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Die Omega Seamaster 1000, unter Sammlern als „Le Grand“ bekannt, ist ein echter Vintage-Klassiker, welcher der Ploprof-Familie entstammt. Heute hat Omega keine direkte Nachfolge der Seamaster 1000 mehr im Programm. Daher sind Hommagen von kleineren Marken begehrt und oft schnell ausverkauft. Aquatico hat dies erkannt und mit der Super Marine offenbar ins Schwarze getroffen: die erste Variante im Edelstahlgehäuse war damals rasch vergriffen – es gibt anno 2024 aber Nachschub in Form einer deutlich moderneren Interpretation in einem mächtigen Gehäuse aus Titan (Grad 5!). Eine Variante kommt dabei mit Forged Carbon-Elementen und wahlweise mit schwarzer PVD-Beschichtung – diese war leider bereits innerhalb kurzer Zeit ausverkauft, im Oktober hat Aquatico aber eine optisch noch mal gänzlich anders wirkende Variante mit Perlmutt-Blatt und Saphirglaslünette nachgelegt…

Aquatico Super Marine Titan Test 04800

Aquatico Super Marine Titanium – die wichtigsten Daten im Überblick:

  • Gehäuse aus Titan Grade 5
  • Seiko NH35
  • Saphirglas mit Antireflex-Beschichtung auf der Innenseite
  • Heliumventil bei „2 Uhr“
  • Wasserdichtigkeit: 30 bar / 300 Meter / 1000 Feet
  • Gehäusedurchmesser: 44 mm, Höhe: 15 mm, Horn-zu-Horn: 50 mm, Bandanstoß: 22 mm
  • Lünette mit Carbon-Inlay oder Saphirglasüberzug
  • Carbon-Zifferblatt (Forged Carbon) oder Mother of Pearl (Perlmutt)
  • Vulkanisiertes Kautschukband im ISOfrane-Stil
  • Super-LumiNova BGW9-Leuchtmasse
  • Preis: ab ca. 330€ inkl. Zoll und Einfuhrumsatzsteuer (mit Rabatt-Code)
Aquatico Super Marine Mother of Pearl Perlmutt Test (4)

Retro-Klassiker modern interpretiert: Aquatico Super Marine mit Titan Grad 5 und Carbon

Das Zifferblatt der ersten Super Marine von Aquatico im Edelstahlgehäuse unterscheidet sich deutlich von der neuen, 2024 lancierten Titan-Variante: Das alte Blatt bediente sich bei vielen Elementen der Omega Seamaster 1000, darunter die charakteristisch-schüchternen Stundenindizes, ergänzt um eine Sandwich-Konstruktion und einen Dégradée-Effekt – all das hat dem Edelstahl-Modell einen starken Retro-Charakter verliehen.

Bei der neuen Titan-Variante der Super Marine kommen hingegen applizierte, deutlich “fettere”, rechteckige Indizes zum Einsatz. Diese stehen im hohen Kontrast zum Zifferblatt, das wahlweise aus “Forged Carbon” oder “Mother of Pearl” besteht.

Die Mother of Pearl-Variante

Auf der einen Seite kommt die Super Marine mit einem Zifferblatt aus “Mother of Pearl” (MOP). Auf Deutsch: Perlmutt. Perlmutt ist ein hochglänzendes, “schillerndes” Material, das aus der inneren Schicht der Schalen von Muscheln besteht. Diese Schicht wird von den Tieren aus Kalziumkarbonat gebildet, das in dünnen, schichtenartigen Platten angeordnet ist. Diese Struktur erzeugt den typischen irisierenden Effekt: Perlmutt schafft einen Kontrast zu den funktionalen, robusten Eigenschaften der Super Marine, indem die Lichtreflexionen auf dem Perlmuttzifferblatt in verschiedenen Farbnuancen erscheinen können, je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel – von silbrig-weiß bis zu sanften Blautönen. Dies verleiht der Uhr eine tiefere, dreidimensionale Optik und hebt sie visuell von klassischen Zifferblättern ab. Ich brauche auch nicht viel Fantasie, um zu sagen, dass das Blatt alles in allem an eine unruhige See erinnert.

Spannend: Perlmutt ist nicht nur schön anzusehen, es treibt auch Materialforscher seit Jahrzehnten zu Forschungstätigkeiten – wegen seiner außergewöhnlichen Härte: Perlmutt gilt als eines der zähesten Materialien der Welt. Warum das so ist, konnte bislang nicht erklärt werden. Einem internationalen Team ist es aber anno 2019 gelungen: Die Forscher fanden heraus, dass seine Widerstandsfähigkeit von kleinsten Nanostrukturen herrührt. Das Team möchte daher die Prozesse im Perlmutt noch genauer analysieren, um diese Eigenschaften eines Tages synthetisch nachahmen zu können. Potenzielle Anwendungsfelder sind beispielsweise im Bereich Zahn- oder Knochenimplantate zu finden.

