Wer „Dirty Dozen“ hört, denkt vielleicht sofort an Hollywood-Action aus den 1960ern: Ein Dutzend Kriminelle werden zu einer waghalsigen Mission im Zweiten Weltkrieg geschickt. Doch unter Uhrenfreunden ist der Name mindestens genauso legendär – und das nicht etwa wegen des Films, sondern wegen der zwölf Field Watches, die britische Soldaten tatsächlich ab 1944 trugen. Der Hintergrund: Weil die heimische Industrie damals überlastet war, orderte das britische Verteidigungsministerium rund 150.000 robuste Militäruhren bei zwölf Schweizer Herstellern . Diese Uhren mussten ein schwarzes Blatt mit arabischen Ziffern und eine Eisenbahn-Minuterie an Bord haben und mit kleiner Sekunde ausgestattet sein – und vor allem: ablesbar, stoßsicher, wasserdicht sein.
Die Spitznamen-Geburt ist klar: Zwölf Hersteller, ein Auftrag, harte Einsätze – das „Dirty Dozen“ war geboren. Heute zählen die Originale zu den gefragtesten Vintage-Militäruhren überhaupt. Und genau hier knüpft Vario mit der 1945 D12 Bronze Fumé an…




Eckdaten Vario 1945 D12 Bronze:
- Gehäusedurchmesser: 37 mm
- Gehäusehöhe: 10,5 mm
- Glas: Saphir mit innerer AR-Beschichtung
- Bandanstoßbreite: 18 mm
- Horn-zu-Horn: 45 mm
- Leuchtmasse: Super-LumiNova C3/BGW9
- Gehäusematerial: Qsn6.5-0.1
- Gehäuseboden: Edelstahl 316L mit Gravur, optional Gehäuseboden mit individueller Lasergravur oder Glasboden
- Krone: Verschraubte Krone
- Uhrwerk: Miyota 82s5 Automatikwerk, vergoldet, Genfer Streife, Handaufzug und Sekundenstopp, 21 Steine, 21600 bph, mehr als 40 Stunden Gangreserve
- Wasserdichtigkeit: 10 bar
- Armband: Gewachstes Canvas-Armband aus recyceltem Material
- 2 Jahre internationale Garantie
- Kostenloser weltweiter Expressversand
- Preis: 428 US-Dollar = 363€ zzgl. 19% Einfuhrumsatzsteuer/Zoll
- Vario 1945 D12 Bronze Fumé direkt erhältlich über vario.sg
Die Vario 1945 D12 – historisch inspiriert, aber nicht sklavisch
Die singapurische Microbrand Vario bewegt sich mit der 1945 D12-Reihe optisch klar im Dirty-Dozen-Kosmos: ein schlichtes Zifferblatt mit nachleuchtenden Stundenziffern, Eisenbahn-Minuterie, dezentrale kleine Sekunde. Auf den Indizes wurde Super-LumiNova C3 (hellgrün) aufgetragen, auf den Ziffern BGW9 (bläulich). Alles auf optimale Ablesbarkeit getrimmt – so, wie es auch die britischen Spezifikationen damals vorgaben.





Aber Vario macht nicht nur einfach „Copy & Paste“: Der historische Broad Arrow, das Eigentumszeichen der britischen Armee, wurde bei der 1945 D12 in abgewandelter Form als 12-Stunden-Index verwendet. Das Zifferblatt ist ferner rau strukturiert, wodurch die Uhr plastischer wirkt als die mattschwarzen Originale. Auch der dezente Degradé-/Fumé-Effekt passt ganz wunderbar: Die Mitte des Zifferblatts ist ein hellerer Grauton, der auf der Minutenskala in Eisenbahnschienen-Optik fast in Schwarz übergeht. Darüber hinaus ist die Krone leicht versetzt – ein Detail, das schon bei der Vario 1918 Trench Watch (Schützengrabenuhr) zum Einsatz kam, und schlicht dafür sorgt, dass die Uhr bequemer am Handgelenk liegt.
In Summe wirkt die Uhr vertraut, aber nicht wie ein sklavisch nachgeahmter Klon.



Jetzt kommt Bronze ins Spiel
Eine spannende Neuerung bei der Vario 1945 D12 ist das Bronze-Gehäuse: Während Edelstahl quasi ewig jung bleibt, lebt Bronze. Das Material oxidiert mit der Zeit und bildet eine Patina, die jeder Uhr einen ganz eigenen Charakter gibt. Mal dunkel, mal matt, mal mit leichtem Grün-Touch – je nachdem, wie viel Luftfeuchtigkeit, Schweiß oder dergleichen die Uhr erlebt. Keine zwei Uhren altern gleich.
Vario gibt konkret als Bronze-Legierung Qsn6.5-0.1 an – hinter den Zahlen steckt 6,5 % Zinn (Sn) und 0,1 % Phosphor (P) im Legierungsanteil. Der Löwenanteil ist aber auch hier – keine Überraschung – Kupfer, man spricht aber auch von Zinnbronze oder Zinn-Phosphor-Bronze.



Abseits der Uhrenwelt wird die Legierung gerne auch für verschleißfeste und antimagnetischen Teile in Präzisionsinstrumenten wie Zahnrädern, Bürstenkästen, Vibrationsplatten usw. verwendet. Es ist außerdem korrosionsbeständig in Atmosphäre, Meerwasser, Süßwasser und Dampf und wird häufig in Dampfkesseln und Marineteilen verwendet.
Das Ergebnis: Die Bronze bei der 1945 D12 wirkt im Neuzustand edel und fast luxuriös (auch wegen der polierten Fase). Patina-Spuren sind hier zunächst nur zu erahnen, wie man auf den Bildern gut erkennen kann. Mit der Zeit verwandelt sie sich aber in ein Unikat – eine Eigenschaft, die perfekt zum Dirty-Dozen-Erbe passt.

