Fast 200€ für ein Stück Stoff und ein paar Gramm Edelstahl – Omega Natos sind zwar aus meiner Sicht die Qualitäts-Referenz im Bereich Nato Straps, kosten aber auch eine ganze Stange Geld (ähnlich ist’s übrigens auch beim Omega Milanaise-Armband (Mesh), das qualitativ das so ziemlich beste Mesh ist, das ich kenne, mit 850€ aber auch ziemlich am Geldbeutel nagt).
Ich habe lange nach günstigeren, hochwertigen Alternativen zu Omega Natos gesucht, bin dann aber (nachdem ich eine Menge Knete verbrannt habe) zähneknirschend letztendlich doch bei den original Omega Natos gelandet – eines für meine Omega Speedmaster Professional Moonwatch und eines für meine Omega Seamaster 300m.
Und so zufrieden ich auch nach wie vor mit den Omega-Bändern bin – Nato Straps laden durch ihre spezielle Machart, die es erlaubt die Bänder ohne Federsteg-Demontage einfach durchzuziehen, natürlich zum regelmäßigen Bandwechsel zwecks frischer Optik ein. Nun sind mir persönlich die Omega Natos allerdings einfach zu teuer dafür, um mehrere Varianten “auf Vorrat” zu kaufen, um diese regelmäßig zu wechseln.
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Fündig geworden bin ich bei der australischen Marke Artem, die unter Uhrenfreunden vor allem bekannt ist für Sailcloth Straps, die laut diverser Berichte von Uhrenfreunden besonders weich sein sollen (ich hatte selbst allerdings noch keines in der Hand). Der Markenname, den sich die beiden aus Adelaide stammenden Australier ausgedacht haben, kommt vom lateinischen Spruch “Ars est celare Artem” (Das ist Kunst, was Kunst verbirgt).
Artem führt seit Kurzem eben auch Nato Straps, wobei Artem den Begriff Nato Strap vermeidet – vermutlich aus rechtlichen Gründen.
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So oder so: auf den Bildern im Web sahen die Natos von Artem im Prinzip identisch aus wie die von Omega selbst. Nach etwas Zögern (ich hatte schließlich schon ordentlich Geld verbrannt) orderte ich dann zwei Bänder in den Farben “Commander” und “Navy Blue” zum Stückpreis von knapp 60€, bezahlte über PayPal und wartete – immerhin fast zwei Wochen dauerte die Lieferung aus Australien über DHL. In Deutschland angekommen durfte ich den Luftpolsterumschlag dann bei der Postfiliale abholen und (erwartungsgemäß) noch Steuern und DHL-Gebühren blechen (rund 20€). Effektiver Stückpreis also: ca. 70€.
Zunächst noch die nüchternen Daten zu den Artem Nylon Straps:
- Material: Polyamid (Nylon)
- Länge: 303mm ohne Schließe
- Dicke: ca. 1,4mm – 1,5mm
- Hardware: Polierter Edelstahl, Edelstahlschließe
- Zwei fixe und ein beweglicher Keeper
- Erhältlich in den Größen 19-20mm und 21-22mm
- Stückpreis ca. 70€ inkl. Steuern
Qualitativ war ich sofort begeistert: Wie die Bilder auf der Artem-Website schon angedeutet haben, sind die Bänder von Artem nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweien Blick fast identisch mit denen der Omega-Natos. Auch nach dem späteren Blick durch das Makro-Objektiv meiner Sony Alpha-Kamera musste ich nach Unterschieden suchen. Und selbst danach habe ich überlegt, ob beide Bänder vielleicht aus derselben Fabrik purzeln (vielleicht tun sie das auch – wundern würde es mich nicht).
Das feine Nylon-Gewebe, die Nähte, die Edelstahl-Keeper, die Haptik – praktisch alle relevanten Produkteigenschaften sind auf demselben, überaus hohen Omega-Niveau.
Die Artem Straps haben dabei eine dezent höhere Steifigkeit, was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist, zum Beispiel. Wenn man seine Bänder gerne etwas “luftiger” bzw. lockerer trägt, ist es sogar von Vorteil, wenn ein Band ein kleines bisschen steif ist. Die Löcher für die Dornschließe sind beim Omega Nato außerdem etwas besser verarbeitet, was man mit bloßem Auge aber so gut wie nicht sieht.
Die gehärteten Enden, damit sich das Nylonband nicht “aufriffelt”: das Nato von Omega ist minimal sauberer verarbeitet, aber auch das ist kaum mit bloßem Auge sichtbar:
Die Schließe von beiden Bändern ist praktisch identisch, wobei die Ausbuchtung für den Dorn der Dornschließe bei Omega etwas sauberer verarbeitet ist.
