Die Weihnachtszeit ist da, und mit ihr die oftmals heiß diskutierte Frage: Was macht einen Weihnachtsfilm eigentlich aus? Glitzerlichter, Lebkuchen, (mehr oder weniger) harmonische Familienzusammenkünfte … oder doch eher spektakuläre Explosionen (auch eine Art Glitzerlicht, oder?), Verfolgungsjagden und ein John McClane, der als Ein-Mann-Armee die Weihnachtsfeier rettet? Nun, für uns zählt alles, was man gemütlich auf der Couch mit einer Tasse Glühwein um die Feiertage herum genießen kann – und damit Filme wie Stirb Langsam, Kevin – Allein zu Haus und Lethal Weapon.
Dabei soll es in diesem Artikel um die Uhren gehen, die oftmals im Plot eine gewisse Rolle spielen: Von McClanes und Riggs pragmatischen TAG Heuer-Uhren (Stirb Langsam und Lethal Weapon), über eine verwanzte Omega DeVille (Der Staatsfeind Nr. 1) bis hin zur Rolex als „Währung“ in Kevin – Allein zu Haus.
INHALT
TAG Heuer-Uhr in Stirb Langsam – Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!
Stirb Langsam mit Bruce Willis in seiner Paraderolle als weihnachtsmuffeliger John McClane sowie Alan Rickman als Bösewicht Hans Gruber ist sicherlich kein familienfreundlicher Weihnachtsfilm, aber definitiv einer der besten Action-Streifen aller Zeiten, den man hervorragend als alljährliches Weihnachtsritual einbauen kann (sobald die Kids im Bett sind, versteht sich).
Zur Handlung: McClane fährt mit einer Limousine vom Flughafen Los Angeles zum imposanten Nakatomi Plaza-Hochhaus, wo die Firma seiner (entfremdeten) Frau ihre Weihnachtsfeier feiert. Plötzlich bricht die Hölle los, als eine Gruppe deutscher Terroristen die Party sprengt und alle Gäste in Geiselhaft nimmt. Die einzige Hoffnung: Einzelkämpfer McClane, der sich mit den Fähigkeiten, die er sich als Polizist auf den Straßen von New York angeeignet hat, in die Action stürzt. Kultig: Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke (im englischen Original: Yippie-Ya-Yeah, Motherfucker)!
Als treuen Begleiter trägt McClane stets eine Quarz-Uhr der TAG Heuer 3000-Serie am Handgelenk. Die 3000er knüpfte an die ersten beiden TAG Heuer-Taucheruhren-Kollektionen – der 1000 Series und der 2000 Series – an. Der Produktionszeitraum war relativ kurz: Während sich die 1000 und 2000 Series großer Beliebtheit erfreuten und mehrere Jahrzehnte überdauerten, blieb die 3000 Series nur etwas über fünf Jahre im TAG Heuer-Katalog und erfuhr während ihrer gesamten Laufzeit nur geringfügige Änderungen.
Bei der TAG Heuer 3000 handelt es sich um eine Mischung aus Chronograph und Taucheruhr. Das Zifferblatt ist grau mit applizierten Indizes und das kantige Gehäuse des Chronographen wird dabei durch eine markante 12-eckige Lünette aus Stahl betont – ein Merkmal, das wir auch heute noch bei der TAG Heuer Aquaracer vorfinden.
Da Polizeibehörden in aller Regel offiziell keine Zeitmesser an ihre Beamten ausgeben, muss die TAG Heuer eine private Anschaffung oder ein Geschenk von McClanes (Ex-)Frau gewesen sein. Sie hat einen waschechten „Tool Watch“-Charakter, perfekt für den ruppigen Auftritt als Ein-Mann-Armee von McClane. Fun Fact am Rande: In taktischer Manier trägt McClane die Uhr übrigens meistens auf der Innenseite des Handgelenkes, weshalb sie nicht besonders oft zu sehen ist – warum, das erfahrt ihr hier:
Weitere Uhren in Stirb Langsam: Rolex und Cartier
McClanes Frau Holly McClane/Gennero trägt eine Rolex (vermutlich eine Datejust), eine Erfolgsprämie der Firma und ein nicht besonders subtiles Zeichen für ihren steilen Karrierepfad, den sie auf eigenen Beinen stehend erarbeitet hat. In einer Szene ist Hollys herrlich unsympathisch gespielter direkter Vorgesetzter, die Koksnase Harry Ellis, der ganz offensichtlich ein Auge auf Holly geworfen hat, sichtlich eifersüchtig auf McClane und spielt ein kleines Machtspielchen: „Zeig ihm die Uhr.“ Holly blockt ab: „Das hat Zeit“, aber Harry Ellis lässt nicht locker: „Na los mach schon, muss dir doch nicht peinlich sein. Nur eine kleine Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit. Natürlich ’ne Rolex“. McClane antwortet cool und grinsend: „Werd‘ sie schon noch früh genug sehen“.
Achtung Spoiler: McClane hat die Rolex tatsächlich später noch aus nächster Nähe „gesehen“: Am Ende klammert sich Antagonist Hans Gruber, aus dem Fenster hängend und dem Tod ins Auge blickend, an die Rolex von McClanes Frau – und nur durch das Lösen des Bandes bekommt der Bösewicht endlich den Todesstoß, indem er in die Tiefe fällt.
