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Es gibt nicht wenige Uhrenfreunde, die sagen, dass die Citizen Aqualand JP2000 bzw. der Vorgänger mit der Referenz C0023 die hässlichste Taucheruhr in der Geschichte der Zeitmesser ist. Über Geschmack lässt sich aber ja bekanntlich streiten und da ich ein Faible für Uhren mit besonderen Merkmalen habe, ist mir die Citizen Promaster Aqualand JP2000 kürzlich wieder ins Auge gestochen.

Tatsächlich ist die seit Jahrzehnten fast unverändert gebaute JP2000 ein spannendes Puzzleteil in der Geschichte der Taucheruhren, denn das Modell bot bei der Markteinführung alles, was man von einer hochmodernen, waschechten Taucheruhr erwarten durfte. Und so schaffte es die Aqualand sogar an das Handgelenk des damaligen dänischen Kronprinzen Frederik in seiner Zeit als Kampfschwimmer. In diesem Zusammenhang steht auch der Spitzname “Pingo”…

Eckdaten Citizen Aqualand JP2000:

  • Quarz-Kaliber C520, +/- 20 Sek. pro Monat, Tag/Datum, Tiefenmesser, Max. Alarm für Tauchtiefe, Alarm für maximale Tauchzeit, Täglicher Alarm, Stoppuhr: max. 60 min, 1/100 sec, Anzeige der Batterieentladung, 2 Jahre Batterielaufzeit
  • Mineralglas
  • Gehäuse aus 316L-Edelstahl
  • ISO6425-konform, Lünette in eine Richtung drehbar
  • Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
  • Durchmesser 44 mm (ohne Tiefenmesser-Sensor, Drücker)
  • Höhe 14,4 mm
  • Horn-zu-Horn 47mm
  • Gewicht: 111 Gramm
  • Band aus Urethan, Dornschließe
  • Erhältlich direkt bei Citizen oder vielen Fachhändlern
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Geschichtliche Hintergründe: Citizen Promaster Aqualand JP2000 / C0023 “Pingo”

Beim Tauchen gibt es drei wichtige Parameter: die Tauchdauer, die Tauchtiefe und die Orientierung des Tauchers. In den frühen Jahren des Tauchens benötigte ein Taucher entsprechend eine Taucheruhr, einen sperrigen Tiefenmesser und einen Kompass.

Mit dem Aufkommen der Quarz-Technologie konnte all dies zunehmend deutlich kompakter untergebracht werden. Vor diesem Hintergrund brachte der japanische Uhrenhersteller Citizen, der manchmal im Vergleich zu Seiko recht stark unter dem Radar fliegt, anno 1986 die allererste Taucheruhr mit elektronischem Tiefenmesser auf den Markt: die Aqualand Ref. C0023. Das US-Patent 4611923, das die Grundlage für den Tiefenmesser darstellt, wurde am 27. November 1985 eingereicht.

Neben dem Tiefenmesser brachte die Ana-Digi-Uhr einen Tauchtimer und ein Logbuch für die wichtigsten Tauchdaten mit, sodass maximale Tiefe und Tauchzeit protokolliert werden konnten, sobald man wieder an die Oberfläche kam. Mit weiteren Funktionen sowie den direkt auf das Gummiarmband aufgedruckten Nullzeitgrenzen war die Uhr ein Komplettpaket, mit dem Menschen sicher tauchen konnten, um die gefürchtete Taucherkrankheit zu vermeiden.

Kurzum: Die C0023 bot bei der Markteinführung in den 80er Jahren ein Maß an Sicherheit, das nicht nur vergleichsweise erschwinglich, sondern damals revolutionär war und sogar heute noch (als Backup) nützlich ist.

Andere analoge Ansätze wie beispielsweise von Aquadive mit dem wartungsintensiven und eher unpräzisen Time-Depth “Model 50” mit integriertem, ölgefülltem Tiefenmesser in Verbindung mit einem Dynatron-Werk sahen gegen die Citizen und dessen elektronischen Tiefenmesser damals einfach kein Land.

Dennoch war auch der C0023 kein riesiger kommerzieller Erfolg vergönnt, denn fast zeitgleich tauchten die ersten digitale Tauchcomputer wie Orca Edge oder Suunto SME-ML auf dem Markt auf, die noch deutlich mehr Funktionalität mitbrachten.

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Citizen Aqualand JP2000 „Pingo“ und das Frømandskorpset der dänischen Marine

Als Kronprinz Frederik von Dänemark (heute König Frederik X.) in den Streitkräften diente, war er vollwertiges Mitglied der in Kongsøre Skov, beheimateten Spezialeinheit „Frømandskorpset“ (deutsch „Kampfschwimmerkorps“).

