CODE41 hat sich in den letzten Jahren merkbar gewandelt: Die im Schweizer Lausanne ansรคssige Uhrenmarke, die mit den Zutaten der Kosten- und Herkunftstransparenz, eigenstรคndig-modernen Designs und einer Prise Swiss Made-Kritik groร geworden ist, konzentrierte sich in den letzten Jahren zunehmend auf technisch und/oder optische Besonderheiten wie beispielsweise einen peripheren Aufzugsrotor oder ein Gehรคuse (!) aus Saphirglas. Mit Erfolg: Die CODE41-Vorbestellerkampagnen sind stets stark frequentiert, die Umsรคtze pro Kampagne bewegen sich im Millionenbereich.
Besonderheiten wie die genannten haben aber natรผrlich auch einen Einfluss auf die Preise (die CODE41 damals wie heute transparent รผber eine Kostenaufstellung kommuniziert). Die eher gรผnstige Einstands-Modellreihe Anomaly, mit der CODE41 im Rahmen einer Kickstarter-Kampagne anno 2017 ein erstes Ausrufezeichen setzte (knapp 900 Unterstรผtzerย bzw. fast 550.000 CHF), wurde hingegen in den letzten Jahren etwas stiefmรผtterlich behandelt. Das soll sich nun Mitte 2022 mit einer Neuauflage in Form der CODE41 Anomaly-T4 รคndern…
- Gehรคuse aus 316L-Edelstahl, 1oo% recycelt
- Durchmesser 41,5 mm, Hรถhe 11,2 mm
- Entspiegeltes Saphirglas auf Vorder- und Rรผckseite
- Zeiger und Indizes mit Super-LumiNova
- Wasserdichtigkeit 10 bar / 100 Meter
- Schweizer Sellita SW200-1 S a Automatikkaliber, Ganggenauigkeit +/-7 Sekunden pro Tag, Incabloc-Stoรsicherung
- Gewicht: 111 Gramm (am Lederband)
- Preis: Ab 1488โฌ
- Vorbestellbar vom 29. Juni (15 Uhr MEZ) bis 21. Juli, direkt bei CODE41
Anomaly-T4: CODE41-Designsprache trifft Recycling-Gehรคuse
Anders als die CODE41 Anomaly Evolution kommt die neue Anomaly-T4 in einer skelettierten Optik – ein Merkmal, das die futuristisch-moderne Designsprache von CODE41 deutlich besser unterstreicht und sich nahtlos in die anderen Modellreihen wie X41, DAY41 oder NB24 einreiht. Ziemlich beeindruckend ist dabei die Tiefe des Zifferblattes: Die auรen liegende Minuterie geht “รผber Eck” in eine Schicht รผber, die ein รผber das gesamte Zifferblatt spannendes “X” beherbergt. Noch eine Etage tiefer kann man einen Blick auf die Mechanik des Automatikkalibers erhaschen.
Das “X” ist bei allen Varianten sehr dezent und fรผgt sich stimmig in das Gesamtbild des Zifferblattes ein. Wer es etwas auffรคlliger mag, der darf auf die Anomaly-T4-Variante mit dunkel-orange lackiertem “X” auf kontrastreichem Schwarz samt passendem R45-Kautschukband aus flexiblem, staubabweisendem und geruchsneutralen FKM schielen:
Durch die Skelettierung, die Einzug in die neue Anomaly-T4 erhalten hat, kommt das SW200-1 S a von der Schweizer Sellita SA zum Vorschein. Gut: Das bewรคhrte und robuste Kaliber, das baugleich mit dem ETA 2824-2 ist, kommt in der hรถherwertigeren Qualitรคtsstufe Elaborรฉ und mit der besseren Incabloc-Stoรsicherung (statt Novodiac). Das Werk wird in drei Lagen feinreguliert. Der mittlere Gang betrรคgt 7 ยฑ7 Sekunden pro Tag. Ein Sichtfenster aus Saphir erlaubt auch vom Gehรคuseboden aus den Blick auf das Kaliber.
