Es ist noch gar nicht so lange her, da fand man den einen oder anderen Leckerbissen aus der Uhrenwelt noch auf dem Flohmarkt oder im Antiquitätengeschäft. Heute ist der Markt für gebrauchte Uhren bzw. Uhren aus Vorbesitz professionalisiert: Schon seit 2019 bietet Juwelier Bucherer „Certified Pre-Owned“-Stücke in seinen Filialen und im Onlineshop an. Und auch Hersteller selbst wollen ein Stück vom Kuchen abhaben: Schon 2021 richtete Longines seine „Collector’s Corner“ ein und verkauft seitdem rare Vintage-Uhren über die eigene Website. 2022 setzte Rolex ein Ausrufezeichen und stellte ein eigenes CPO-Programm vor, zunächst exklusiv mit Juwelier Bucherer (seit 2023 Teil von Rolex). Prüfzertifikate, Echtheitsgarantien und Revisionen sorgen bei CPO-Uhren für mehr Sicherheit. Das Ganze ist ein bisschen vergleichbar mit der Welt der Automobile, zum Beispiel Porsche mit „Porsche Approved“ oder Mercedes mit den „Jungen Sternen“.

Eine aktuelle Studie im Auftrag des Stuttgarter Auktionshauses Eppli unterstreicht den Wachstumstrend in diesem Markt nun mit ein paar interessanten Zahlen, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Von 1.000 im April/Mai 2025 über ein Panel befragten Personen in Deutschland können sich knapp 41% vorstellen, pre-owned Luxusartikel wie Uhren, Schmuck oder Handtaschen zu kaufen („Ja auf jeden Fall“: 21 %; „Eher ja“: 19,7 %). Knapp 46% sind allerdings noch nicht von diesem Konzept überzeugt.
Die weiteren zentralen Ergebnisse im Überblick
Immerhin knapp 18% besitzen bereits entsprechende Luxusstücke aus Vorbesitz, weitere 6% planen einen Kauf. Auf der Verkaufsseite sind die Werte ähnlich: 15,5% haben bereits Luxusartikel verkauft oder versteigert, weitere 7% ziehen dies künftig in Betracht.
Mehr dazu: Uhren online verkaufen: Praxisleitfaden – von privat an privat und über Händler



Am gefragtesten sind dabei Uhren (14,7%), gefolgt von Designermode und Handtaschen (10,9%), Möbeln (9,6%), Kunst (9,1%) und Schmuck (8,2%).
Dass Uhren hier die Liste anführen, ist wenig überraschend: Mechanik, die über Jahrzehnte funktioniert, und Design, das Zeit überdauert – perfekte Voraussetzungen für ein zweites Leben am Handgelenk.

Zwar nennen 37,4% der Befragten die Kostenersparnis als Hauptmotiv, doch immerhin ein Viertel (25,8%) nennt Nachhaltigkeit als Kaufmotiv (Mehrfachantworten waren möglich). Immer wichtiger wird also nicht nur, was man trägt, sondern wie lange und unter welchen Bedingungen. Für 18% steht zudem der Sammlerwert im Vordergrund – sei es aus Leidenschaft oder als langfristige Wertanlage.
Das Teilergebnis zeigt: Der Markt wird nicht allein durch Preisüberlegungen, sondern zunehmend durch gesellschaftliche Megatrends wie nachhaltigen Konsum geprägt.

Eine kleine, aber offenbar finanzstarke Gruppe investiert durchaus beachtliche Summen: 2,7% der Befragten geben jährlich mehr als 5.000 Euro für pre-owned Luxusartikel aus, weitere 2,4% zwischen 1.000 und 2.499 Euro. Bei 6,2% liegen die Ausgaben zwischen 500 und 999 Euro.

Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Deutschland. Aber auch weltweit zeigt der Trend eine klare Richtung: Laut IMARC Group wächst der Markt für pre-owned Luxusgüter von 37,2 Mrd. USD (2024) auf 77,8 Mrd. USD bis 2033 – ein jährliches Wachstum von 8,5 %. Getrieben wird das vor allem durch die Digitalisierung bzw. Online-Plattformen, die den Zugang zu Luxus aus Vorbesitz deutlich vereinfachen.
Abschließende Gedanken
Civey hat für Eppli im Zeitraum vom 11.04. bis 05.05.2025 online 1.000 privatwirtschaftliche Entscheidungstragende befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen laut Civey repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 5,8 bis 6,0 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis. Weitere Informationen zur Methodik gibt’s hier.
So interessant die Zahlen auch sind – man sollte sie nicht ganz ohne Einordnung betrachten. Auftraggeber der Erhebung ist das Stuttgarter Auktionshaus Eppli, das selbst zu den größten Anbietern im Bereich pre-owned Luxusgüter zählt. Dass ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell genau von diesem Trend profitiert, eine Studie in Auftrag gibt, ist per se nicht ungewöhnlich – aber es ist eben auch nicht uneigennützig.
Die Studie wurde zwar von Civey, einem etablierten Meinungsforschungsinstitut, durchgeführt, was grundsätzlich für methodische Seriosität spricht. Dennoch bleibt zu bedenken, dass die Fragestellungen und die Auswahl der befragten Zielgruppe vom Auftraggeber beeinflusst sein können. Auch die Interpretation der Ergebnisse erfolgt häufig im Sinne des Auftraggebers, hier zum Beispiel die Betonung der Nachhaltigkeitsmotive.
Zudem sind Selbstauskünfte von Privatpersonen zu Luxus- und Konsumverhalten immer mit Vorsicht zu genießen: Gerade bei hochpreisigen Gütern besteht die Tendenz, in Umfragen ein stärkeres Kaufinteresse oder eine größere Offenheit zu signalisieren, als sich später realisiert.
Kurz gesagt: Die Studie liefert spannende Indizien für einen wachsenden Markt, ist aber keine 100% neutrale Bestandsaufnahme. Sie dient sicherlich auch dazu, das Segment „Certified Pre-Owned“ aufzuwerten und Vertrauen in den Handel mit Luxusgütern aus Vorbesitz zu schaffen – ein Anliegen, das Eppli wie auch viele Markenhersteller strategisch verfolgt.

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