Folgt man streng der Tradition, so geht der Mann für den Heiratsantrag vor der Frau auf die Knie und steckt ihr einen Verlobungsring an den Finger. In den letzten Jahren gibt es aber vermehrt Paare, die sich für ihr Heiratsversprechen ein anderes Schmuckstück aussuchen: Eine Verlobungsuhr, möglichst von derselben Marke und in ähnlicher Optik. Okay, zugegeben: So richtig durchgesetzt hat sich der Trend, der vor allem in Asien verbreitet ist, hierzulande noch nicht. Das soll uns aber nicht davon abhalten zwei Mondphasenmodelle von Glashütte Original näher zu beleuchten, und zwar die Senator Excellence Panoramadatum Mondphase für Herren und die neue, durch und durch feminine Serenade Luna.
Glashütte Original Senator Excellence Panoramadatum Mondphase
Die Glashütte Original Senator Excellence Panoramadatum Mondphase ist der Glashütte Original Senator Excellence Ewiger Kalender, die ich hier vorgestellt habe, nicht unähnlich, beim hier gezeigten Modell kommen allerdings weniger Komplikationen zum Einsatz – eine charakteristische bzw. Glashütte Original-typische ist aber wenig überraschend an Bord: Die große Panorama-Datumsanzeige sitzt perfekt in einem Fenster zwischen 4 und 5 Uhr, während die Mondphasenanzeige geschickt in der gegenüberliegenden Ecke platziert ist und sich mit ihrer halbrunden Öffnung von 10 bis 11 Uhr erstreckt. In der Summe ergibt sich in Verbindung mit den mittig angeordneten Schriftzügen eine harmonische Symmetrie.
Noch ein paar Worte zur Mondphasen-Anzeige: Um alle Mondphasen (beispielsweise abnehmender Halbmond) zu durchlaufen, braucht der Mond einen knappen Monat – genauer: die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden gleichen Mondphasen beträgt 29 ½ Tage (diese Zahl ist auch bei der hier gezeigten Glashütte Original Senator Teil der Mondphasenanzeige). Es handelt sich dabei um den sogenannten synodischen Monat.
Dass der Mond auf die Erde einwirkt, ist unstrittig: Mond und Erde ziehen einander an und dieser „Schwerkrafteffekt“ führt zu Ebbe und Flut. Auch der Einfluss der Mondphasen auf unser alltägliches Leben wird von vielen Menschen zelebriert – die am weitesten verbreitete Mondthese lautet sinngemäß: Alles, was zunehmen soll, tue man bei zunehmendem Mond – so wie die Investition von Geld. Alles, was abnehmen soll, tue man dagegen bei abnehmendem Mond, zum Beispiel das Beginnen einer Diät. Über die Sinnhaftigkeit einer solchen „spirituellen“ Lebensweise kann man sich aber natürlich vortrefflich streiten, festhalten kann man aber in jedem Fall, dass die Mondphase als Komplikation bei höherwertigeren Armbanduhren immer beliebter wird.
Übrigens: Glashütte Original lässt hinsichtlich der Fertigungstiefe auch bei der Mondphasenscheibe die Muskeln spielen – diese wird komplett im eigenen Hause und größtenteils von Hand gefertigt. Die Scheibe ist dabei aus blau galvanisiertem Neusilber, eine Kupfer-Nickel-Zink-Legierung mit hoher Korrosionsbeständigkeit, Festigkeit und silberähnlichem Aussehen. Zwei diamantgedrehte Monde, die so ihre gewölbte Form und ihren Glanz bekommen, runden das edle Erscheinungsbild ab.
Ansonsten beherbergt die feinkörnige Oberfläche des Zifferblattes die bekannten und eleganten Details der Senator Excellence Familie – darunter handapplizierte, blau beschichtete römische Ziffern aus massivem Gold und gebläute, polierte Poire-Zeiger aus Edelstahl (Birnenzeiger), ergänzt durch einen zentralen Sekundenzeiger mit dem „Doppel-G“-Markenlogo als Gegengewicht. In den beiden Bildern unten sieht man auch noch mal sehr schön wie sich die Wirkung der gebläuten Elemente in Abhängigkeit des Lichtes stark verändert. Neben der hier gezeigten Variante in der Zifferblattfarbe „Galvanisch silber“, hat Glashütte Original auch noch die Farben „Galvanisch-grau“ sowie die deutlich auffälligere Farbe „Frostkupfer“ im Angebot.
Insgesamt zeigt das Modell ein klares Design mit Allrounder-Qualitäten, das gut zu einem Anzug, aber auch zu T-Shirt und Jeans passt.
Das Gehäuse aus Edelstahl misst 40 mm im Durchmesser (Horn-zu-Horn 46 mm) und ist 12,2 mm hoch. Auf Hochglanz polierte Elemente wie die schmale, elegant abgestufte Lünette ergänzen die fein satinierten Flächen. Für den Schutz des Blattes sorgt ein doppelt entspiegeltes Saphirglas, während ein weiteres Saphirglas im verschraubten Gehäuseboden sitzt und das Manufakturkaliber 36 präsentiert.
