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In der Microbrand-Szene geht es in den letzten Jahren erfreulich unkonventionell zu – neue Materialien, frische Designs, direkte Community-Interaktion. Oder ein Mix aus allem. Ein ziemlich gutes Beispiel dafür liefert die neue Kollaboration zwischen der schwäbischen Uhrenmarke HEINRICH und dem Uhren-YouTuber flomp89: Auf Basis des Modells Helicoprion bringen Wolfgang Heinrich und Florian Bach mit der neuen Amethyst-Variante ein stark reduziertes, tiefviolettes Edelstein-Zifferblatt in ein sportlich-robustes Gehäuse. Auch eine Variante mit „klassischem“ Helicoprion-Gesicht steht zur Auswahl…

Spezifikationen in der Übersicht

  • Made in Pforzheim
  • Zifferblatt aus Tigerauge oder Grünem Aventurin
  • Gebürstetes Edelstahlgehäuse mit polierten Kanten
  • 40mm Gehäusedurchmesser
  • Kastenförmiges Saphirglas mit beidseitiger Anti-Reflexionsbeschichtung
  • Leuchtmasse: Swiss Super-LumiNova BGW9
  • Horn-zu-Horn 47,8 mm
  • Höhe 12,9mm (gemessen ohne Saphirglas)
  • Gewicht (am Stahlband): 154 Gramm
  • Lünette: Vertikal gebürsteter Edelstahlring mit 12 Schrauben
  • Swiss Made Sellita SW200-1 Elaboré (+/- 7 Sek/Tag), Reglage in vier Lagen
  • Verschraubte Krone
  • Beads of Rice-Armband mit gebürsteten und polierten Stahlgliedern, Schließe mit Feinjustierung
  • Wasserdichtigkeit 200m (20 bar)
  • Limitiert auf jeweils 50 Stück, Seriennummer graviert auf dem Boden
  • Bestellbar ab sofort zum Preis ab 989€, direkt über heinrich.watch

Tipp: Bewegte Bilder zu den beiden neuen Uhren gibt’s auch in unserem YouTube-Video:

Von der Raststätte zum Edelstein-Zifferblatt

Dass das Design der neuen Amethyst-Variante eher aus einem Skizzenblock als aus einem Business-Meeting stammt, passt perfekt zu diesem nahbaren Community-Ansatz: Die ersten Ideen entstanden tatsächlich an einer Autobahnraststätte mit einer bekannten Burger-Braterei – dort haben Florian „Flomp89“ Bach und Wolfgang Heinrich Anfang des Jahres die ersten Skizzen diskutiert.

Der Plan: Die Helicoprion sollte nicht komplett neu erfunden, sondern auf eine wesentliche Nuance reduziert werden – durch ein neues Zifferblatt aus Stein. Aber eben nicht irgendein Stein, sondern Amethyst – ein Material, das man in der Uhrenwelt bislang kaum zu Gesicht bekommt (spontan fällt mir da nur die Venezianico Nereide Ametista ein).

Was macht Amethyst besonders?

Amethyst gehört zur Quarz-Familie, ist in seiner Struktur aber durch feinste Eisenverbindungen und natürliche Strahlung violett gefärbt. Je nach Lichteinfall changiert der Farbton zwischen kühlem Lavendelblau, tiefem Violett und fast schwarzem Lila. Die Maserungen sind unregelmäßig, manchmal fast rau – jedes Zifferblatt ist ein Unikat.

Dass die Wahl ausgerechnet auf Amethyst mit seinen Violett-Nuancen fällt, ist sicher kein Zufall: Florian und Wolfgang sind Mitglieder des Uhrenclubs Westerwald, dessen Club-Farbe Violett ist.

Im Gegensatz zu optisch ruhigeren Steinen wie Onyx oder Jaspis hat Amethyst eine gewisse „Unberechenbarkeit“. Mal ist das Blatt „wolkig“, mal fast klar strukturiert. Genau das macht den Reiz aus – Technik und Natur prallen sichtbar aufeinander, ohne sich gegenseitig zu stören. Besonders auffällig sind auch die (besonders bei direktem Licht) metallisch glänzenden Fragmente, die auf feine Einschlüsse anderer Mineralien hindeuten. Für Esoterik-Affine: Der Amethyst soll negative Energien abwehren, ein schützendes Energiefeld aufbauen und dabei helfen emotionale Turbulenzen zu beruhigen. Hört, hört!

Was die Verarbeitung bzw. Produktion von Amethyst in Form von Zifferblättern betrifft: Stein ist nun mal Stein – eine dünne Scheibe aus einem feinkristallinen, relativ harten Mineral zu schneiden ist gar nicht ohne: Der Aufwand ist relativ groß, der Ausschuss hoch. Umso erfreulicher, dass die Uhr weiterhin in einem erschwinglichen Rahmen bleibt (alles andere hätte mich bei HEINRICH aber auch gewundert).

Die Flomp89-Variante

Was sofort auffällt: Die Flomp89-Variante ist puristisch-reduziert, aber nicht steril – dafür sorgt schon der Amethyst mit seiner charakteristischen Optik. Die auf vier Positionen (12, 3, 6, 9) sparsam eingesetzten Indizes sind das Einzige, was das Zifferblatt strukturiert. Keine Ziffern, keine Minuterie auf dem Rehaut, kein Schnickschnack. Die vier Indizes unterscheiden sich dabei durch ihre spitz zulaufende Machart und zurückhaltendem Einsatz von Super-LumiNova an den Seiten deutlich von den Indizes beim klassischen Helicoprion-Gesicht.

