Die gebetsmühlenartige Frage nach dem LC gehört beim Gebrauchtkauf einer Uhr aus dem Hause Rolex (oder von der Tochter-Marke Tudor) dazu wie das Amen in der Kirche. Es handelt sich beim LC um den sogenannten Ländercode, der auf das Land hinweist, in welches eine Rolex- bzw. Tudor-Uhr erstmalig ausgeliefert wurde. Eine Rolex Submariner beispielsweise, die von Rolex an den Konzessionär Wempe in Stuttgart ausgeliefert wurde, bekommt den deutschen Ländercode „100“, sprich: LC100. Ein Land kann auch mehrere Ländercodes haben, zum Beispiel China mit den drei Ländercodes LC801, LC802 und LC803. Das Rolex-Heimatland Schweiz zählt insgesamt sogar 23 Ländercodes. Kurios: Es gibt auch Ländercodes wie den LC907, der auf eine Auslieferung an das ehemalige NATO-Hauptquartier in Rheindalen, Deutschland, hinweist.
Der Ländercode wird *pardon* wurde auf der Garantiekarte vermerkt, die beim Kauf einer Rolex mitgeliefert wird. Mitte 2020 hat sich Rolex von den Ländercodes verabschiedet – zumindest sind diese fortan nicht mehr auf der Garantiekarte vermerkt, die der Kunde erhält…
Rolex Garantiekarte 2020 – Tschüss Ländercode (LC100 & Co.)!
Es ist natürlich nicht so, dass beispielsweise Rolex-Uhren mit dem LC888 (Hong Kong) in Asien produziert wurden. Alle Rolex-Uhren purzeln aus denselben Produktionsstätte in Genf (Endmontage, Endkontrolle) bzw. die jeweiligen Komponenten aus den Rolex-Standorten in Plan-Les-Ouates (Gehäuse und Armbänder), Chêne-Bourg (Zifferblätter) oder Biel (Uhrwerke). Oder kurz gesagt: Selbstverständlich sind die jeweiligen Rolex-Modelle, unabhängig von der LC, absolut baugleich und zu quasi 100% Swiss Made.
Doch warum ist der Ländercode trotzdem vielen Rolex- bzw. Tudor-Käufern auf dem Gebrauchtmarkt so wichtig? Nun, tatsächlich trifft man häufig auf die Aussage von Uhrenfreunden, dass ein LC aus dem asiatischen Raum einen faden Beigeschmack mitbringt. Hier spielt wahrscheinlich die Angst vor Rolex-Replicas eine Rolle. Auch die Sorge vor nicht abgeführter Mehrwertsteuer ist einer der häufig genannten Vorbehalte gegenüber bestimmten Ländercodes.
Besonders beliebt bei Uhrenkäufern aus hiesigen Gefilden sind daher – wer hätt’s gedacht – Auslieferungen an deutsche Händler mit der LC100 – für diese werden auf dem Gebrauchtmarkt schon mal einige Prozent mehr erzielt.
Hier Bilder von der Vorder- und Rückseite einer alten LC100-Garantiekarte aus dem Jahre 2016 (Seriennummer, Nachname des Käufers und Name des Konzessionärs wurden entfernt)
Gut zu wissen: Rolex-Uhren von Grauhändlern wie Chronext & Co., die mit sofortiger Verfügbarkeit werben und horrende Aufschläge auf die Listenpreise aufrufen, kommen oftmals mit einem LC aus dem Ausland (zum Beispiel LC202 = Türkei). Auch diese sind auf dem Gebrauchtmarkt eher unbeliebt. Hier Bilder von der Vorder- und Rückseite einer alten LC202-Garantiekarte aus dem Jahre 2019 (Seriennummer und Name des Konzessionärs wurden entfernt):
Die neue Rolex-Garantiekarte 2020 – ohne Ländercode
Während die alte Rolex-Garantiekarte noch umfangreiche Informationen wie beispielsweise den Namen des Rolex-Konzessionärs, Vor- und Nachnamen des Käufers und natürlich den Ländercode mitbrachte, enthält die neue Garantiekarte ab 2020 nur noch essentielle Informationen:
- Referenznummer (Model)
- Seriennummer (Serial)
- Verkaufsdatum (Date of Purchase)
Weitere Daten wie das Lieferland oder der Name des Rolex-Konzessionärs können hingegen nur noch elektronisch ausgelesen werden – und zwar über eine Smartphone-App, die nur den Konzessionären zur Verfügung steht.
Name und Adresse des Käufers werden übrigens überhaupt nicht elektronisch erfasst (was auch datenschutztechnisch wahrscheinlich schwierig wäre). Daher muss man nach einem Gebrauchtkauf logischerweise auch nicht mit der Garantiekarte zu „seinem“ Konzessionär wackeln, um die Adresse umändern zu lassen oder dergleichen.
