Fast 1400 Stück von der ersten Auflage (Creator Edtion) des Automatik-Chronographen NB24 hat die Schweizer Uhrenmarke CODE41 Anfang 2021 an den Mann gebracht. Das bescherte CODE41 insgesamt knapp 5,3 Millionen Schweizer Franken Umsatz – der bisher größte Erfolg von CODE41.
Die hochmodern-sportliche Designsprache, die CODE41 seit je her stringent in jedes einzelne Modell einfließen lässt, hat dabei natürlich auch beim NB24 Chrono Einzug erhalten: Die skelettierte Optik des Zifferblattes mit seinen X-förmigen Brücken, die sich quer über das Blatt erstrecken, und den sich drehenden Zähler-Scheiben (anstelle klassischer Totalisatoren mit Zeigern) ist vielleicht nicht jedermanns Sache, die Lausanner schaffen es aber immer wieder mit markanten Details aus der Masse herauszustechen.
Passend zum äußerst sportlichen Erscheinungsbild ist auch der Markenbotschafter ausgewählt: Der Name des NB24 Chronographen geht auf die Initialen von Nigel Bailly zurück. Der querschnittgelähmte belgische Rennfahrer aus Trazegnies (Courcelles) erfüllte sich im Jahre 2021 seinen Lebenstraum und nahm an den 24 Stunden von Le Mans teil.
Beim Zifferblatt des NB24 Chronos gibt es eine kleine Ergänzung: Kürzlich hat CODE41 die Uhrencommunity darum gebeten eine neue Farbkombination für die dritte Edition zu wählen (zusätzlich zu den Varianten mit roten bzw. blauen Akzenten sowie zur etwas “sachlicheren” schwarz-grauen Variante). Einige tausend Stimmen später hat die Community eine Entscheidung getroffen: Eine Variante mit dezenten sportlich-orangefarbene Konturen soll es werden – gesagt, getan!
Doch es gibt auch noch eine weitere, größere Neuerung…
Eckdaten NB24 NativeDNA und Stratom:
NativeDNA | Stratom | |
Abmessungen | Durchmesser: 42 mm Höhe: 14.5 mm | Durchmesser: 42,7 mm Höhe: 14.5 mm |
Gewicht | Titan: 78 gr (108g mit Lederarmband) AeroCarbon: 64g (94g mit Lederarmband) | 90g (120g mit Lederarmband) |
Gehäuse-Material | Titan Grad 5 oder AeroCarbon | Titan Grad 5 |
Wasserdichtigkeit | Titan: bis 10 ATM (100m) Carbon: bis 5 ATM (50m) | 5 ATM (50m) |
Armband | 24mm Bandanstoß, werkzeugloses Montagesystem | 24mm Bandanstoß, werkzeugloses Montagesystem |
Leuchtmasse | Super-LumiNova | Super-LumiNova |
Glas | Saphirglas auf Vorder- und Rückseite, Antireflexbeschichtung | Saphirglas auf Vorder- und Rückseite, Antireflexbeschichtung |
Kaliber | Stunden, Minuten, Sekundenchronograph in der Mitte / 30-Minuten-Chronographenscheibe bei 3 Uhr / Sekundenscheibe bei 9 Uhr / Datum bei 6 Uhr, 35 Juwelen, 28.800 bph, Gangreserve 48 Stunden, Genauigkeit -5 / +5 Sekunden pro Tag, Sekundenstopp, Incabloc-Stoßsicherung, reguliert in 5 Lagen | Stunden, Minuten, Sekundenchronograph in der Mitte / 30-Minuten-Chronographenscheibe bei 3 Uhr / Sekundenscheibe bei 9 Uhr / Datum bei 6 Uhr, 35 Juwelen, 28.800 bph, Gangreserve 48 Stunden, Genauigkeit -5 / +5 Sekunden pro Tag, Sekundenstopp, Incabloc-Stoßsicherung, reguliert in 5 Lagen |
CODE41 NB24 Stratom: Dritte Runde im September 2023
Die sicherlich deutlich größere Neuerung ist das neue Stratom-Gehäuse, das erstmalig im Tourbillon-Modell CODE41 T360 eingeführt wurde: Als die CODE41-Community ursprünglich zum Gehäuse des Modells befragt wurde, wollte diese zum überwiegenden Teil das klassische CODE41-Gehäuse haben, allerdings war es ein enges Rennen mit dem neuen Stratom-Gehäuse, weshalb CODE41 die Neuentwicklung Wirklichkeit werden lassen hat und nun konsequenterweise auch beim NB24 Chrono einführt.
