Sie ist ein kleines Mysterium: Die fรผnfte kleine Tasche, die bei fast jeder Jeans auf die rechte Vordertasche genรคht ist (man spricht auch von 5-Pocket-Jeans). Manchmal stolpert man รผber die Bezeichnungen Coin Pocket (Mรผnztasche), Condom Pocket (Kondomtasche) oder Ticket Pocket (Tickettasche) – und tatsรคchlich nutzen viele die kleine Jeans-Tasche vorne, um beispielsweise Wechselgeld bzw. Kleingeld zu „parken“. So wirklich praktisch ist das meistens aber nicht, denn Kleingeld oder Ticket wieder aus der Mini-Tasche zu popeln kann ganz schรถn nervig sein. Und irgendwie vergisst man den Inhalt der kleinen Tasche auch regelmรครig vor der Wรคsche, oder?
Doch was ist historisch betrachtet der Sinn und Zweck hinter der fรผnften kleinen Jeans-Tasche?
Tatsรคchlich hatte die im Jahre 1873 von Levi Strauss auf den Markt gebrachte Jeans zunรคchst nur vier Taschen. Die fรผnfte Tasche kam erst einige Jahre spรคter hinzu – um ein ganz konkretes Problem zu lรถsen (und ja, das hatte was mit Uhren zu tun… ๐ ).
Kleine Jeans-Tasche vorne: Die Erfindung der Watch Pocket durch Levi Strauss
1852 erรถffnete Levi Strauss, ein Immigrant aus Bayern, einen Handel fรผr Schneiderei-Bedarf in San Francisco. Und so kam es auch, dass sich Levi Strauss und der Schneider Jacob Davis zusammengetan haben, um robuste Hosen fรผr hart arbeitende Menschen in Minen, Fabriken, auf den Feldern oder Cowboys zu entwickeln – die beiden kombinierten Verstรคrkungen aus Kupfernieten mit robustem Denim und produzierten auf Basis eines am 20. May 1873 erhaltenen Patents die ersten โWaist Overalls“, aus denen spรคter die klassische Blue Jeans hervorgegangen ist (Patent Nummer US139121A). Im Patent ist die fรผnfte kleine Tasche noch nicht vorhanden, diese kam erst ein paar Jahre spรคter hinzu.
Levi Strauss und Jacob Davis adressierten mit der spรคter ergรคnzten kleinen Tasche ein ganz konkretes Problem: Da sich Armbanduhren erst deutlich spรคter durchsetzten (durch heimkehrende Soldaten, die merkten, dass am Arm getragene Uhren nicht nur im Kampfeinsatz extrem praktisch sind), sollte mit der fรผnften kleinen Tasche die sichere Unterbringung von Taschenuhren gewรคhrleistet werden, damit diese nicht durch Zusammenstoรen mit anderen Gegenstรคnden in der „Haupt“-Tasche zerkratzen. Das Band oder die Kette, die typischerweise die Taschenuhr vor Verlust sichert, konnte gleichzeitig beispielsweise am Gรผrtel oder am Knopfloch der Weste befestigt werden. Der historisch korrekte Name fรผr die kleine Tasche ist entsprechend „Watch Pocket“ oder auch „Fob Pocket“ (Uhrtasche).
รbrigens: Die Watch Pockets waren damals deutlich grรถรer als heute, denn Taschenuhren hatten typischerweise ziemlich ausladende Durchmesser von รผber 45 mm – viel mehr als ein paar Mรผnzen passen heute meistens nicht mehr in die kleine Tasche, weshalb diese fรผr die allermeisten Menschen vรถllig sinnfrei ist. Sie hat sich aber dennoch gehalten – irgendwie wรผrde eine Jeans ohne diese Tasche auch nicht fertig aussehen, oder?
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ein ZIPPO Feuerzeug ist Maรgeschneidert fรผr die Tasche!!!…LG…THOR
Danke fรผr den Artikel, schรถn geschrieben. Eine Sache muss man aber beachten: Eine Unterbringung einer Taschenuhr in so eine Tasche ohne die Uhr an sich gegen Staub und vor allem Fusseln, die sich durch die Bewegungen des Trรคgers automatisch bilden werden, zu schรผtzen, hat fatale Folgen: Irgendwann dringen diese in die Uhr ein und lassen das Uhrwerk stoppen. Eine Taschenuhr ist selten besonders abgedichtet. Eine Taschenuhr wurde immer in einer Jacke oder Jackett getragen, wo das Risiko eines Abriebs des Stoffes deutlich geringer ist. Zudem wurde die Uhr in einem kleinen Ledersรคckchen aufbewahrt, die zusรคtzlichen Schutz geboten hat. Daher sollte man eine Taschenuhr besser in einem Behรคlter am Gรผrtel tragen oder mit ganz traditionell in der Tasche einer Weste.
Ich trage dort seit Jahrzehnten mein Taschenmesser, was auch entsprechende Wetzspuren hinterlรคsst. Ich hatte nur wenige Jeans, wo es nicht hineinpasste. Einen Vorteil bringt das sperrige Taschenmesser in dieser Tasche noch mit sich: Die Geldbรถrse ist vor Herausfallen oder Entwendung gut geschรผtzt.
Auch ein guter Anwendungszweck ๐
Danke fรผr den netten und wie immer gerne gelesenen Artikel!
Hab in meiner Jugendzeit Ende 60er Anfang 70er Jahre gerne Taschenuhren getragen. Die billigen Anker-Taschenuhren aus Ostproduktion von Quelle wรคhrend der Arbeit und ein Erbstรผck von Longines in der Freizeit. Dabei habe ich auch schon die praktische fรผnfte Jeanstasche geschรคtzt.
Danke fรผr deinen Kommentar, Walter ๐
Danke fรผr den Artikel. Sowas macht Spaร am Montag morgen zu lesen ๐
Danke fรผr den wie immer gut recherchierten Artikel. Ich habe mich in meiner Jugend auch รถfter gefragt, wozu die kleinen Taschen an meinen geliebten Wranglers oder Levis gut sind, bis mich meine Oma รผber den Sinn und Zweck aufklรคrte.
รbrigens eignen sich die Watch Pockets auch prima fรผr die Unterbringung eines Feuerzeugs von ZIPPO. Ich wusste das als Motorradfahrer und Raucher immer zu schรคtzen.