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Uhrenhändler gibt es wie Sand am Meer. Doch der Koch eines Vier-Sterne-Hotels in Niedersachsen macht einiges anders: Zum einen liegt der Schwerpunkt von Torsten “Tickender Koch” Hahn auf hochwertige mechanische Großuhren (Standuhren, Tischuhren, Pendeluhren) der Firma Erwin Sattler aus München. Zum anderen bietet Torsten in Zusammenarbeit mit dem 4-Sterne-Hotel, in dem er arbeitet, Events für Uhrenfreunde an…

Interview mit “Tickender Koch” Torsten / Uhren-Bausatz Erwin Sattler

CHRONONAUTIX: Du bist hauptberuflich eigentlich stellvertretender Küchenchef  im schicken 4-Sterne-Hotel Gasthof Freden in Bad Iburg – wie kommt man als Koch zum Handel mit Uhren?

Tickender Koch: Schon seit langer Zeit sammle ich Armbanduhren. Wie bei jeder Sammel-Leidenschaft entwickelt sich diese mit der Zeit. Zunächst habe ich Uhren nur nach Aussehen angeschafft – überwiegend Quarzer im unteren Preisbereich. Schnell sollten es nur noch Uhren mit mechanischen, gerne Schweizer oder auch deutschen, Werken sein. Schneller als mir lieb war lagen die Objekte meiner Begierde außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten und der Aufbau meiner Sammlung stagnierte.

Inzwischen ist meine Sammlung auf wenige Stücke geschrumpft. Da ich mich aber weiterhin mit Uhren beschäftigen und nicht nur Bilder im Netz oder Zeitschriften anschauen wollte, traf ich ein Abkommen mit meiner besseren Hälfte, welche mich auch immer voll unterstützt (DANKE!). Wir einigten uns auf Summe X, welche ich in meinen Uhrenhandel investieren durfte. Im November 2013 war es dann soweit und ich konnte mit einigen Marken durchstarten. Inzwischen sind Marken aus meinem Angebot verschwunden, aber auch neue hinzugekommen. Mein Steckenpferd ist und bleibt aber immer im Programm: die Mechanica-Bausätze von der Großuhrenmanufaktur Erwin Sattler aus München.

Der Grundstein für meinen Nebenerweb wurde schon 2010 gelegt. Zu der Zeit bekam das Restaurant in unserem Hotel ein neues Gesicht. Meine Idee hier eine Mechanica M1 zu platzieren wurde gern von meinem Chef angenommen. Nach Vorstellung meiner Idee bei Erwin Sattler, wurde im Mai 2010 ein Ausstellungsstück ins Hotel geliefert. Dieses sollte zunächst für zwei Jahre im Hotel verweilen. In den darauf folgenden Monaten konnte ich einige Uhren „vermitteln“ und die Ausstellungsdauer wurde auf Grund des Erfolges um ein Jahr verlängert. Als die Uhr nun zurück zum Hersteller sollte, konnte sich mein Chef (und ich auch) nicht von ihr trennen – jetzt gehört sie fest zum Inventar.

Darüber hinaus kann ich, dank meines stetig wachsenden Netzwerks, viele Uhren aus deutscher und auch Schweizer Produktion als Zwischenhändler anbieten.

CHRONONAUTIX: Dass man in Hotels auch „Mitbringsel“ bzw. „Souvenirs“ kaufen kann, ist an sich nichts Neues. Hochwertige mechanische Standuhren, Wanduhren und Armbanduhren im Hotel-Shop sind dann aber doch etwas Besonderes – sorgt das nicht auch manchmal für Stirnrunzeln bei den Hotel-Gästen? So eine große und schwere Standuhr ist schließlich auch nicht „einfach so“ mitgenommen.

Tickender Koch: Stirnrunzeln eher im positiven Sinne! Es wirft in erster Linie natürlich Fragen auf – wieso, weshalb, warum. Bis auf wenige Uhren in der Ausstellung (Armbanduhren aus Kommissionsware oder Einzelstücke) kann man die Uhren bei mir nur bestellen. Diese liefere ich dann aus und montiere sie, wenn gewünscht, an ihren Bestimmungsort. Bei größerer Entfernung (kommt naturgemäß öfters vor, da auch viele Urlauber im Hotel zu Gast sind) wird die Uhr von mir oder direkt vom Hersteller versandt.

