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Viele Menschen haben ihre eigene, individuelle “Bucket List” mit Reisezielen – aber wie viele haben jedes einzelne Land der Welt darauf notiert? Nun, es gibt tatsächlich ein paar wenige Menschen, die das haben – einer davon kommt aus dem “Ländle” und hat in Zusammenarbeit mit Hajo Vollmer bzw. dem Pforzheimer Uhrenhersteller Aristo einen neuen Zeitmesser kreiert. Schauen wir mal genauer hin.

Eckdaten Aristo Extreme Traveler:

  • Gehäuse aus 316L-Edelstahl, poliert
  • Durchmesser 42 mm
  • Höhe 10,8mm
  • Horn-zu-Horn 49,2mm
  • Gerwicht (am Lederband): 80 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter
  • Sonnenschliff Zifferblatt in blau mit aufwändig geprägter Weltkarte und präziser Anzeige der 24 Welt-Zeitzonen
  • Saphirglas entspiegelt
  • Leuchtziffern und -zeiger
  • Swiss Made Automatikkaliber Sellita SW200-1, 26 Steine, 28.800 A/h, Sekundenstopp, Gangreserve 38 Stunden, in den Werkstätten von Aristo feinreguliert auf maximal plus 6 Sekunden/Tag, Rotor dekoriert
  • Leder-, Stahl- und NATO-Band
  • Preis: 1690€, direkt über den Aristo-Onlineshop

Aristo Extreme Traveler: Eine Uhr für “Dr. Dangerzone”

“Ich war überall.“ – so lautet der Titel des Buchs, das der aus dem baden-württembergischen Ehingen stammende Dr. Kolja Spöri veröffentlicht hat. Und der Titel trifft auch ziemlich gut: Der 54-Jährige hat 193 UN-Staaten und 13 autonome Regionen dieser Welt besucht. Er gehört damit zum kleinen Kreis der meistgereisten Menschen der Welt (ETIC) im „Club of Most Traveled People“. Darunter sind auch einige Reiseziele, um die Otto Normalbürger (aus guten Gründen) einen großen Bogen machen. 

Dr. Kolja Spöri startete seine Karriere zunächst bei Hugo Boss, später war er als Manager in der Formel 1 tätig. Den Jetset tauschte er schon bald gegen extreme Abenteuer ein: Während wir nur davon in der Zeitung lesen, was in Lybien, Syrien, der Ukraine oder anderen Kriegsgebieten passiert, lässt sich Dr. Spöri nicht von Reisewarnungen abschrecken und zieht im Zweifel eine schusssichere Weste über Hemd und Sakko – seine Spezialität sind unzugängliche Weltregionen und Kriegsgebiete. Das brachte ihm auch den Spitznamen Dr. Dangerzone ein.

Mehr über Dr. Spöri und andere “Extrem-Urlauber” gibt’s in diesem Video auf Vimeo.

Der Extreme Traveler von der familiengeführten Pforzheimer Uhrenmanufaktur Aristo Vollmer wurde in direkter Zusammenarbeit mit Spöri kreiert – Uhr und ihren Träger verbindet ihre gemeinsame Heimat im “Ländle” Baden-Württemberg.

Das charakteristischste Merkmal des ozeanblauen und mit einem feinen Sonnenschliff versehenen Blattes ist dabei eine Weltkarte, die sich prominent über den kompletten Innenbereich erstreckt. Die Umsetzung ist dadurch, dass Punktbild oder Punktmuster. Im Englischen wird dieser Stil häufig als “Pointillism” bezeichnet, besonders wenn er sich auf eine aus der Kunst stammende Technik bezieht, bei der kleine, präzise Punkte so gesetzt werden, dass sie aus der Ferne betrachtet zu einem vollständigen Bild verschmelzen. Durch den Pointillism-Stil wirkt die Weltkarte ziemlich dezent – eine weise Entscheidung, denn auch am Rande des Zifferblattes, oberhalb der Eisenbahn-Minuterie, ist was los: Dort befinden sich einige von Dr. Spöris besonders exotischen Reisezielen, angeordnet bei den Stundenziffern, die die jeweilige Zeitverschiebung zu den Ländern wiedergeben.

Beispiel gefällig? Neben der Stundenziffer “3” beispielsweise befindet sich der Druck …

+GROZNY

-USHUAIA

… als Hinweis auf die Zeitverschiebung von plus 3 Stunden nach Grozny (Tschetschenien) und minus 3 Stunden nach Ushuaia (Argentinien), und zwar ausgehend von der koordinierten Weltzeit UTC. Oder mit anderen Worten: Die Städtenamen bei den jeweiligen Stundenziffern sind mehr als “mobiler Spickzettel für’s Handgelenk” zu sehen – eine klassische GMT-Funktionalität über einen vierten Zeiger in Verbindung mit einem drehbaren Ring wie beispielsweise bei der Mühle-Glashütte Teutonia II Weltzeit ist nicht an Bord.

UTC ist die internationale Referenzzeit, die als Grundlage für die Zeitmessung auf der ganzen Welt dient. Die verschiedenen Zeitzonen sind in Relation zu UTC definiert und werden durch die Differenz in Stunden und Minuten angegeben. Positive Differenzen weisen auf Zeitzonen östlich von UTC hin, während negative Differenzen westliche Zeitzonen anzeigen. Ortszeit für Berlin ist UTC+1 (während der Sommerzeit gilt UTC+2).

