Die Rolex GMT-Master wurde erstmalig 1955 in Form der Referenz 6542 lanciert. Historisch betrachtet ist das kein Zufall: Die zivile Luftfahrt im Allgemeinen und Transatlantikflรผge im Speziellen erlebten in den 50ern einen immensen Aufschwung: Frรผher war die Reise รผber den Ozean ein fรผr die breiten Massen unerschwinglicher Luxus. Das รคnderte sich erst in den 1950er-Jahren allmรคhlich, als das US-Luftfahrtunternehmen Pan Am eine Vorreiterrolle einnahm und 1958 mit Boeings vierstrahligem Langstrecken-Flieger 707 den tรคglichen Verkehr zwischen USA und Europa aufnahm.
Berufspiloten und Flugpersonal รคuรerten damals zunehmend den Wunsch nach einer zuverlรคssigen Armbanduhr mit der Anzeige von Orts- und Heimatzeit, um beim transatlantischen Zeitzonen-Hopping nicht den รberblick zu verlieren – und so kam es schlieรlich zur Entwicklung der Rolex GMT-Master mit GMT-Komplikation. Das charakteristischste Merkmal der Rolex GMT-Master, die bidirektionale blau-rote „Pepsi“-Lรผnette, sollte dabei in Kombination mit dem 24-Stunden-Zeiger die Unterscheidung zwischen Tag und Nacht in der heimatlichen Zeitzone erleichtern.
INHALT
Fรผnfstellig: Rolex GMT-Master 16750 folgt auf die vierstellige Referenz 1675
Die Rolex GMT-Master 16750 folgte im Jahre 1980 auf die seit 1959 (!) produzierte Referenz 1675. Die 16750 war damit seit รผber zwei Jahrzehnten die erste neue GMT-Master-Referenz aus Stahl.
Auf der einen Seite wurde die Technik der 16750 grundlegend รผberholt: die Rolex GMT-Master 16750 bekam erstmalig eine Datumsschnellschaltung spendiert, die durch die Einfรผhrung des neuen Rolex-Kalibers 3075 ermรถglicht wurde. Das brandneue Kaliber 3075 hatte damals auรerdem eine erhรถhte Frequenz von 28.800 bph an Bord und damit eine langfristig bessere Ganggenauigkeit (gegenรผber 19.600 bph bei der spรคten 1675er). Was viele nicht wissen: Der GMT-Zeiger der GMT-Master 16750 lรคsst sich (anders als heute) nicht separat ansteuern.
Auch die Wasserdichtigkeit wurde bei der GMT-Master verbessert: Wรคhrend alle vierstelligen GMT Master-Referenzen bis 50 Meter wasserdicht waren, waren es immerhin 100 Meter bei der 16750 – das ist heute bei Vintage-Modellen allerdings in aller Regel vรถllig irrelevant (dazu spรคter mehr).
Aber auch optisch hat sich bei genauerem Hinsehen eine Menge getan: Die ersten Versionen der Referenz 16750 setzten zunรคchst den Stil der spรคten 1675er Referenzen fort – mit einem matten Zifferblatt und gedruckten Indizes. Rolex tauschte das matte Zifferblatt allerdings dann doch zugunsten eines neu entworfenen, glรคnzend lackierten Zifferblatts mit weiรgoldenen, applizierten Indizes aus. Und genau diese Umstellung war spรคter fรผr das charakteristische, sogenannte Spider Dial verantwortlich…
Rolex GMT-Master 16750 und das Spider Dial
Selbst Rolex macht mal Fehler: Die glรคnzende Lackschicht des Zifferblattes frรผher Chargen der Rolex GMT-Master 16750 bekam innerhalb recht kurzer Zeit sehr feine Risse – sehr zum Unmut vieler Kunden. Diese Haarrisse gehen in aller Regel von den applizierten, runden Weiรgold-Indizes aus, vermutlich wegen eines gewissen mechanischen Drucks der Indizes auf den Lack. Die Risse sind nur in bestimmten Lichtwinkeln zu erkennen und erinnern in der Summe an das Netz einer Spinne – daher auch der Spitzname Spider Dial (Spider = englisch fรผr Spinne).
Was frรผher als Makel angesehen wurde (und in einigen Fรคllen auch fรผr einen Garantie-Tausch des Zifferblattes gesorgt hat), wird heute von vielen Sammlern gerne gesehen – allein schon, um ein Indiz fรผr eine „Unverbasteltheit“ der Uhr zu haben.
Das Spider Dial ist nicht nur bei der GMT-Master 16750, sondern auch bei den Modellen Submariner 16800, Sea-Dweller 16660, GMT-Master II 16760 und Explorer II 16550 aufgetreten.
Die 16750 gilt als รbergangsmodell zur 1989 eingefรผhrten, ersten GMT-Master II Pepsi mit der Referenz 16710. Die 16750 war damit „nur“ etwa acht Jahre in Produktion – ein recht รผberschaubarer Zeitraum, wenn man die lange Produktionszeit der 1675 bedenkt.
รbrigens: Fans der Erfolgsserie Magnum haben die Rolex GMT-Master 16750 sicherlich schon am Handgelenk des Protagonisten entdeckt: Tom Selleck in seiner Rolle als Privatdetektiv Thomas Sullivan Magnum IV trรคgt das Modell regelmรครig in der von 1980 bis 1988 ausgestrahlten Serie – was zufรคlligerweise fast genau dem Produktionszeitraum der Rolex GMT-Master 16750 entspricht.
