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Nachdem Circula mit der ProTrail das Terrain erobert und mit der ProFlight abgehoben hat, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Pforzheimer Familienbetrieb auch das dritte Element ins Visier nimmt: die Tiefen. Und so folgt im siebten Jahrzehnt der Markengeschichte die logische (und namentlich fast schon unvermeidliche) Erweiterung der Kollektion – die Circula ProSea. So viel vorab: Das geniale, extraharte Gehäuse der ProTrail und der ProFlight passt auch ganz wunderbar in die Welt der Taucheruhren…

Eckdaten Circula ProSea:

  • Gefertigt in Pforzheim / Made in Germany
  • Schweizer Automatikwerk Sellita SW-200-1, Elaboré Ausführung (-5 bis +7 Sekunden/Tag)
  • 40 mm Durchmesser, 46 mm Horn zu Horn, 12,9 mm Höhe (inkl. Glas; ohne Glas = 11,7 mm), 20 mm Bandanstoß
  • Gewicht: 90 g mit Hybrid-Kautschukband, 160 g mit Stahlband ungekürzt
  • 316L-Edelstahlgehäuse mit Stahlboden, kratzfest bis 1.300 Vickers durch Kolsterisieren
  • Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
  • verschraubte Krone
  • Gewölbtes und mehrfach innen entspiegeltes Saphirglas
  • Zifferblatt mit kreisförmiger Struktur auf dem Innenring, außen matt lackiert
  • Zeiger und Indexe/Zahlen gefüllt mit Swiss Super-LumiNova BGW9 bzw. C3
  • Hybrid-Kautschukband (innen Kautschuk, außen Cordura) mit Schnellwechselsystem und Dornschließe oder hartbeschichtetes Stahlband mit Schnellwechselsystem und werkzeugfreier Feinverstellung
  • Preis: ab 1090€, direkt bei circulawatches.com (Stahlband +200€)

Circula ProSea: gewohnt geniales Gehäuse – mit einer Änderung

Wer schon einmal eine ProTrail oder ProFlight am Handgelenk hatte, weiß: Dieses Gehäuse ist eine Wucht. Das Design zeigt klare Kante – im wahrsten Sinne des Wortes. Maskulin, markant und mit ordentlich Aufwand gefertigt, steht hier kein rundgelutschter Kompromiss am Handgelenk. Die Oberfläche wurde überwiegend sandgestrahlt, was der ProSea diesen wunderbar „tooligen“ Charakter verleiht. Besonders gelungen finde ich den in die Flanken eingelassenen, rau-strukturierten Bereich, der optisch eine echte Besonderheit ist – und diese Besonderheit wird bei der ProSea auch in den Einkerbungen der Lünette aufgegriffen, die sich mit polierten Elementen abwechseln – eine schöne Idee, die für Liebe zum Detail spricht.

Der Gehäusedurchmesser ist mit 40 mm unverändert und Circula-typisch im kompakten Bereich angesiedelt. Dank der cleveren Gehäuseform und dem Horn-zu-Horn-Maß von nur 46 mm schmiegt sich die ProSea auch an schmalere Handgelenke. Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt in etwa 18 cm und da passt die Uhr ziemlich gut, wenngleich ich auch gerne etwas größeres Durchmesser trage.

Mit leicht aufgebohrter Wasserdichtigkeit (20 bar gegenüber 15 bar bei ProTrail bzw. ProFlight) geht die ProSea nicht baden, sondern schwimmt souverän voran. Auch beim Schnorcheln und natürlich beim Tauchen ist die ProSea voll in ihrem Element. Man beachte in dem Zusammenhang allerdings, dass der Weicheisenkäfig, der bei ProTrail und ProFlight für besondere antimagnetische Eigenschaften gesorgt hat, bei der ProSea nicht an Board ist – aus ganz pragmatischen Gründen, wie mir Circula-Kopf Cornelius verraten hat, denn ansonsten wäre die Bauhöhe unverhältnismäßig stark angestiegen. Schade ist das aber natürlich trotzdem, denn wie ich in einem umfangreichen Experiment festgehalten habe, ist eine Extraportion antimagnetischer Eigenschaften im Alltag durchaus nützlich.

