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Am Rande der Baselworld 2018 habe ich Patrick Hohmann, den sympathischen Geschäftsführer des Uhren-Herstellers Werenbach, kennengelernt. Werenbach hat sich Anfang 2017 über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert – und das mehr als erfolgreich im Turbo-Modus um das 20-fache (!) des Finanzierungszieles. Das hatte seine Gründe: Der in Zürich ansässige Hersteller hat sich mit einer einfachen, aber ziemlich coolen, Idee Popularität verschafft: Ziffernblätter aus echtem Raketenschrott von russischen Sojus-Raketen (engl „Soyuz“), deren abgesprengte Teile beim Start in der kasachischen Steppe in der Nähe der Raumstation Baikonur runterkommen. Um die fünf mal pro Jahr fährt Patrick nach Kasachstan, um das Material für seine Modelle zu beschaffen und in der Schweiz weiter zu verarbeiten. Diese Besonderheit macht aus den Swiss Made Werenbach-Automatik-Modellen allerdings kein Schnäppchen: Die Modelle der Leonov-Kollektion (teilweise individualisierbar) starten bei rund 1100€. Für den schmaleren Geldbeutel gibt es aber nun gute Nachrichten: Am 12. Juni 2018 startet Werenbach eine neue Kickstarter-Kampagne (passend dazu startete rund eine Woche zuvor Alexander „Astro-Alex“ Gerst von der Raumstation Baikonur Richtung ISS). Mit den neuen, günstigen MACH33-Einstiegs-Modellen (ab ca. 150€) hat Werenbach wieder einige Besonderheiten im Gepäck, die das Raketen- bzw. Weltraum-Thema aufgreifen…

NACHTRAG 12. Juni 2018: Die Kickstarter-Kampagne ist nun online und war bereits nach wenigen Minuten finzanziert.

Werenbach MACH 33 Planet 9 schwarz

Werenbach MACH 33 Kickstarter 2018 Sprot beige

Mehr über die spannende Geschichte hinter Werenbach, z.B. darüber warum Patrick Hohmann und seine Crew als westliche Spione verdächtigt wurden, gibt’s in meinem umfangreichen Review der konfigurierbaren Werenbach B.T.O. Leonov Automatikuhr:

https://chrononautix.com/werenbach-leonov-bto-soyuz-spaceborn-raketenschrott/

Eckdaten der Werenbach MACH 33:

  • Gehäuse: Monocoque (gefertigt aus einem Metallblock)
  • Raketenmaterial der Soyuz MS-09, eingelassen in das Ziffernblatt (diverse Varianten)
  • Kratzfestes Saphirglas
  • Miyota GM10 Quarz-Werk (3 Jahre Batterielaufzeit)
  • Gehäusedurchmesser 42 mm bzw. 38 mm (je nach Modell)
  • Bauhöhe 9 mm
  • Gewicht: ca. 60-70 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Eingebauter NFC-Chip mit diversen Funktionen
  • Leuchtmittel: SuperLuminova
  • Kickstarter-Preise: 179 bis 279 CHF (ca. 150€ bis 240€ inkl. Einfuhrumsatzsteuer durch UPS-Zollabwicklung innerhalb Europa).

 

Werenbach MACH 33: Kickstarter-Kampagne 2018 – Raketenschrott trifft Quarz-Werk

In meinem Gespräch mit Patrick Hohmann in Basel hätte man das Leuchten in den Augen des Geschäftsführers wahrscheinlich vom Weltall aus gesehen, als er über seine Ideen gesprochen und mir seine neuesten Prototypen mit Quarz-Werk gezeigt hat. Zurecht kann der Schweizer aufgrund der extrem erfolgreichen Kickstarter-Kampagne aus 2017 mit viel Selbstbewusstsein in die neue Kampagne 2018 starten. Patricks neues Baby nennt sich MACH 33 – abgeleitet von der 33-fachen Schallgeschwindigkeit. Mit dieser sogenannten Fluchtgeschwindigkeit kann ein Körper die Schwerkraft auf der Erde überwinden.