Charakteristisch für das Stratom-Gehäuse ist ein mehrschichtig wirkendes Design mit vier sichtbaren Schrauben auf der Lünette. Dadurch bekommt der NB24 Chrono eine gänzlich neue, noch deutlich extrovertiertere und hochmoderne Optik, die wunderbar mit dem stark skelettierten Zifferblatt harmoniert.
Notiz am Rande: Das etablierte NativeDNA-Gehäuse, das man in ähnlicher Form schon 2016 bei den CODE41-Einstandsmodellen ANOMALY-01 und ANOMALY-02 vorgefunden hat, ist ebenfalls nach wie vor optional beim NB24 Chronographen erhältlich – und zwar derzeit sogar ohne Vorbestellungen.
Man beachte: Während die NB24-Variante mit NativeDNA-Gehäuse sowohl in Titan Grade 5 als auch in AeroCarbon, einer hochdichten Kohlefaser ursprünglich entwickelt für die Luftfahrt, erhältlich ist, ist das neue Stratom-Gehäuse ausschließlich in Titan Grade 5 erhältlich.
Titan-Legierungen werden in der Regel nach dem US-amerikanischen Standard ASTM mit Grade 1 bis 35 definiert. Das von CODE41 verwendete Titan Grad 5, auch als Ti-6Al-4V bekannt, ist eine weit verbreitete Titanlegierung mit geringen Mengen Aluminium (Al) (ca. 6%) und Vanadium (V) (ca. 4%), die merkbar härter und damit kratzresistenter als Edelstahl und Titan Grade 2 ist – dank einer Oxidschicht, die das Material nicht nur deutlich härter macht, sondern auch vor Korrosion schützt.
Durch die Verwendung von leichtem Titan (Dichte 4,5 kg/dm³ vs. 7,9 kg/dm³ bei Edelstahl) kommt der NB24 Chronograph auf ein Gewicht von grade mal 90g (120g mit Lederarmband). Zum Vergleich: ähnlich dimensionierte Chronographen aus Stahl kommen schnell mal auf das Doppelte oder mehr – ein Unterschied, der sich im Tragealltag schnell bemerkbar machen kann.
Titan ist vor allem wegen seines günstigen Verhältnisses von Festigkeit zu Gewicht nicht nur im Bereich Uhren ein gern gesehener Werkstoff: Titan ist der mit Abstand wichtigste Baustoff für die Flugzeugindustrie. In jedem Flugzeug steckt weit mehr Titan als jedes andere Metall. Allein in einem Airbus A380, dem größten Verkehrsflugzeug der Welt, sind satte 77 Tonnen Titan verbaut, darunter 11 Tonnen in den vier Triebwerken.
Weiteres Beispiel gefällig? Im Kampfflugzeug Lockheed Martin F-22 Raptor der US Air Force wurde die Flugzelle zu 40 % aus Titan gefertigt, das vor allem bei der Grundstruktur und im Triebwerksbereich zum Einsatz kommt. Hierbei wurde eine neuartige Titanlegierung verwendet, die gegenüber früheren Legierungen erheblich hitzebeständiger ist.
Auch Uhren-Freunde mit Nickelallergie dürfen sich freuen: Titan gilt als antiallergisch bzw. biokompatibel.
CODE41 NB24 und das periphere Automatikkaliber
Als ob das Zifferblatt nicht ohnehin schon genug zum entdecken einlädt, sorgt auch noch das Kaliber für einen weiteren Hingucker – und zwar nicht nur durch den Saphirglasboden, sondern insbesondere auch durch einen peripheren, zifferblattseitigen (!) Rotoraufzug.
Aber zunächst noch ein paar Worte zur Basis: Die Grundlage für das automatische Chronographenkaliber im NB24 Chrono stellt das allseits bekannte, robuste und als sehr zuverlässig geltende ETA Valjoux 7750 dar. Zusammen mit dem Partner Concepto, einem 2006 von Valérien Jaquet in La Chaux-de-Fonds gegründeten, hochspezialisierten Uhrwerkehersteller mit heute über 100 Mitarbeitern, hat CODE41 das ETA 7750 durch die Verschiebung der Totalisatoren, die Neugestaltung der Brücken und insbesondere das Hinzufügen eines peripheren Rotors modifiziert. Bei diesem Aufzugssystem, abgeleitet vom griechischen Wort peripherḗs für sich herumbewegend, ist der Rotor, der sich durch die Bewegung des Handgelenks dreht und die Uhr aufzieht, nicht mittig bzw. zentral, sondern am äußeren Rand des Uhrwerks auf kugelgelagerten “Schienen” platziert.