Ich habe vor ein paar Jahren mal ein paar Tricks ausprobiert, um Bronze-Uhren im Schnellverfahren zu patinieren. Den Essigdampf-Trick (konkret: Apfelessig in einem abgedeckten Glas) habe ich auch bei der Vario ausprobiert – und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Erscheinungsbild der Uhr ist nach rund 24 Stunden deutlich „dreckiger“, es hat sich schon merkbar Grünspan gebildet. Besonders spannend ist die unterschiedliche Wirkung der Patina bei polierten (oben) im direkten Vergleich zu satinierten (unten) Flächen. Aber seht selbst:
Mehr: Ausprobiert: Turbo-Patina für Bronze-Uhren mit Hausmitteln erzeugen – und wieder reinigen






Technik und Tragekomfort
Unter dem Saphirglas mit innenliegender Antireflex-Beschichtung tickt das Miyota 82S5, ein grundsolides japanisches Automatikkaliber mit Sekundenstopp („Hacking“), damit man die Uhr sekundengenau stellen kann – damals im Feld essenziell, heute bei den meisten mechanischen Werken Standard. Die weitere Spezifikationen: 21.600 Halbschwingungen, ca. 40 Stunden Gangreserve und Handaufzugsmöglichkeit über die Krone.
Optisch ist das Kaliber mit Genfer Streifen und Gold-in-Gold-Farbton versehen – ganz hübsch durch den optionalen bzw. aufpreispflichtigen Glasboden anzusehen, aber ehrlich gesagt kein Drama, wenn man den massiven, verschraubten Stahlboden mit der „80 Years“-Gravur nimmt, die an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor acht Jahrzehnten erinnert.



Das Gehäuse ist mit 37 mm Durchmesser ziemlich kompakt dimensioniert, dazu nur 10 mm hoch – perfekt auch für sehr schmale Handgelenke (ein bisschen zu kompakt für mein Handgelenk mit 18,5 cm Umfang) und sicherlich auch das eine oder andere Damenhandgelenk. Gut: Durch die versetzte Krone gibt es kein „Krone bohrt in den Handrücken“-Gefühl.

Mit 10 bar Wasserdichtigkeit ist die D12 alltagstauglich bis hin zum Schwimmen und Schnorcheln – gut so, denn das war einer der Kritikpunkte an der von mir unter die Lupe genommenen Solar-Uhr Vario 1945 A-11S.
Vario liefert die Uhr standardmäßig am gewachsten Canvas-Band mit samtig-weicher Innenfläche, bestehend aus 68 % Baumwolle, 29 % Lenzing-Viskose und 3% Wachs, gefüttert mit weichem japanischem Polyester – robust, leicht und dem Military-Thema treu. Wer es einen Tick historischer mag: Die Uhr sieht auch am BUND Strap, also einem Band mit separater, großer Unterlage, ganz hervorragend aus (im Falle des Vario-Bandes aus „Crazy Horse“-Leder, das bei Nutzung eine Patina bekommt und für einen antiken, verwitterten Look sorgt – passend zur „lebendigen“ Bronze). Schon damals waren solche Unterlagenbänder ein Trick, um Schweiß und Dreck vom Gehäuse fernzuhalten. Nebeneffekt solcher Bänder: Die Uhr wirkt merkbar größer am Handgelenk.




Abschließende Gedanken
Die Vario 1945 D12 Bronze ist mehr als eine Hommage: Sie nimmt die DNA der Dirty Dozen ernst, kombiniert sie mit eigenständigen, wenn auch nicht revolutionär neuen, Designideen und verpasst dem Ganzen einen Charakter, den nur Bronze liefern kann: Wer eine Uhr will, die jeden Tag ein bisschen mehr „erlebt“ und mit der Zeit immer individueller wird, der darf sich die D12 Bronze genauer ansehen. Und wer es nicht abwarten kann, der erzeugt einfach eine Turbo-Patina.
Während viele Neuauflagen im Dirty Dozen-Stil jenseits der 1000 € starten (Timor Heritage Field, Vertex M100, VAER A12; jeweils allerdings auch mit objektiv besserem Werk von Sellita), liefert Vario für rund 430€ (428 US-Dollar = 363€ zzgl. 19% Einfuhrumsatzsteuer/Zoll) eine qualitativ und optisch gelungene Uhr mit Patina-Potenzial und Alltagstauglichkeit, der zum Schritt zu einem Preis-Leistungs-Hit aber auch das bessere Miyota 9000 gut gestanden hätte.




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Nöl, nöl, nöl! Ich finde die klasse. Ich mag es, wenn sich das Bronze verändert und überbordende geschichtliche Genauigkeit hin oder her – eine Uhr soll Spaß machen. Und ich denke, hier gibt es Spaß für einen schmalen Taler. Und wer es nicht mag – der kaufe den Wecker einfach nicht!
Aus der Rubrik „Man kann es ja mal probieren“.
Solche Uhren gibt es bei der einschlägigen chinesischen Plattform für die Hälfte. Quasi im Dutzend. 😉
Das schreibst du aber auch gefühlt bei jeder zweiten Uhr… 😉