Gut aber: die Besonderheit mit dem noch größeren Alltagsnutzen, die wir auch bei ProTrail und ProFlight vorfinden, ist bei der ProSea wieder mit an Bord: Der Edelstahl ist wie gehabt kolsterisiert, also tiefengehärtet bis zu 1.300 Vickers. Zum Vergleich: klassischer 316L-Stahl kratzt bei rund 200 Vickers gerade mal an der Oberfläche (im wahrsten Sinne). Circula legt also nicht bloß eine Beschichtung oben drauf, sondern verändert die Stahlstruktur selbst – ein Verfahren, das man sonst aus dem Maschinenbau kennt. Ergebnis: Eine Uhr, die Stöße, Türklinken und dergleichen in der Regel mit einem müden Lächeln quittiert.

Das Stahlband ist ebenfalls weniger empfindlich gegenüber Kratzern, allerdings nicht aufgrund Kolstorisierens, sondern durch eine transparente Hartstoffbeschichtung – eine Art „Tradeoff“, um den Preis des Stahlbandes im Verhältnis zur Uhr nicht explodieren zu lassen. Ich habe mit solchen Hartstoffbeschichtungen auf jeden Fall auch gute Erfahrungen gemacht (siehe z.B. Direnzo), aber so robust wie ein „tiefengehärtetes“, kolsterisiertes Gehäuse sind diese natürlich nicht. Schön ist auf jeden Fall, dass das Stahlband nunmehr nicht nur mit Schnellwechselfederstegen, sondern auch noch zusätzlich mit einer werkzeugfreien Feinjustierung über einen Drücker an der Unterseite der Schließe kommt. Solche Systeme sind für mich persönlich insbesondere im Sommer unverzichtbar. Darüber hinaus kommt die Schließe nun auf der Innenseite mit einer Perlage – ebenfalls ein Element, das für Liebe zum Detail spricht. Naheliegenderweise werden auch die ProTrail und die ProFlight das neue Stahlband bekommen.

Optisch passt das Stahlband grundsätzlich ganz wunderbar. Allerdings: die Endlinks sorgen im Übergang zu den Hörnern für eine Extraportion Kantigkeit – und ich verstehe Uhrenfreunde, die dies als a bissla too much empfinden.

Zifferblatt im Mantarochen-Stil

Das optische Herzstück der ProSea ist zweifellos ihr Zifferblatt. Circula hat sich hier für eine echte Besonderheit entschieden, die ich in dieser Form noch nirgends gesehen habe: eine strukturierte Oberfläche, laut Circula inspiriert von der Haut eines Mantarochens. Mantarochen zählen zu den größten Fischen überhaupt – über 2.400 Kilogramm können diese auf die Waage bringen. So viel wiegt beispielsweise ein Riesenmanta. Genauso beeindruckend ist die nächste Zahl: 8,8 Meter! So lang kann die Spannweite seiner Flossen werden.

Mir persönlich kam ehrlich gesagt beim Blick auf das Blatt zunächst als Assoziation Blubberblasen in den Sinn. Das ändert aber nichts am tollen Ergebnis, für das sich – wie bei der Circula Facet – wieder der Schweizer Designer Guy Bove verantwortlich zeichnet, der bereits Modelle für Marken wie TAG Heuer oder Breitling entwarf: eine charakteristische, matt-raue Oberfläche, die sich merkbar von klassischen Diver-Blättern abhebt. Das Ganze wirkt gleichzeitig nie überladen und hält sich weitgehend dezent im Hintergrund: Die Ablesbarkeit ist hervorragend und kontrastreich, die Symmetrie durch das farblich integrierte Datum bei 6 Uhr perfekt. Der Grund, warum wir bei der ProSea übrigens nun ein Datum vorfinden, bei ProTrail und ProFlight aber nicht, ist übrigens der bereits erwähnte Verzicht auf einen Weicheisenkäfig (bei ProTrail und ProSea wäre ein Datumsfenster ein Schwachpunkt für eine „hermetisch abgeriegelte“ Weicheisenkonstruktion, da das Zifferblatt quasi den „Deckel drauf“ macht).