Und es gibt noch einen weiteren spannende Zeitmesser zu sehen: Antagonist Hans Gruber, gespielt vom grandiosen Alan Rickman (auch bekannt für seine Rolle als Severus Snape in Harry Potter), trägt im Film eine gelbgoldene Cartier Tank – perfekt passend zu seinem Maßanzug. Und die Uhr zeigt auch, dass Gruber offenbar eine Menge (ziemlich sicher illegal erbeuteter) Knete hat.
Stirb Langsam ist (Stand Ende 2024) auf Disney+ zu sehen.
Kevin – Allein zu Haus und die Rolex als globale Währung
Es ist einer der Weihnachtsklassiker schlechthin: Kevin – Allein zu Haus läuft zuverlässig jedes Jahr im Feiertagsprogramm. Im direkten Vergleich zu Stirb Langsam ist der Film zwar fast schon harmlos, aber garantiert dennoch kein klassischer Weihnachtsfilm wie Drei Nüsse für Aschenbrödel.
In Kevin – Allein zu Haus will Kate McAllister, die Mutter des achtjährigen Protagonisten des Films, schnellstmöglich von Paris nach Chicago zurück, nachdem sie bemerkt hat, dass sie ihn zu Hause vergessen hat. Am Flughafen will sie daher mit einem älteren Ehepaar einen Sitzplatz im Flugzeug aushandeln und bietet unter anderem 500 US-Dollar und ein Computerlexikon. Und da erblickt die ältere Dame auch noch die Rolex an Kates Handgelenk.
Die ältere Frau fragt Kate daraufhin, ob es sich um eine echte Rolex handelt und Kate antwortet mit hochgezogenen Augenbrauen: „Glauben sie das ist eine?“. Die ältere Dame erwidert sichtbar verunsichert „Nein“, woraufhin Kevins Mutter sofort ein „Aber wer weiß das schon?“ hinterherschiebt, nur um dann noch mit einem Goldring und ihren Ohrringen schnell von der Rolex abzulenken.
Die Szene zeigt, dass Rolex-Uhren sowas wie eine universelle, globale Währung sind. Mini-Spoiler: Kate schafft es wieder zurück in die USA und trägt dabei noch ihren Schmuck – es hat also offenbar gefruchtet, dass Kate noch an die Nächstenliebe „von Mutter zu Mutter“ appelliert hat.
Die Rolex dürfte dabei (fiktiv) übrigens tatsächlich echt sein – nicht nur wegen Kates Reaktion, die darauf hindeutet, dass sie sich nur höchst sehr ungern von ihrem Zeitmesser trennen würde (es im Zweifel für ihren Sohn aber dennoch machen würde). Denn die McCallisters haben alles andere als am Hungertuch genagt: Wie die New York Times herausgefunden hat, wäre ein Haus wie das der McCallisters – das Original steht in Winnetka, einem Vorort von Chicago und einer der teuersten Gegenden der USA – demnach im Jahr 1990 nur für die obersten ein Prozent der amerikanischen Familien leistbar gewesen. Und so wäre es wohl auch heute noch – für eine Familie also, die über ein Einkommen von mindestens 305.000 US-Dollar im Jahre 1990 oder rund 665.000 US-Dollar im Jahre 2022 verfügt. Wie das Wall Street Journal Mitte 2024 berichtete, stand das Haus sogar zum Verkauf: Für umgerechnet knapp 5 Millionen Euro wurde das Anwesen, das im Keller einen Basketballplatz, eine Bar sowie ein Heimkino hat, innerhalb weniger Tage verkauft.
Kevin – Allein Zu Haus ist (Stand Ende 2024) auf Disney+ zu sehen.
Die verwanzte Omega DeVille in Der Staatsfeind Nr. 1
Im Film Der Staatsfeind Nr. 1 (Originaltitel: Enemy of the State, 1998) kämpft Will Smith kurz vor Weihnachten als gnadenlos ausgespitzelter Anwalt Robert Clayton Dean an der Seite von Gene Hackman gegen böse Geheimdienstler und um sein Leben.
Dreh- und Angelpunkt ist dabei eine Videoaufnahme, die die politisch motivierte Ermordung eines Abgeordneten durch die NSA (National Security Agency) zeigt, zufällig aufgezeichnet von einem Wildfotografen, der ein alter Studienfreund von Robert ist. Eine Visitenkarte führt die Mörder des Abgeordneten auf die Spur des Anwalts.
Die Mörder befragen Robert daraufhin in seinem Haus – Live-Videoübertragung inklusive. Einer der Lakaien, der die Befragung aus einem Überwachungswagen heraus beobachtet, zoomt an die Szene ran und fragt: „Was für eine Uhr ist das?“ Antwort: „Eine Omega“.
