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Die Menschheit sprintete in wenigen Jahrzehnten vom allerersten Motorflug bis zur Mondoberfläche. Verständlich, dass man sich früher für das Jahr 2000 eine Zukunft voller fliegender Autos und Raumkolonien ausmalte, oder? Retro-Futurismus nennt man das, also eine Art von Visionen bzw. technologische Prophezeiungen aus der Vergangenheit. Insbesondere in den 70ern entstand so ein Stil, der aussieht wie eine Zeitreise mit integriertem Fluxkompensator.

Die Vario Futurist dockt genau an dieser Nostalgie-Raumstation an und bringt das damalige Designgefühl zurück auf die Startrampe und zwar in einer Form, die Stanley Kubrick höchstpersönlich vermutlich als Requisite abgenickt hätte. Schauen wir uns das doch mal genauer an!

Eckdaten Vario Futurist:

  • Gehäusedurchmesser: 39 mm
  • Gehäusehöhe: 10 mm
  • Horn-zu-Horn: 47 mm
  • Bandanstoßbreite: 20 mm
  • Zifferblatt mit Sonnenschliff
  • Facettiertes Saphirglas mit innenliegender Antireflexbeschichtung
  • Leuchtmasse: Super-LumiNova C3/BGW9
  • Gehäusematerial: Edelstahl 316L
  • Miyota 9039 Automatikwerk mit hoher Frequenz, 24 Steine, 28,8 k/h, über 40 Stunden Gangreserve
  • Wasserdichtigkeit: 10 bar / 100 Meter
  • Armband: Pflanzlich gegerbtes italienisches Leder oder Stahlband (separat zu erwerben)
  • Preis: umgerechnet ca. 770€ inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer, direkt über vario.sg

Vario Futurist im Test

In Stanley Kubricks Meisterwerk 2001: Odyssee im Weltraum (1968) sprudelten die futuristischen Ideen nur so. Auch die Uhrmacherei spiegelte diese Ästhetik damals wider, mit neuer Technologie und unorthodoxen Formen – so beispielsweise zu finden bei Bulova Computron, Hamilton Pulsar & Co.

Und nun kommt Vario, eine noch recht junge Microbrand aus Singapur, und legt mit der Futurist eine Uhr auf den Tisch, die genau diesen Retro-Futurismus in analoger Form aufgreift.

Mit einem Durchmesser von 39 mm (Horn-zu-Horn 47 mm) und einer Höhe von überaus flachen 10 mm sitzt die Uhr angenehm am Handgelenk – hat aber trotz der kompakten Abmessungen eine alles andere als dezente Präsenz am Handgelenk: Dafür sorgen viele Detail und das allgemein auffällige Design, das fast ein bisschen so wirkt, als habe man ein Raumschiff auf die Erde geholt.

Insbesondere die fein gefrästen Linien in Verbindung mit der kantigen Gehäuseform sind absolut gelungen und hätten so in den 1970ern sicherlich genauso futuristisch gewirkt wie heute. An dieser Stelle sei auch noch mal betont, dass es keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, ein so hochgradig eigenständiges Gehäuse in dieser Preisklasse vorzufinden.

Eine weitere Besonderheit ist die Platzierung der Krone mitten auf der Oberseite des Gehäuses bei 12 Uhr. Dies sorgt nicht nur für eine sauber-symmetrische Optik, sondern auch für einen praktischen Vorteil: Die Krone ist so auf „natürliche“ Art und Weise geschützt und die Krone kann sich logischerweise auch nicht in den Handrücken bohren, wenn man das Handgelenk beugt. Die Position wirkt zwar zunächst ungewohnt, fügt sich aber wunderbar in das futuristische Konzept ein.

Schön: Auf dem Gehäuseboden findet sich die Gravur einer Szene, die offensichtlich von „2001: Odyssee im Weltraum“ inspiriert ist und in der Protagonist Dr. Dave Bowman eine futuristische Raumschiff-Schleuse entlanggeht – eine nette Anspielung, die das Thema der Uhr wunderbar unterstreicht.

Das facettierte Saphirglas

Was den Futurist außerdem von der Masse abhebt, ist zweifellos das facettierte, also durch Schleifen mit Facetten versehene, Saphirglas. Facettierte Gläser waren in den 1970er Jahren mal der „neueste heiße Scheiß“, der Hype flachte dann aber irgendwann wieder ab.

Ein Beispiel ist die zwischen 1972 und 1974 produzierte Vanac-Serie von Seiko: Neben den facettierten Gläsern zeichneten sich diese Uhren oft durch ungewöhnliche Farbkombinationen und kantige Gehäuse aus. 