Grade bei den Bausätzen ist es so, dass es im Schnitt 9-12 Monate nach einer „Bedenkzeit“ zu einem erneuten Kontakt bzw. Kauf kommt. Verständlich bei einer vierstelligen Kaufsumme.

Da wir im Hotel Tagungen abhalten, kam es auch schon mehrfach vor, dass der ein oder andere Teilnehmer sich ohne seine daheim vergessene Uhr „nackt“ fühlte und sich spontan für eine Armbanduhr aus meiner Vitrine entschied – oder als Mitbringsel für seine Frau …

CHRONONAUTIX: Was sind/waren die größten Herausforderungen beim Aufbau deines Uhrenhandels?

Tickender Koch: Die größte Herausforderung in meiner Situation besteht in dem Aufbau einer Geschäftsbeziehung zum Hersteller. Ich möchte meine Kunden nur Dinge anbieten, hinter denen ich auch selber stehe – das betrifft insbesondere die Qualität, Kundenservice des Hersteller und Design.

Bei diesen Kriterien fallen für mich schonmal ein Großteil der auf dem Markt vorhanden Uhren raus. Und bei den „großen Marken” kann ich als „Hobby-Händler“ ohne Ladengeschäft und Werkstatt nicht landen. Außerdem erwarten auch Uhrenhersteller ohne große Bekanntheit für den Otto-Normalverbraucher im unteren Preisbereich für den Einstieg in eine Geschäftsbeziehung eine untere vierstellige Summe (es gibt hier sehr gute, welche ich gern führen würde). Und ob man diese Marke dann über Jahre weiterführen darf, stellt sich erst raus, wenn die Umsätze stimmen…

Hinzu kommt, dass ich nur Uhren kaufe und in die Vitrine lege, welche mir selbst gefallen (bei Nichtverkauf habe ich dann eine schöne Uhr). Diesen „Luxus“ kann ich mir leisten, weil ich von dem Handel mit Uhren keine Brötchen kaufen muss – es soll einfach ein Hobby bleiben und Spaß machen.

CHRONONAUTIX: Nun ist Deutschland schon über ein Jahr von der Pandemie betroffen und viele Geschäftsbereiche müssen starke Einbußen hinnehmen – wie auch dein Uhrenbausatz-Seminar, welches coronabedingt abgesagt werden musste. Wie kommst Du durch die Zeit?

Der Virus ist bisher zum Glück an unserem Bekannten und Verwandtenkreis vorbei gegangen. Natürlich haben wir durch die Kurzarbeit in der Gastronomie finanzielle Einbußen. Da wir es aber leider nicht ändern können, muss man einfach das Positive daraus ziehen. Ich konnte beispielsweise noch nie soviel Freizeit mit meiner Familie verbringen.

Bezüglich des Uhrenhandels war 2020 ein wirklich gutes Jahr und ich konnte unsere finanziellen Einbußen auffangen. Im 2021 habe ich die Aktion #supportyourlocals gestartet. Hier bekommt der Kunde keinen Rabatt in Form eines Preisnachlasses, sondern einen Wertgutschein aus dem Hotel zum Freden. So unterstütze ich meine Kollegen und den Arbeitgeber, welcher mir überhaupt erst die Möglichkeit für meinen Nebenerwerb gegeben hat. Getreu dem Motto: Geben und nehmen. Die Aktion gilt bis auf eine Ausnahme für jede Uhr aus meinem Angebot. Wenn ein Kunde z.B. eine Erwin Sattler Mechanica M3 (Grundbausatz 7800,- €) bei mir erwirbt, bekommt er einen Gutschein in Höhe von 1040,- € . Das reicht beispielsweise, um ein verlängertes Wochenende für zwei Personen inklusive Verpflegung bei uns im Hotel zu buchen. Natürlich kann man diesen Gutschein auch auf mehrere Besuche im Restaurant aufteilen. Ich habe auf jeden Fall festgestellt, dass diese Aktion gut ankommt und die Kunden nicht unbedingt auf den „letzten Preis“ bestehen.