Ein paar Szenen später wird auch klar, warum das wichtig ist: Als Robert Sport macht, knacken die Lakaien Roberts Spind, um seine Omega gegen eine identische, aber präparierte bzw. verwanzte Omega auszutauschen – eine von insgesamt sechs Wanzen, die den Mördern dabei helfen Robert immer auf der Spur zu bleiben. Die Täter haben dabei sogar mehrere Modelle zur Auswahl dabei, damit der Tausch nicht auffällt.
Im folgenden bricht eine Schmutzkampagne über Robert herein, die zu heißen Verfolgungsjagden und später auch in einem Treffen mit den Drahtziehern gipfelt – und da spielt noch eine weitere Uhr eine Rolle: Roberts unfreiwilliger Helfer „Brill“ überreicht ihm eine Casio-Uhr, um exakt 4 Minuten bis zur Flucht zu timen. Der Omega hat sich Robert nämlich vorher schon mit einem beherzten Wurf vom Dach eines Hochhauses entledigt, als klar wurde, dass diese verwanzt ist (übrigens eine Omega DeVille, ein Geschenk seiner Frau zum Hochzeitstag). Robert kommentiert die Casio etwas abschätzig: „Oh, die hätten sie nicht kaufen sollen, da haben Sie ja 12, 13 Dollar für mich ausgegeben“.
Der Staatsfeind Nr. 1 ist (Stand Ende 2024) auf Disney+ zu sehen.
TAG Heuer Formula One in Lethal Weapon (1987)
Nach Stirb Langsam gibt es einen weiteren Actionklassiker aus den 80ern, in dem ein Polizeibeamter mit einer TAG Heuer unterwegs ist: Der frühere Green Beret Martin Riggs, gespielt von Mel Gibson in allen vier Lethal Weapon-Filmen, trägt eine schwarze TAG Heuer Formula One aus Kunststoff. Der Durchmesser: Grade mal 35 mm, was nach heutigen Maßstäben für eine Herrenuhr vergleichsweise klein ist. Die „Farbe“: vollständig schwarz, Ton-in-Ton.
Die Plastik-Formula One war damals unglaublich beliebt, denn sie war günstig und galt als cool – der Preis lag damals, Anfang der 90er, bei rund 200 US-Dollar. Sie kam 1986 auf den Markt, ein Jahr vor der Veröffentlichung von Lethal Weapon.
In Form der Kith Heuer Formula 1 (z.B. Referenz WA121L.BT0014) feierte die Uhr erst Mitte 2024 ein Comeback. Der Durchmesser ist mit 35 mm gleich geblieben, der Preis ist aber im Einklang mit der unaufhörlichen Preisspirale der heutigen Zeit – das Preisschild: 1500€.
Die Dynamik von Mel Gibson und Danny Glover als Roger Murtaugh („ich bin zu alt für diesen Scheiß!“) in Lethal Weapon bietet geniale Buddy-Cop-Action, gleichzeitig weist der Kultfilm einen überraschend festlichen Unterton auf und erzählt von Freundschaft und Nächstenliebe. Prädikat: Sehenswert!
Lethal Weapon ist Stand Ende 2024 auf Prime Video zu sehen (gebührenpflichtig).
Exot: Vintage-Jardur in Ronin (1998)
Obwohl Ronin um Weihnachten herum spielt, fehlt im Großen und Ganzen das festliche Gefühl. Trotzdem wartet der starbesetzte Spionagethriller mit allen Zutaten für einen Feiertagshit auf: Robert de Niro (einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler) geht auf die Jagd mit seinem Söldner-Team und bringt eine grandiose Verfolgungsjagd auf Rädern.
Robert De Niro trägt dabei eine Vintage-Uhr, eine Jardur Bezelmeter 960, den ein Pariser Händler als Requisite für den Film bereitgestellt hat (der Film spielt in Frankreich).
Die Uhr in Ronin wurde dabei eigentlich für den Einsatz durch Piloten konzipiert: Die äußere Lünette kann beispielsweise als Countdown-Timer verwendet werden. Charakteristisch ist insbesondere die rote Gradmesserskala auf dem Zifferblatt: Jardur war bekannt als Unternehmen, das Zubehör für Luftfahrt- und Fluginstrumente herstellte, darunter Flugrechner, Navigationsplotter und Winkelmesser. Die Idee hinter der „Gradmesser“-Skala war, dass ein Pilot sie zusammen mit dem Chronographen zur Berechnung von Kurven verwendet, kalibriert auf eine Standard-Drehrate von 3° pro Sekunde. Wenn der Pilot also eine 90°-Drehung machen und seinen Chronographen aktivieren wollte, musste er nur genau auf sein Handgelenk schauen: Bei 3° pro Sekunde erreichte der Pilot 90°, sobald der zentrale Chronographenzeiger die 30-Sekunden-Marke überschritten hatte.
Jardur erreichte nie den Bekanntheitsgrad von ähnlich positionierten Marken wie beispielsweise Longines und Breitling. Das ist wohl auch der Grund, warum die Marke oft unter dem Radar der Sammler bleibt.
Ronin ist Stand Ende 2024 auf Prime Video zu sehen (gebührenpflichtig).
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Als großer Film- und Uhrenfreund hat mir dein Artikel richtig gut gefallen. So eine Plastik Formula One für 200 Dollar ist schon mega cool.