Patrick Hohmann, Bild: Werenbach

Das Wichtigste zuerst: Natürlich wird auch in der neuen Werenbach-Uhr wieder echtes Soyuz-Raketen-Material verbaut – allerdings in kleineren Dimensionen als bei der Leonov B.T.O.-Reihe, bei denen das komplette Ziffernblatt aus Soyuz-Material besteht. Der Grund ist einfach: Satte 95% des Materials, welches Patrick Hohmann in der kasachischen Steppe zusammensucht, ist Ausschuss. Die Weiterverarbeitung für die Ziffernblätter ist außerdem schwierig. Das treibt die Kosten in die Höhe, weshalb auch die Automatik-Uhr Leonov B.T.O. auf den ersten Blick für eine Dreizeigeruhr kein Schnäppchen ist.

Entsprechend musste bei der günstigen Einstiegs-Werenbach in kleineren Dimensionen gedacht werden – Patrick Hohmanns Idee: In ein Sichtfenster oberhalb von „6 Uhr“ wird bei der MACH 33 ein Soyuz-Raketen-Teil in das Ziffernblatt eingesetzt und mit „Soyuz Mat.“ (Soyuz Material) gekennzeichnet. Auf den Beispiel-Renderings sieht das noch relativ unspektakulär aus – hier die beiden Beispiel-Varianten Sport W38 (mit beigem Nato und 38 mm Durchmesser) sowie die Planet 9 (in schwarz mit 42 mm Durchmesser):

Auf den „echten“ Prototypen-Bildern erkennt man aber, dass (wie bei der Leonov B.T.O.) die ausgewählten Raketen-Teile für das Sichtfenster allerlei unterschiedliche Nuancen (originalgetreue Kratzer, Farben etc.) aufweisen. Bei dieser Variante der 38 mm großen MACH 33 Sport W38 wird beispielsweise das Orange der Indizes bzw. Sekundenzeigerspitze aufgenommen:

Werenbach MACH33 Sport W38 Kickstarter

Werenbach MACH 33 Sport W38

 

Es gibt aber auch eine farblich deutlich zurückhaltender Variante der MACH 33 Sport W38 mit grauem Soyuz-Raketenschrott im Sichtfenster:

Werenbach MACH 33 Kickstarter 2018

Das Material für die neue MACH33-Kollektion stammt von der Rakete der Mission Soyuz MS-09, mit der u.a. Alexander Gerst geflogen ist. Werenbach verwirklicht in der MACH 33 eine dazu passende Idee: Dank eines NFC-Chips in der Uhr kann man sich per Smartphone direkt in den Live-Stream der internationalen Raumstation ISS (das langfristige, sogenannte HDEV-Projekt) einwählen. Bei der NFC-Authentifizierung werden auf dem Smartphone auch Informationen über die Raketenmission und das verwendete Raketenmaterial angezeigt. Zudem kann sich der Kunde direkt in seinen Werenbach-Account einwählen und die Uhr registrieren (Diebstahlschutz). Bei Android Smartphones muss dazu nur die NFC-Lesefunktion aktiviert werden. Bei einem Apple Gerät ist eine Werenbach-App nötig welche die Lesefunktion des Smartphones aktiviert.

Werenbach MACH 33 NFC Chip ISS Stream

Eine weitere nennenswerte Besonderheit der Werenbach MACH 33 ist das sogenannte Monocoque-Gehäuse, welches aus einem einzigen Metallklotz gefräst wird. Anders als „normale“, mehrteilige Gehäuse, gibt es also keinen klassischen Gehäuseboden.

Bedenken wegen eines irgendwann mal nötigen Batteriewechsels muss man aber nicht haben – natürlich ist die Werenbach MACH 33 keine „Wegwerfuhr“: Die Knopfzelle 364 (bzw. SR621SW) ist direkt im Gehäuse integriert, wodurch man leicht selbst die Batterie wechseln kann ohne zu einem Juwelier gehen zu müssen (dort kostet ein Batteriewechsel schnell mal 10€ aufwärts).

In Anbetracht der Ideen, die in der der Werenbach MACH 33 stecken, ist das Innenleben eher unspektakulärer Natur: Angetrieben wird das Modell von einem japanischen Miyota GM10 Quarz-Werk mit 3 Jahren Batterielaufzeit.

 

Gut: Patrick Hohmann hat sich meine Kritik bei unserem Treffen auf der Baselworld hinsichtlich des damals noch geplanten Mineralglases offenbar zu Herzen genommen – die MACH 33 kommt nun doch mit kratzfestem Saphirglas.

