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Wenn man in einschlägigen Uhrforen nach qualitativ hochwertigen Panerai- oder Blancpain-Hommagen fragt, so bekommt man in der Regel in Windeseile Gruppo Gamma empfohlen. Die in Singapur ins Leben gerufene Uhrenmarke ist schon seit 2013 aktiv und eine echte Konstante im riesigen Ozean der Micro-Brands. Gruppo Gamma schafft es immer wieder – ganz ohne Kickstarter oder andere Crowdfunding-Plattformen – neue Modelle bzw. Modell-Serien ratzfatz an Mann (oder Frau) zu bringen. So zuletzt auch die Gruppo Gamma Nexus, eine Uhr im Stile von Panerai-Tiefenmessern aus dem Zweiten Weltkrieg, mit der die Micro-Brand auch gezeigt hat, dass er weit mehr als “nur” Hommagen kann. Gruppo Gamma baut die Mk II Divemaster-Serie seit 2016 und hat diese 2019 neu aufgelegt – warum das Modell meiner Meinung nach zu den besten Hommagen im Design-Dunstkreis von Kampftaucheruhren gehört, zeige ich euch in diesem Test…

Eckdaten der Gruppo Gamma Mk II Divemaster:

  • Gehäuse aus Edelstahl
  • Schweizer ETA 2824-2 Automatikwerk (Qualitätsstufe Standard)
  • Doppelt gewölbtes Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
  • Gewölbte Lünette aus Keramik (!)
  • Durchmesser 44 mm
  • Höhe 14,5 mm
  • Horn-zu-Horn 52 mm
  • Bandanstoß 24 mm
  • Gewicht 140 Gramm (am Lederband)
  • Wasserdichtigkeit 500 Meter / 50 bar (zum Tauchen geeignet)
  • Sandwich-Zifferblatt mit Swiss Super-LumiNova C3
  • Horween-Kalbslederband
  • UVP: 950 US-Dollar (ca. 1020€ inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer)

Kooperation

Gruppo Gamma Mk II Divemaster – Hintergründe und Hands-On

Wo Gruppo Gamma drauf steht, ist auch Gruppo Gamma drin: Benannt wurde die Marke nach der gleichnamigen Kampfschwimmer-Spezialeinheit der italienischen Marina Militare, die im Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Kein Zufall also, dass sich Naoki mit Gruppo Gamma Watches seit je her konsequent auf Modellreihen beschränkt, die sich optisch an den Taucheruhren aus den 40ern und 50ern orientieren, welche als offizielle militärische Ausrüstungsgegenstände an Kampftaucher bzw. Froschmänner ausgegeben wurden. Schließlich konnten die Soldaten damals nicht einfach ihre digitalen Tauchcomputer rausholen, um zu checken für wie viele Minuten die Luft noch ausreicht. 😉 Insbesondere Uhren von Panerai tauchen im Zusammenhang mit der Spezialeinheit der Gruppo Gamma auf.

Italienische Froschmänner im Zweiten Weltkrieg – rechts gut zu erkennen: eine wuchtige Panerai-Kampftaucheruhr

Mehr über die Gruppo Gamma Kampfschwimmer gibt’s in meinem Test zur Gruppo Gamma Vanguard AN-13 Bronze.

Mit der Gruppo Gamma Mk II Divemaster orientiert sich die Micro-Brand insbesondere am Design der Blancpain Fifty Fathoms, die 1953 an die Kampftaucher-Spezialeinheiten der französischen Marine ausgeliefert wurden. Die damaligen Anforderungen, die der Kriegsheld und Kommandant der französischen Kampftaucher in den Nachkriegsjahren, Robert Maloubier, formulierte waren so simpel wie einleuchtend: ein schwarzes Zifferblatt, kontrastreiche fette Ziffern bzw. Indizes und eine drehbare Lünette. Achja, und wasserscheu durfte die Uhr natürlich auch nicht grade sein – eine Wasserdichtigkeit von 50 nautische Faden bzw. Klafter (auf englisch “Fifty Fathoms”), umgerechnet rund 91 Meter, musste Blancpain garantieren.

Captain Robert Maloubier, französischer Geheimagent im Dienste Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg und Kommandant der französischen Nageurs de Combat, beim Probetragen der Blancpain Fifty Fathoms

Eine Wasserdichtigkeit von 91 Metern, sprich 9 bar, ist aus heutiger Sicht nicht wirklich viel, in den 50er Jahren war das allerdings die Tauchtiefe, die mit einer Atemgas-Einheit sicher erreicht werden konnte. Oder kurz gesagt: Eine höhere Wasserdichtigkeit war einfach praktisch nicht nötig. Zum Vergleich: Die allererste Rolex Submariner (Referenz 6204) hatte eine ähnliche Wasserdichtigkeit von 100 Meter bzw. 10 bar.

