Taucheruhr trifft GMT-Komplikation – das ist eine mittlerweile ziemlich häufig anzutreffende Kombination. Die Verschmelzung dieser beiden Welten ergibt auf den ersten Blick allerdings nur bedingt Sinn, da GMT-Uhren, die das Ablesen einer zusätzlichen Zeitzone ermöglichen, in der Regel eigentlich mit luftigen Höhen und weniger mit den Untiefen der Meere in Verbindung stehen – historisch betrachtet vor allem wegen der Rolex GMT-Master, welche die offizielle Armbanduhr der US-amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am und entsprechend beliebt bei Piloten war.
Tatsächlich sind natürlich die Robustheit einer Taucheruhr in Verbindung mit einer drehbaren Lünette auch bei einer GMT-Uhr höchstwillkommene Eigenschaften (und so ist am Ende des Tages auch die enge Verwandtschaft von Rolex GMT-Master und Rolex Submariner im direkten Vergleich ziemlich eindeutig). Wenig verwunderlich ist daher auch, dass der Schweizer Uhrenhersteller Squale das Retro-Modell 30 Atmos Sub-39 in einer GMT-Variante mit Schweizer Kaliber Sellita SW330-1 führt…


Eckdaten Squale Sub-39 GMT (Ref. SUB-39GMTB.BR22):
- Schweizer Sellita SW 330-1 Automatikwerk, Qualitätsstufe Elaboré
- Gehäuse aus 316L Edelstahl, 40 mm Durchmesser
- „Box shaped“ Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
- Höhe 12,5 mm
- Horn-zu-Horn 48 mm
- Bandanstoß 22 mm
- Super-LumiNova
- Wasserdichtigkeit: 30 atm / 300 Meter
- Lünette mit Überzug aus gehärtetem K1-Mineralglas
- Preis: ab 1467€ beim offiziellen Squale-Händler Watchbandit
- Bei Nutzung des Codes „337WYRX7“ können zusätzlich Uhren-Bänder im Wert von 100€ kostenlos dazubestellt werden.


Squale Sub-39 GMT Vintage im Test
Das Gesicht der Squale Sub-39 GMT ist retro durch und durch: Das Zifferblatt kommt mit ausschließlich gedruckten Punkt- und Strichindizes, die typisch für klassische Taucheruhren im Allgemeinen sind – kein Zufall mit Blick auf die Herkunft des Basismodells im Dunstkreis der Taucheruhr Blancpain Fifty Fathoms (siehe Test der Squale 30 Atmos SUB-39).
Ins Auge sticht der kontrastreiche, knallig-rot gehaltene GMT-Zeiger, der in Verbindung mit der bidirektionalen GMT-Lünette die Anzeiger einer zusätzlichen Zeitzone ermöglicht. Genau wie die „Basisvariante“ der Squale Sub-39, kommt auch die GMT mit der Leuchtfarbe Super-LumiNova im bräunlichen Old Radium-Farbton, um vor einigen Jahrzehnten zum Einsatz kommende Leuchtfarben auf Tritium- oder Radium-Basis, die mit der Zeit braun geworden ist, zu imitieren. Vor allem zum kühlen Blau von Lünette und Zifferblatt passt der warme Braun-Ton ganz hervorragend.





Anders als viele modernere Squale-Uhren (wie die Squale Matic 60 Atmos) kommt die Sub-39 GMT Vintage nicht mit dem „Squale“-Schriftzug, der in den Körper eines gekrümmten, stilisierten Haifisches eingebettet ist (dazu gleich mehr) – dadurch wirkt das Zifferblatt aufgeräumter. Stattdessen kommt das Zifferblatt nur mit einer stilisierten kleinen Krone, die sich asymmetrisch oberhalb des Squale-Schriftzuges auf „12 Uhr“ befindet und aus einem „v“ geformt ist – das ist eine Art „Easter Egg“ und soll an das Logo der Squale-Mutterfirma Von Büren erinnern, die Squale ab Ende der 50er Jahre als eigenständige Tauchmarke etabliert hat.