Die Ausbildung, um Teil des Frømandkorpset werden zu können, ist wenig überraschend extrem hart: Angehende Kampfschwimmer müssen beispielsweise lernen, von einem Schlauchboot aus effizient und sicher an Bord zu gehen, zum Beispiel auf Schiffe von Piraten. Dies wird zunächst intensiv in einem Übungs-Hangar geprobt: Die Schüler segeln so nah wie möglich heran und befestigen mit einer langen Stange einen Haken im Hangar-Dach, der dann eine schmale Strickleiter hinunterrollt. Erschwerend kommen viele Kilos an Ausrüstung und Zeitdruck hinzu.

Doch wie kam die Citizen-Taucheruhr mit Tiefenmesser an das Handgelenk des Kronprinzen? Nun, ganz einfach: Das Korps testete in der Zeit, in der der damalige Kronprinz ausgebildet wurde, die JP2000-08E als offizielle Dienstuhr. In dem Zusammenhang steht auch der Spitzname der Citizen-Uhr: Pingo war der Spitzname des Kronprinzen, den er bekam als während einer Übungsmission Wasser in seinen Neoprenanzug gelangte und sich dieser aufblähte, sodass er wie ein Pinguin aussah und durch die Gegend watschelte. Darüber hinaus hat Pingo eine symbolische Bedeutung: der Kronprinz wurde auch Kaiserpinguin genannt, in Anlehnung an seine zukünftige Rolle als König.

Spannend: Wie ein Blick in einen ausführlichen Artikel aus 2019 über das Frømandskorpsets auf dem dänischen Portal soldaten.dk verrät, ist die Aqualand JP2000 ganz offenbar immer noch an den Handgelenken der Elitesoldaten zu finden:

Die Geschichte der Uhr als offizieller Zeitmesser des Frømandkorpsets ist nicht allzu bekannt. Tatsächlich erlangte die Uhr vor allem einen gewissen Bekanntheitsgrad, nachdem sie von Enzo Molinari (gespielt von Jean Reno) in Luc Bessons Klassiker Im Rausch der Tiefe  (Le Grand Bleu) im Jahre 1988 getragen wurde. Die im Film von Enzo getragene, seltene schwarze Variante hat von Uhrennerds entsprechend den Spitznamen Citizen „Enzo“ bekommen.

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Citizen Aqualand JP2000 heute

Citizen produzierte die C0023 Aqualand bis Anfang der 1990er Jahre in Stahl- und Bicolor-Ausführungen. Spannend: Mit der Altichron und der Aerochron hatte Citizen optisch ähnliche Modelle mit Höhenmessern im Sortiment.

In den 90er Jahren spendierte Citizen der Aqualand mit der optisch fast identischen Ref. JP2000 ein größeres Update – die wesentliche Veränderung fand dabei im Inneren statt: Während die C0023 satte drei Batterien unter dem mit sechs Einzelschrauben fixierten Gehäuseboden forderte, wechselte man 1992 zur Einzelbatterie und einen verschraubten Gehäuseboden. Die Produktion der Uhr wurde Ende der 90er eingestellt und später wieder aufgenommen. Aktuell, Stand Mitte 2024, ist das Modell ganz regulär bei Citizen gelistet.

Die JP2000 kommt bis heute weitgehend unverändert mit einem ISO 6425-konformen, rundum toolig-satinierten Gehäuse, kontrastreichen Zeigern (wobei der Minutenzeiger mit seinem Orange extrem “knallt”), einer klassischen 60-Minuten-Diverlünette mit Inlay aus Aluminium sowie einer griffig-geriffelten Krone und Lünettenkante.

An Bord war und ist natürlich auch weiterhin der “Auswuchs” auf der linken Seite, der den Tiefensensor beheimatet und extrem ins Auge sticht bzw. die charakteristische Gesamtoptik definiert.

Die Aqualand JP2000 gewährleistet eine Tiefenmessung mit einer Abweichung von maximal 3% – ein sicherlich praxistauglicher Wert für die allermeisten Tauchfreunde, wenngleich moderne Tauchcomputer nach meinen Recherchen deutlich präziser sind. Die Tiefenmessanzeige zählt von 1 m bis zu 80 m, während die Tauchzeitmessung bis maximal 400 Minuten funktioniert.

Das Kaliber kann ein Tauchprotokoll für bis zu 4 Tauchgänge aufnehmen. Zu den Tauchdaten, die gespeichert werden können, gehören u.a.: Monat und Tag des Tauchgangs, maximal erreichte Tiefe, Startzeit des Tauchgangs (Stunde, Minute) und natürlich die Endzeit des Tauchgangs (Stunde, Minute).

Ferner gibt es u.a. einen Tiefenalarm, eine Aufstiegsgeschwindigkeitswarnung und eine Warnung bei niedrigem Batteriestand. Nicht zuletzt sind auch ein Kalender, eine Chronographenfunktion (1/100-Stoppuhr) und eine allgemeine Alarmfunktion an Bord.

Wenn man all dies nutzen möchten, sollte man die Bedienungsanleitung auf keinen Fall wegwerfen, sondern aufmerksam lesen. Man beachte: Das Handbuch warnt vor der Verwendung der Drücker unter Wasser – mit Ausnahme des oberen rechten Drückers (“SET”).

