Der Horror für jeden Uhrenfreund: Beim Sprung ins kühle Nass, während einer Dusche oder einfach nur während des Händewaschens dringt Wasser in die liebgewonnene Uhr ein. Der Wassereintritt macht sich oftmals gar nicht sofort bemerkbar. Kommt man aber beispielsweise aus der bibbernden Winterkälte ins kuschelig-warme Zuhause, so macht sich in der Uhr befindliches Wasser gerne durch ein beschlagenes Uhrenglas bemerkbar – auf der Innenseite wohlgemerkt. Hier ein sehr plakatives Beispiel, ein Wasserschaden an einer Vintage-Rolex GMT-Master 16750 mit Spider Dial:
Das Problem: Ist die Feuchtigkeit erst mal im Gehäuse, so kann diese auch nicht mehr eigenständig entweichen – und nein, auch der Griff zum Fön hilft nicht! Der Beschlag lässt sich mit Hilfe eines Föns zwar recht fix vom Inneren des Glases entfernen, die Feuchtigkeit an sich kann aber nicht entweichen, d.h. sie befindet sich weiterhin im Gehäuse und kann Schaden anrichten. Das Fatale: Man wähnt sich durch die Nutzung eines Föns fälschlicherweise in Sicherheit.
Uhrenglas beschlagen: Schnelle Reaktion ist das A und O
Bei einem Wassereintritt sollte man in jedem Fall schnell reagieren: Das Wasser muss dringend raus aus der Uhr, damit das Uhrwerk oder sonstige Komponenten keinen Schaden nehmen. Chlorwasser (z.B. vom Baden im Pool) und Salzwasser (z.B. vom Baden im Meer) sind dabei naturgemäß deutlich schädlicher für das Uhrwerk, das Zifferblatt etc. als Süßwasser.
Aber selbst Süßwasser kann insbesondere bei einer Vintage-Uhr großen Schaden anrichten und damit immense Kosten verursachen: Früher häufig verwendete Tritium oder Radium-haltige Leuchtfarben (die Vorgänger von Super-LumiNova) reagieren sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Die Leuchtmasse kann bröselig werden, sich dadurch lockern und in der Uhr verteilen – und im schlimmsten Fall Schäden am Werk anrichten.
Auch die Lackierungen von Zifferblättern, die im Falle der Rolex GMT- Master 16750 beispielsweise sehr charakteristische Spinnennetz-förmige Haarrise aufweisen können (sogenanntes Spider Dial), können ebenfalls durch die Feuchtigkeit abplatzen.
Im schlimmsten Fall würde nur der Tausch des gesamten Blattes samt neuer Zeigersatz helfen – die Uhr würde sich dann aber nicht mehr im Originalzustand befinden. So wird bei Tauschblättern aus dem Hause Rolex für alte Vintage-Modelle kein Tritium mehr eingesetzt, sondern Super-LumiNova. Das drückt den Wert einer Vintage-Uhr in aller Regel deutlich, insbesondere bei der Marke Rolex.
Bei einem Wasserschaden ist daher dringend zu empfehlen sofort zum nächsten Uhrmacher bzw. Konzessionär zu gehen, der die Uhr öffnet, durchtrocknen lässt und auf eventuelle Schäden inspiziert. Das gilt natürlich nicht nur für mechanische Uhren, sondern auch für Quarz-Uhren, bei denen die Elektronik im Inneren durch Feuchtigkeit ebenfalls schnell Schaden nehmen kann.
Im Notfall, falls man beispielsweise im Urlaub keinen Uhrmacher “zur Hand hat”, kann man versuchen selbst den Gehäuseboden zu öffnen und die Uhr beispielsweise in der Sonne durchtrocknen zu lassen. Man beachte aber, dass dabei das “nackte” Uhrwerk nicht unbedingt in einer staubigen Umgebung rumliegen sollte, da sich feinste Partikel in der Uhr festsetzen können.
Allerdings ist auch so ein Gehäuseboden in der Regel nicht so einfach geöffnet, bei Rolex-Uhren kommt man mit Standard-Gehäuseöffnern nicht weit. Man kann es aber ggf. mit einem Uhröffner-Ball probieren (natürlich auf eigene Gefahr).
Wartet man bei einem Wasserschaden zu lange, so kann unter Umständen eine komplette Revision des Uhrwerkes notwendig werden – im Falle der Rolex GMT Master 16750 sind so schnell mal 1000€ aufwärts futsch.
Prävention
Die Frage ist natürlich auch, wie das Wasser überhaupt in die Uhr eindringen konnte. Ein naheliegender Verdacht sind in den allermeisten Fällen die Dichtungen, zum Beispiel bei der Krone, die über die Jahre spröde geworden sein können und dadurch ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Dichtungen sind grundsätzlich schnell und kostengünstig ausgetauscht.
Man beachte: Bei Vintage-Uhren bekommt man trotz eines neuen Dichtungssatzes in aller Regel keine Garantie auf Wasserdichtigkeit – denn insbesondere früher in der Regel zum Einsatz kommende Plexigläser sind eine Schwachstelle gegenüber Wasser, wenn diese (auch an nicht sichtbaren Stellen, zum Beispiel unter der Lünette) über die Zeit Risse bekommen haben.
Glück im Unglück: Auch, wenn der Wasserschaden im Falle der in diesem Artikel gezeigten Rolex GMT-Master sehr extrem aussieht, so hat das Werk keinerlei Schaden genommen: Die Uhr konnte innerhalb weniger Stunden durch Öffnen des Gehäusebodens durch den Uhrmacher “durchgetrocknet” werden. Eine Revision war nicht notwendig. Unter der Lupe sind allerdings feinste Schäden an der Tritium-Leuchtmasse auszumachen. Ein weiterer Wassereintritt könnte fatale Folgen haben…
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Passt und stimmt in Gänze. Hatte das Problem (mit Meerwasser) bei einer Submariner Jahrgang 1983. Wurde aber erst nach dem Rückflug vom Konzessionär geöffnet und getrocknet und mit neuen Dichtungen versehen. Dann gab es keine Probleme mehr.
Selbst im Rahmen einer Revision (seinerzeit noch 550,- €) gab es keine Folgeschäden zu beklagen. Eben doch Qualität.