Nach Frankreich orderten auch anderen Nationen die Fifty Fathoms in der Schweiz, darunter das Militär von Israel, Spanien, Deutschland und den USA. Mit steigender Popularität des Tauchsports nutzten aber auch Zivilisten die Blancpain Fifty Fathoms für ihre Unterwasserausflüge. Witziges Detail am Rande: Die Blancpain Fifty Fathoms wurde damals tatsächlich eher als Ausrüstungsgegenstand wahrgenommen, weshalb sie in spezialisieren Taucher-Shops erhältlich war und nicht etwa bei Juwelieren. Heute positioniert Blancpain die Fifty Fathoms klar als Luxusuhr. Kostenpunkt: Jenseits der 10.000€-Marke. Oder anders gesagt: Man bekommt für den Preis einer Blancpain Fifty Fathoms aus der aktuellen Kollektion locker 1-2 gute Komplett-Ausstattungen für Taucher – inklusive Tauchcomputer 😉

Gruppo Gamma bewegt sich mit dem Modell Mk II Divemaster designtechnisch im Dunstkreis der Blancpain Fifty Fathoms ohne sie plump abzukupfern. Die offensichtlichste Design-Anleihe kommt sicherlich von der Lünette, die mit ihrer glänzenden Oberfläche und starken Wölbung ins Auge sticht. Anders als beispielsweise bei der günstigeren Spinnaker Fleuss, bei der die Lünette “nur” mit Acryl überzogen ist, um sich der Blancpain Fifty Fathoms-Optik zu nähern, setzt Gruppo Gamma bei der Divemaster auf kratzfeste Keramik. Seitliche Verschraubungen an der Lünettenseite unterstreichen den tooligen Charakter der Kampftaucheruhr.

Schönes Detail: Die seitlichen Verschraubungen der Lünette

Ein Merkmal, welches für eine plastische Optik des Zifferblattes sorgt, ist das sogenannte Sandwich-Design. Sandwich-Zifferblättern bestehen aus zwei Schichten, auf der obersten sind in der Regel Ziffern und Indizes “ausgeschnitten”, damit die darunter liegende Schicht, in diesem Fall SuperLuminova-Leuchtmasse, zum Vorschein kommt. Sandwich-Zifferblätter sind ein typisches Design-Merkmal von Panerai-Uhren und wurden erstmals 1938 mit der Panerai Radiomir eingeführt, um die Lesbarkeit bzw. das Ablesen im Dunkeln noch weiter zu verbessern.

Man beachte auch den Dégradé-Effekt – am Rande des Zifferblattes ist der Blauton sehr dunkel, zur Mitte hin wird er deutlich heller. Das unterstreicht die Retro-Optik der Divemaster.

Die hier vorgestellte Gruppo Gamma Divemaster bietet hinsichtlich Wasserdichtigkeit natürlich mehr als die Ur-Fifty Fathoms – dank massivem/geschraubtem Stahlboden, verschraubter Krone und Heliumventil an der Gehäuseseite beträgt die Wasserdichtigkeit satte 500 Meter / 50 bar. Einem Tauchgang mit der Divemaster steht also nichts im Weg – nur das Lederband sollte man vorher gegen ein Textil- oder Kautschukband tauschen 😉

Das Leder für das Band der Gruppo Gamma Divemaster stammt von einer der berühmtesten Gerbereien der Welt, der Horween Leather Co. Der seit 1905 in Chicago tätige Familienbetrieb ist insbesondere bekannt für ein Pferdeleder mit dem Namen Shell Cor­do­van, welches beispielsweise in sehr hochpreisigen Schuhen und Gürteln verarbeitet wird.

In diesem Video von n-tv gibt’s einige spannende bewegte Bilder aus der Traditions-Gerberei:

Aus der Horween-Gerberei kommen aber natürlich auch andere hochwertige Leder – das für die Divemaster genutzt Kalbslederband ist weich und formstabil, gleichzeitig flexibel und riecht natürlich nach Leder. Die weiche Qualität kommt natürlich auch dem Tragekomfort zu Gute. Insgesamt ist Qualität des Bandes – kein Witz – definitiv besser als das an meiner Panerai Luminor Marina. Falls doch mal ein Bandwechsel gewünscht ist, ist dieser dank durchbohrter Hörner und Verschraubungen ratzfatz erledigt.

Spargelärmchen sollte man übrigens nicht haben – mit 44 mm Durchmesser und 14,5 mm Höhe ist die Divemaster alles andere als eine kleine Uhr (mein Handgelenkumfang = 19 cm, siehe Bild unten).