Das Citizen Aqualand ist ein ziemlicher “Klopper”, so viel muss klar sein: Die Höhe beträgt immerhin 14,4 mm, was für eine Quarzuhr ziemlich viel ist. Auch die Bandanstöße sind mit 24 mm überdurchschnittlich groß. Der Durchmesser mit Sensor beträgt immerhin 50 mm (ohne Sensor und ohne Drücker sind’s 44 mm, der Lünmettendurchmesser beträgt knapp 38mm, Horn-zu-Horn 47 mm). Der Tiefenmesser bzw. Sensor ist in diesem Zusammenhang linksseitig gut aufgehoben, damit sich dieser nicht in den Handrücken bohren kann (zumindest für Rechtshänder, die ihre Uhr links tragen). Trotz der üppigen Maße trägt sich die Uhr überraschend gut – zumindest am NATO Strap.

Denn: Das gewellte “Akkordeon”-Band der Aqualand JP2000 ist *pardon* leider ein schlechter Scherz: Optisch sieht es zwar recht ordentlich aus, gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich selten ein so unbequemes, steifes Kunststoffband am Arm hatte. Ich hatte schnell das dringende Bedürfnis das Originalband gegen ein anderes zu tauschen. Schade!

Dennoch noch ein paar Worte zu der ungewöhnlichen Zahlentabelle mit der Überschrift N.D. Limits, die auf dem Kunststoffband verewigt ist: Letztendlich handelt es sich dabei schlicht und ergreifend um einen Spickzettel für die Grenzwerte für dekompressionsfreies Tauchen (N. D. = No Decompression). Und das steckt dahinter: Nach dem Tauchgang kann ein Taucher innerhalb gewisser Grenzwerte (abhängig von der Tauchtiefe und Dauer des Tauchgangs) ohne Dekompressionspausen zur Oberfläche zurückkehren. Würde man beim Auftauchen diese Grenzwerte ignorieren, läuft man Gefahr die sogenannte Dekompressions­krankheit (DCS) zu bekommen. Die auf dem Gummiband abgedruckte Tabelle beinhaltet diese Grenzwerte gemäß der Empfehlungen des offiziellen Taucherhandbuchs der US Navy – sie dient als Hilfestellung, falls der Tauchcomputer, der diese Aufgabe heutzutage normalerweise übernimmt, versagt.

Abschließende Gedanken

Die Citizen Promaster Aqualand JP2000 ist seit der Markteinführung im Jahre 1986 im Wesentlichen unverändert, der Wiedererkennungswert extrem hoch. Das Modell ist eine waschechte, als sehr zuverlässig geltende Toolwatch, vollgepackt mit Funktionen, die bis heute nützlich für Taucher sind. Und dies ist vielleicht der Grund, warum das Modell meiner Meinung nach ein oftmals unterschätzter Klassiker ist.

Und auch, wenn das Modell in aller Regel unter Liste zu bekommen ist: für den aufgerufenen Listenpreis ab 429€ erwarte ich einfach ein deutlich besseres Band und ein kratzfestes Saphirglas anstelle eines Mineralglases – in dieser Hinsicht ist die JP2000 leider noch nicht in der aktuellen Dekade angekommen. Dennoch: Ich sage ja immer, dass eine Quarzuhr in jede gute Uhrensammlung gehört – und da ist die Aqualand JP2000, trotz der Kritikpunkte, meiner Meinung nach definitiv ein heißer Kandidat! Oder seht ihr das komplett anders? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar!

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Dan
2 Monate zurück

Diese Uhr ist in Taucherkreisen längst eine Legende. Auch nach hahezu 40 Jahren bis Heute zu finden auf allen Tauchbooten dieser Welt, und als Backup immer noch “up to date”.
Ich, 62 Jahre alt. Seit 41 Jahren Taucher und seit 12 Jahren TL, in allen Meeren dieser Welt.
Grüße

capt vimes
2 Monate zurück

Ich bin absolut kein Freund von digitalen Anzeigen auf einer Uhr.
Anfang der 90er Jahre gab es dann eine Aqualand, die in etwa die gleichen Funktionen wie die JP 2000 besitzt (keine Log Funktion), aber die Tiefe analog und sogar mit einem Schleppzeiger anzeigt!
Das war dann mein backup zu meinem TC!
Mittlerweile besitze ich alle 3 Varianten der AL00xx Reihe im 41 mm gehäuse, denn sie gefällt mir auch ausgesprochen gut.
Ewig Schade, dass diese Uhr eingestellt wurde..
LG

THOR
2 Monate zurück

Mann…Die sieht ja Bescheiden aus!
Designtechnisch hat man sich wohl an der:”OMEGA Proplof”orientiert!?!
Für DAS Geld,bindet man sich besser einen”Tauchcomputer”an den Arm,
bevor man sich den hässlichen :”Invicta-Designklon”antut! 🙁
mfG
THOR