Das 36-24 punktet insbesondere mit bemerkenswerten 100 Stunden Gangreserve durch ein einziges Federhaus. Das 36-24 ist auch das erste Kaliber von Glashütte Original mit einer antimagnetischen Silizium-Unruh-Spiralfeder.
Die Entwicklung der Silizium-Spiralfeder geht auf ein gemeinsames Forschungsprojekt von Patek Philippe, Rolex, der Swatch Group und der CSEM SA (Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique) zurück. Seit Erlangen der Marktreife, ist die Silizium-Spirale State-of-the-Art bei mechanischen Kalibern, da das Material viele Vorteile gegenüber klassischen Unruhspiralen aus Legierungen wie Nivarox mitbringt, darunter insbesondere ein gleichmäßigeres Schwing-Verhalten, Korrosionsfestigkeit, Stoßfestigkeit, Temperaturstabilität und vor allem eine Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern.
Mehr: Experiment: Uhr entmagnetisieren und Auswirkungen von Magnetismus auf Uhren im Alltag
Das „Excellence“ am Ende des Familiennamens bezieht sich übrigens auf ein besonderes Augenmerk auf die Ganggenauigkeit, die laut Glashütte Original über die Chronometer-Norm hinausgeht. So umfassen die Prüfungen beispielsweise 12-tägige Langzeittests in sechs Lagen, einen 3-tägigen Temperaturtest, eine Prüfung der Gangreserve (hier wie gesagt 100 Stunden) und eine 24-stündige Lagenprüfung, die eine Genauigkeit im Rahmen von -2 bis +6 Sekunden pro Tag gewährleistet (die Chronometer-Norm spricht von -4 bis +6 Sekunden pro Tag).
Wie bei allen Manufakturwerken von Glashütte Original haben die Uhrmacher auch das Kaliber 36 mit einer mehr als ansehnlichen Finissage versehen, darunter ein Glashütter Streifenschliff auf der Dreiviertelplatine, Polieren und Abschrägen der Platinen- und Brückenkanten, Handgravuren auf dem Unruhkloben und traditionell thermisch gebläute Schrauben. Ein besonderer Blickfang ist der skelettierte Rotor mit dem gespiegelten Doppel-G-Symbol und 21-karätiger Gold-Schwungmasse. Toll!
Eckdaten in der Übersicht:
- Made in Glashütte
- Gehäuse aus Edelstahl
- Wasserdichtigkeit 5 bar
- Durchmesser 40 mm
- Horn-zu-Horn 46,5 mm
- Höhe 12,20 mm
- Stahlband, Synthetikband oder Alligator-Lederband
- Manufakturkaliber 36, 100 Stunden Gangreserve, 28.800 bph
- Preis: Ab 12.500€
Glashütte Original Serenade Luna
Die Glashütte Original Serenade Luna ist durch und durch feminin und lässt keinen Interpretationsspielraum über die Zielgruppe. Das Wort Serenade leitet sich dabei vom Italienischen ab, und zwar vom Substantiv „sera“ (Abend), vom Adjektiv „sereno“ (heiter) und von der adverbialen Ortsbestimmung „al sereno“ (im Freien). Eine Serenade ist typischerweise eine unbeschwerte Musik, aufgeführt im Freien in den Abendstunden.
Bei der Glashütte Original Serenade Luna finden wir in der hier gezeigten Variante nicht nur einen dezenten Bicolor-Effekt vor (Lünette und Krone sind aus Gold), sondern auch eine diamantbesetzte Lünette in Verbindung mit einem Perlmuttzifferblatt.
Perlmutt ist ein hochglänzendes, „schillerndes“ Material, das aus der inneren Schicht der Schalen von Muscheln besteht. Diese Schicht wird von den Tieren aus Kalziumkarbonat gebildet, das in dünnen, schichtenartigen Platten angeordnet ist. Diese Struktur erzeugt den typischen irisierenden Effekt, indem die Lichtreflexionen auf dem Perlmuttzifferblatt in verschiedenen Farbnuancen erscheinen können, je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel, wobei bei der Glashütte Original Serenade Luna klar die dezent-hellen silbrig-weißen Farbtöne dominieren. Dies verleiht der Uhr eine tiefere, dreidimensionale Optik und hebt sie visuell von klassischen Zifferblättern ab.
