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Wie sagt man auf plattdeutsch so schön – `n guёt Ding wil Wile häbben (Gut Ding will Weile haben): Schon auf der WatchTime 2022 konnte ich bei einem überaus freundlichen Schnack mit dem sympathischen VANDAAG-Duo Malte und Tim erstmals das Modell Klaar begutachten. Dessen aufgeräumte Optik hat einige Ähnlichkeiten mit dem Flieger-Chronographen VANDAAG Schallmauer. Schauen wir uns alle vier Farbvarianten der Dreizeiger-Stahl-Sportuhr mal genauer an…

Eckdaten VANDAAG Klaar:

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VANDAAG Klaar im Test

Die Stahl-Sportuhr Klaar ist das sechste Modell der von den beiden Norddeutschen Malte und Tim ins Leben gerufen oldenburger Marke VANDAAG. Eine klassische Microbrand ist die Marke mit dem plattdeutschen Namen für “heute” aber nicht: Malte ist der Geschäftsführer eines langjährigen Familienbetriebs zur Produktion von Private Label-Uhren und bekommt dort Unterstützung von Tim als Vertriebsleiter. So setzten die beiden schon lange Uhren für Marken aus der ganzen Welt um – vom Design, über die eigentliche Herstellung, bis hin zum Service. Der Schritt zu einer eigenen Marke, den Malte und Tim vor ein paar Jahren gegangen sind, ist am Ende des Tages nur logisch.

Mehr über VANDAAG gibt’s im Interview mit Malte in diesem Artikel: Ohne Gedöns: VANDAAG Uhren – Tiefsee Automatik im Test

Bei der Klaar ist der Name Programm: Das Blatt mit dessen klassischen arabischen Stundenindizes ist sehr aufgeräumt und durch das Datum auf der “6 Uhr”-Position hundertprozentig symmetrisch. Spontan erinnerte mich der Zifferblattaufbau an Bordinstrumente. Das plattdeutsche Wort “Klaar” bedeutet übrigens “fertig”, “bereit” oder auch (wer hätt’s gedacht) “klar” auf Hochdeutsch. “Klaar” wird unter anderem auch in der Schifffahrt verwendet, zum Beispiel, um anzugeben, dass ein Schiff bereit ist abzulegen.

Die Datumsscheibe des verbauten Schweizer Kalibers SW200-1 (dazu gleich mehr) ist dabei in der knalligen Farbe rot gehalten – das ist seit je her das Markenzeichen der norddeutschen Marke und (neben der ebenfalls roten Spitze des Sekundenzeigers) ein willkommener Farbtupfer bei den ansonsten nordisch-dezent gehaltenen Farbvarianten Blau (Ruhe), Grün (Harmonie), Grau (Balance) und Schwarz (Gold-Kraft).

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Anders als beim Flieger-Chronographen Schallmauer kommt die Dreizeigeruhr Klaar mit einer einseitig drehbaren Lünette. Nun kann man natürlich darüber diskutieren, ob nicht eine beidseitig drehbare Lünette geschickter gewesen wäre, denn eine waschechte Taucheruhr ist die Klaar schließlich nicht (und will sie auch gar nicht sein). Das sieht man auch an der Lünetteneinlage bzw. den dort beheimateten Indexen: Die Einlage aus kratzfester, auf Hochglanz polierter Keramik kommt mit einer tiefergesetzten Minuterie, die (wie bei der Schallmauer) aber nicht mit Leuchtfarbe oder Lackierungen ausgefüllt ist.

Auf den ersten Blick eher ungewöhnlich ist, dass die zentrale Markierung der Klaar-Lünette sich kaum von den sonstigen Stunden-(Leucht-)Punkten auf 2, 4, 6, 8 und 10 Uhr, die sich mit Stunden-Strichen abwechseln, absetzt: Der zentrale Punkt ist einfach nur einen Tick größer – aus funktionalen Gründen ist das naheliegenderweise eigentlich nicht ganz optimal, dürfte aber auch wenig praktische Relevanz für die allermeisten Uhrenfreunde haben und unterstreicht die aufgeräumte, klare Optik der Klaar – eine andere geometrische Form wie beispielsweise ein klassisches Leuchtdreieck, das man häufig bei Taucheruhren findet, hätte die Gesamtkomposition wohl tatsächlich ziemlich gestört.

