Ein Panerai-Fan bzw. Paneristi verpackt seine italienische Taucheruhr gerne in ein neues Gewand in Form von hochwertigen Lederbändern. Beliebte Anlaufstellen sind beispielsweise die deutschen Hersteller Corrigia oder Mays Berlin. In diesem Artikel möchte ich auf die Manufaktur Greenpilot-Watchstraps eingehen, dessen Inhaber Christian Ahrend ebenfalls mit einer neuen Panerai-Bänderkollektion an den Start gegangen ist. Die Leder dafür stammen aus der berühmten Traditionsgerberei Horween sowie vom kanadischen Leder-Spezialisten OA Leather Supply. Mit der sogenannten Triple Folding-Technik und der GPF Mod Dep-Schließe achtet Christian auch sehr auf eine originalgetreue Umsetzung. Obendrein kann man auch noch die Bänder komplett individualisieren bzw. konfigurieren und sich zum Beispiel die Garn-Farben oder die Form des Bandendes auswählen, die Bandlänge und die Anzahl Löcher definieren, etc. Schauen wir uns die Bänder also mal an…
Tipp: Vergesst nicht auch die anderen Teile meiner Artikelreihe zu Panerai zu lesen (Teil 1, Teil 2) 🙂
Panerai Bänder: Leder von Horween und aus Kanada
Horween Leder
Horween gehört zu den berühmtesten Gerbereien der Welt. Der seit 1905 in Chicago tätige Familienbetrieb ist insbesondere bekannt für das sogenannte Shell Cordovan, ein Pferdeleder, welches beispielsweise in sehr hochpreisigen Schuhen und Gürteln verarbeitet wird.
In diesem Video von n-tv Wissen gibt’s einige spannende bewegte Bilder aus der Traditions-Gerberei:
Horween kann aber nicht nur Pferdeleder: Auch die Rindsleder sind super flexibel, weich und formstabil, riechen natürlich nach Leder und passen hervorragend zu Retro-Uhren wie beispielsweise die Panerai PAM 632 mit vintage-brauner Leuchtmasse und dunkelbraunem Zifferblatt. Ein Lederband aus Greenpilot Watchstraps‘ Panerai-Linie basiert auf dem Horween Baseball Glove Tan Leder. Der Name des Leders passt wie die Faust auf’s Auge: Baseballhandschuhe kommen oftmals in einem ähnlichen, orange-braunen Farbton. Das Garn sorgt für einen schönen Kontrast. Hier einige Bilder des Horween Baseball Glove Tan Rindsleders an der Panerai PAM 632:
Ein weiteres Panerai-Lederband von Greenpilot-Watchstraps basiert auf dem Horween Buckaroo Tan Rindsleder mit wachsartiger Oberfläche und Pull-Up-Effekt. Durch den Gebrauch dieses sogenannten Fettleders (Knicken, Dehnen, Abschürfen etc.) bildet sich schnell eine charakteristische Patina. Dieser Effekt ist typisch für diese Leder-Art und gewollt, was den Retro-Charakter von Uhren wie der Panerai 632 unterstreicht. Nice-to-know: Als „Buckaroo“ werden Cowboys an der Ostküste der USA in der Region Kalifornien und Great Basin (Nevada) bezeichnet. Wie ich finde, eine durchaus passende Namensgebung für dieses sehr softe und robust wirkende Leder mit seiner charakteristischen Oberfläche – auch hier noch mal ein paar Bilder an der Panerai 632 🙂
Kanadische Lederbänder an der Panerai „Fiddy“
Christian von Greenpilot-Watchstraps scheut keine Mühen und importiert weitere Leder für die Panerai-Linie extra aus Kanada von Oakson Authentic (OA) Leather Supply. Toll: Der Inhaber von OA Leather Supply, Ian Guenter, hat für jedes angebotene Leder einen kleinen Film produziert, bei dem alles rund um das Leder erklärt wird, zum Beispiel zur Festigkeit, Dicke, Struktur, Knickverhalten etc. Eines der mir vorliegenden Test-Lederbänder ist das Burgundy Latigo, einem sehr stabilen, samtweich-wachsartigem Leder, welches OA Leather Supply von einer Gerberei aus den USA, der Tennessee Tanning Company, bezieht:
(zum Abspielen des Videos bitte klicken)
An der beliebten Panerai PAM 127 „Fiddy“ macht das Band mit diesem Leder jedenfalls eine Menge her:
Kleiner Exkurs: Wer sich an dieser Stelle fragt, wo der Spitzname „Fiddy“ für die PAM 127 her kommt: Angeblich hat der US-amerikanische Rapper 50 Cent eine Panerai 127 getragen und als er darauf angesprochen wurde, was das für ein riesiger Klopper ist, sagte er nur im breitesten Slang “It’s my Fiddy” (Nineteen-Fifty = Nineteen-Fiddy = 1950). Ob das allerdings auch nur wieder so eine ausgedachte Story wie mit der angeblichen Shopping-Tour von Stallone durch Florenz (oder wahlweise Rom), wo er Panerai „zufällig“ entdeckte? Man weiß es nicht… 😉
Aber zurück zu den Bändern: Das andere mir zum Test vorliegende Band ist aus einem Leder namens Tasman Twin Barrel Brown. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein Pull Up-Leder oder auch Fettleder, welches sehr weich und flexibel ist und gleichzeitig einen sehr robusten Eindruck macht. Toll!