Fun Fact am Rande: Perlmutt ist nicht nur schön anzusehen, es treibt auch Materialforscher seit Jahrzehnten zu Forschungstätigkeiten – wegen seiner außergewöhnlichen Härte: Perlmutt gilt als eines der zähesten Materialien der Welt. Warum das so ist, konnte bislang nicht erklärt werden. Einem internationalen Team ist es aber anno 2019 gelungen: Die Forscher fanden heraus, dass seine Widerstandsfähigkeit von kleinsten Nanostrukturen herrührt. Das Team möchte daher die Prozesse im Perlmutt noch genauer analysieren, um diese Eigenschaften eines Tages synthetisch nachahmen zu können. Potenzielle Anwendungsfelder sind beispielsweise im Bereich Zahn- oder Knochenimplantate zu finden.
Stunden- und Minutenzeiger sind im klassisch-schlichten bzw. geschwungen geformten Feuille-Stil gehalten.
Jeder Stunden-Index ist mit zwei übereinander angeordneten Diamanten besetzt, mit Ausnahme der Positionen „5“ und „7 Uhr“, wo die Diamanten einzeln zu sehen sind, und der Position „6 Uhr“ wegen des üppig dimensionierten Mondphase-Fensters. Insgesamt kommen die Stundenindizes auf ca. 0,052 Karat TW-vvs. TW bedeutet „Top Wesselton“ und meinen einen fast farblosen Diamanten und vvs bezieht sich auf den Reinheitsgrad, wobei vvs für sehr, sehr kleine Einschlüsse steht, die nur unter dem Mikroskop erkennbar sind (Very Very Small Inclusions).
Die Mondscheibe ist ebenfalls aus Tahiti-Perlmutt gefertigt, also Perlmutt auf der Grundlage von Zuchtperlen, die in der Schwarzlippenmuschel (Pinctada margaritifera) gezüchtet werden, die vor allem in den Lagunen von Französisch-Polynesien, insbesondere in Tahiti, vorkommt.
Spannend: Anstelle von zwei Monden, wie dies bei Mondphasenscheiben üblich ist, kommt die Mondscheibe der Serenade Luna mit vier kreisrunden Darstellungen eines stilisierten Sternenhimmels – die Darstellung der jeweiligen Mondphase ergibt sich entsprechend in Überschneidung mit dem runden, eingerahmten Mondfenster.
Die polierte Lünette ist (optional) mit 48 Diamanten besetzt. Die Diamantmodelle verfügen zudem über einen in die Krone eingefassten Rosenschliff-Diamanten (ca. 0,076 Kt. TW-vvs), während die nicht-edelsteinbesetzten Varianten stattdessen einen Mondstein-Cabochon tragen.
Das neue Automatikkaliber 35-14 mit integrierter Mondphasenanzeige in der Serenade Luna wurde speziell für das kompakte Gehäuse entwickelt und ist nur 3,8 mm hoch – ein wesentlicher Baustein dafür, um die Gehäusehöhe bei deutlich unter 10 mm (genauer: 8,9 mm) zu halten und die Grazilität des Gehäuses in Verbindung mit seinen 32,5 mm Durchmesser zu gewährleisten. Die flache Höhe ist besonders spannend, da Komplikationen wie eine Mondphasenanzeige oft die Höhe einer Uhr beeinflussen.
Das Federhaus ist großzügig dimensioniert, um die sehr ordentliche Gangreserve von 60 Stunden zu gewährleisten. Das Schwingsystem wurde für das kleine Format neu konzipiert. Auch hier haben wir eine Silizium-Unruhspiralfeder mit all ihren Vorteilen an Bord, genau wie bei der Glashütte Original Senator Excellence Panoramadatum Mondphase. Die durch den transparenten Gehäuseboden sichtbare Rotoreinheit besteht aus massivem Gold und wird anschließend noch mal Rotgold vergoldet sowie mit einer feinen Guillochierung verziert. Ein Streifenschliff auf der Glashütter Dreiviertelplatine sowie der Unruhbrücke, eine Perlage, ein Sonnenschliff auf dem Reduktionsrad, gebläute/polierte Schrauben, anglierte Kanten und noch mehr runden das sehr ansehnliche Erscheinungsbild ab, wenngleich die Senator Excellence Panoramadatum Mondphase noch etwas mehr Spektakel bietet.
Eckdaten in der Übersicht:
- Made in Glashütte
- Gehäuse aus Edelstahl und Rotgold (Bicolor)
- Wasserdichtigkeit 3 bar
- Durchmesser 32,5 mm
- Horn-zu-Horn 37,5 mm
- Höhe 8,9 mm
- Synthetikband oder Alligator-Lederband
- Manufakturkaliber 35-14, 60 Stunden Gangreserve, 28.800 bph
- Preis: Ab 10.900€ (die hier gezeigte Variante mit diamantbesetzter Lünette liegt bei 17.900€)
Übrigens: Um noch mal den Gedanken von Eingangs hinsichtlich Partneruhren aufzugreifen: Glashütte Original bietet eine Vielzahl an Bandvarianten, darunter auch orange Bänder (Kroko und Synthetik), die meiner Meinung nach wunderbar zu beiden hier vorgestellten Modellen passen.
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