Hier Bilder der neuen Garantiekarte (ab 2020; Seriennummer und Name des Konzessionärs wurden entfernt):
In der Summe hat Rolex meiner Meinung nach die völlig richtige Entscheidung getroffen, die Ländercode-Info ab 2020 von den Garantiekarten zu streichen und den LC-Quatsch damit zu begraben.
Über einen kleinen „Trick“ lässt sich dennoch auf das Lieferland schließen: Die modellspezifische Anleitung, zum Beispiel zur Rolex Oyster Perpetual, ist in der lokalen Landessprache verfasst. Das Heftchen mit zusätzlichen Informationen zur Garantie hingegen ist mehrsprachig (Guarantee Manual – Worldwide Service). Aber natürlich ist so eine Anleitung zur Uhr schnell mal getauscht…
Abschließend sei noch auf ein heikles Thema hingewiesen: Offenbar behalten vereinzelte Konzessionäre Rolex-Garantiekarten für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren ein, um dem Sachverhalt zu begegnen, dass viele nur eine Rolex kaufen, um diese innerhalb kürzester Zeit wieder mit satter Rendite zu verticken – die unfassbar langen Wartelisten machen’s möglich. Grundsätzlich muss ich als absoluter Uhrennerd sagen, dass ich diesen Ansatz gar nicht so verkehrt finde, da der eine oder andere Spekulant, der nur auf den schnellen Euro aus ist, dadurch sicherlich abgeschreckt wird. Auf der anderen Seite ist es nachvollziehbar, dass viele Uhrenfreunde sich das nicht gefallen lassen wollen – man hat schließlich Tausende Euro auf den Tisch gelegt und bekommt dann nicht mal das „Full Set“? Das sorgt verständlicherweise für Unmut…
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Hallo ich wollte fragen ob die vorherige Karte auch einen NFC Chip hat zum einlesen oder wie funktioniert es mit der alten karte
Ich finde es grundsätzlich gut das Rolex endlich mit diesem Quatsch des LC‘s aufhört.
Und zu den Wartezeiten auf aktuelle Modelle, ich habe meine SubmarinerDate letztes Jahr im Herbst bei meinem bevorzugten konzi bestellen wollen. Dieser hat jedoch ohne zu wissen welches Modell ich haben will sofort abgewunken und gesagt er nimmt gar keine Bestellungen für Rolex oder Tudor mehr entgegen. Da ich selber in der Schmuckbranche komme, hab ich mich an Wempe gewand und Zack……nächste Woche bekomme ich das gute Stück geliefert.
Im übrigen zu all den gestörten die meinen damit Geld verdienen zu müssen und diejenigen die bereit sind einige tausender mehr auf den Tisch zu legen nur um sie sofort zu haben, manche warten auf ein Auto länger als auf eine Rolex oder eine Tudor…..darin liegt auch ein gewisser Reiz, auf das Neue…..und meine Zeit, die ich mich durchs Internet wühle, nur um das begehrte Objekt so schnell wie möglich zu bekommen, diese Zeit ist mir zu kostbar.
Naja, das mit dem Einbehalten der Karte, weil der Käufer ein Flipper ist? Seien wir doch mal ehrlich: die meisten Sportmodelle finden ihren Weg von der Boutique zum Endkunden erst gar nicht, weil die Boutique diese schon unerlaubterweise in den Parallelmarkt einführt:
A) im Rahmen eines Pakets, um andere weniger interessante Modelle im selben Atemzug zu verkaufen , oder
B) um direkt, am erhöhten Marktpreis gewinnbeteiligt zu sein…das hat Rolex mitzuverantworten, da die Marke die Margen der Boutiquen auf die Uhren gekürzt hat…
Moin! Damit sagst du ja indirekt, dass die allermeisten Konzis lieber auf den Parallelmarkt setzen als den Endkunden zu beliefern. Das sehe ich in der Breite so allerdings keineswegs. Sollte Rolex hinter solche Machenschaften kommen, ist die Konzession nämlich ratz-fatz weg…
Genau so ist es….nach einem Anruf bei Rolex-Köln wurde mir z.B. bestätigt, das der Konzi niemals die Garantie-Karte für wie lange auch immer, einbehalten darf, eine solche Praxis wird nicht geduldet, ebensowenig wie der Verkauf an „Graue“, dies hat zwar nicht immer den Konzessionsentzug zur Folge, aber Rolex hat da verschiedene Möglichkeiten über die Steuerung der Reihenfolge der Bestellungen…..