Die Rückseite: Beim Omega Nato geht die Stahl-Hardware komplett herum, beim Artem-Band ist sie eingenäht – Geschmackssache:
Wie Omega gibt auch Artem die Bändergrößen mit 19-20mm und 21-22mm an – praktisch sind die Bänder für “runde” 20mm- bzw. 22mm-Bandanstöße ausgelegt, aber das Nylon ist natürlich ein Stück weit flexibel und daher ohne nennenswerte optische Einbußen auch bei Uhren mit ungraden Bandanstößen einsetzbar – so wie bei dieser Zenith EL Primero mit 21mm Bandanstoß, bei der das 21-22mm Band zum Einsatz kommt:
Da ich es persönlich überhaupt nicht mag, wenn man das “End-Zipfelchen” eines Nato Straps umklappen muss (das hält eh nie), ist mir persönlich auch immer wichtig, dass ein Nato nicht zu lang ist. Die Bänder von Artem passen in der Hinsicht perfekt an meinem 19 cm-Handgelenk. Solltet ihr deutlich schmalere Handgelenke haben, werdet ihr aber ggf. um das “Umklappen” nicht herumkommen.
Die qualitativen Unterschieden zwischen Omega und Artem sind aus meiner Sicht so minimal, dass sie kaum ins Gewicht fallen. Weil es ja sonst auch zu schön wäre, um wahr zu sein, gibt es aber auch Nachteile: Zum einen ist die Auswahl bei Artem deutlich übersichtlicher als bei Omega – nur sieben Bandvarianten werden Stand Mitte 2023 angeboten, wenngleich es sich dabei um beliebte Varianten wie das Bond Nato oder das Nato aus “No Time to Die” (mit hellbraunen Akzenten) handelt. Und da wäre natürlich auch noch die sogenannte Hardware, also die Keeper und die Schließe aus Edelstahl, die bei Artem logischerweise nicht mit Omega-Branding kommen.
Aber noch mal zu Erinnerung: Ein Omega Nato kostet satte 120€ mehr als ein Artem-Band inklusive Steuern (190€ vs. 70€). Man bekommt also 2,7 Artem-Bänder für ein Omega-Band – bei praktisch identisch hoher Qualität. Wenn man auf das Omega-Branding wert legt, wird man mit den Artem Straps sicherlich nicht glücklich. Allen, denen das egal ist, sei abschließend aber eine dicke Kaufempfehlung ausgesprochen.
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Interessanter Bericht! Für mich wäre das Nato sehr interessant, da ich es in 20mm an meiner Seiko SPB143 (20mm) und an meiner Tudor Black Bay 36 (19mm) nutzen könnte. Werde es definitiv mal ins Auge fassen.
Die Bänder sind nur ohne Bestellung aus “Fernost”schwer zu bekommen!
Ein Uhrenladen aus Berlin hat die “Kopien”komplett aus dem Programm genommen!
Ich schätze mal es gibt urheberrechtliche Probleme,wobei der “Orginalpreis”für Omega-Bänder
keinesfalls gerechtfertigt ist!!!:-(((
…Schnell noch gucken,wo man noch welche bekommt,denn die Bander sind im Gegensatz zu den herkömmlichen “NATO´s”angenehm zu tragen!
LG…der”Uhrensohn”Aka.THOR!:-)
Hallo Mario,
bin fast täglich auf deiner Seite und fühle mich bestens informiert. Deine Aufnahmen sind ein absoluter Augeschmaus 🙂 Darf ich fragen, welche Kamera und welches Objektiv du benutzt?
Da ich gerade auf der Suche nach einem Nato-Strap bin, kam dein Test dazu genau zur richtigen Zeit. Ich bin dem ganzen Uhrenthema noch nicht lange zugewendet und besitze erst eine “richtige” Uhr. Eine Titoni Airmaster, bei der deine Fotos ausschlaggebend für den Kauf waren. Auch dafür danke! Leider hat sich gezeigt, dass ich auf das Edelstahlband und das darin enthaltene Nickel allergisch reagiere. Sind dir vielleicht Nato-Bänder bekannt, die eine Schließe aus Titan haben?
Beste Grüße, mach weiter so!
Ein Beitrag für die Kaffeekasse folgt 🙂
Hi Frank,
danke dir! Ich mache meine Fotos mit einer Sony Alpha 7 und das Makro-Objektiv SEL90M28G.
Natos mit Titan-Hardware hmmm… auf Anhieb fällt mir nichts ein, aber schwarz beschichtete Hardware sollte denselben Effekt haben.
Siehe auch: https://chrononautix.com/uhren-fuer-allergiker-nickel-titan-chirurgenstahl-keramik/
Natos mit Titan gibt es von Prometheus Design Werx, allerdings nur in drei Farben.
https://prometheusdesignwerx.com/collections/accessories
Eine ElPrimero am Nato-Strap zu tragen, ist immer noch das Understatement schlechthin. Kudos!