Ferner sei noch gesagt, dass die Lünette angenehm knackig-satt rastet und (mir persönlich besonders wichtig) – sie ist bei allen mir vorliegenden Uhren perfekt ausgerichtet bzw. zentrierbar.

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Die Klaar-Varianten Ruhe, Balance und Harmonie kommen auf den kontrastreichen weißen Zeigern (Stunde, Minute), dem mattierten Zifferblatt und den Stundenindexen der Keramik-Lünette einheitlich mit der grün nachleuchtenden Leuchtmassefarbe SG2200 von der 1941 gegründeten japanischen Firma Nemoto, die als Erfinder der modernen, nicht-radioaktiven und damit gesundheitlich unbedenklichen Leuchtfarbe LumiNova gelten. Gut zu wissen: Im Jahre 1998 brachte Nemoto LumiNova mit Hilfe eines Joint Ventures zwischen der LumiNova AG und der RC-Tritec AG in die Schweizer Uhrenindustrie. Seitdem ist die Leuchtfarbe auch als Super-LumiNova bekannt, die chemische Basis ist aber identisch.

Ausnahmen bestätigen die Regel – die Klaar-Variante Gold-Kraft weicht als einzige ab: Die vergoldeten, auf Hochglanz polierten Aluminium-Zeiger und das Zifferblatt sind mit Nemoto-Leuchtmasse in der Farbe Beige veredelt, die merkbar weniger intensive Strahlkraft mitbringt. Die Lünettenmarkierungen der Gold-Kraft sind außerdem nicht nachleuchtend. Für die alles in allem deutlich geringere Leuchtkraft entschädigt aber die rundum stimmige Optik und vor allem die im Detail sehr geniale Lackierung der Stundenindizes in der Lünette: Es wirkt fast so, als wäre echtes Gold in die Vertiefungen der Keramiklünette eingegossen worden – toll!

Ein weiteres schönes Detail ist auch, dass die Leuchtmasse bei den deutlich ablesbaren arabischen Stundenziffern und den danebenliegenden Stunden-Punkten richtig schön satt-dick aufgetragen wurde, wodurch eine dezente Plastizität auf dem Zifferblatt herrscht.

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Das bis alltagstaugliche 10 bar bzw. 100 Meter wasserdichte Gehäuse (zum Schwimmen/Schnorcheln geeignet) ist weitgehend schnörkellos, tipptopp verarbeitet und hat große Ähnlichkeit mit der VANDAAG Schallmauer, d.h. es ist mit Blick auf Durchmesser (42,5mm) und Horn-zu-Horn-Maß (50mm) weiterhin eher sportlich dimensioniert, für das durchschnittliche Herrenhandgelenk aber gut tragbar. Nur die Höhe ist mit 11,65mm deutlich hemdärmelfreundlicher (gegenüber 15mm bei der Schallmauer) – kein Wunder, denn der Antrieb, das Sellita SW200-1 ist mit 4,6mm deutlich flacher als das Chronographen-Pendant SW500 (7,9mm).

Standardmäßig kommt die VANDAAG Klaar am haptisch sehr ordentlichen, massiven, dreigliedrigen Stahlband mit (und das ist keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse) verschraubten Bandgliedern. Dem geneigten Uhrenfreund stehen außerdem farblich passende Bandalternativen in Hülle und Fülle zur Auswahl, also u.a. Leder, Nylon und Kautschuk (Bandanstoß 22mm). Mein Favorit ist aber das Milanaise- bzw. Mesh-Band, dessen massive, abgeschrägte Schließe sich deutlich von den manchmal etwas klapprigen “Einhänge”-Standardschließen unterscheidet, die man bei Milanaise-Bändern in der Preisklasse sonst häufig vorfindet. Löblicherweise bis zum Ende gedacht ist, dass wirklich alle Bandoptionen mit Schnellwechselstegen kommen, was naturgemäß dazu einlädt, der Klaar immer mal wieder eine andere Optik zu verpassen.

