Die Uhrmacherei im 19. Jahrhundert: Rund um Erfindungen wie die Chronographen-Komplikation oder den Kronenaufzug wird aus dem einstigen Luxusgut Uhr zunehmend ein Alltagsgegenstand für jedermann. In dieser Zeit, vor über 200 Jahren, gründete Carl Suchy im Alter von grade mal 26 Jahren aus eigener Tasche ein kleines Geschäft in Prag. Der Durchbruch gelang dem Uhrmachermeister im Jahre 1835 als er zum k.u.k. Hoflieferanten der Habsburgermonarchie ernannt wurde. Nur drei Jahre später beschäftigte Suchy bereits vierzig Gehilfen und war weit über die Grenzen des Kaiserreichs hinaus bekannt.
Später gründete einer von Suchys vier Söhnen in der Schweizer Uhrenhochburg La Chaux-de-Fonds eine Fabrik für Taschenuhren, die nicht nur das Stammgeschäft mit Taschenuhren versorgte, sondern auch in England Absatz fand (London war damals wohlgemerkt Dreh- und Angelpunkt der globalen Uhrmacherei).
Mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie verschwand allerdings auch Carl Suchy von der Bildfläche – bis die Uhrenmarke 2017 von den Österreichern Peter Brabeck-Letmathe und Robert Punkenhofer wieder zum Leben erweckt wurde…
Carl Suchy & Söhne: Über Robert Punkenhofer
CHRONONAUTIX: Stellen Sie sich bitte kurz vor!
Mein Name ist Robert Punkenhofer. Ich bin CEO und Miteigentümer von Carl Suchy & Söhne. Vor dem Relaunch von Carl Suchy habe ich als österreichischer Diplomat sowie als Kurator für Kunst und Design gearbeitet.
CHRONONAUTIX: Angenommen Sie hätten eine Zeitmaschine – in welches Jahr würden Sie reisen und warum?
Gerne in das Jahr 1822, um den genialen Entrepreneur Carl Suchy bei der Etablierung unserer Firma live zu erleben.
CHRONONAUTIX: Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hätte – für was würden Sie die zusätzliche Zeit nutzen?
Definitiv dafür noch mehr kreative Projekte, schöne Dinge aus dem Nichts zu erschaffen, KünstlerInnen und DesignerInnen in den Ateliers zu besuchen und zwischendurch an der Costa Brava am Strand mit einem Mojito in der Hand abzuhängen.
CHRONONAUTIX: Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit werden Sie nie vergessen?
Den Geburtstag meines Sohnes Gabriel, er ist am selben Tag wie ich geboren, sicher das schönste Geburtstagsgeschenk jemals, und wohl auch das teuerste 😉
Über Carl Suchy & Söhne
CHRONONAUTIX: Sie sind ein international renommierter Kunst- und Designspezialist und für über hundert Ausstellungen und eine Vielzahl Kreativprojekte auf drei Kontinenten verantwortlich, unter anderem für die Realisierung der Grazer Murinsel. Wie kommen Sie von der Kunst in die Uhrenindustrie?
Im Zuge der Recherchen für eine Designausstellung, die ich im Triennale Museum in Mailand kuratiert hatte, bin ich auf Carl Suchy gestoßen. Die einzigartige Geschichte des ehemaligen Hoflieferanten faszinierte mich. Die Luxusindustrie, egal ob Mode oder Uhren, ist ohne Kunst, Design und Kreativität nicht möglich. Die Brücke von der Kunst zu Luxusuhren ist schnell geschlagen. Auch der handwerkliche Aspekt verbindet. Eine Uhrenmarke ohne entsprechende Erfahrung und Netzwerk aufzubauen ist hart, aber umgekehrt hilft mir der frische Blick, die Innovationskraft und Liebe zur Gestaltung eine einzigartige Marke wie Suchy wieder aufzubauen.