Das Gehรคuse der Anomaly-T4 entspricht dem modernen Design frรผherer Anomaly-Modelle: bekannte Merkmale wie die Flanke mit einer schmalen Vertiefung (wodurch das Gehรคuse so wirkt, als sei es zweiteilig) oder die Sechskantschrauben an den Hรถrnern, die das Band fixieren, sind wieder mit an Bord. Auรerdem behรคlt CODE41 die Verbesserungen, die schon bei der Anomaly Evolution Einzug erhalten haben, bei – darunter insbesondere eine Erhรถhung der Wasserdichtigkeit auf 10 bar (zum Schwimmen geeignet), eine mit 11,2 mm angenehm flache und “Hemdรคrmel-freundliche” Gehรคusehรถhe sowie der bereits erwรคhnte transparente Gehรคuseboden, der den Blick auf die Mechanik freigibt.
Neu ist, dass das Gehรคuse der Anomaly-T4 aus 316L-Edelstahl in der Gรผte 4441 besteht. Es handelt sich dabei um um austenitischen Stahl, der eine besondere Gefรผgestruktur aufweist und dadurch eine hรถhere Bestรคndigkeit gegen aggressive Umgebungsbedingungen und insbesondere eine Resistenz gegenรผber Korrosion (Rost) aufweist. 316L-Edelstahl 4441 ist darรผber hinaus biokompatibel (keine Nickelausscheidungen) und wird daher fรผr medizinische Anwendungen eingesetzt (z.B. chirurgische Implantate, Prothesen, Kirschner Drรคhte).
Der Edelstahl des Gehรคuses ist auรerdem zu 100% recycelt. Das ist nicht wirklich neu im Bereich Uhren, unterstreicht aber die Tendenz, dass Uhrenhersteller zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen – kein Wunder mit Blick auf ein paar Statistiken: Knapp die Hรคlfte der deutschen Verbraucher gibt fรผr nachhaltige Produkte, die wiederverwendbar oder recyclebar sind, gerne mehr aus. Eine groรe Mehrheit von 85 Prozent ist auรerdem der Meinung, dass es wichtig ist, Produkte gezielt so zu konzipieren, dass sie wiederverwertet oder recycelt werden kรถnnen (sogenanntes Design for Recycling).
Insofern geht CODE41 mit dem Recycling-Gehรคuse sinnvollerweise mit der Zeit, wenngleich man natรผrlich durchaus kritisch einwenden darf, dass man sicherlich nicht die Welt rettet, wenn man eine Uhr mit ein paar hundert Gramm Recycling-Stahl kauft (im Jahre 2019 wurden weltweit insgesamt รผber 52 Millionen Tonnen Edelstahl produziert).
Auf jeden Fall kann man aber festhalten, dass CODE41 nicht einfach nur als Trittbrettfahrer im Bereich nachhaltiger Uhren unterwegs ist, sondern sich bei der Kooperationspartnerwahl offenbar eine Menge Gedanken gemacht hat: Hinter dem recycelten Stahl der CODE41 Anomaly-T4 steckt nรคmlich die Panatere SA. Das immerhin rund 40 Mitarbeiter groรe Unternehmen aus dem Schweizer Saignelรฉgier, das auch Teil der Kreislaufwirtschaftsvereinigung Circular Economy Switzerland ist, sammelt Edelstahlspรคne bei Unternehmen aus der Umgebung ein, die beispielsweise wรคhrend des Frรคsens von Werkstรผcken entstehen. Panatere ist vor allem bei Uhrenherstellern oder Herstellern von medizinischem Zubehรถr unterwegs, die im Umkreis von Saignelรฉgier tรคtig sind. Die eingesammelten Spรคne werden anschlieรend in einem solarbetriebenen Ofen eingeschmolzen, der in Zusammenarbeit mit der Eidgenรถssischen Technischen Hochschule in Lausanne entwickelt wurde und der weltweit erste solarbetriebene Industrieofen ist, der Stahl ohne Brennstoff oder Strom schmelzen kann. Mit Blick auf diesen Prozess, der auch noch etwas ausfรผhrlicher in der New York Times beschrieben wird, braucht man keinen Rechenschieber aus dem Keller zu holen, um festzustellen, dass der CO2-Fuรabdruck von diesem recycelten Edelstahl, der bei der CODE41 Anomaly-T4 zum Einsatz kommt, ein Bruchteil von dem Edelstahl betrรคgt, der im Bereich Uhren hรคufig aus der fast 10.000 Kilometer entfernten chinesischen Millionenmetropole Shenzhen importiert wird.