Und hier ein paar Live-Bilder an der Panerai „Fiddy“:
Originalgetreuer Panerai-Vintage-Stil: Triple Folding-Technik und GPF Mod Dep-Schließe
Die Panerai-Bänder von Greenpilot Watchstraps werden standardmäßig originalgetreu, mit der sogenannten Triple Folding-Technik, hergestellt. Diese Technik kam zuerst bei Uhren im zweiten Weltkrieg zum Einsatz und verstärkt die kurze Bandseite. Denn: Bei der Triple Folding-Technik (oder auch: Trifold-Technik) besteht die kurze Bandseite mit der eingenähten Schließe aus drei Lagen statt zwei. Außerdem geht die untere dritte Lage bis nahezu ganz nach oben zum Bandanstoß (von unten gesehen). Die Schließe befindet sich dann in einer Art Schlaufe:
Die von Greenpilot-Watchstraps verwendete Schließe kommt ebenfalls in einem originalgetreuen Vintage-Stil: Es handelt sich dabei um sogenannte GPF Mod Dep-Schließen (oder auch: Sewn-In-Schließen), die in den 1940er bis 1950er Jahren bei Panerai zum Einsatz kamen. GPF Mod Dep ist die Abkürzung für Guido Panerai e Figlio Modelo Depositato (= Guido Panerai & Sohn, eingetragene Marke) und meint flache, massive Schließen, die ohne Federsteg aus einem einzeigen Teil bestehen und daher in innerhalb der Schlaufe am Ende des oberen Bandteils eingenäht wird. Einer der beiden Keeper befindet sich innerhalb dieser Schlaufe und lässt sich somit im gewissen Rahmen hin- und herschieben.
Der große Vorteil: Eine Schließe mit üblichem Federsteg ist immer eine Schwachstelle, die im Eifer des Gefechts brechen oder durchbiegen kann – bei einer GPF Mod Dep-Schließe ist das unmöglich, da die Schließe aus einem ganzen Stück besteht und eingenäht wird. Der Nachteil ist aber natürlich, dass man die Schließe nicht ohne weiteres tauschen kann (man müsste diese mit einer Eisensäge entfernen). Daher verwundert es nicht, dass diese sogenannten Sewn In-Schließen sich beispielsweise bei Panerai Militär-Equipment eingesetzt wurden, welches an die italienische Marine (Marina Militare) geliefert wurde – beispielsweise bei diesem überdimensionierten original Panerai-Kompass (man beachte hier die Gravur „GPF Mod Dep“ auf der Schließe):
Alternativ gibt es bei Greenpilot-Watchstraps die Swen-In-Schließen auch mit leichter Wölbung („curved“):
Ich hatte schon viele viele Lederbänder in der Hand, aber die neuen Bänder von der Manufaktur Greenpilot-Watchstraps gehören qualitativ definitiv zu meinen „All Time“-Favoriten. Die Bänder sind butterweich-anschmiegsam, gleichzeitig formstabil-robust und hervorragend verarbeitet. Der Preis ist mit Blick auf andere Anbieter solcher Bänder auch mehr als fair: Neukunden bekommen ein Band zum Schnupperpreis von 140€. Der reguläre Preis beträgt 165€.
Tipp: Greenpilot-Watchstraps ist spezialisiert auf die Individualisierung von Lederbändern, d.h. ihr könnt zum Beispiel die Länge, die Bandanstoßbreite, die Garnfarbe etc. selbst bestimmen (alle Leder- und Garnfarben sowie weitere Infos gibt’s hier in der Übersicht). Somit kann man die Leder natürlich auch für Nicht-Panerai-Uhren konfigurieren, zum Beispiel Modelle vom Hommagen-Anbieter Gruppo Gamma. Auch an Uhren von Vintage VDB beispielsweise kann ich mir die Bänder sehr gut vorstellen…
Tipp am Rande: Falls ihr sehr empfindlich hinsichtlich Kontaktallergien seid, solltet ihr Christian von Greenpilot-Watchstraps darum bitten das Band mit einem pflanzlich gegerbten Innenfutter herzustellen. Diese Änderung ist natürlich kostenlos. Mehr über Uhren-Allergien und was man dagegen tun kann gibt’s in meinem Artikel dazu.
Mehr über Panerai gibt es in diesen beiden Artikeln:
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like bei Facebook, Instagram, YouTube oder
Auch über WhatsApp kannst du immer auf dem neuesten Stand bleiben – jetzt abonnieren:
Darüber hinaus freue ich mich über Kommentare immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!