CHRONONAUTIX: Carl Suchy wurde im Jahre 1822 gegründet und stieg als Hoflieferant zur führenden Uhrenmanufaktur der Donaumonarchie auf. Mit dem Niedergang der Monarchie verschwand aber auch die Uhrenmarke und geriet in Vergessenheit. Vor 5 Jahren haben Sie Carl Suchy zusammen mit Peter Brabeck-Letmathe, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratschef der Nestlé S.A., wiederbelebt. Wie kam es dazu, dass Sie grade die Marke Carl Suchy wiederbelebt haben?
Peter Brabeck-Letmathe und ich lieben Österreich und speziell Wien mit seiner Eleganz und kulturellen Vielfalt. Gleichzeitig verbrachten wir den Großteil unseres Berufslebens im Ausland. In Suchy verbindet sich für uns beides. Suchy war im 19. Jahrhundert klar als wichtigste Uhrenmarke des österreichischen Kaiserreichs positioniert, gleichzeitig aber sehr international mit den Firmensitzen in Wien, Prag und La Chaux-de-Fonds, auf Weltausstellungen in Paris und London präsent. Historische Uhren von Suchy finden sich in wichtigen Museen und Privatsammlungen. Auf dieser einzigartigen Legacy aufzubauen, das Feuer und nicht die Asche weiterzutragen, fasziniert und motiviert uns und unsere Kunden.
CHRONONAUTIX: Mit Österreich, Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Japan ist die Präsenz von Carl Suchy bei internationalen Fachhändlern noch überschaubar. Ist ein Ausbau der Einzelhandelspartner im deutschsprachigen Raum geplant oder liegt der Fokus auf dem Online-Direktvertrieb?
Wir schätzen Händler sehr. Keiner wartet aber unbedingt auf neue Marken, vor allem dann nicht, wenn diese ein oder zwei der großen Marken führen. Umso mehr freut es uns, dass renommierte Häuser wie Chronopassion in Paris oder Hübner in Wien mit uns arbeiten. Wir möchten definitiv unser exklusives Händlernetz ausbauen, in Europa genauso wie in Übersee. Wir verkaufen nach Deutschland bisher direkt an Kunden. Wir freuen uns sicher demnächst auch in Deutschland mit passenden stationären Händlern zusammenzuarbeiten.
CHRONONAUTIX: Im Preisumfeld von Carl Suchy (ab ca. 8000€) tummelt sich eine Menge Wettbewerb: Wie möchten Sie sich mit Carl Suchy von gestandenen Marken wie beispielsweise Glashütte Original, Piaget & Co. abgrenzen?
Mit der Erweiterung der Kollektion um die sportlichere Belvedere sowie der neuen faszinierenden Tischuhr Table Waltz bieten wir nun Zeitmesser von knapp unter 5.000 bis knapp unter 30.000 Euro an. Wir positionieren uns klar als unabhängige Wiener Marke nach dem Motto „The Emperor´s Choice“, mit innovativen Designs, moderner Eleganz und exklusiven Stückzahlen. Die Konkurrenz ist sicher groß, aber wir haben mittlerweile Kunden in 13 Ländern und sind jedes Jahr gewachsen.
CHRONONAUTIX: Was sind die wichtigsten Ziele für Carl Suchy innerhalb der nächsten fünf Jahre?
Wir haben die start up Phase erfolgreich meistern können. Nun gilt es weiter außergewöhnliche Produkte und entsprechende Innovationen zu entwickeln, die klare Wiener Markenidentität zu stärken und natürlich auch den Vertrieb auszubauen. Neue Komplikationen für unsere Waltz N°1 und eine Damenuhr inspiriert von Kaiserin Elisabeth stehen sehr hoch auf der Prioritätenliste.
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like bei Facebook, Instagram, YouTube oder
Auch über WhatsApp kannst du immer auf dem neuesten Stand bleiben – jetzt abonnieren:
Darüber hinaus freue ich mich über Kommentare immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!