Als die James Bond-Omega Seamaster 300m aus Daniel Craigs (aller)letztem 007-Streifen „Keine Zeit zu sterben“ lanciert wurde, galt meine Aufmerksamkeit nicht nur dem ungewöhnlichen Retro-Touch des Modells, sondern auch dem feingliedrigen Milanaise-Armband. Passend zum Gehäusematerial der offiziellen Bond-Seamaster ist auch das Band aus Titan – Besitzer der “Standard”-Seamaster 300m aus Edelstahl schauten somit lange in die Röhre, denn die Optik von Titan unterscheidet sich deutlich von Edelstahl (und ein gräulich wirkendes Titan-Band hat an einer Stahluhr einfach nichts zu suchen).
Rund ein Jahr später, Mitte 2022, hat Omega nun endlich auch eine baugleiche Stahlversion des Milanaise-Armbandes der “Keine Zeit zu sterben”-Seamaster auf den Markt gebracht.
Um es direkt auf den Punkt zu bringen: das Milanaise-Armband aus Stahl ist qualitativ über alle Zweifel erhaben (was ich bei dem Preis aber auch erwarte, dazu aber später mehr). Das Band fühlt sich sehr fein an und hat dank perfekter Verarbeitung keinerlei scharfe Ecken oder Kanten. Das Band zwickt außerdem deutlich seltener an den Armhaaren als “normale” Stahlbänder und fühlt sich seidig und glatt auf der Haut an. Die Ränder sind sorgfältig abgeschliffen und verdichtet – müssen sie aber auch, damit sie sich nicht auflösen wie ein Strickpullover, wenn er geschnitten wird.
Was ist ein Milanaise-Band überhaupt?: Ein Milanaise-Armband besteht aus vielen Reihen von Drähten, die von Hand oder mit Werkzeugmaschinen ineinander zu einem festen Gewebe verwoben werden. Aufgrund seiner engmaschigen Netzstruktur wird das Milanaise-Armband häufig auch als Mesh-Armband bezeichnet (Mesh = englisch für Masche). In der Renaissance und im Barock stellten erstmalig Goldschmiede aus Mailand Geflechte aus handgewickelten Drahtspiralen her, die sie zu Armbändern und Halsketten verarbeiteten – daher auch der Name “Milanaise”, der heute auch gängig für Uhrenarmbänder in diesem Stil ist. Milanaise-Uhrenarmbänder haben sich insbesondere ab den 1970er Jahren durchgesetzt, als die Omega Seamaster Ploprof 600m mit einem eben solchen Band lanciert wurde. Das Band dieser Profitaucheruhr wurde damals von Omega als “Shark-proof” beworben – daher auch der Spitzname “Shark Mesh”, den man auch heute noch vorfindet. |
Sehr ungewöhnlich beim Omega-Milanaiseband ist, dass es sich verjüngt – und zwar nicht nur in der Breite (um 2 mm, also im Falle der 20 mm-Variante von 20 auf 18 mm), sondern auch in der Dicke (von ca. 2,8 am Bandanstoß auf 2,2 mm an der Schließe) – das klingt nicht viel, zahlt aber auf den Tragekomfort ein.
Das Omega Milanaise-Band funktioniert ferner – und das ist für ein Band dieser Art ebenfalls eher untypisch – fast wie ein ganz normales, zweiteiliges Lederband: Im Prinzip fädelt man einfach das untere Ende mit den Löchern in die Schließe und drückt einen kleinen Klipp in eines der Löcher, um das Band zu fixieren. Das funktioniert im Alltag tadellos und schnell; entsprechend braucht das Band auch keinerlei separate Feinjustierung wie das beim Standard-Stahlband der Seamaster 300m der Fall ist.
Einen Nachteil hat dieses Funktionsprinzip aber: An der dicksten Stelle im Bereich der Schließe summieren sich die übereinanderliegenden Schichten auf rund 10 mm Höhe – beim Arbeiten am PC mit Maus und Tastatur ist das auf Dauer nicht unbedingt angenehm. Zum Vergleich: Die Schließe des Formex REEF GMT Mesh-Bandes kommt auf eine Höhe von ca. 8 mm.
Eine Eigenschaft, die typisch für Milanaise-Bänder ist, ist auch beim Omega-Mesh an Bord: Das Band schmiegt sich wunderbar angenehm um das Handgelenk, bringt aber eine gewisse “Grundsteifigkeit” mit – bedingt durch die feingliedrige Machart. Daher empfiehlt Omega das Band auch nur, wenn man einen Handgelenkumfang von mindestens 18 cm hat – das würde ich so auch unterschreiben. Allerdings hätte das Band gerne auch etwas länger sein dürfen: mit meinem Handgelenkumfang von 19 cm trage ich das Band (eher lockerer getragen) bereits im drittletzten oder vorletzten Loch (von insgesamt sieben Löchern).
Das Omega Milanaise-Armband ist in der Summe das beste Band dieser Art, das mir bisher untergekommen ist. Dennoch: So hervorragend die Qualität auch ist – das Band ist mit 800€ preislich jenseits von Gut und Böse. Da kann auch die gut verarbeitete, kostenlose rote Omega-Transportbox nicht drüber hinwegtrösten. Und jetzt vergleiche ich auch noch mal kurz Äpfel mit Birnen: Am Ende des Tages könnte man (nüchtern betrachtet) fast zwei Steinhart-Automatikuhren für das Geld des Omega Milanaise-Armbandes bekommen.