Rolex GMT Master 16750: Preisentwicklung und Kauf-Tipps
Rund 1000 US-Dollar (inflationsbereinigt ca. 2000 US-Dollar) – so viel hat die Rolex GMT-Master mit der Referenz 16750 damals in den 1980er Jahren gekostet. Lang, lang ist’s her. Wegen der anhaltenden, extrem hohen Nachfrage nach Stahl-Sport-Modellen des Genfer Uhrenherstellers und dem damit einhergehenden Wartelisten-Wahnsinn gehen nicht nur die Preise fรผr neue Modelle durch die Decke: Die Rolex GMT-Master Pepsi ist dabei ein besonders extremes Beispiel, die aktuelle Referenz 126710BLRO kostet bei Online-Grauhรคndlern weit รผber das Doppelte des Listenpreises.
Das hat natรผrlich auch einen Einfluss auf den Vintage-Markt: Die Rolex GMT-Master Pepsi 16750 hat in den letzten Jahren ebenfalls eine kontinuierliche Wertsteigerung erfahren – unter 13.000โฌ ist bei der Referenz (Stand Ende 2021) kaum was zu machen.
Darauf sollte man beim Kauf der Rolex GMT-Master 16750 achten
Achtung Binsensweisheit: Der Preis ist natรผrlich stark vom Gesamtzustand und den Lieferumfang abhรคngig. Ihr habt euch schon eine GMT-Master 16750 bei einem Hรคndler ausgeguckt? Hier ein paar Fragen, die man sich vor dem Kauf stellen sollte:
- Sind original Box und Papiere vorhanden? Hรคndler stellen bei fehlenden Original-Papieren hรคufig Zertifikate oder dergleichen in Eigenregie aus – diese sind aber lรคngst nicht so viel „wert“ wie die Originalpapiere.
- Ist die Uhr unpoliert? Grundsรคtzlich ist eine „unbehandelte“ Rolex 16750 mit ein paar Kratzern besser als ein dilettantisch „rundpoliertes“ Gehรคuse. Besonderes Augenmerk sollte auf die feine, polierte Fase bei den Hรถrnern gelegt werden (siehe Bild unten).
- Sind alle Komponenten original, d.h. ist die 16750 im ursprรผnglichen Zustand? Hรคufig kommt es beispielsweise dazu, dass einzelne Zeiger wegen eines eingerissenen Futters ausgetauscht werden mรผssen – Tauschzeiger sind bei offiziellen Konzessionรคren allerdings nur noch mit Super-LumiNova-Befรผllung erhรคltlich, die eine andere optische Wirkung haben, als รผber die Jahre brรคunlich gewordenes Tritium.
- Wann war die letzte Revision? Wurde die Revision fachmรคnnisch durchgefรผhrt? Liegt ein Beleg fรผr die Revision vor? Man beachte auch: Viele Hรคndler werben beim Verkauf einer Vintage-Uhr wie der Rolex 16750 gerne mit einer „Teilrevision“. Das ist allerdings ein รคuรerst irrefรผhrender Begriff und kann im Prinzip alles und nichts beinhalten – im Zweifel sollte man dringend nachhaken, was genau der Hรคndler revidiert hat.
- Ist das Tritium auf den Zeigern und Indizes bereits brรถckelig und droht sich abzulรถsen? Das wรคre ein Hinweis auf einen feuchtigkeitsbedingten Schaden. Frei innerhalb der Uhr „herumfliegende“ Tritium-Leuchtmasse-Partikel sehen nicht nur doof aus, sondern kรถnnen auch Schรคden am Werk verursachen.
- Wasserdichtigkeit: In aller Regel geben Hรคndler keinerlei Garantie auf Wasserdichtigkeit – das ist ganz normal, da das Plexiglas der Rolex 16750 an sichtbaren oder nicht sichtbaren Stellen feinste Haarrisse aufweisen kann, die Wassereintritt ermรถglichen kรถnnten. Da hilft dann auch leider kein Tausch der Dichtungsringe.
- Spider Dial: Der oben beschriebene Spider Dial-Effekt wirkt sich in der Regel nicht wertmindernd aus. Man sollte sich selbst aber natรผrlich die Frage stellen, ob man sich eventuell langfristig an den Lack-Rissen stรถrt.
- Lรผnette: Ausgeblichene Farben und Kratzer auf der Aluminium-Lรผnette sind ganz normal und wirken sich kaum wertmindernd aus – manchmal sogar im Gegenteil: Ein schรถner „Faded“-Effekt sorgt fรผr eine charakteristische Vintage-Optik und wird von vielen Sammlern explizit gesucht.
In jedem Falle gilt besondere Vorsicht beim Kauf von Vintage-Uhren von populรคren Marken wie Rolex. Ehrlich gesagt wรคre ich insbesondere sehr vorsichtig beim Kauf einer Rolex 16750 von privat – der Kauf bei einem seriรถsen, auf Vintage-Uhren spezialisierten Hรคndler schafft eine gewisse Sicherheit (hat aber dennoch potentielle Fallstricke, siehe oben). Diese Sicherheit lรคsst sich der Hรคndler in aller Regel aber natรผrlich auch ein Stรผck weit vergolden…
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Guten Abend Mario,
auch auf die Gefahr hin als besserwisserisch abgestempelt zu werden oder als „Erbsenzรคhler“ zu gelten, hier eine kleine Anmerkung zu Deinem wie gewohnt lesenswerten Artikel รผber die GMT Master:
Tritium – Partikel kรถnnen nicht im Gehรคuse herumfliegen und dem Werk schaden – Tritium ist als Wasserstoffisotopist ein Gas. Seine radioaktive Strahlung regt die Leuchtfarbe der Zeiger und Indizes zu lรคnger anhaltendem Leuchten an. Das, was bei Vintage Uhren u. U. im Gehรคuse herumgeistern kann, sind dann Brรถsel der Leuchtfarbe.
Konrad
Danke fรผr die Ergรคnzung, Konrad!