Durchaus verständlich bei den aufgerufenen Preisen und der inkludierten Zollabwicklung ist, dass der Wertschöpfungsanteil der MACH 33 nicht für Swiss Made ausreicht. Werenbach hat hier aber mit dem Hinweis „Made on Earth“ eine witzige und passende Lösung gefunden:

Werenbach MACH 33 Sport Beige 38 mm

Die Werenbach MACH 33 gibt es in zwei Gehäusegrössen: 42 und 38mm. Darüber hinaus stehen diverse (Nato-)Band-Varianten zur Auswahl. Mehr zur Auswahl direkt in der Kickstarter-Kampagne

Werenbach MACH 33 2018

Werenbach Planet 9 Mach33 Uhr

Nato Bänder Werenbach Kickstarter 2018

 

Fazit zur Werenbach MACH 33 Kickstarter-Kampagne 2018

Die Kickstarter-Preise der Werenbach MACH 33 liegen zwischen 179 CHF (für die Sport W38) und 279 CHF (für die 42 mm große, schwarze „Planet 9“) – das entspricht ca. 150€ bis 240€, die Preise liegen damit circa 40% unter dem späteren bzw. regulären Verkaufspreis (nach der Kickstarter-Kampagne). Das ist in Anbetracht des Miyota-Quarz-Werkes zwar kein Hammer-Schnäppchen, in der Summe aber fair. Für Weltraum-Fans bietet Werenbach mit der MACH 33 auf jeden Fall eine gute Alternative zu den deutlich teureren Automatikmodellen, mit der man nichts falsch machen kann.

Gut: Patrick Hohmann bestätigte mir auf Nachfrage, dass bei Lieferungen in Länder der EU und die Schweiz, die Käufer keine Einfuhrumsatzsteuer zahlen müssen – das ist bei Kickstarter-Kampagnen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und oftmals ein nicht bedachter Faktor, welcher die Freude über das vermeintliche Schnäppchen stark trüben kann. Konkret versendet Werenbach die MACH 33 über einen Versandservice von UPS, der die Zollabwicklung übernimmt – auf den Käufer kommen keinerlei zusätzliche Kosten zu und man muss sich nicht mit den Zollbehörden rumärgern (ich habe mit der UPS-Abwicklung schon diverse positive Erfahrungen gemacht). Großes Lob für dieses kundenfreundliche Vorgehen!

Ich wünsche Werenbach jedenfalls viel Erfolg für die Kickstarter-Kampagne – Cheers! 😉

Patrick Hohmann auf einer Soyuz-Rakete in der Nähe der Raumstation Baikonur
Werenbach Patrick Hohmann
Patrick Hohmann in der kasachischen Steppe, in der Nähe der Raumstation Baikonur

Bitte beachtet noch meinen Artikel zu Kickstarter-Kampagnen im Allgemeinen und gewissen Risiken, die mit einem Kauf über diese Plattform einhergehen (diese dürften sich bei einem bereits etablierten Hersteller wie Werenbach allerdings im minimalen Bereich bewegen):

https://chrononautix.com/kickstarter-crowdfunding-bezahlung-rabatt-zoll/

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ARSENIO B.
6 Jahre zurück

Achei um relógio muito bonito. Comprei hoje e espero receber até o natal.

Jens
6 Jahre zurück

Nix für Ungut, aber das ist echt sowas von einem Abstieg! Erst das komplette Gehäuse aus Raketenteilen: cool, aber der Masse an Käufern einfach zu teuer. Dann die ‚Earth Collection‘ mit Sojus-Ziffernblatt: perfekte Mischung aus Raketenuhr und Preis (wenn auch grenzwertig teuer). Und dann das: Raketen-Mikro-Futzel-Reststücke, langweilgies Standarddesign, ohne Rasterelektronenmikroskop nicht lesbares Datum, etc.pp. Da hilft echt auch der objektiv massentaugliche Preis nicht wirklich darüber hinweg, dass die Marke Werenbach sich im freien Fall von ‚Omega‘ auf ‚McDonalds-Uhr‘ befindet. Sehr, sehr schade!

Günter
6 Jahre zurück

wirklich toller Bericht, wie immer