Obwohl UTC schon vor vielen Jahrzehnten offiziell GMT ersetzt hat, wird der Begriff GMT immer noch recht häufig verwendet – so wie bei der Aristo Extreme Traveler in zentraler Position.

1600px Zeitzonen

Die Aristo Extreme Traveler kommt in einem präsenten, vollständig polierten 42mm-Gehäuse, das durch die schmale Lünette einen Tick größer wirkt. Mit weniger als 11mm Bauhöhe fällt das Modell gleichzeitig vergleichsweise flach und “hemdsärmelfreundlich” aus (was den “Gentleman Adventurer” Spöri sicher freuen dürfte). Die Wasserdichtigkeit beträgt 5 bar / atm bzw. 50 Meter, d.h. die Uhr darf beim Duschen am Arm bleiben – ehrlich gesagt hätte ich 10 bar als passender für eine Uhr empfunden, die nach Abenteuern ruft. Ähnliches gilt für die Krone, die nicht verschraubt ist.

Als Gehäusebodengravur findet man bei der Aristo Extreme Traveler (neben der fortlaufenden Seriennummer) den Spruch “More Humans visited Outer Space than Every Country” – tatsächlich sind bereits mehr als 600 Menschen ins Weltall geflogen, während schätzungsweise erst rund 400 alle Staaten auf unserem Globus besucht haben.

Das für seine Robustheit und Präzision bekannte Schweizer Automatik-Werk Sellita SW 200-1 kann hinter einem Saphirglasboden bei der Arbeit beobachtet werden. Die Reglage des Kalibers erfolgt in den Werkstätten von Aristo mit dem Ziel von maximal plus 6 Sekunden/Tag. Die Schwungmasse kommt mit einer ansehnlichen Perlage und gebläuter Schraube in zentraler Position.

Der Aristo Extreme Traveler kommt in einem Paket mit drei Bändern: Mit einem Sattellederband in Vintage-Optik von der in Augsburg ansässigen Rios 1931, einem klassischen Nato Strap und einem Stahlband mit Butterfly-Faltschließe. Das Stahlband stammt (wenig überraschend) aus der hauseigenen Fertigung von Aristo Vollmer. Mit Blick auf den üppigen Maschinenpark darf man Vollmers “Ur”-Geschäft, die Metallbänder-Fertigung, ohne Zweifel als waschechte Manufaktur bezeichnen: In der heutigen Uhrband-Fertigung ist Hansjörg Vollmer, der die Marke Aristo 1998 von der Familie Epple übernommen hat, in der Lage aus jedem Rohmaterial ein fertiges Endprodukt herzustellen – teilweise ohne ein einziges Zuliefererteil. Das Stahlband das ist überdurchschnittlich massiv und haptisch gelungen, optisch durch die vollständige Politur aber ziemlich “bling-bling”. Schade ist aber, dass das Band ohne vollintegrierten Bandanstoß kommt – noch jedenfalls, denn nach Rücksprache mit Hajo Vollmer bestätigte dieser mir, dass die integrierten Anstöße derzeit in Arbeit sind.

Mehr: Hinter den Kulissen: Einblicke in die Produktion von Aristo Vollmer in Pforzheim

Abschließende Gedanken

In den letzten Jahren hat die Beliebtheit von Uhren mit präsent aufgedruckten Weltkarten auf dem Blatt stark zugenommen. Ein weiteres Beispiel ist die Zeppelin Atlantic GMT, bei der die Weltkarte den geneigten Uhrenfreund aber deutlich mehr “anspringt”. Die dezente Umsetzung bei der Aristo Extreme Traveler sagt mir persönlich schon deutlich eher zu. Optisch ist die Aristo-Umsetzung aber dennoch sehr präsent am Handgelenk, allein schon aufgrund des Hochglanz-Gehäuses und des vollgepackten Blattes, auf dem es eine Menge zu entdecken gibt. Gleichzeitig muss man dank kontrastreicher Zeiger und Ziffern keine Abstriche bei der Ablesbarkeit machen. Allerdings hätte der Extreme Traveler-Gedanke gerne noch eins, zwei Schritte weitergedacht werden können – mit einer GMT-Komplikation und höherer Wasserdichtigkeit.

Die Aristo Extreme Traveler ist zum Preis von 1690€ direkt über den Aristo-Onlineshop erwerbbar.

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A380
4 Monate zurück

Klasse Idee mit den Zeitzonen. Schade dass die Uhr im unteren Preissegment positioniert ist. So ein Veblen-Gut dürfte durchaus etwas mehr kosten, um die richtigen Vielreisenden zu erreichen.

THOR
4 Monate zurück

Na ja,Die Frage darf erlaubt sein ob ein”Extrem reisender”,sich Diese Uhr ans Handgelenk
bindet,oder lieber eine günstigere robuste Taucheruhr?
Für DAS Geld,bekommt man wichtigeres als Globetrotter! 🙁
mfG
THOR

Peter
5 Monate zurück

Es raubt mir immer wieder den Atem wenn ich die abstrusen Preise für einen schnöden 3-Zeiger hier vorgestellt bekomme. 1690€ und nicht einmal 10bar Wadi. Macht’s der Zusammenhang mit einem Herrn Spöri, wer das auch sein mag, der diesen Preis rechtfertigen soll?