Gruppo Gamma ist eine der wenigen Micro-Brands, die auf Schweizer ETA-Werke setzt. Der Automatik-Klassiker schlechthin, das robuste und bewährte ETA 2824-2 in der mir vorliegenden Divemaster, läuft mit +8 Sekunden pro Tag in einem ordentlichen Ganggenauigkeitsbereich. Diesbezüglich habe ich bei Naoki nachgefragt: Tatsächlich prüft er jede Uhr selbst und reguliert bei Bedarf die Uhr so, dass sie im Rahmen von +/-10 Sekunden pro Tag läuft. Man kann dem ETA 2824-2 zwar nicht bei der Arbeit zuschauen, das tolle Relief auf dem Gehäuseboden ist aber auf jeden Fall eine schicke Alternative.

Ob der Einbau von ETA-Werken von Gruppo Gamma aufrecht erhalten werden kann ist aber durchaus fraglich, da die Swatch-Gruppe deutlich weniger großzügig Automatikwerke an Großhändler und Hersteller verteilt als früher. Das hat bei anderen Micro-Brands (siehe Straton Tourer) schon dafür gesorgt, dass sogar die ETA-Alternative Nummer Eins, die Sellita Watch Co. SA, abwinken muss, da das im Schweizer La Chaux-de-Fonds ansässige Unternehmen mittlerweile auch randvoll mit Aufträgen ist. Hier wird es über die Jahre sicherlich noch verstärkt Verschiebungen in Richtung von Underdogs wie STP oder SWISSTECH geben, die mit Nachbauten des aus dem Patentschutz gelaufenen ETA 2824 aufwarten.

Fazit zur Gruppo Gamma Divemaster

Die Gruppo Gamma Divemaster gehört zu den besten Modellen im Stile historischer Kampftaucheruhren. Punkt. Das weiß auch Gruppo Gamma: Mit einem Preis von 950 US-Dollar (knapp über 1000€ inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer,) ist die Divemaster sicherlich kein Hammerschnäppchen, aber mit Blick auf die Eckdaten und die Qualität fair bepreist. Wer eine wuchtige, liebevoll designte Kampftaucheruhr in hoher Qualität sucht, liegt bei der Gruppo Gamma Divemaster goldrichtig. Ich persönliche habe die Gruppo Gamma Divemaster jedenfalls nur sehr widerwillig an den nächsten Bloggerkollegen weitergeschickt…

Seit kurzem ist eine neue Charge der Gruppo Gamma Divemaster über gruppogammawatches.com vorbestellbar – immerhin 200 US-Dollar bzw. 21% Rabatt auf den UVP sind derzeit möglich. Die Auslieferung soll im Februar 2020 erfolgen. Ungeduldige Gemüter können aber auch mal bei einem der europäischen Gruppo Gamma-Distributoren vorbeischauen, zum Beispiel Mi-Watch (Italien / 75€ Rabatt-Code “CHRONONAUTIX” ab 650€ Bestellwert), Serious Watches (Niederland) oder Watchbandit (Deutschland).

Wer eine etwas weniger gut gefüllte Kriegskasse für Uhrenkäufe hat, der darf auf die Spinnaker Fleuss schielen, die ich 2017 vorgestellt habe. Für rund 250€ bekommt man auch hier eine Menge Uhr für’s Geld, muss aber merkbare Abstriche bei den Eckdaten (Seiko NH35 Automatik, Acryl-Lünette, 15 bar Wasserdichtigkeit) und der Detail-Qualität machen…

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4 Kommentare
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Andreas
4 Jahre zurück

Allen, denen diese Uhr gut gefällt, kann ich die Fleuss wirklich ans Herz legen. Ok, bei meiner sitzt die Lünette nicht ganz sauber zentriert und das frisst mich schon oft an, aber für ein Viertel des Preises ist sie definitiv eine Empfehlung. Und sie ist ein bisschen weniger massiv, aber trotzdem gut präsent.

Ich kann nur jedem empfehlen, bei dieser Größe Probe zu tragen ( irgendwas vergleichbares). Ich liebe meine Hamilton Frogman Titanium, aber ab und an lasse ich die liegen, weil ich nicht schon wieder so einen Klotz umschnallen möchte. Dabei ist es nicht das Gewicht, sondern die schiere Größe. Und da kommt die Fleuss die entscheidenden Millimeter handlicher daher.

TobiTool
4 Jahre zurück

Das ist echt ne sehr schöne Uhr. Zwar ist das Design schon an die legendäre Fifty Fathoms angelehnt, aber trotzdem noch eigenständig. Der Preis ist verglichen mit Schweizer Herstellern aus dem mittleren Segment ähnlich und damit meiner Meinung nach in Ordnung.

Günter
4 Jahre zurück

Hallo Mario, schöne Uhr mit interessanten Eckdaten