Gekauft habe ich es mir zähneknirschenderweise trotzdem, da ich es schon bei der Titan-Seamaster einfach absolut genial fand und daher unbedingt für meine Stahl-Seamaster haben musste. Dennoch: Das Omega-Mesh zeigt deutlich, dass bei Luxusuhren die Marke und die letzten Prozent Qualität überproportional stark an der Geldbörse nagen und nüchterne Preis-Leistungs-Diskussionen in diesem Preisbereich ohnehin müßig sind.
In dem Sinne ist das Omega Milanaise-Band eine gute (wenn auch teure) Option für Uhrenfreunde, die das Standard-Stahlband der Seamaster 300m als optisch etwas gewöhnungsbedürftig empfinden (und das habe ich schon ziemlich häufig gehört).
Das Omega Milanaise-Band ist in den Breiten 19, 20, 21 und 22 mm erhältlich und passt damit nicht nur an die Omega Seamaster 300m, sondern an fast alle Omega-Herrenmodelle, da das Band keinen vollintegrierten Gehäuseanstoß mitbringt. Nun darf man natürlich kritisch hinterfragen, warum ein 800€-Band keinen vollintegrierten Gehäuseanstoß mitbringt – ich muss aber sagen, dass ich persönlich diesen Umstand bei Milanaise-Bändern im Allgemeinen nicht als störend empfinde; vielmehr sehe ich es als charakteristisches Merkmal an. Und so überwiegt meiner Meinung nach der Vorteil, dass das Band – eine entsprechende Uhrensammlung und ein identischer Bandanstoß vorausgesetzt – von Omega-Uhr zu Omega-Uhr wandern kann. So macht das Milanaise-Armband beispielsweise auch an meiner Omega Speedmaster Professional Moonwatch keine schlechte Figur…
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UUPS! :-/
Kleiner Tip noch:Ich habe mehere “Messerschmitt Beobachter,Pilot,Navigator-Uhren”
mit sandgestrahltem Gehäuse und Millanaise-Band!
Der Bandanstoss ist bei allen kreisförmig und verschmilzt praktisch mit der Uhr!
…Für Diejenigen die der Meinung sind:”Stahl passe nicht zu Titan,muss ich sagen:”JEIN!”
Es kommt auf die Lichtverhältnisse an!Bei diffusen oder Sonnenlicht sieht man kaum einen Unterschied,ich glaube der”Träger”sieht hier nur intuitiv einen Unterschied,da “Er/Sie/Es/Beides*von der Materialunterschiedlichkeit Bescheid weiss!
ME.tendenziert gebürsteter Edelstahl eher zu Grau/Titanfarben!
Dir lieber Mario wünsche ich noch einen “friedlichen Sonntag!”
Live Long and Prosper
Dein
“personal THOR!” 😉
Nimm einfach das Band von der:”Heimdallr nttd-Edition!”
Günstiges Band plus Uhr!
mfg
THOR
Na ich weiß nicht, Thorsten – dann doch lieber Staib an einer höherwertigeren Uhr 😉
O.K….War ja auch nur ein Vorschlag für eine preiswerte Alternative. 🙂
Habe ja die “Heimdallr NTTD selber,und als “Alternative”kann ich die Uhr wärmstens empfehlen!
…Aber wer des Budges mächtig ist und schon im Besitz von einer “OMEGA-Seamaster”
ist,sollte auch mal bei Herrn HJ.Vollmer reinschauen!
Der macht in der Regel Sehr Gute Bänder und evtl.günstiger wie STAIB! 😉
LG
THOR
Naja, stimmt schon. Ist teuer, aber eben nicht mehr oder weniger wie jedes Stahlband einer Schweizer Luxusmarke im Nachkauf. Einzig Breitling ist bei einigen Bändern etwas günstiger. Tudor kosten die Bänder inkl. Schließe auch 900€, bei IWC sogar noch viel mehr.
Das Band gibt es im Onlineshop von Omega in der „Standardlänge“ wie im Artikel beschrieben. In Omega-Boutiquen und vermutlich auch bei Konzessionären ist das Band aber auch in einer etwas kürzeren und einer längeren Version erhältlich. Das kurze passt für Handgelenke von ca. 15 bis 18 cm, aber auch hier setzt die Steifigkeit die Untergrenze bei ca. 17 cm, kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Hi und danke für deinen Bericht 🙂
Kann man die Bänder selber tauschen oder müsste man für jeden Tausch zum Konzessionär?
Mit etwas Geschick und Bandwechselwerkzeug geht das auch selbst – natürlich auf eigene Gefahr 😉
Hi, ich habe eine Seamaster Titan Vintage und überlege, ob das Band passen könnte. Ist die Oberfläche satiniert und damit matt, oder eher hell silber glänzend?
Selbst ein mattes Stahlband sieht an einer Titan-Uhr nicht gut aus. Die beiden Metalle haben unterschiedliche “Farben”, hat Mario ja oben auch geschrieben. Nimm lieber das Titan-Mesh
Ist denn der Preisunterschied zu einem „Staib“ gerechtfertigt? Diese haben meines Erachtens auch eine hervorragende Qualität.
Hi Klaus, schwieriges Thema… ich sags mal so: die Staib-Meshs sind qualitativ nicht weit vom Omega entfernt, kosten aber signifikant weniger 😉
Danke für den interessanten Artikel! Gestern habe ich mir das Band für meine Speedy Moon bestellt (Breite 21mm), bin sehr gespannt und freue mich darauf.
Weiter so und beste Grüsse aus dem Schweizer Seeland 🙂