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Certina reitet weiter die Retro-Welle und bringt mit der DS Super PH500M Special Edition eine knallig-orange Taucheruhr auf den Markt, welche an das Vintage-Modell DS-2 Super PH500M (Ref. 5801 123) aus den 60er Jahren erinnert … oder zumindest erinnern soll 😉 Ehrlich gesagt dachte ich nämlich auf den ersten Blick eher an eine neue Farbvariante der Certina DS PH200M. Beim Preis habe ich mir ebenfalls kurz die Augen reiben müssen: Mit einem saftigen Aufschlag von rund 30% gegenüber der DS PH200M tritt Certina im Haifischbecken der Taucheruhren-Hersteller an. Ob das gerechtfertigt ist? Schauen wir’s uns an…

Die historische Vorlage, die Certina DS-2 Super PH500M, war im Jahre 1969 (u.a. neben der Rolex Sea-Dweller “Single Red”) fester Bestandteil der Tektite I-Mission – ein Forschungslabor, bei dem es sich nicht um ein “normales” Labor mit irgendwelchen Weißkitteln handelt, sondern um ein Unterwasser-Habitat, welches in der Karibik in rund 15 Metern Tiefe versenkt und rund zwei Monate lang von vier Wissenschaftlern bewohnt wurde. Bekanntester Teilnehmer der Mission war die Meeresbiologin Sylvia Earle. Finanziert wurde das Unterwasser-Abenteuer von den USA, konkret der US Marine, der NASA und dem Innenministerium. Die Interessen waren teilweise ganz unterschiedlich:

  • Die US Marine war naturgemäß vor allem an Ergebnissen zu den Effekten auf den menschlichen Körper durch den Aufenthalt im Wasser und unter Wasser interessiert.
  • Die NASA wollte – ganz Big Brother-like – Ergebnisse zum Verhalten kleiner Gruppen auf beengtem Raum bekommen (das Unterwasserlabor ähnlich kompakt wie eine Raumstation).
  • Das Innenministerium wollte die Kapazität für wissenschaftliche Aktivitäten am Meeresboden erweitern.

Ganz im Sinne der Forschung wurden viele wichtige Ausrüstungsgegenstände der Tektite-Mission getestet und bewertet – so auch die DS-2 Super PH500M hinsichtlich Schutz der Krone, Kratzfestigkeit, Band, Ablesbarkeit, Genauigkeit etc. – die Ergebnisse waren wirklich gut:

Fun Fact am Rande: Quasi zeitgleich zur Tektite I-Mission war die Certina DS-2 Super PH 500M auch im Weltraum – auf den Fernsehbildschirmen dieser Welt in der SciFi-Kult-Serie UFO – Weltraumkommando S.H.A.D.O. … 😉

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Retro-Neuauflage der Certina DS-2 Super PH500M (?)

Certina positioniert die DS Super PH500M – wie eingangs beschrieben – als Retro-Neuauflage des Modells aus dem Jahre 1969. Mein erster Gedanke war allerdings: Ahhh – eine sommerlich-frische Variante der Certina DS PH200Mjenes Modell, welches ich 2019 umfangreich getestet habe. Ups, falsch!

Tatsächlich wirkt die neue Super PH 500M deutlich weniger wuchtig als die von Certina auserkorene Vorlage aus den 60er bzw. 70er Jahren – hat das Modell eine Weight Watchers-Diät über sich ergehen lassen müssen? Hmm! Nun, der Durchmesser beträgt auf dem Papier damals wie heute 43 mm. Der optische Unterschied kommt wahrscheinlich dadurch zustande, dass der charakteristische, polierte “Innen-Lünettenring” deutlich schmaler als bei der Vorlage ist. Auch die Hörner wirken etwas kompakter und länglicher…

Das Zifferblatt ist – anders als bei der Variante der alten Certina DS-2 Super PH500M mit orangem Innenring – komplett orange gehalten. Damit erinnert das Modell an die Certina Argonaut 200M (Ref. 5801 223) aus dem Jahre 1970:

Immerhin wurde eine technische Besonderheit der Vorlage übernommen: Die Taucherlünette ist so konstruiert, dass sie sich erst durch leichten Druck einseitig drehen lässt – durch diese Sicherheitsmaßnahme soll ein versehentliches Verstellen der Tauchzeit verhindert werden.

Angetrieben wird die Certina DS Super PH500M von einem Powermatic-80-Kaliber mit – wer hätt’s gedacht – satten 80 Stunden Gangreserve. Die hohe Gangreserve wird naturgemäß dadurch “erkauft”, dass der Ganggenauigkeit mit nachlassender Federspannung etwas die Puste ausgeht – bei meinem Test der Certina DS PH200M waren es vollaufgezogen hervorragende +0,5 Sekunden pro Tag, gegen Ende nur noch ganz gute +11 Sekunden pro Tag.

Das Powermatic-80-Werk in der Certina DS Super PH500M hat aber einen Vorteil gegenüber dem Powermatic-80 in der Certina DS PH200M: Eine Nivachron-Spirale, die dank einer Titan-Legierung unempfindlicher gegenüber Magnetfeldern, Temperaturschwankungen und Stößen ist. Die Swatch-Gruppe (der Konzern hinter Certina) hat die Nivachron-Spirale zusammen mit dem Luxusuhrenhersteller Audemars Piguet entwickelt und 2018 auf den Markt gebracht. Im Vergleich zur Silizium-Spiralfeder, die die Swatch-Gruppe mit Rolex und Patek Philippe entwickelt hat, ist die Nivachron-Spiralfeder deutlich günstiger in der Produktion. Kein Zufall also, dass die Nivachron-Spiralfeder erstmalig 2019 in der günstigen Swatch Flymagic zum Einsatz kam.