Wie der Modellname verrät, ist die Sub-39 eher kleiner dimensioniert. Squale spricht auf der eigenen Website allerdings nicht von 39 mm, sondern von 40 mm Durchmesser, was wiederum dem Durchmesser der leicht über den Rand ragenden GMT-Lünette entspricht (ja, ich habe nachgemessen 😉 ).
Tatsächlich wirkt die Uhr ohnehin etwas größer am Handgelenk, unter anderem wegen des relativ großen Bandanstoßes von 22mm (das Stahlband verjüngt sich allerdings deutlich auf 18mm). Die kegelförmige, verschraubte Krone mit großen gefrästen Verzahnungen ist außerdem recht präsent.
Der oben bereits erwähnte „Squale“-Schriftzug, der in den Körper eines gekrümmten Haifisches eingebettet ist, darf dann aber doch nicht ganz fehlen: Auf dem verschraubten Gehäuseboden findet sich dieser innerhalb eines feinen Wellenmuster wieder. Das Haifisch-Logo entspricht originalgetreu dem Logo, das viele Uhren-Hersteller, die in den 70er Jahren von Squale mit wasserdichten Gehäusen beliefert wurden, im Sinne eines Qualitätsmerkmals neben ihrem eigenen Markennamen auf dem Zifferblatt verewigt haben (hier ein Beispiel von Blancpain).






Die Oberflächenbearbeitung des Gehäuses beschränkt sich Squale-typisch vor allem auf polierte Flächen. Das gilt auch für die Oberseite der fein gezahnten Fassung für die Lünetteneinlage, die mit GMT-Uhren-typischer 24-Stunden-Einteilung kommt. Die Lünette ist (anders als bei einer klassischen Taucheruhr) außerdem in beide Richtungen drehbar – dadurch kann sie schnell und einfach als Referenz für die zweite Zeitzone auf den GMT-Zeiger eingestellt werden.
Die Lünetteneinlage ist dabei mit gehärtetem K1-Mineralglas überzogen. Mein erster Reflex dabei, vor allem mit Blick auf den Preis jenseits der 1000€, war: Warum kein Saphirglas? Wie ich in einem umfangreichen Experiment dargestellt habe, dürfte man hinsichtlich Kratzfestigkeit im Alltag wenig Unterschiede zwischen Saphirglas und gehärtetem K1 Mineralglas bemerken – trotz größter Strapazen zeigten sich beide Glastypen im Kratzer-Experiment (fast) unbeeindruckt. Saphirglas ist allerdings deutlich anfälliger für Bruchschäden als K1 Mineralglas. Und da eine Lünette naturgemäß in exponierter Lage positioniert ist und beim Knutschkontakt mit Türrahmen & Co. oftmals Strapazen aushalten muss, ist die Wahl nachvollziehbar, wenn auch stark erklärungsbedürftig.
So oder so: Die durch die Glasschicht erzeugte, „weich“ glänzende und mehrschichtige Optik erinnert (passend zum Retro-Thema) an sogenannte Bakelite-Einlagen, die zum Beispiel bei der beliebten Rolex GMT Ref. 6542 in den 50er Jahren zum Einsatz kamen. Benannt wurde die Bakelite-Lünetteneinlage nach dem gleichnamigen Hersteller, der deutschen Bakelite GmbH bzw. später Bakelite AG, die von 1910 bis 2004 Kunststoffe produzierte.
Mehr: Experiment: Saphirglas vs. K1 Mineralglas/Hardlex vs. Hesalitglas im Bruch- und Kratz-Test


Das Stahlband der Squale Sub-39 GMT machte haptisch einen guten ersten Eindruck und passt dank des breiten, polierten Mittelteils auch optisch gut zum Gehäuse. Allerdings war ich über die hohlen Endlinks verwundert – das sieht man zwar nicht, ist aber heutzutage nicht mehr wirklich zeitgemäß. Auch die Schließe ist eher vom Typ „Standard“ und kommt beispielsweise mit gepresstem Squale-Logo und einer eher einfachen Feinjustierung, die man über seitliche Bohrungen in der Schließe und ein Bandwechselwerkzeug nutzen kann (oder man popelt mit einer Büroklammer an der Schließen-Seite herum).
Für Uhrenfreunde, die sich auch mit anderen (Dritt-)Bändern anfreunden können, ist das aber kein riesiges Drama, denn es gibt eine (etwas günstigere) Variante der Sub-39 GMT am Tropic Rubber und auch Nato Straps stehen dem Modell gut:



Hinter dem verschraubten Stahlboden tickt das um eine GMT-Komplikation erweiterte Automatikwerk SW 200-1 von der Schweizer Sellita SA – das SW 330-1 „Office GMT“-Kaliber in der Qualitätsstufe Elaboré. Die Elaboré-Spezifikation sieht eine gute Ganggenauigkeit von +/-7 Sekunden pro Tag vor – faktisch hat die mir vorliegende Testuhr diesen Wert sogar noch überboten (+4 Sekunden pro Tag, gemessen mit Zifferblatt oben).
Es gibt zwei Varianten von GMT-Kalibern: „Traveller“ GMT und „Office“ GMT. Die Spitznamen beschreiben schon ziemlich gut, was dahintersteckt; und obwohl Uhren mit diesen beiden Kalibern auf den ersten Blick völlig identisch aussehen, unterscheidet sich die Einstellung der Uhrzeit erheblich: GMT-Uhrwerke, die eine schnelle Anpassung der örtlichen Uhrzeit, zum Beispiel beim Aussteigen aus dem Flieger in China, ermöglichen, werden typischerweise als „Traveller GMT“-Uhren bezeichnet. Genauer: Bei diesen Kalibern (typischerweise Manufakturkaliber, siehe zum Beispiel Rolex Explorer II) kann der 12-Stunden-Hauptzeiger (also der „normale“ Stundenzeiger) in 1-Stunden-Schritten (vorwärts oder rückwärts) springend eingestellt werden. Der große Vorteil der „Traveller“-GMT besteht darin, dass Vielreisende wie Piloten, Geschäftsreisende etc. nach der Ankunft am Zielort mit wenig Aufwand auf die neue Ortszeit umstellen können – unabhängig von der Heimatzeit.
Das Sellita SW 330-1 ist ein „Office“ GMT-Kaliber. Wie der Spitzname verrät, sind Uhren mit „Office“-GMT-Funktion eher für Uhrenträger geeignet, die wenig Auslauf haben bzw. nicht oft aus dem heimischen Büro gelassen werden 😉 : Bei diesen Uhren ist es nämlich der 24-Stunden-GMT-Zeiger (!), der springend eingestellt werden kann. Der Nachteil: Der GMT-Zeiger kann nur im Uhrzeigersinn verstellt werden. Der GMT-Zeiger teilt sich die erste Rastposition der Krone außerdem mit der Datumsschnellverstellung, sodass sich das Datum nur in eine Richtung verstellen lässt.
„Office GMT“-Kaliber gelten gemeinhin als „einfacher“ gestrickte Standardkaliber, aber wenn man beispielsweise ohnehin nur aus dem Home Office über TEAMS in die Welt telefoniert, ist das Ablesen einer zusätzlichen Zeitzone bei der hier gezeigten Squale Sub-39 („Office“) GMT völlig ausreichend.


Fazit zur Squale Sub-39 GMT
Im Vergleich zu früheren Squale GMT-Modellen (1545 30 Atmos-Basis; mit Jubilee-Band, Coke-Lünette etc.), die designtechnisch ohne Zweifel im Rolex GMT-Master-Dunstkreis zu verorten waren, bringt die Squale Sub-39 GMT deutlich mehr Eigenständigkeit mit – und das ist auch gut so, denn wenn Squale mit seiner üppigen Firmenhistorie etwas nicht nötig hat, dann sind es (Quasi-)Hommagen. Insofern ist die Sub-39 GMT eine willkommene Erweiterung des Squale-Portfolios in gewohnt hoher Squale-Qualität (mit Abstrichen beim nicht wirklich zeitgemäß wirkenden Stahlband).

Squale-Uhren sind bei offiziellen Händlern quasi nie mit Rabatten zu bekommen – der Listenpreis, umgerechnet von Schweizer Franken in Euro, ist maßgebend. Und das ist auch gut so: Rabattschlachten im Allgemeinen führen Listenpreise ad absurdum und machen einfach nur die Glaubwürdigkeit einer Marke kaputt (Beispiele gibt es zuhauf – auch bei den ganz großen Marken).
Ein kleines Gutserl gibt es dennoch beim offiziellen Squale-Dsitributor Watchbandit: Bei Nutzung des Codes „337WYRX7“ können zusätzlich Uhren-Bänder im Wert von 100€ kostenlos dazu bestellt werden.


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