Und weil Circula weiß, dass Farben eine Frage des Geschmack sind, gibt’s die ProSea in drei Farbvarianten, wobei wir hier im Artikel nur die Petrol-Variante zeigen – ein Farbton, den wir beispielsweise schon von der Circula Facet kennen und der in Verbindung mit den gelben Akzenten (erstes Lünetten-Viertel, Sekundenzeiger, ProSea-Schriftzug) auch perfekt zur ProSea passt.

Die großzügig dimensionierten Zeiger und Indizes kommen mit Swiss Super-LumiNova. Circula setzt dabei auf verschiedene Farben: Minutenzeiger und drei Viertel der Drehring-Markierungen sind in C3, Qualitätsstufe X1 (grün leuchtend) gehalten, während Stundenzeiger und Stundenindexe in BGW9 (blau leuchtend) strahlen. Die orangen Markierungen im ersten Viertel auf der Lünette sind ebenfalls nachleuchtend, durch die Farbgebung fällt die Ablesbarkeit im Dunkeln aber schlechter aus als bei reinem C3 bzw. BGW9 – das liegt einfach in der Natur der Sache.

Unterschiedliche Farben der Lume sind immer ein Balanceakt, allerdings finde ich passen die unterschiedlichen Farbgebungen zum dezent verspielten Charakter der ProSea (siehe insbesondere das Mantarochen-Blatt). Davon mal abgesehen schaffen die Leuchtfarben auch Orientierung: Stunde passt zu Stunde (blau zu blau) und Minute zu Minute (grün zu grün).

Im Inneren arbeitet – wie bei den Schwestermodellen – wenig überraschend das bewährte Sellita SW200-1 in der höheren Elaboré-Ausführung. Ein Schweizer Dauerläufer, feinreguliert im Hause Circula, zuverlässig, servicefreundlich und seit vielen Jahren der Liebling vieler Mechanik-Freunde. Das Werk liefert per Spezifikation Gangwerte im Bereich von -5 bis +7 Sekunden pro Tag – praktisch lief die Testuhr sogar mit perfekten 0 Sekunden pro Tag.

Das Werk versteckt sich hinter einem verschraubte Boden, der ein richtig schön plastisches, stilisiertes Manta-Relief zeigt, das das Diver-Thema auf schicke Art und Weise Tiefe unterstreicht. Hinweis am Rande: Der Boden rund um den Manta bekommt noch eine Struktur (hier im Artikel seht ihr einen der Prototypen).

Trilogie komplett

Die ProSea ist sicherlich kein wagemutiger, hochinnovativer Sprung ins kalte Wasser. Aber: Circula hat ein kluges, modulares Konzept mit eigener DNA geschaffen, das auf Design-Kohärenz setzt – Circulas Pro-Serie wirkt dank des außergewöhnlichen, eigenständigen Gehäuses mit hohem Wiedererkennungswert wie aus einem Guss.

Das Manta-Blatt ist dabei eine schöne zusätzliche Besonderheit und das Werk steht für gewohnte Verlässlichkeit – alles zu einem Preis, der im Segment moderner, mechanischer Taucheruhren nach wie vor durchaus als bodenständig zu bezeichnen ist.

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Lord Cord
13 Stunden zurück

Keiner? Dann ich!
Über die Qualität der Berichte hier sage ich nichts mehr – einfach klasse! Daher zur Uhr:

Ja, man melkt das ProTrail-Gehäuse etwas. Na und? Machen ganz andere Hersteller mit langweiligeren Gehäusen schon lange.
Trauere ich dem Magnetfeldschutz hinterher? Noch nicht…
Finde ich ein Datum gut? Jaaaaa!
Finde ich die Farben gut? Von bis. Schwarz, gähn, Petrol, hmnjamnajajoa… Blau – geilo!
Steh ich auf Blasen im Blatt? Weiß ich auf Dauer tatsächlich nicht. Und ob Blasen vom Rochen oder der gestrigen Zwiebelsuppe, ist mir auch egal. Da assoziiert bei mir nichts.
Mecker ich an den Zeigern herum? Nö! Im Gegenteil, finde ich die gelungen.

Brauche ich eine weitere Uhr? Bestimmt nicht. Aber das würde mich nicht abhalten, die hier zu bestellen, denn das Gesamtpaket nebst seinen technischen Features halte ich für absolut gelungen!

Gute Uhr? Sehr gute Uhr! Bin schon gespannt, was noch kommt. ProSpace?? Bin dabei!