Apropos Härte: Aquatico rundet die Mother of Pearl-Variante der Super Marine mit einer farblich abgestimmten Lünette ab, die mit Saphirglas überzogen ist, wodurch Kratzer wenig Chancen haben (genau wie beim Deckglas, das aus Saphirglas ist).

Die Carbon-Variante

Auf der anderen Seite bekommt die Super Marine durch das Carbon-Blatt einen hochmodernen Anstrich verpasst. Neu ist auch der Einsatz einer Carbon-Lünette, die wunderbar mit der schwarzen PVD-Beschichtung und natürlich mit dem Carbon-Zifferblatt harmoniert.

Forged Carbon ist ein innovatives Material, das aus der Welt des Leichtbaus stammt und durch seine besondere Struktur und Optik auffällt. Es handelt sich um eine Form von Kohlefaser-Verbundwerkstoff, der ursprünglich von Lamborghini entwickelt wurde. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kohlefaser-Geweben, bei denen lange, kontinuierliche Fasern in einem geordneten Muster verwendet werden, werden bei Forged Carbon kurze, gehackte Carbonfasern in einer zufälligen Anordnung verwendet. Diese kurzen Fasern werden dann mit einem Polymerharz gemischt und unter hohem Druck und hoher Temperatur in eine Form gepresst. Der Begriff “forged” (geschmiedet) bezieht sich hierbei auf den Prozess, bei dem das Material durch hohen Druck geformt wird, ähnlich wie bei der Schmiedetechnik in der Metallverarbeitung.

Aquatico Super Marine Titan Test 04790

Das Besondere an Forged Carbon ist vor allem die Optik: Das Material hat ein einzigartiges, marmoriertes Erscheinungsbild mit einem dezenten Glanz, das es von den traditionellen Gewebemustern von Kohlefaser unterscheidet.

Die Zufallsverteilung der Kohlefasern sorgt außerdem für eine gleichmäßige Festigkeit in alle Richtungen, im Gegensatz zu den anisotropen Eigenschaften von herkömmlichen Kohlefasergeweben.

Forged Carbon wird heute unter anderem in der Automobilindustrie für verschiedene Komponenten verwendet, insbesondere in Hochleistungsfahrzeugen und Supercars.

Bullig: Das Titan-Gehäuse

Carbon- und Perlmutt-Variante haben eine große Gemeinsamkeit: Das markanteste Merkmal der Aquatico Super Marine ist zweifellos ihr bulliges Gehäuse, das stark an die Omega Seamaster 1000 166.0093 oder die Seamaster 120 ST176.0004 erinnert.

Ins Auge sticht insbesondere der radiale Schliff im Bereich des Bandanstoßes, wobei dieser bei der Variante mit PVD-Beschichtung weniger intensiv wirkt als bei der unbeschichteten Variante.

Mit einer Wasserdichtigkeit von 300 Metern bzw. 30 bar und einem unauffällig bei „2 Uhr“ platzierten Heliumventil ist die Super Marine auch technisch für Profi-Tauchausflüge ausgestattet: Das Heliumventil sorgt für Druckausgleich, indem es automatisch Helium entweichen lässt – ähnlich wie ein Schnellkochtopf. Für die meisten Nutzer bleibt dieses Feature allerdings eher eine Spielerei, da der praktische Nutzen im Alltag gering ist (außer natürlich man ist Berufstaucher).

Gegenüber dem Vorgänger setzt Aquatico bei der Neuauflage auf ein Gehäuse aus Titan, und zwar vom Grad 5. Das ist insofern bemerkenswert, dass die Produktion deutlich anspruchsvoller ist als bei Titan Grad 2 (weswegen günstigere Uhren normalerweise eben in Titan Grad 2 kommen): Die Kombination aus hoher Festigkeit, geringer Wärmeleitfähigkeit und Tendenz zur Kaltverfestigung führt zu einem schnelleren Werkzeugverschleiß und erfordert spezielle Werkzeuge und Kühlmittel sowie eine präzise Steuerung der Bearbeitungsparameter.

Edelstahl, Titan Grad 2 und Grad 5 können hinsichtlich ihrer Kratzfestigkeit gut verglichen werden – und zwar in Form der Härte nach Vickers (HV), ein Maß für die Härte eines Materials, das durch ein Härteprüfverfahren bestimmt wird, bei dem ein Diamantkegel unter einer bestimmten Last in das Material gedrückt wird. Titan Grad 2 und Edelstahl liegen in etwa bei 200 HV, während Titan Grad 5 typischerweise bei 330 bis 370 HV liegt.

Die höhere Härte ist auch ein Stück weit vorteilhafter mit Blick auf die Carbon-Variante mit schwarzer PVD-Beschichtung – dazu ein Alltagsbeispiel: Beim leckeren Frühstücksei oder einem kühlen Magnum-Eis umhüllt eine harte Schale einen weichen Kern. Belastet man die Schale punktuell – beim Ei mit einem Löffel, beim Eis mit den Zähnen – bricht die Oberfläche unter dem Druck ein, weil der weiche Untergrund nachgibt. Dieses Phänomen wird als Eierschalen-Effekt bezeichnet.