Mit Ausnahme der Federhausfeder und der Lagersteine werden alle Komponenten im Hause Concepto hergestellt. Jedes einzelne Werk wird in fünf Lagen hinsichtlich Ganggenauigkeit geprüft.
Die Vorteile eines peripheren Aufzugs sind in erster Linie ästhetischer Natur: Da der Rotor am Rand der Uhr platziert ist, kann das Uhrwerk flacher gestaltet werden, da der Rotor keinen Platz im Zentrum des Uhrwerks einfordert. Dies ermöglicht mehr Kompaktheit bzw. ein flacheres Gehäuse – und so kommt der CODE41 NB24 Chrono auf eine Höhe von 14,5mm, was durchaus etwas unter dem Durchschnitt “normaler” 7750-Chronographen liegt.
Darüber hinaus bietet der periphere Aufzug den Vorteil, dass das Uhrwerk und insbesondere der Rotor bzw. dessen Bewegung durch das skelettierte Zifferblatt sichtbar sind, worüber sich technikbegeisterte Uhrenfreunde sicher freuen.
Das periphere Gewicht ist eine echte technische Besonderheit, die mit der CODE41 NB24 relativ erschwinglich wird: Vergleichbare Modelle mit einem Automatikwerk samt peripherem Aufzug von anderen Luxusuhren-Herstellern sind kaum unter 20.000€ zu haben (siehe z.B: DeWitt (Kaliber DW 8014), Audemars Piguet (Kal. 2897), Piaget (Kaliber 910P), Cartier (Kal. 9603 MC), Vacheron Constantin oder Bvlgari – die Preisskale nach oben ist quasi unbegrenzt. In dem Sinne ist die CODE41 X41 grundsätzlich vergleichsweise erschwinglich.
Vorbestellungen für den NB24 Stratom Chronographen sind ab dem 20. September bis einschließlich 18. Oktober 2023 möglich. Die ersten Lieferungen sind für den Sommer 2024 geplant – dabei gilt: First come, first serve, d.h. diejenigen Uhrenfreunde, die zuerst bestellen, bekommen werden auch im Rahmen der ersten Charge von 200 Stück beliefert (der NB24 Chrono mit NativeDNA-Gehäuse ist wie gesagt ab sofort auf der Website von CODE41 erhältlich und wird innerhalb von 7 Tagen geliefert).
Die NB24 kann mit einer großen Auswahl an (werkzeugfrei) austauschbaren Armbändern bestellt werden, darunter Leder mit Kontrastnähten, ein Stahlband und (mein Favorit) das passenderweise hochmodern wirkende FKM-Kautschukband mit seitlichen “Luftschlitzen”.
Solange die Bestellung der NB24 Stratom noch nicht versandt wurde, ist es jederzeit möglich, diese kostenlos zu stornieren – man hat also jederzeit die volle Flexibilität, falls man sich doch noch umentscheidet.
Der NB24 Stratom ist ab 7.838€ inkl. Steuern erhältlich. Der Versand erfolgt dabei aus der Schweiz, CODE41 kümmert sich zusammen mit einem Dienstleister aber um die komplette Zollabwicklung – inklusive Abwicklung der Einfuhrumsatzsteuer. Es wartet also keine “Kostenüberraschung” oder nervenaufreibende Wege zur Zollstelle. Die Garantie beträgt 3 Jahre.
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Ich finde die Code41 Philosophie sehr spannend und gut, die haben aber bisher überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen. Diese hier ist zwar irgendwie frisch und cool, aber sehr extrovertiert und daher auch wenig zeitlos.
Na ja, wodurch sich diese Uhr designmäßig von anderen Code41 unterscheidet, ist mir auch auf den zweiten Blick nicht ersichtlich. Für €8k scheint mir auch unter sonstigen Aspekten recht wenig geboten.
Mag sein, dass das LAB Peripheral von Perrelet ebenfalls als Basis ein modifiziertes ETA 7750 verwendet, deren Gesamtpaket erscheint mir jedoch auch in Sachen Ablesbarkeit (und weniger beifallheischenden Design) deutlich attraktiver zu sein – auch insbesondere vor dem nur halb so hohen Kaufpreis.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Zum Glück ist „Geschmackssache“ immer subjektiv und jedem selbst überlassen, was einem gefällt oder nicht. Warum nur bedeutet „hochmodern-sportliche Designsprache“ so häufig schlicht und ergreifend „unpraktisch“? Warum nur wird das quasi Naturgesetz des Designs „Form follows function“ so häufig gebrochen? Etwa 8 K€ für diese Uhr, ich werde es wohl nie verstehen.
Schönen Sonntag
Hans