling die Premier Bentley Mulliner Limited Edition, welche gewisse Design-Anleihen vom Bentley Continental GT Mulliner Convertible mitbringt. Die Mulliner-Werkstatt ist der Spezialist für maßgeschneiderte Sonderanfertigungen von Bentley Motors – ähnlich BMW M und Mercedes AMG.

Die Breitling for Bentley Premier Mulliner Limited Edition ist ebenfalls deutlich zurückhaltender gestaltet als frühere Modelle aus der britisch-Schweizerischen Partnerschaft: Das Modell verfügt über ein human dimensioniertes, 42-Millimeter-Edelstahlgehäuse und ein blaues Alligatorlederarmband, welches an das imperialblaue Lederinterieur des Fahrzeugs erinnern soll (Anmerkung am Rande: Dass Breitling nach wie vor Alligatorleder einsetzt, ist aus meiner Sicht alles andere als lobenswert – siehe dazu mein Artikel über Uhrenarmbänder aus Krokodilleder und Schlangenleder). Das silberfarbene Zifferblatt soll außerdem an die Breitling Cockpit-Uhr im Armaturenbrett des Bentley Continental GT Mulliner Convertible erinnern.

Ein auffälliges Design-Merkmal hat allerdings Einzug in die Breitling Premier Bentley Mulliner Limited Edition gehalten: Auf der linken Seite des Gehäuses befindet sich eine Platte mit “Bentley”-Gravur, deren Design auf dem Armaturenbrett historischer Bentleys im “Engine ­Spin”-Schliff basiert.

Der Preis für die Breitling Premier Mulliner Limited Edition liegt bei knapp 8000€.

Premier Bentley Mulliner Limited Edition

In den Jahren 2018 und 2019 lancierte Breitling außerdem zwei Varianten des Modells Breitling for Bentley Premier B01 Chronograph, welche beide nach wie vor erhältlich sind: Der Premier B01 Chronograph 42 Bentley British Racing Green (ab 7600€, 42 mm Durchmesser, mit Manufakturkaliber)…

(PPR/Breitling/The Image Gate)

… und – zur Feier des 100-jährigen Bentley-Firmenjubiläums – eine Centenary Limited Edition. Das Jubiläums-Modell kommt ebenfalls mit dem Breitling-Manufakturkaliber B01 und ist sowohl mit einem Gehäuse aus 18-karätigem Rotgold (25700€) als auch aus Edelstahl (ab 9100€) verfügbar. Besonders auffällig ist das braune Zifferblatt aus Ulmenwurzelholz in Anlehnung an die Applikationen in Armaturenbrettern, die im Bentley-Woodshop von 80 Spezialisten – vom Schreiner bis zum Kunsttischler – verarbeitet werden.

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Ulrich
3 Jahre zurück

Hallo,ich finde Herr Kern macht vieles richtig.
Besitze die aktuelle Colt ,auch nur weil ich sie traumhaft schön finde sehr reduziertes Design in real super schön und toll verarbeitet.
Leider kann nicht einmal Breitling sagen welches Werk verbaut wird ETA/ oder Selitta ?
Sie nennen es B17 ??
Aber ich bin super damit zufrieden!
Finde die alten Breitlingse ein wenig too much.
😎

Guido
3 Jahre zurück

Ich bin kein Breitling Kunde und hege auch keine besondere Sympathie für die Marke.
Allerdings finde ich die Entwicklung vom Protz-Klotz, zurück zur ablesbaren Uhr gelungen. Wenn diese Uhren als Racing-Chronos gedacht sind, verstehe ich nicht, weshalb sie groß wie Turmuhren sein mussten und jeder Versuch, während der Fahrt, auf dem schlimm überfrachteten Ziffernblatt die Zeit abzulesen, zum Sicherheitsrisiko werden sollte?
Die Autos von Bentley finde ich hingegen bedingungslos schön – die Alten und die Neuen…
Wieder ein sehr gelungener Artikel von Dir, Mario!

Carsten
3 Jahre zurück
Antworten...  Guido

Dem kann ich weitestgehend zustimmen, insbesondere was die Reizüberflutung des Designs anbelangt. Schön, daß ablesbarere Uhren ins Portfolio kommen, allerdings nimmt das “Protz-Klotz Image” durch die Breitling-Select Mietvariante wieder Fahrt auf 🙂