Dieser Effekt lässt sich auch auf beschichtete Bauteile übertragen, bei denen ein harter Überzug den Kern vor Verschleiß schützen soll (so wie eine PVD-Beschichtung das Aquatico-Gehäuse). Durch mechanische Belastungen kann die Beschichtung abplatzen – eine Reduzierung des Eierschalen-Effekts wird aber dadurch erzielt, dass Titan Grade 5 etwas härter als Edelstahl ist (wenngleich natürlich längst nicht so hart wie tegimentierter bzw. kolsterisierter Stahl – Sinn Spezialuhren beispielsweise verwendet Hartstoffbeschichtungen ausschließlich in Verbindung mit der Tegiment-Technologie, welche die Härte auf 1200 HV erhöht – also noch mal deutlich mehr als die Härte von Titan).

Der Durchmesser der Super Marine beträgt 44 mm – klingt nicht nach überragend viel, mit ihrer Höhe von 15 mm wirkt die Uhr aber extrem präsent am Handgelenk. Das mitgelieferte, angenehm flexible und völlig geruchsneutrale Kautschukband im ISOfrane-Stil passt hervorragend zur wuchtigen Optik der Uhr. Das Horn-zu-Horn-Maß bleibt aufgrund der besonderen Gehäuseform bei 50 mm und ist damit für eine Uhr dieser Größe recht ordentlich tragbar. Auch das von Natur aus geringere Gewicht von Titan Grad 5 zahlt natürlich auf den Tragekomfort ein – die Super Marine wiegt nur 120 Gramm (am Band), was im Verhältnis zur Größe wirklich leicht ist. Trotz allem darf man die Super Marine natürlich nicht unterschätzen: Allzu zarte Ärmchen sollte man nicht haben.

Anders als bei der alten Edelstahl-Super Marine tickt im Inneren der neuen Titanvariante nicht mehr das exotische Kaliber PT5000 (eine 2015 eingeführte Replik des ETA 2824-2), sondern Standardkost aus dem Hause Seiko in Form des Kalibers NH35. Da das PT5000 in unseren Breitengraden eher unbekannt ist und es wenige Erfahrungsberichte gibt, ist der Schwenk in Richtung des als zuverlässig und erprobt geltenden NH35 nachvollziehbar. Gleichzeitig möchte ich gebetsmühlenartig wiederholen, dass ich gerne auch mal ein Miyota 9000 bei Aquatico sehen würde.

Abschließende Gedanken

Die Aquatico Super Marine ist eine gelungene, moderne Interpretation der Omega Seamaster 1000 – und zwar in beiden Varianten, so unterschiedlich diese auch optisch sind. Ich sage sogar: Die neue Titan-Super Marine ist bisher die beste Aquatico, die ich in den Händen halten konnte. Bemerkenswert ist vor allem der Einsatz von Titan Grade 5 in der Preisklasse von deutlich unter 500€ – der Listenpreis beträgt 499 US-Dollar für die unbeschichtete Super Marine (+30 US-Dollar für die PVD-Beschichtung), wobei derzeit eine 40%-Einführungsaktion läuft. Nach der Aktion sollte auch der Code “CHRONONAUTIX” funktionieren, um genau so viel sparen zu können. Dadurch landet man bei 299 US-Dollar oder umgerechnet 270€. Hinzu kommt die Einfuhrumsatzsteuer von 19%, ein paar Cent Zollgebühren und Kosten für die Abfertigung durch UPS. Effektiver Endpreis: Mit Blick auf das Gesamtpaket mehr als faire, rund 330€.

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5 Kommentare
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THOR
1 Monat zurück

Beide hübsch,wogegen die “Carbon-Variante”dezenter schimmert!
Aber die”Eisblaue”ist ein Knaller!!! 😉

mfg
THOR

Frank T. aus MZ
2 Monate zurück

Guter Wunsch nach einem Miyota 9000. Beim Seiko NH35 bin ich direkt “draußen”. Schönen Sonntach! LG, Frank

THOR
1 Monat zurück
Antworten...  Frank T. aus MZ

Das NH35 wird mitttlerweile auch in “RUHLA” verbaut!
Die Marken:”Zeppellin,Iron-Annie,Junkers,UMF,Strelamatic unter anderem
für oG.Namensgeber produzieren!
Warum sollten Sie auf ein “Miyota” umsteigen,wenn nicht die Mehrheit der Käufer
mit dem”NH35″zufrieden sind??? ;-/
klingonisch…iss aber so!

Janis
2 Monate zurück

Ich glaube es hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen,
1000ft nicht 1000m. Trotzdem schöner Artikel
Grüße