Der Clou liegt aber insbesondere im Zusammenspiel mit der Lünette: Die 12 Schrauben (die übrigens löblicherweise perfekt ausgerichtet sind) greifen die reduzierte Gestaltung der Indizes auf – und übernehmen fast beiläufig eine funktionale Rolle im Gesamtbild. Ein Designkniff, der genauso clever wie unaufgeregt wirkt.

Der um das Zifferblatt laufende applizierte Ring, auf den auch das „Made in Germany“ gewandert ist, sorgt für Tiefe, ohne das Design zu überladen. Nicht mal ein Datum ist auf dem Blatt zu finden – zumindest nicht bei der hier gezeigten puristischen Flomp89-Variante. Schön: Die „Ghost Position“ des Datums wurde entfernt.

Und sonst so? Helicoprion bleibt Helicoprion

Die Basis bleibt wie bereits erwähnt die bewährte Helicoprion – ein Retro-inspirierter Sportuhrenentwurf mit 70er-Flair, massiver Präsenz und typischem Genta-Zitat. Das Gehäuse ist unverändert fein gebürstet, abgerundet von einer polierten Fase und kommt mit kompakten Dimensionen von 40 mm Durchmesser, 47,8 mm Horn-zu-Horn und 12,7 mm Höhe.

Neben der puristischen flomp89-Variante gibt es auch eine „klassische“ Amethyst-Helicoprion mit demselben Gesicht, das wir schon bei der HEINRICH Helicoprion Stone/Edelstein mit Tigerauge- und Grüner Aventurin-Zifferblatt kennengelernt haben – zwölf applizierte Stundenindizes und Minuterie sind hier an Bord.

Übrigens: Bei der unten noch mal im Detail gezeigten Variante ist auch wieder ein klassisches, symmetrisch auf „6 Uhr“ untergebrachtes Datum an Bord. Schön: Die Datumsscheibe ist farblich ans Zifferblatt angepasst – kein weißer oder schwarzer Standard-Klotz inmitten von Amethyst. Danke, Wolfgang!

Das haptisch und optisch gelungene Stahlband im „Beads of Rice“-Stil ist wenig überraschend ebenfalls wieder mit an Bord und kommt mit einer Schließe mit werkzeugfreier Feinjustierungsmöglichkeit – etwas, das ich insbesondere im Sommer nicht mehr missen möchte, um bei Bedarf bzw. „on the fly“ schnell und werkzeugfrei etwas Luft an den Arm zu lassen. Ein schönes Detail ist auch die Perlage im inneren Bereich der Schließe – die ist im geschlossenen Zustand zwar gar nicht sichtbar ist, spricht aber für viel Liebe zum Detail.

Optional bietet HEINRICH ab Ende Juli 2025 auch ein neues, in Deutschland handgefertigtes Lederband aus Kalbsleder mit Eidechsenstruktur in seidenmatt an, das – genau wie das Stahlband – mit Schnellwechselfederstegen kommen wird (hier in den Bildern sind die Schnellwechselfederstege noch nicht verbaut). So richtig warm werde ich persönlich nicht mit der Kombination, allerdings bin ich grundsätzlich auch kein großer Lederband-Fan. In jedem Fall kann man festhalten, dass sich die Optik der Helicoprion, egal ob flomp89- oder Klassiker-Variante, so deutlich wandeln lässt und das Reinweiß auch optisch gut passt (jedenfalls meiner Meinung nach besser als ein violettfarbenes Band – das wäre dann doch a bissla too much auf der „Knallt ganz schön“-Skala gewesen).

Angetrieben wird die Helicoprion Amethyst wie gehabt von einem zuverlässigen und Service-freundlichen Schweizer Sellita SW200-1 in der höheren Qualitätsstufe Elaboré, die per se eine Ganggenauigkeit von +/-7 Sekunden pro Tag garantiert und eine Incabloc-Stoßsicherung an Bord hat. Der Uhrmacher in der Pforzheimer Produktion legt außerdem an jedem Kaliber noch mal zusätzlich Hand an, um die Uhren zusätzlich feinzuregulieren und so die Ganggenauigkeit weiter zu verbessern (Reglage in vier Lagen).

Mehr: Sellita SW200-1 & Co. aus Uhrmachersicht: Qualitätsstufen, Materialien, Verarbeitung

Abschließende Gedanken

Die Kombination aus technisch-tooligem Gehäuse, reduziertem Zifferblatt und einem ungewöhnlichen Material, das man eigentlich eher in Schmuck als in Sportuhren findet, ergibt eine Uhr mit einem ganz neuen Charakter. Was flomp89 und HEINRICH hier abliefern, ist eine durchdachte Weiterentwicklung innerhalb einer ohnehin sehr eigenständigen Helicoprion-Linie. Dass sie dabei einen Echtstein einsetzen, ist ein Bonus – und eine schöne Erinnerung daran, dass Uhrendesign sich auch mal aus der Deckung trauen kann. Und wer es etwas weniger gewagt mag, der schielt vielleicht zur Variante mit dem klassischen Helicoprion-Zifferblattaufbau (Datum, 12 applizierte Indizes etc.).

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Joachim
16 Stunden zurück

An sich gefällt das sehr reduzierte flomp-design. Aber datum hätte ich trotzdem gerne.