Vario hat das Design aufgegriffen und modern interpretiert: Das Glas ist oben flach, sodass stets ein klares frontales Sichtfenster vorhanden ist, während die äußeren Bereiche abgeschrägt sind.

Das Glas bricht das Licht auf faszinierende Weise, was zu einem beeindruckenden Effekt führt, der je nach Blickwinkel den Eindruck erweckt, als würde man in eine andere Dimension blicken. Wenn man das Glas von der Seite betrachtet, wird die Verzerrung besonders deutlich – ein Detail, das man nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Fingern entdecken möchte. Gleichzeitig war das Fotografieren der Uhr eine kleine Herausforderung.

Passend zum Glas sind die applizierten Stundenindexe in der Mitte „geknickt“ – dadurch wird der visuelle Effekt noch verstärkt. Auch die Zeiger bergen ein kleines Design-Detail: Sie sind nicht vollständig um den Leuchtbalken herum geschlossen, sondern offen – ein bisschen wie eine Gabel.

Das Zifferblatt kommt mit sanften, fließenden Farbverläufen (Grün, Blau, Rot und Silber je nach Modell) und einem Sonnenschliff, der quasi in den bereits erwähnten gefrästen Gehäuselinien fortgeführt wird.

Trotz der stark gebrochenen Glas-Form bleibt die Ablesbarkeit des Zifferblatts jederzeit tadellos. Die visuelle Tiefe, die das Glas zusammen mit dem Blatt erzeugt, ist in der Summe überaus faszinierend.

Miyota 9039 an Bord

Im Inneren des Futurist schlägt ein Miyota 9039 Automatikwerk – eine bekannte Wahl für Marken, die eine präzise und zuverlässige Zeitmessung zu einem vernünftigen Einkaufspreis suchen. Das Werk, das von Citizen-Miyota als Konkurrenzprodukt zum Schweizer Sellita SW200-1 positioniert ist, bietet eine Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und sorgt mit einer Gangreserve von mehr als 40 Stunden für zuverlässige Leistung. Mit einer Höhe von nur 3,9 mm ist das Miyota-Werk ein wesentlicher Faktor, um das Gehäuse schlank zu halten. Die Ganggenauigkeit von -10/+30 Sekunden pro Tag ist per Spezifikation Miyota-typisch nicht das Gelbe vom Ei, Vario kitzelt aber offenbar deutlich bessere Werte aus dem Werk heraus:

Die Vario Futurist wird standardmäßig mit einem schön natürlich riechenden, italienischen Lederband geliefert, das sich auch schon nach wenig Tragezeit schön weich und anschmiegsam anfühlt. Mein Favorit ist aber dennoch eine andere Variante: Das (separat zu erstehende) federbelastete, gebürstete Edelstahlband im Vintage-Stil rundet das Design der Uhr meiner Meinung nach noch besser ab und sorgt für ein weiteres cooles, nostalgisches Detail.

Abschließende Gedanken

Die Vario Futurist hat einen grandiosen, retro-futuristischen (und ein bisschen nerdigen) Charme. Das Modell bietet eine moderne Neuinterpretation der damaligen Visionen, die sowohl die Technologie als auch das Design der Zukunft prägten – und das zu einem Preis, der in Anbetracht der gebotenen, überdurchschnittlich hohen Verarbeitungsqualität und der überaus eigenständigen Designideen als gerechtfertigt erscheint (648 US-Dollar, umgerechnet 560€ zzgl. Einfuhrumsatzsteuer/Zoll = 770€; Stahlband aufpreispflichtig).

Wer auf der Suche nach einer Uhr ist, die nostalgische Erinnerungen an die Anfänge des Weltraumzeitalters weckt, gleichzeitig aber mit den Annehmlichkeiten der heutigen Uhrmacherei punktet (Miyota 9015, Saphirglas…), wird mit dem Futurist seine wahre Freude haben.

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Lord Cord
2 Stunden zurück

Ich bin eher kein Fan von einer „eingelassenen“ Krone an der Stelle. Müsste man mal ausprobieren. Aber als Kind der Sternenzelt und klarer Science-Fiction-Leser, bin ich Fan von dem Wecker an sich. Coole Kanten, klares Blatt und ein absolut passendes Stahlband, zu dem mir sofort einfällt: Hat der Autor noch alle Haare an der Stelle?
In der Summe macht Vario hier vieles richtig und erweitert sein Portfolio wieder überraschend. Bleibt alles anders.
Danke fürs Mitnehmen!