CODE41-typisch wickeln die Schweizer die neue Anomaly-T4 wieder รผber eine Vorbestellerkampagne ab, die am 29. Juni 2022 um 15 Uhr MEZ startet. Die Preise starten bei 1488โฌ (inklusive Steuern wohlgemerkt, die รผbernimmt CODE41) – das ist merkbar teurer als die allererste Anomaly, damals bei Einfรผhrung der Marke anno 2017. Dabei sollte man aber berรผcksichtigen, dass das Zifferblatt der Anomaly-T4 deutlich aufwendiger verarbeitet ist, der Recycling-Ansatz des Kooperationsunternehmens Panatere konsequent und durchdacht ist und dass die allgemeinen Preissteigerungstendenzen auch an CODE41 nicht spurlos vorbeigehen (viele Uhrenhersteller kรคmpfen damit, รผberhaupt Komponenten geliefert zu bekommen).
Von der CODE41 Anomaly-T4 sind zwei Chargen รก 600 Stรผck geplant. Die Auslieferung der ersten Charge ist fรผr Mรคrz/April 2023 geplant, die der zweiten Charge fรผr April/Mai 2023.
Hi Michael dass Code 41 die Kosten offenlegt ist doch fair! und der Aufschlag ist moderat. Auch Code 41 muร Gewinne erwirtschaften. Wenn Du die Herstellungskosten der Submariner Date wissen wรผrdest tja !!! oder was ein Sofa oder Kรผchenkasten in der Herstellung kosten und wie die verkauft werden.
Wenn ich zu den Kosten der Uhr noch die 19% MWSt. hinzurechne, komme ich auf fast genau 750Euro. Und dann sehe ich den VK von 1488 Euro und muss ein wenig schlucken. Das zum Beispiel meine Lieblingsuhr Submariner Date in der Herstellung weniger als die Hรคlfte des extrem prohibitiven Neupreises von 9400 Euro(ups, schon wieder teurer geworden) kostet, ist dem Renomee der Firma und der hohen Nachfrage geschuldet. Wie man als relativ kleiner Nischenanbieter mit einer รคhnlichen Spanne kalkuliert, erschlieรt sich mir nicht so ganz. Mutig, gierig oder die Regel? Die Uhren sind nicht so meins, aber nach der Kostenaufstellung haben sie mir noch weniger gefallen. Aber ich habe auch keine tiefere Ahnung รผber die Kalkulation in der Uhrenbranche. Finde ich trotzdem sehr รผppig.
Hi Michael, ein Aufschlagsfaktor auf die Kosten von 7-10 (!) ist bei Uhrenmarken, die bei stationรคren Juwelieren angeboten werden, nicht selten. Bei reinen Online-Marken ist ein Faktor von 3 nicht unรผblich (Formex hat beispielsweise mal transparent gesagt, dass sie mit 2,5 bis 3 kalkulieren). Insofern ist der Faktor von CODE41 (ca. 2,5) absolut im Rahmen, oder? ๐
Gerade ist mir erstmal die Kinnlade nach unten geklappt. Faktor 7-10 im stationรคren Handel! Wow, das ist schon sehr heftig (Augen auf bei der Berufswahl). Und gleich fange ich an zu spinnen: Was wรผrde so eine Sub Date wohl kosten, wenn man fair kalkulieren wรผrde? Aber ich schweife ab. Du hast natรผrlich recht, innerhalb dieses Systems ist der Faktor 2,5 noch relativ gering. Viel Geld ist es trotzdem.
Warum werden Code 41 Uhren nie gebraucht angeboten?
Schรถn, dass die Kostenstruktur offen gelegt wird, aber eine Gewinnspanne von รผber 100 % gegenรผber den Produktionskosten inkl. Der Entwicklungskosten ist sehr heftig.
Der Markt regelt das