CHRONONAUTIX: Im Jahre 2021 soll eine limitierte Mechanica M1 lanciert werden – hast Du hier schon mehr Informationen und was gibt es sonst noch Neues?

Sicherlich gibt es von Sattler schon Pläne für die finale Zusammenstellung. Ich kenne schon mögliche Optionen, aber noch nicht die komplette Ausstattung. Fest steht, dass die Uhr eine Mondphase bekommt. Diese wird sich deutlich von der angebotenen Variante eines großen Versandhauses abheben. Bisher erstmalig in der M1 ist die Doppel-Barometerkompensation, welche bisher der M3 vorbehalten war. Das schwarz lackierte Gehäuse wird darüber hinaus Carbon-Einlagen erhalten. Es gibt noch weitere Besonderheiten bei dieser auf 50 Stück limitierten Uhr, welche Sattler aber nur häppchenweise veröffentlicht, um die Spannung zu erhöhen. Ich werde auf meiner Seite Uhren-für-Individualisten.de stets die aktuell bekannten Ausstattungsmerkmale veröffentlichen. Natürlich hat der Kunde auch bei dieser Variante die Möglichkeit der Individualisierung …     

Ganz neu bei Uhrenbausatz.de ist die Möglichkeit ein Poster aus hochwertigem Digitex-Stoff des gewünschten Modells zu erhalten. So kann der potenzielle Kunde die Uhr schon mal an die Wand hängen und sehen, wie sie sich im Wohnraum einfügt. Eine ähnliche Idee hatte ich schon im Jahr 2017 – hier habe ich auf meiner Website Kunden die Möglichkeit gegeben einen Posterdruck in Form einer PDF Datei herunterzuladen. Bei dieser Version ist natürlich noch eine wenig Handarbeit und Druckerfarbe von Nöten…

CHRONONAUTIX: Erzähl bitte mehr über die Individualisierungsmöglichkeiten.

Tickender Koch: Da bin ich besonders Stolz drauf. In den Jahren konnte ich schon einige Sonderanfertigungen bzw. Einzelstücke für meine Kunden verwirklichen – zum Beispiel eine Mechanica M3. Normalerweise werden bei den Bausätzen ausschließlich Platinen aus eloxiertem Aluminium verwendet (unempfindlicher gegenüber Kratzer und Fingerabdrücke). Bei der vom Kunden gewünschten Sekundenpendeluhr wurden die Platinen extra aus Messing hergestellt, feinpoliert und hartvergoldet – bisher ein absolutes Einzelstück. Des Weiteren gab es schon Umbauten mit entspiegelten Gläsern, Zifferblatt mit Sonderdruck und so weiter. Gebläute Schrauben bei der kugelgelagerten Seilrolle sind schon seit Jahren eine exklusiv bei mir erhältliche kostenlose Zugabe.

CHRONONAUTIX: Was sind deine wichtigsten Ziele für Tickender Koch innerhalb der nächsten fünf Jahre?

Zunächst einmale habe ich bisher nur zufriedene Kunden – teilweise sind auch schon Freundschaften entstanden. So soll es bleiben und weitergehen. Darüber hinaus plane ich mein Hobby bzw. mein Nebenerwerb aufrecht zu erhalten – ein eingetragenes Gewerbe muss vor dem Fiskus auf Dauer einen Gewinn erzielen, ansonsten kommt der Begriff „Liebhaberei” ins Spiel und ich bin wieder beim Bilder anschauen.

Gerne möchte ich in den nächsten Jahren außerdem immer mal wieder Veranstaltungen durchführen – mit dem primären Ziel Uhrenliebhaber zu unterhalten und weitere Kontakte oder auch den ein oder anderen Kunden zu gewinnen. Vergangene Veranstaltungen wie das Literat“UHR“Menü oder das Uhrendinner mit rund 60 Teilnehmern kamen gut an – ich habe da auch schon neue Ideen  …

Tickender Koch @ Work

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T.Hahn
4 Jahre zurück

Hallo Mario ….. vielen Dank für Euren Besuch ! War sehr nett mit Euch – immer gerne wieder ! Gruß Torsten