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Anders als bei der Taucheruhr VANDAAG Tiefsee, in der ein japanisches Miyota 8215 arbeitet, kommt die VANDAAG Klaar mit einem tickenden Schweizer Innenleben, dem Klassiker unter den hochwertigen mechanischen Standardkalibern schlechthin: das Sellita SW200-1 von der 1950 gegründeten Sellita SA mit Sitz in La Chaux-de-Fonds. VANDAAG folgt damit einem häufig in einschlägigen Foren und Facebook-Gruppen geäußerten Wunsch der Community. Und auch ich begrüße den Schritt: Das Miyota 8215 ist zwar ein zuverlässiges und robustes Einsteiger-Standardkaliber, aber das SW200-1 ist für eine höherwertiger positionierte Made in Germany-Marke wie VANDAAG einfach die passendere und “logischere” Wahl im (überschaubaren) Pool der Standardkaliber – trotz des höheren Preises, den man nachvollziehbarerweise in Kauf nehmen muss (799€ für die Klaar vs. 449€ für die Tiefsee, jeweils am Stahlband).

VANDAAG nimmt am Kaliber außerdem eine Modifikation vor, die den Blick durch das Saphirglasfenster auf jeden Fall deutlich attraktiver gestaltet: Die Oldenburger tauschen den Standardrotor gegen einen hübschen, schwarz galvanisierten Rotor, der das silberfarbene VANDAAG-Logo trägt.

Abschließende Gedanken – Wat löppt dat löppt!

Während manche Uhrenmarke gefühlt etwas hektisch neue Modelle auf den Markt wirft, strahlen die Oldenburger bei der Lancierung von Neuheiten ziemlich viel norddeutsche Coolness und Ruhe aus – und da schließt sich der Kreis, denn schließlich gilt: `n guёt Ding wil Wile häbben. Das Resultat in Form der VANDAAG Klaar ist sicherlich keine Design-Revolution – die Oldenburger zeigen mit ihrer großen Erfahrung aber ein ums andere mal, dass auch mit wohldosierten neuen Elementen (z.B. Gold-Lack bei der Gold-Kraft, rotes Datum) eine rundum gelungene und bis zum Ende durchdachte Uhr erschaffen werden kann.

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Lord Cord
4 Monate zurück

Das Stahlband ist schon von der rustikalen Art. Zur Not lässt sich damit auch ein Trecker abschleppen. Das ist zwar praktisch, gibt aber der sonst recht detailliert gezeichneten Uhr einen unnötig grobschlächtigen Beigeschmack. Das mag man mögen – für das Monokel des mit zierlichen Handgelenken „gesegneten“ Lords ist das eher suboptimal. Nicht zu unrecht verweist Mario hier subtil auf Alternativen.

Lars
8 Monate zurück

Preis/ Leistung passt für mich. Keramiklünette, 100 Meter WaDi, Schnellwechselsystem beim Band, ein ordentliches Standardkaliber, als ich eine überschaubare Limitierung.
Was will man mehr?
Mich stört einzig das Alleinstellungsmerkmal „rote Datumsscheibe“ – vielleicht Gewöhnungsbedürftig.
Oh, natürlich auch noch der Schriftzug des Herstellers auf dem Zifferblatt. Markenlogo und Markenname (kleine Schrift) wäre aus meiner Sicht wieder einmal mehr gewesen.

Etwas was ich aber häufig bei kleineren Herstellern kritisch sehe😉.

Danke für die ausführliche Beschreibung, „Test“.

Winston
8 Monate zurück

Ich bedauere, dass es diese schöne Uhr nicht auch mit einem Kaliber gibt, welches die Uhr eher in den Bereich um 500 EUR platziert. Aber vielleicht folgen die irgendwann mal anderen Marken, die dem Kunden die Wahl des Werks und damit den Preis wählen lassen.