Certina und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) / Fazit

Die Certina DS PH500M ist in Zusammenarbeit mit dem 1954 gegründeten Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) entstanden. Mit 100 Tauchschulen und Dive Centern, 17 Landestauchsportverbänden und insgesamt fast 84.000 Mitgliedern gehört er zu den weltweit größten und ältesten Tauchsportverbänden. Im Rahmen der Kooperation wurde auch das VDST-Logo auf dem Gehäuseboden verewigt – für Mitglieder des Vereins sicherlich eine coole Sache, ich persönlich als höchstens-mal-im-Urlaub-tauchen-Geher finde das tief geprägte Schildkröten-Relief der Certina DS PH200M aber deutlich besser…

Als Vereinsmitglied des VDST bekommt man übrigens kostenlos ein Set zusätzlicher Bänder: ein schwarzes NATO-Band mit Klettverschluss in herkömmlicher Länge und eine extralange Version, die über den Ärmel des Trockentauchanzugs passt.

Standardmäßig ausgeliefert wird die neue Certina DS Super PH500M an einem gewellten Kautschukband (ein gewelltes Band hat primär funktionalen Charakter, mehr dazu hier) und in einer Box im Stile von Peli Protector Cases, den extrem robusten Marken-Schutzkoffern für alle möglichen sensiblen Ausrüstungsgegenstände.

Peli Case-Box der Certina DS PH200M

Ich kann gut nachvollziehen, dass Certina die neue DS Super PH500M optisch etwas schlanker gestalten wollte als die doch ziemlich ausladend-bullig wirkende DS-2 Super PH500M aus den 60ern. Allerdings wird das wahrscheinlich Retro-Fans enttäuschen, die Wert darauf legen, dass sich solche Neuauflagen möglichst nah am Original bewegen sollen.

Der Preis ist als fair zu bezeichnen, aber meiner Meinung nach nicht mehr so schnäppchenverdächtig wie bei der Certina DS PH200M: Der Listenpreis beträgt 895€, exakt 200€ mehr als bei der Retro-Neueauflage der Certina DS PH200M. Erfahrungsgemäß sind bei Certina aber auch noch gute Rabatte drin, sodass der effektive “Straßenpreis” bei rund 750€ liegen dürfte. Das ist für das Gebotene ein guter Deal, allerdings muss ich sagen, dass ich den satten Aufpreis in Höhe von fast 30% gegenüber der Certina DS PH200M nicht wirklich nachvollziehen kann – Nivachron-Spirale und Saphirglas (anstelle sexy Plexi) hin oder her. Meine Theorie: Die Certina DS PH200M ist fast schon “zu erfolgreich”, sodass man Nachfolgeprodukte lieber etwas teurer bepreist. Aber wie gesagt: Der Preis geht dennoch in Ordnung, bei Gefallen macht man sicherlich nichts falsch.

Eckdaten Certina Certina DS Super PH500M Special Edition (Referenz C037.407.17.280.10):

  • Automatik-Werk ETA Powermatic 80.611 mit Nivachron-Spirale, Swiss Made, Gangreserve: bis zu 80 Stunden
  • Gehäuse: 316L Edelstahl, einseitige Drehlünette mit Drucksicherung
  • 43 mm Durchmesser
  • Zeiger und Indexe mit SuperLuminova-Beschichtung
  • Wasserdichtigkeit 500 Meter / 50 bar
  • Entspiegeltes Saphirglas
  • Armband: Schwarzes Kautschukband mit separater Tauchverlängerung und Dornschließe
  • VDST-Mitglieder erhalten zusätzlich zwei schwarze NATO-Bänder mit Klettverschluss (regulär und extralang)
  • Gehäuse mit DS-Technologie (Doppelte Sicherheit),
  • Powermatic-80-Kaliber mit amagnetischer Nivachron-Spiralfeder
  • in Kooperation mit dem VDST lanciert
  • Erhältlich ab Juni 2020
  • Preis: 895€
  • Das Modell wurde auf der Messe boot 2020 in Düsseldorf vorgestellt – ein witziges Teaser-Video rund um einen trampenden Froschmann gibt’s hier:

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6 Kommentare
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Robert P.
3 Jahre zurück

Sehr schöne Seite, wie auch der gesamte Blog.
Ich selbst besitze die Certina DS-3 Chrono #0322-1888 seit 17. Mai 2006 und trage sie seitdem beinahe täglich.
Leider wurde beim letzen Service 2017 das bombierte Uhrenglas verkehrt herum eingesetzt, was ich aber erst später bemerkte. Dafür liegt die Ganggenauigkeit bei 3-4 Minuten Nachgang zwischen den WZ/SZ Umstellungen.

Brenner
3 Jahre zurück

Sehr informativer Bericht, der mich dazu verleitet hat diese Uhr zu bestellen. Das VSTD Logo stellt für mich kein Ausschlusskritierium dar sondern passt, wenn man die Zusammenarbeit mit dem Verband bei der Gestaltung berücksichtigt.

Daniel
4 Jahre zurück

Danke für das Review!
Certina Uhren finden bei den üblichen Verdächtigen leider keine besonders große Aufmerksamkeit.

Das Design mit dem gelben Ziffernblatt gefällt mir duchaus, ähnlich zu den Breitling Modellen.
Leider ist auch der Boden das Ausschlusskriteritum, (VDST ist mir da auch nicht Hip genüg 😉 ). Sehe die Uhr nur bei Vereinsmitgliedern.

Günter
4 Jahre zurück

Ich finde die recht cool. Aber bitte bei Certina ist die Turtle ein absolutes Muss. Ich bin mit meinen Cortina Uhren sehr zufrieden. Die Preisschraube muss aber nicht nach oben angezogen werden.